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The Sensitives & WHAT With Higheels AganisT

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Patsy Stone spielt voll Eifer mit einer roten Gitarre auf einer Bühne

Bitte, what?! Was macht denn Patsy von Patsy Stone auf diesem Titelbild, wenn es doch ein Konzertbericht von The Sensitives und der Bernauer Band WHAT als Support vom 21.03.2025 ist?

Tja, wer es weiß, der weiß, kann ich da nur sagen. Wer es nicht weiß, weiß es in 3-2-1: Patsy steht jetzt ersatzweise für Susi fest bei WHAT an der Gitarre. Susi macht eine Pause und kommt dann vielleicht irgendwann zurück als dritte Gitarre. Auf jeden Fall gehört jetzt Patsy also nach Cut My Skin mit Patti Pattex und Patsy Stone fest zu WHAT. Die neue Besetzung funktioniert bestens und Patsy ist mit vollem Einsatz dabei. Wir hatten sie auch schon beim Vinyl-Keks zum Interview, das ihr hier nachlesen könnt.

WHAT 2025- Bernauer Vogelperspektive

Nächste Frage: Wieso spielt denn eine Gitarristin aus Berlin in Bernau im Schwarzwald? Wer es weiß, der weiß… dass es Bernau zweimal in Deutschland gibt. Nämlich im Schwarzwald und bei Berlin, im strandsandigen Brandenburg mit seinen Seen und hohen Kiefern. Unauffällig schmiegt es sich umgeben von Heidekraut, Heidelbeeren und Maronen-Pilzen im Speckgürtel an die Millionenmetropole und kocht sein ganz eigenes Punkrocksüppchen. Lecker, BNO-Festival und Bernau Punkrock League! Kurzes Namedropping an dieser Stelle: OXO86, Mona Reloaded und eben auch WHAT. Im Shop der Bernau Punkrock League könnt ihr hier die LPs von WHAT erstehen, oder ein T-Shirt, das auch Sängerin Laura anscheinend ganz gerne trägt.

 

Laura, die Sänergiern und Gitarristin von WHAT singt in das Mikrofon, sie hat eine weiße Gitarre
WHAT 2025- Laura mit Bernau Punkrock League Shirt

Bernau hat sogar eine massive, alte Stadtmauer und eben an jener auch den Klub am Steintor. Das wollte ich euch natürlich nicht vorenthalten.  Und deswegen habe ich mir dieses Konzert im Klub am Steintor vorgenommen und nicht das andere Konzi in der Hauptstadt. The Sensitives haben nämlich am Tag zuvor, den 20.03.25, ebenfalls mit WHAT zusammen gespielt, im Schokoladen in Berlin. Na klar, der Schokoladen! Wer kennt ihn nicht? Klein und – süß, wie der Name schon vermuten lässt. Dank der langen Haltbarkeit von Bitterschokolade ist diese in der Großstadt gelegene Punk-Location schon seit Jahrzehnten an unserer Seite.

Umso interessanter ist es aber, mal den Fokus auf das Berliner Umland zu setzen und zu erkennen, dass man dem auch in der angrenzenden Kleinstadt seit Jahrzehnten in nichts nachsteht. Hier zum Beispiel mit einem Konzert der schwedischen Punkband The Sensitives. Mit der Punkrockband WHAT aka With Higheels AganisT wird das sogar ein Heimspiel. Dezi, der Mann am Bass, macht Luftsprünge, das Publikum freut sich.

 

Der Bassist springt in die Luft, er hält eine türkisen Bassgitarre, die er dabei spielt
WHAT 2025 – Luftsprung

 

Trotzdem lässt sich die Nähe zur Hauptstadt, die in kurzer Fahrzeit und wenigen Stationen mit der S-Bahn erreicht wird, niemals wegwischen. Und so kommt es vor, dass die Einwohner:innen von Bernau der großen Stadt gerne zur Hilfe kommen wollen, wenn es zum Beispiel um eine Nazi-Demo am nächsten Tag dort geht. Der Song „Bunte Finger“ von WHAT, ist schon einige Jährchen alt. Darin wird mit deutschen Texten der Widerstand gegen rechte Demonstrationen besungen. Der Song hat nichts an Aktualität verloren.

 

WHAT 2025- Dezi, Laura, Patsy sind zu Sehne, Dezi am Bass steht ganz vorne, dahinter sieht man Laura und Patsy.
WHAT 2025- Dezi, Laura, Patsy

Deshalb gibt es auch die Empfehlung in der Ansage der Band, am nächsten Tag ins benachbarte Berlin-Friedrichshain zu fahren und Haltung zu zeigen. Wider den Nazi-Aufmarsch-Tourismus, der Berliner:innen und auch anderer Städte Menschen auf die Pelle rücken möchte.

Michelle, die Drummerein, haut auf die Trommel
WHAT 2025- Michelle

Wie auch immer, Berlin ist den Demo-Tourismus gewohnt, wird möglichst friedlich dagegen demonstrieren und es überleben. Die Teilnehmenden Neonazis sind inzwischen wohl leider vermehrt Minderjährige, teils nicht minder gewaltbereit allerdings. Ganze 100 Meter kam der Neonazi-Aufzug voran, bevor die Rückreise angetreten werden musste nach JWD (Berliner Scherz-Abkürzung für Janz Weit Draußen…)   Der RBB berichtete, es gab Festnahmen und Rangeleien auf beiden Seiten. 

Achtung: Kleiner Einschub von mir, in dem es nicht um das Konzert geht.

Wo kommt all der Hass her? Ich weiß es nicht, aber er ist auch nicht neu. Wenn ich mich allerdings in die Pandemie zurückversetze, denke ich an schlimme Dinge: Eine isolierte Kindheit, häusliche Gewalt, eingepfercht mit den Aggressoren auf engstem Raum. Statistisch sehen wir einen ständigen Anstieg von Gewalt gegen Kinder, um die es mir hier mal im kleinen Einschub geht. Manchmal frage ich mich: Wie viele Kinder und Jugendliche wurden in der Pandemie in einer lieblosen Familie ganz alleine gelassen in einer ausweglosen Situation? Das macht sich vielleicht irgendwann einmal gesellschaftlich bemerkbar. Andere wiederum haben es gut gehabt zuhause und die Liebe sowie Aufmerksamkeit erfahren, die sie brauchten zum Großwerden. Das Leben ist nicht fair. Gewalt ist keine Lösung, erst Recht nicht gegen Kinder. 

Es mag für manche schwer vorstellbar sein, woanders liebevoll angenommen zu werden, neue Freundschaften zu finden und wirklich stolz auf die eigenen Taten zu sein, zum Beispiel mit einem Ehrenamt, im Sportverein, einem Hobby oder im Beruf. Es gibt jedoch mehrere Adressen als Hilfe beim schwierigen Ausstieg, hier ist eine davon: Exit  Und für alle Fälle kommt hier noch das Kinder- und Jugendtelefon, die Nummer gegen Kummer. Entsprechende Hotline-Nummern stellen wir auch im Artikel bereit, wenn es zum Beispiel um Depressionen geht. Ich teile lieber einmal zu viel diese Nummern.

Zu den Lyrics von „Bunte Finger“ und den anderen Songs gibt es übrigens hier mit WHAT ein Interview beim Vinyl-Keks, wo noch mal ausführlich auf die verschiedenen Songs eingegangen wird, die teilweise auch heute Abend gespielt wurden. 

Dezi mit einer Türkisen Bassgitarre
WHAT 2025- Bass

Nach der Umbaupause schallt dann dann „Born To Lose“ von Johnny Cash durch die Boxen, es ist der Auftakt zum The Sensitives  Auftritt. Sie nehmen sich die Bühne, das Publikum tanzt ausgelassen!

The Sensitives spielen auf einer Bühne und sind aus der Vogelperspektive zu sehen.
The Sensitives – Bernauer Vogelperspektive

 

Für das Trio ist es klar, dass wir lieben und leben können und sollen, wie wir wollen. Das machen sie dann auch unmissverständlich in ihrer Ansage für den Song „God Knows nothing about us“ verständlich.

Paulina sing in ein Mikrofon, das Foto zeigt Lichtkreise als Bokeh-Effekte
The Sensitives 2025 – Paulina

Eine Ansage gegen Sexismus startet Paulina gerichtet an „mostly all of us, who are refusing…“, und dann wird aus ihrem normalen Tonfall bei der Vervollständigung ihres Satzes ein super wütender Schrei:„…to shut the fuck up!“. Danach beginnt augenblicklich der knallige Song „Raise my voice“.

Paulina singt expressiv ins Mikrofon
The Sensitives 2025- Paulina

Das Publikum tanzt und lässt sich mitreißen von den energischen Stimmen und den schnellen Beats.

Beim nächsten Song kommt eine Ansage für „Punch“ von Martin, die habe ich euch hier 1:1 in Englisch mitgebracht als kleines Zitat:

And I think we’re creating an environment where it’s okay for a man to ask for help and where a man offers help when somebody fucking needs it. We can create an environment where we can talk about things before things get out of hand and just act like decent, civilized human fucking beings. And I really think we can do this, and I think it’s our goddamn fucking obligation to do this. It’s not just that. It’s called punch.

Den Song „Punch“ zum Nachhören findet ihr hier. 

 

Sänger und Gitarrist Martin macht eine Ansage, im Hintergrund ist Paulina zu sehen
The Sensitives 2025 – Ansage von Martin 

Der Rock’n’Roll angehauchte Song von Martin zieht total mit und ist wie immer gut tanzbar, der Spaßfaktor groß geschrieben auch bei schweren Themen. In dem Song geht es letztlich um das Thema Gewalt, ähnlich wie ich es oben schon im Einschub  beschrieben habe. Vor allem, dass diese wiederum Gewalt auslöst.

Auch zum Song  „Learn from my mistakes“ hat Martin noch eine eindrückliche Ansage parat. Ich habe sie ebenfalls für euch mitgebracht, aber diese Mal aus dem Englischen übersetzt:

Und wenn diese verdammten Führer versuchen, uns dazu zu bringen, uns gegenseitig zu bekämpfen, anstatt die korrupte Macht zu bekämpfen, die sie selbst verkörpern, ist es wirklich verdammt wichtig, dass wir uns daran erinnern, uns niemals von ihnen auseinanderreißen zu lassen. Lasst sie uns niemals auseinanderreißen.

 

Der Drummer von The Sensitives sitzt vor dem Banner der Band am Schlagzeug und trommelt
The Sensitives 2025- Magnus

Man könnte meinen, ich habe mir die Ansagen heute mal richtig gut notiert. Yep, habe ich! Wie oft habe ich mich geärgert, dass ich das nicht getan hatte. Deswegen wird das jetzt eine Ansagensammlung. Hehe!

Was soll ich sagen, irgendwann zwischendurch kam dann auch die klassische Ansage, die „Alte weiße Männer“ betraf. Die sollten jetzt nämlich beim nächsten Song mal Platz machen und hinten bleiben, während alle anderen nach vorne kommen sollten. Welche Band das jetzt genau war, habe ich leider vergessen, obwohl ich mir die Ansage als solche immerhin notiert habe. Notizen mache ich mir nämlich grundsätzlich beim Konzi, nur war ich wohl abgelenkt(?) und habe es verplant den Namen mitzuschreiben. Es ist mir entfallen, verfluchte Schlamperei. Sorry, not sorry! Die Chance ist 100%, dass es WHAT oder The Sensitives waren -hehe- und es steht 50:50, dass ihr richtig liegt. Ich bemühe jetzt daher nicht den Telefonjoker und auch den Publikumsjoker lass ich in der Tasche. Ist schlussendlich auch nicht wichtig, wer’s genau war, weil erstens passt’s zu beiden und ist ja zweitens auch nichts neues. So!

Und deshalb, jawohl, tat sich auch einfach nichts im Publikum auf diese Ansage. Kaum jemand rührte sich mehr, alles blickte erwartungsvoll in die Runde, ob Bewegung in die Sache kommt. Kam es aber nicht! 

Paulina macht eine kurze Pause und fährt sich durch die Haare
The Sensitives 2025- Paulina

Und dann, als sich die Augen an die Dunkelheit im Zuschauerraum mit seinen ca. 150 Personen gewöhnt hatten, war klar, warum sich nichts tat. Die FLINTA waren eh schon vorne. Das braucht man den Leuten in Bernau nämlich nicht extra zu sagen, das wissen die auch so und stehen gut gemischt und nach Größe sortiert  😉 zusammen. Woanders kommt da nämlich sehr wohl noch richtig Bewegung rein, wie ich öfter erlebe, hier war es aber nicht so. Wenn das so weiter geht, werden eines Tages die armen „alten weißen Männer“ nach vorne humpeln sollen. Aber noch ist es nicht so weit, Männer. Geduld bitte, immer schön hinten anstellen, andere haben auch gewartet. Ihr kennt den Spruch von der Kassenschlange. Aber vielleicht funktioniert das ja auch einfach mal von ganz alleine ohne irgendwelche Ansagen, so wie hier, und alle sind froh und glücklich ohne Streit. <3

 

Rechts auf der Seite ist die Band WHAT zu Sehne, links ist das Publikum
WHAT 2025 – Publikum

Ja, weil die Ansage also überflüssig war, wurde diese kurzerhand umgewandelt und eingegrenzt auf einen einzelnen alten weißen Mann, auf den sich derzeit viele einigen können, mit den folgenden zwei Worten: „Fuck Trump!“ 

Zum Thema die Ansage von Martin:

Every morning we wake up with a strong cop of coffee, we have to see the stupid things that dumb (we) Trump is doing to the world with his hate.

 

Martin an der Gitarre ist zu Sehne, im Hintergrund links ist Magnus am Schlagzeug und das Banner der Band
The Sensitives 2025 – Martin, Gitarre und Vocals

Zum Abschluss habe ich noch für alle, die ganz genau wissen wollen, was heute Abend gespielt wurde, wieder die Set-List fotografiert. Cheers!

Das Bild zeigt die Setlist auf dem Bühnenboden, die von der Seite aus fotografiert wurde.
The Sensitives – Setlist

P.S.: Ein Nachteil an diesem Veranstaltungsort ist sicherlich, dass er nicht barrierearm ist. Es gibt verwinkelte Treppen und Stufen, ein WC für Rollstuhlfahrende sah ich auch nicht. Wenn nicht irgendwo noch ein geheimer Fahrstuhlschacht versteckt ist, den ich übersehen habe, muss ich leider sagen: Ein behindertengerechtes Gebäude ist das leider nicht und und so bleiben Menschen mit Rollstuhl / Rollator leider vom spontanen Besuch ausgeschlossen.

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Spells – Past Our Prime

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Spells - Past Our Prime 1

Gerade mal ein paar Tage her, habe ich hier noch die Spells-Compilation „Loose Change, Vol. 2“ besprochen. Lief mir gut rein, v.a. weil sie die verschiedenen Gesichter der, man möchte sagen „alten“, Spells aufzeigte. Heute ist nun ihr aktuellstes Album „Past Our Prime“ (VÖ war bereits im November ’24) dran. Und was soll ich sagen? Das Quintett aus Denver/Colorado kommt hier noch besser rüber. Irgendwie logisch, entwickelt sich eine Band in den allermeisten Fällen ja eher weiter, denn zurück.

Was genau ist denn aber besser? Nun gut, da wäre zum einen der Sound. Der ist echt fett produziert und bringt die Musik dadurch deutlicher zur Geltung. Und dann habe ich da noch den Eindruck, dass die Spells zu besseren Musiker*Innen geworden sind. Bessere Musiker*Innen schreiben auch die besseren Songs? Weiß nich‘, ob man das so pauschalisieren kann, gerade im Punk. Aber in diesem Fall ist das meiner Meinung nach schon so.

 

 

Die Spells wirken nachdenklicher, emotionaler, an anderen Stellen wiederum mehr Rock’n’Roll geworden zu sein, ohne dass sie dabei ihrer Grundlage als energiegeladene Punkband entbehren müssen. Da geht’s gleich mal mit ’ner schicken Poison Idea-Nummer („A Different Kind Of Broke“) los. Wow! da habt ihr mich eh schon am Haken. „The Sound Remains“ dann könnte so auch von breitbeinig dastehenden und dabei adrett gekleideten Bands wie den Peepshows (Gott, wie ich diese Band vermisse!), oder den frühen Hives sein.

Bisschen Gute Laune-Party ist immer gut, auch wenn sich der Sommer genau so schnell zu verabschieden scheint, wie er heuer gekommen ist. „What The Hell Is Caution“ funktioniert aber auch nächstes Jahr noch. Garantiert! Tja, und dann kommen wir so langsam zu dem Teil, den ich oben mit nachdenklich und emotional beschrieben habe. Nicht dass ’ne Sommerparty nicht auch einer gewissen Emotion bedarf, aber „A Live Worth Living“ befasst sich mit elementareren Dingen, dem Leben als solches, das manchmal auch weh tun kann und trotzdem das Kostbarste ist, was wir haben. „My sinews ache. My brainwaves too. But my will to live a life worth living shines right through.“ Konsequenterweise packen die Spells diesen Song auch musikalisch in ein anderes Gewand. Against Me könnten das Vorbild sein und der Song gefällt mir mit am besten auf „Past Our Prime“. Und ja, spätestens bei solchen Brummern macht es sich dann schon bezahlt, wenn man besser geworden ist. So weit meine These.

Mit „The Tempest“ haben wir dann nochmal so eine Nummer. Um „Lost Summer“ können sich dann Alternative Tentacles und Hellcat Records streiten, wer den Song denn nun auf einem Sampler haben darf. Mit „Stay Strong“ halten die Spells aber die größte Überraschung des Albums bereits. Das Ding klingt doch tatsächlich nach den Foo Fighters. Starke Rocknummer also, so kurz vor dem Ende, bevor wir mit „Salt“ dann rausgerotzt werden.

Veröffentlicht wurde „Past Our Prime“ von den Labels Big Neck Records, Keep It A Secret Records, Rad Girlfriend Records, Shield Recordings und Snappy Little Numbers. Hierzulande dürfte also Keep It A Secret Records euer Ansprechpartner sein. Ich würd’s machen…

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Heckspoiler – Live | vinyl-keks.eu

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Heckspoiler - Live 1

Klar, dem Namen bin ich schon mal begegnet. Aber man hat ja dann auch nicht immer für alles Zeit und das ist dann auch meistens die Ausrede. In diesem Fall war und ist es aber wohl eher so, dass mich der Name abgeschreckt hat und ich die daraus resultierende Ignoranz dann mit mangelnder Zeit begründet habe. So kann’s dann halt auch laufen und ja, Heckspoiler klang halt nach ’ner Oi-Band oder was noch Schlimmerem und viel damit eben durch’s Raster. Bis gerade eben und dank dem Umstand, dass ich hier das „Live“-Album der Band aus Ried Im Traunkreis bei Pettenbach in Oberösterreich aufliegen habe, um meinen Senf dazu schreiben zu dürfen.

Und was soll ich sagen? Tja… ich fang mal mit dem Einfachen an: Heckspoiler sind definitiv keine Oi-Band. So viel ist sicher. Ab jetzt wird’s schwer die Band zu beschreiben. (Nur) bewaffnet mit Drums, ’nem Bass und zwei Stimmen machen Thomas Hutterer und Andreas Zelko jedenfalls einen Höllenlärm. Irre ist das und da ist Crust, Punk, Noise, Stoner, Doom, vielleicht so was wie Crossover und an manchen Stellen sogar so ein kleines bisschen Pop rauszuhören. Halt nicht so Pop wie im Radio! Referenzbands? Puh, ist echt hart. Vielleicht Mondo Generator, die mit The Masons für ’nen Sprachkurs nach Österreich fahren?

 

Aber, wem sag ich das. Dem Geschrei nach, das bei zwei Livekonzerten der Band in Wien und beim Heimspiel in Pettenbach logischerweise gleich mit aufgenommen wurde, scheint die Band eh jedem/jeder außer mir ein Begriff zu sein. Oder schafft es die Band mit ihrer Musik und ihrer Ekstase etwa, auch nur wenige Anwesende zu tosendem Applaus zu animieren? Keine Ahnung, weil neu hier. Aber eins wird mir ganz schnell und auch auf Tonträger klar: Heckspoiler scheinen live wirklich alles abzureißen! Damit meine ich, dass dieses Livealbum absolut zu den besseren seiner Art gehört, da es das Feeling von Blut, Schweiß und (Freuden)tränen wirklich sehr gut konserviert hat. Und das sagt übrigens einer, der Livealben meist kritisch gegenübersteht. 

Und dann ist da noch dieser Wortwitz, den die zwei Musiker in ihrem Dialekt zum Besten geben. Das darf man mir jetzt bitte nicht krumm nehmen, aber dadurch klingt die Musik in Summe einfach noch irrwitziger, auch wenn man sich spätestens nördlich des Mains schwer tun dürfte, Heckspoilers Meinung zu allen möglichen gesellschaftlichen und gesellschaftskritischen Themen auch zu verstehen. Ob die da auf „Live“ all ihre Hits drauf haben? Keine Ahnung! Aber für mich klingt’s jedenfalls so. Wahrscheinlich haben die aber eh nur Hits?!

Das Ganze dann auf fettem und grau marmoriertem 180g-Vinyl. Muss so sein und ich denke, eine herkömmliche Schallplatte könnte so viel Heavyness auch gar nicht tragen. Schönes Artwork auf Inside/Out-Cover, toll bedruckte Innenhülle und ein bisschen Bildmaterial, das den Hörgenuss quasi sichtbar macht. Nur 200 Stück hat das verantwortliche Qualitätslabel Noise Appeal Records im Juni herausgebracht. „Für Fans, Sammler*Innen und Liebhaber*Innen ehrlicher, handgemachter Musik“, wie das Label auf dem Promo-Handout schreibt. Bin ich, bin ich und bin ich! Ranhalten, Leute. Heckspoiler rules!

Schaut am besten direkt bei Noise Appeal Records nach eurem Exemplar. Kleiner Tipp am Rande: checkt auch den übrigen Backkatalog des Labels, damit sich die Bestellung auch lohnt. Ihr könnt bei allem bedenkenlos zugreifen!

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Custody / Spells – Split

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Custody / Spells - Split 1

Ich liebe Split-7″es. Entweder kennt man die eine Band schon und die gefällt und idealerweise lernt man noch ’ne weitere geile Band kennen. Oder aber wie in diesem Fall: man lernt gleich zwei neue, bis dato unbekannte Bands kennen. Für Bands selber kann sich daraus der positive Effekt ergeben, dass sie von Menschen wahrgenommen werden, denen sie bisher noch kein Begriff waren, weil sie halt glücklicherweise mit der „richtigen“ Band gesplittet haben. Das geringe Restrisiko das bleibt, kann halt das sein, dass man gegen die Splitpartnerin abstinkt.

Im vorliegenden Fall, der Custody/Spells-Split (bereits im September 2021 veröffentlicht, aber erst jetzt mit einem ganzen Schwall an Platten vom feinen Label Keep It A Secret Records bei uns eingetrudelt) einigen wir uns aber auf ein Unentschieden. Nein, viel besser! Wir haben zwei Siegerinnen! 

Custody aus Finnland eröffnen ihren Song „Into The Great Unknown“ mit einer Cramps-lastig schrägen Gitarrenmelodie, ehe sich der Song in einen (tragisch) melodischen und mit viel Punch vorgetragenen Punksong verwandelt. Samiam kommen mir da in den Sinn. Gewisse Längen – der Song hat tatsächlich 3:50 Minuten auf dem Zähler! – werden durch den eingängigen Refrain wett gemacht. Und wenn man eh nur einen Song präsentieren darf/kann, dann ist doch bisschen länger auch mal ok. Der Song stellt die Vertrauensfrage. Nein, nicht die vom ollen Scholz. Die Vertrauensfrage zwischen zwei Menschen. Und wo Vertrauen herrscht, kann Misstrauen mitunter ums Eck lauern. Aber warum sind wir so, wir Menschen? Gutes Thema für einen Punksong. „Why are you digging my inside? Well, there ain’t too much you can find. You know, I never told you lies. Have I ever told you lies?“ Ich mag den Refrain, ich mag den Song auch textlich. Siegerin Nummer 1: Custody

 

Und wo wir’s gerade davon hatten, dass zumindest Custody dich noch nie angeschwindelt haben: ich hab’s getan. Da oben nämlich, ich geb’s zu. Spells aus Denver/Colorado sind mir in letzter Zeit nämlich wahrlich oft genug über den Weg gelaufen, sind also gar nichts Neues mehr für mich. Aufmerksame Leser*Innen haben meinen Schwindel aber eh schon durchschaut und sich vielleicht sogar meine Reviews zu „Loose Change, Vol. 2“ und „Past Our Prime“ durchgelesen. 

Und doch ist der Schwindel nur ein halber, überraschen mich die Spells mit ihrem Beitrag „Confidence, Baby. Confidence!“ erneut mit einem stilistisch, sagen wir mal, vom bisher Bekannten abweichenden Song. Klar. Punk ist Punk, bleibt Punk und die Spells sind eine Punkband. Dieser Song hier hat allerdings so ein bisschen Touch von der Straße. Bouncing Souls vielleicht. So der Eindruck vom Refrain. Hymnenhaft nennt man das wohl. Text mit Hirn über das Vertrauen. Ha! Schon wieder! Konzept-Split, oder wie? Jedenfalls, was für Custody galt, gilt auch für Spells. Schönes Punksong-Thema, guter Song kührt in Summe die Siegerin Nummer 2: Spells.

 

Veröffentlicht wurde die 7″ anno Dazumal von Brass Neck Records, Shield Recordings, Snappy Little Numbers und hierzulande eben von Keep It A Secret Records, bei denen ich mich an eurer Stelle mal nach einem der auf 500 Stück limitierten, handnummerierten Exemplare erkundigen würde. 

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