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chivàla – Boato – Rattster Staffel 2 #5

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Das Bild zeigt ein LP-Album, welches ein abstraktes, schwarz-weiß Muster hat. Es ist das Bild eines Künstlers. Der Titel das Albums steht vorne nicht drauf, um das Bild nicht zu zerstören. Hinter der LP sind rote Mohnblumen und grüne Pflanzen zu sehen.

Doppelreview Rattster Overkill!

Hier ist die nächste Folge Rattster Spezial Review, die aus mir vorliegendem roten Vinyl von chivàla den Soundtrack für den Roadtrip von zwei faulpelzigen Nager-Nerds auf der Suche nach ihrer Plattensammlung erlebbar macht. Doch dieses Mal haben wir eine Doppel-Review! Mit ausführlichen Facts zur Musik versorgt euch parallel zur Rattster Story Felix Frantic auf chivàlas durchsichtigem Splatter Vinyl.

Hamster hat wieder Songzitate anderer Bands versteckt in direkter Rede. Kommst du drauf? Teste, wie nerdy du selbst bist zum Spaß an der Freude. Die Lösung steht wie immer am Ende der Story, googeln nicht nötig.

Story + Bild! Die Rattster Fortsetzungsgeschichte ist mein Herzensprojekt und Gesamtpaket aus Musik, Text und Graphik. Heute kommt die Illustration von der Flensburger Künstlerin Angelika Arft. Vielen Dank dafür!!!

Für Neugierige Neulinge: Was bisher geschah, lest ihr hier in der Rubrik Rattster (Staffel 1, Folge 1-8 und Staffel 2, Folge 1-4). 

Viel Spaß beim Lesen!

Rattster Graffiti Titel Schrift Artwork by T10

“Das gibt’s doch gar nicht!“, rief Hamster, als sie erwachte und rieb sich schlaftrunken die Augen, auch Ratte blinzelte geblendet. Auf Wellenspitzen brachen sich gleißende Sonnenstrahlen. Ein endloser Horizont und das weite Meer vor ihnen, mächtige Gebirgskettten hinter ihnen. Tapfer stach der gelbe Oldtimer Bus steuerlos durch blaugraue Wellenkämme. „Ich hätte schwören können, es war nur ein Traum, dass die gelbe Rostlaube schwimmen kann. Jetzt sind wir wohl im Schlaf auf das offene Meer hinaus“, murmelte Hamster ungläubig. Ratte jammerte schmerzvoll auf: “Wir sind komplett Flussabwärts getrieben, vorbei an der Stadt mit unserer Plattensammlung!“ 

Ihre Blicke trafen das totenstille, leblose Opossum am Steuer des Busses. Ein beißender Gestank wehte mit einer salzigen Meeresbrise herüber. Hamster schluckte: „Puh, Opi müffelt nach Leiche. Sie ist wirklich tot.“ Klar hatten sie sich oft gewünscht, die greise Beutelratte würde endlich damit aufhören, sich in ihr Leben einzumischen. Aber der Tod war zu viel. Sie spürte eine beklemmende Traurigkeit in sich aufsteigen, als sie das störrische, alte Opossum mit der blauen Latzhose und dem Sechskantmutterohrring tot sah. „I could never say goodbye, yeah. I’ll find a place for you inside,“ murmelte sie.

Ratte zeigte nicht die Spur von Trauer: “Glaub mir, sie übertreibt, selbst der Gestank ist Show.“ Dann fügte er hinzu: “Bei den Play Possums 1979 hat sie den Rekord im Totstellen gebrochen, jedenfalls erzählt sie das gerne.“ Der Bus trieb ziellos weiter mit der Strömung. „Unsere Platten sind unendlich weit weg, das ist das wahre Problem,“ mit schwarzen Rattenäuglein starrte er auf die unüberwindbare, graue Flüssigwüste ringsum. Er wollte nur alle Sorgen darin ertränken, oder besser noch in einem Schnaps. Entsetzt heulte er auf: „Alles alle!“ Er warf die leere Taschenflasche aus seinem grünen Mantel enttäuscht über Bord. „Jetzt muss ich verdursten mitten auf dem Wasser,“ dramatisierte er fiepsend. Traurig aus unterschiedlichen Gründen schauten Hamster und Ratte der dümpelnden inhaltsleeren Flaschenpost nach, als an ihre Ohren ein verwischter Song durch das weiße Rauschen der Gischt drang. 

Schon tauchte Backbord ein mit Teerfarbe bemaltes, schwarz-weißes Wellenmuster auf dem Segel einer hölzernen Kogge auf. Das alte Schiff segelte direkt in ihre Richtung, dabei wurde die Musik lauter, je näher es glitt. In der Takelage des Einmasters hingen Schiffsratten, mit nach innen gekehrten Blicke lauschten sie einem Emo-Konzert. Ein Screamo Sound aus Gitarre, Bass und Schlagzeug ertönte, wild aber gleichmäßig fragil, wie die stetig zerfallende und aufbauende Wellenlandschaft mit den rufenden Seevögeln im Wind. Auf den Teakholz-Planken spielte eine fünfköpfige Band aus Bari, Italien, diesen Sound und vereinnahmte das erhöhte Achterkastell als Bühne. Verblichenes Segeltuch war mit dem Pechquast grob beschriftet worden und präsentierte den Namen chivàla.

Eben hatte die Band einen ruhigeren Part mit nachdenklichem Sprechgesang angestimmt, als trüge sie ein Gedicht vor, doch nun schrie der Sänger mit einer Stimme voll Heiserkeit und dringlichem Schmelz in sein Mikrofon, während die Gitarren verzerrten:„Vedo un mostro che mi guarda nel riflesso dello specchio..“ (Übersetzt: Ich sehe ein Monster, das mich in der Reflexion des Spiegels anstarrt)
Oggetto di scena, A-Seite, chivàla, boato

Etwas seltsames geschah, denn mitten im inbrünstigen Screamen brach der Sänger ab, die Band hörte ruckartig in einem schiefen Ton auf zu spielen und Panik ergriff die romantisch todessehnsüchtigen Schiffsratten in der Takelage. Jetzt sahen auch Ratte und Hamster es: Aus der brodelnden Meeresoberfläche griffen die hellbraun-fleckigen Arme einer enormen Riesenkrake durch den Wasserspiegel nach der goldenen Reling, rollten tastend über Deck.

Ein tiefes Ächzen drang aus dem Schiffsrumpf, als der 240kg Oktopode sich an das Heck hängte und dabei splitternd eine Seitenplanke herausbrach. Angriffslustig kaperten seine suchenden Tastarme das Holzschiff. Von Mimik leerem Entsetzen blickte die hölzerne Gallionsfigur steif gen Horizont, doch keine Hilfe nahte. 

Schon entwendete einer der acht Arme die Gitarre, aus der dreihundert Saugnäpfe ein Solo von tausend unbekannten Akkorden wrangen und den Song neu interpretierten. Jedoch ließ sich der Sänger der Band nicht die Show stehlen, unerschrocken war er stehengeblieben auf dem schwankenden Schiffsdeck. Beinahe winzig sang er gegen das zehn Meter große Seeungeheuer an, als wolle er den Überfall mit seiner Stimme stoppen. 

Der Schiffsrumpf füllte sich unterdessen durch die gebrochene Aussenhaut mit Wasser. Steiler und steiler bäumte das Schiff sich auf, mit dem Bug himmelwärts, zum ohrenbetäubendem Lärm des nie endenden Gitarrenriffs. Fünf Krakenarme trommelten auf das Schlagzeug, suchten die Stimme des Sängers zu ersticken. Nur noch ein melodisches Instrumental war von dem Lied zu vernehmen. Ausdruckslos flehend heftete sich der starre Blick der hölzernen Schutzpatronin nun aus der Senkrechten an den Stern des Meeres, als das Schiff achtern ins tosende Meer hinab sank und die Schiffsratten von Bord sprangen.

Wie ein grimmiger Fluch erklang des Sängers Stimme da, hub in rauem Spoken Word an, sich über den gewaltigen Instrumentallärm des Meeresungeheuers zu erheben. Wie von einer Würgeschlange war er eingerollt in des Monsters Arm. Es schien der Krake Spaß zu machen, sie hielt ihm das Mikrofon mit der Tentakelspitze, während sie beim Umklammern seinen Brustkorb zusammendrückte. Der Effekt war ähnlich beim Dudelsack, ein unglaubliches Stimmvolumen entstand und verzückt zuckte der Oktopus zusammen.

Die laut gesprochenen Abschiedsworte des Sängers ließen sein ums Leben schwimmendes Publikum ermutigt aufhorchen: „…come in un romanzo di altre tempi sarò li a salutare con la mano chi é andato avanti e non si guarda più indiento.“  (Übersetzt: ..Wie in einem Roman aus vergangenen Zeiten werde ich dort stehen und all jenen zuwinken, die weitergegangen sind und nicht mehr zurückblicken..)
Oggetto di scena, A-Seite, chivàla, boato

Der Frontmann ließ sich durch nichts von seiner Performance abhalten, die Show musste weitergehen! Er holte so tief er konnte Luft und presste kämpferisch mit Hilfe der Krake gurgelnd und schreiend den Schlusssatz des Songs hervor in nie gekannter Lautstärke: „Adesso serve una luce per ricordare.“ (Übersetzt: ..Wir brauchen jetzt ein Licht der Erinnerung..)
Oggetto di scena, A-Seite, chivàla, boato

Weit übers Meer klang sein rauer Schrei, als er wiederholte „Per ricordare“. Ja, er hatte wie ein Kapitän das letzte Wort gehabt, bis die Meerestiefe ihn verschlang mit einem: „Adesso serve una luce per ricordare.“ Zutiefst beeindruckt blubbernd verschwand das Ungeheuer mit Sänger, Bandequipment und Schiff 20.000 Meilen unter dem Meer, wo sie fortan für ein Comeback probten. Aber das ist eine andere Geschichte.

„Hey, steht da nicht so dösig rum, Kinders,“ klang Opis bestimmerischer Tonfall aus dem Cockpit des Oldschool Busses, „hopp, hopp, die Leute müssen gerettet werden!“ Als wäre nichts gewesen stand die greise Beutelratte da, mit schütterem grau-weiß-schwarzem Körperhaar und sturem Gesichtsausdruck. Nur der ekelhafte Geruch verriet, was sie jüngst vorgetäuscht hatte. „Warum so bossy?“, knurrte Ratte missmutig und raunte in Hamsters Ohr: “Siehst du?! Von mir aus hätte Madame Stiefoma ruhig noch etwas länger tot bleiben können.“ Hamster stand zwar Freude im Gesicht, sie hatte jedoch weder Nerven für Familienzwistigkeiten noch für Gefühlsduseleien.

„Im Meerwasser vor uns schwimmt ein ganzer Pulk schiffbrüchiger Emo-Ratten, der vor dem Ertrinken gerettet werden will,“ bemerkte sie spitz und adressierte Opi mit: „Wie wär’s mit waschen?“ Dann rückte sie ihr Stirnband zurecht, atmete konzentriert ein, wie eine Schwimmerin am Startblock und sprang ins Meer. Seltsam dünn sah sie aus, als ihr sonst fluffiger Hamsterpelz nass an ihr klebte, dann kraulte sie los und zerrte alle fünfundzwanzig Schiffsratten an Bord des treibenden Busses.

Es stellte sich nach der Rettung heraus, dass die Schiffbrüchigen von der nächsten Küste stammten. Feierlich luden sie die lebensrettende Crew ein, etwas Zeit mit ihnen zu verbringen an der Strandbar. „Beachbar klingt guuuut, her mit den Cocktails!“, quiekte Ratte voller Glück. „Und wie sollen wir da hinkommen?“, wollte Hamster wissen. Natürlich hatte der gelbe Schulbus keinen Wasser-Antrieb und war bisher allein dem Willen der Strömung ausgesetzt gewesen. „Taucht die Pfoten ins Meer und rudert“, erklärte Opi und setzte sich neunmalfaul ans Steuer. Ob das funktionierte? Ratte schlug den Takt, Hamster und die Besatzung ruderten mit den Pfoten. Ja, gemeinsam schafften sie es tatsächlich, den Bus zu manövrieren.

 

Das Bild ist eine Collage. Es zeigt den gelben Bus im Meer mit vielen Ratten an Bord. Im Vordergrund ist eine Krake sichtbar, im Hintergrund ein Hummer und eine Strandbar mit einem schwarzen Vogel. links ist das Surfbrett mit einer ratte drauf zu Sehne, das Segel ist die Plattenhülle von Chivàla, an Land sitzt noch eine weitere Ratte. Links unten in der Ecke ist eine Muschel zu sehen.
Ratte und Hamster im Meer, chivàla, Boato – Artwork © Angelika Arft

Ein Song von chivàla im Radio, der beinahe poppige Gitarrentöne servierte und eine ungewohnte Leichtigkeit barg, half ihnen dabei, im Takt zu bleiben. Der Sound war teils so positiv, als würde die Weite des Meeres schrumpfen, während ihre Pfoten wie Fische durch die Wellen spielten. Die Ahnung vom Paradis kam ihnen durch das Lied, trieb sie voran ans Ziel. Eine Oase am Ende der Wasserwüste, die die Lyrics in ihrer Phantasie zur Melodie Wirklichkeit werden ließen:

Ho versato oro nella crepa,
Del vaso immagino la forma,
Terra fiorita senza memoria e l’albero che mi guarda, 
Il giardino dove le nostre vite si acutizzano 
(Übersetzt: Ich goss Gold in den Riss, ich stelle mir die Form der Vase vor, ein blühendes Land ohne Erinnerung und ein Baum schaut mir zu, im Garten kommen unsere Leben zur Ruhe) 
Cuora di pietra, A-Seite, chivàla, Boato

Tagelang rudernd waren sie ausgezehrt nah an ihrer Erschöpfungsgrenze, da rief Opi: „Land in Sicht!“. Als die Küste schon deutlich zu erkennen war, kam ihnen eine Schiffsratte auf einem selbstgebauten Windsurfboard entgegen. Das Segel hatte das bekannte schwarz-weiß gepinselte Wellenmuster aus Pechfarbe. Es war die unverkennbare Graphik aus der Hand von 108, einem italienischen Streetart-Künstler, dessen Artwork auch das Plattencover von chivàla krönte. Unverwechselbar und amorph faszinierend, minimalistisch abstrakt.

Die Surferin war das Begrüßungskomitee der Beachbar. Am Mast ihres Surfbretts war eine Musikbox befestigt aus der übers Meer ein Surfpunk Song krächzte, den Hamster sofort mitsang: „..everybody′s heard, about the bird, bird bird bird, the bird is the word…“

So wurden sie musikalischans Ziel eskortiert, einer selbst gezimmerten Strandbar aus Treibholz. Die Beach-Bird-Bar lag direkt an einem goldgelben Sandstrand, ein Kormoran in Jeansweste mixte die besten Fisch-Cocktails. Schon bald lagen Ratte und Hamster pfötchenhaltend in der prallen Sonne. Ratte hatte in jeder seiner vier Pfoten einen Cocktail aus Limoncello, Grappa und vergorenen Wasserflöhen vom Fass. „I’m off, won’t leave no trace, I know the right place, out in the open air,“ seufzte Hamster und schlürfte durch einem langen Strohhalm, der durch ihr Stirnband in eine grellbunte Plastik-Kopfapparatur mündete, einen Espresso Martini Dorado. „Guck mal, wenn ich rücklings in der Sonne liege, kann ich an fünf Cocktails gleichzeitig nippen,“ lallte Ratte hicksend und balancierte mit seinem Schwanz eine Pulle orangefarbenen Scampi & Ray Sprizz Apperitivo.

Das graue Opossum holte aus seiner Latzhosen-Brusttasche lieber seine Weed-Pfeife zum Schmauchen hervor und setzte sich in den Schatten. Es schüttelte den greisen Kopf mit den schwarzen Ohren und sprach altklug, beinahe selbstherrlich mit sich: „Das kann so nicht weitergehen, der Junge muss aufhören zu trinken. Ich regele das noch, aber heute ist es mir egal.“  Große Rauchringe stiegen aus seinem weißbärtigen Maul, am DJ-Pult legte ein langer Hummer mit vielfüßigem Fleiß LP’s auf. Mit einem seiner etlichen Beinchen bereitete er jetzt eine Mohnrote Vinyl mit schwarzem Etikett vor. Die Wellen brachen sich im Sand, kräuselten in kleinen Rippen rückwärts und aus den Lautsprechern quoll ein ruhiger Song von chivàla, der Ratte an der streckenweise verträumt gespielten Melodie und gesprochenen Gesangsparts total emotional machte. 

Sono prosciugato, senza vita
Consapevole del meglio, incapace di afferrarlo
Chiuso in un cerchio senza uscita
(Übersetzt: Ich bin ausgelaugt, leblos, des Besten bewusst, unfähig, es zu ergreifen in einer Sackgasse gefangen)
Rumore di passi, B-Seite, Boato, chivàla

Durch die Hitze, die sich in der Sonnenglut unter seinem Wollmantel anstaute, war Ratte viel zu schnell betrunken. Das Vermissen der Plattensammlung hatte er Dank Alkohol nicht vergessen, sondern nur vertiefen können. Tumb lag er auf rieselnden Sandkörnern und dachte mit ängstlich zusammengeschrumpften Eingeweiden an die verlorene Plattensammlung. Das piekte gemein im Bauch und er tat sich unendlich Leid. „Wir werden unsere LP’s nie wieder sehen, das ist das Ende der Reise“ winselte er, als sein Blick verschwamm und der Hitzschlag ihn traf. Am Ende blieb nichts als Erinnerung, doch selbst die verrann und erstarb. Halb wütend geschrien, halb ruhig von hinnen gleitend, trug die Melodie von „Alla fine della corsa“ von chivàla ihn mit sich fort.

Che alla fine della corsa ci sia una stanza aliena
Luce fortissima, tenersi le mani, il rumore del cordoglio
Non importa.
(Übersetzt: Am Ende des Rennens soll es einen unbekannten Raum geben, helles Licht, Händehalten, der Klang des Wehklagens, er spielt keine Rolle)
Alla Fine Della Corsa, B-Seite, Boato, chivàla

 

Ob dies das Ende des Roadtrips für Ratte war, erfährst du, wenn es wieder heißt: Hamster und Ratte hör

Und hier ist, wie versprochen, die Lösung für Hamsters Songzitate:

  1. „I could never say goodbye, yeah. I’ll find a place for you inside“ – This is Not The End – Saint Agnes
  2. „..everybody′s heard, about the bird, bird bird bird, the bird is the word…“ – The Cramps – Surfin‘ Bird
  3. „I’m off, won’t leave no trace, I know the right place, out in the open air,“ – Holiday – The Baboon Show

Die rote Vinyl von chivàla kannst du übrigens hier bei Bandcamp kaufen.

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The Swell Season – Forward

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The Swell Season - Forward 1

Womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, war nun die Rückkehr von Glen Hansard und Markéta Irglová sechzehn Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Once“, die mit „Forward“ als The Swell Season die Bombe haben platzen lassen. Zumindest für mich – denn auf einmal bekam ich diese Platte zugeschickt, ohne dass es vorher thematisiert wurde. Ist jetzt auch nicht so, als hätte ich darauf geachtet, aber in der Musiklandschaft bekommt man schon schnell etwas mit. 

Schon der Titel des Albums verrät, worum es hier geht: um Aufbruch, um Bewegung, um die Fähigkeit, nach langer Zeit wieder gemeinsam nach vorn zu schauen. Das Album fühlt sich nicht wie ein nostalgisches Wiedersehen an, sondern wie ein ehrlicher Neuanfang – reifer, ruhiger, aber immer noch von dieser besonderen Magie getragen, die ihre Musik schon damals ausmachte.

Der Opener „The Stars Are In My Head“ setzt gleich den Ton: ein sanftes, folkiges Stück mit einer melancholischen Wärme, die sofort an die Intimität ihrer „Once“-Zeiten erinnert, aber mit mehr Tiefe und Gelassenheit. Hansards Stimme trägt die erste Hälfte, bevor Irglová in leisen Harmonien einfällt – ein musikalisches Wiederfinden zweier Menschen, die ein gemeinsames Kapitel neu schreiben.

„My Older Friend“ knüpft daran an, textlich nachdenklich, musikalisch offen. Hier klingt das Duo gereift, aber unverstellt – zwei Künstler, die nicht versuchen, ihre Jugend nachzustellen, sondern sie liebevoll verabschieden. Irglovás klare, fast fragile Stimme steht in „Butterfly“ im Mittelpunkt – einem der emotionalen Höhepunkte des Albums. Der Song ist leicht und schwebend, zugleich bittersüß, und erinnert daran, dass Verletzlichkeit bei The Swell Season immer eine Stärke war.

 

 

In „The Answer“ schwingt mehr Energie mit: treibende Akustikgitarre, eine rhythmische Intensität, die Glen Hansards Soloprojekte erkennen lässt. Hier zeigt sich, wie gut beide ihre individuellen Entwicklungen der letzten Jahre in den gemeinsamen Klang integriert haben. Auch „Son“ fällt auf – ein stilles, fast gebetsartiges Stück, das mit leisen Pianoklängen beginnt und sich zu einem warmen, leuchtenden Finale entfaltet.

Was The Swell Season und „Forward“ besonders macht, ist sein Tonfall: Es ist kein Album über die Vergangenheit, sondern über das Hier und Jetzt – über Reife, Vergebung und Freundschaft. Die Produktion bleibt bewusst schlicht, mit viel Raum für Stimmen, Streicher und akustische Instrumente. Keine großen Effekte, kein Retro-Gestus – nur ehrliche Musik, getragen von Erfahrung und gegenseitigem Respekt. 

Manche Songs bewegen sich vielleicht zu sehr im Vertrauten, denn wer große Überraschungen erwartet, könnte „Forward“ stellenweise zu sanft finden. Doch gerade diese Zurückhaltung macht den Reiz aus. Das Album ist kein Versuch, alte Erfolge zu wiederholen, sondern ein stilles, tiefes Gespräch zweier Menschen, die sich nach Jahren wieder zuhören können.
Glen und Marketá haben nach all den Jahren immer noch die selbe Energie und das selbe in der Musik liegende Ur-Vertrauen, wie bereits bei ihrem letzten Album. Es gehört zusammen, was zusammen gehören muss und das hört man in so ziemlich jedem Ton dieses Albums! 

„Forward“ kann sowohl über den bandeigenen Shopify und neben den üblichen Kanälen oder dem analogen Schallplattenhandel natürlich auch bei unserem Partner JPC erworben werden – der Link dazu folgt:
THE SWELL SEASON – FORWARD

Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

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The Toasters – Recriminations | vinyl-keks.eu

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The Toasters - Recriminations 1

Am 4. Mai 1983 um 7:30 Uhr morgens verließ eine erschöpfte New Yorker Band nach ihrem ersten Auftritt im berüchtigten A7 Club auf der Lower East Side den Club – mit 30 Dollar in der Tasche und einem blauen Auge. Fünf Jahre und ein kleiner Stapel Vinyl später wurde dieselbe Gruppe weithin als Speerspitze einer großen Ostküsten-Renaissance-Bewegung gefeiert und verfügte über eine riesige Fangemeinde.

Diese Band sind The Toasters und die Musik ist Ska!

 

Als Fünfer-Besetzung gründeten sie Anfang 1984 ihr eigenes Label Moon Records, das sich bald zu einer Plattform für die aufstrebende Ska-Szene im Raum New York City entwickelte. Noch im selben Jahr veröffentlichten sie ihre erste Single. Seitdem haben sie Verträge mit den britischen Labels Unicorn und Ska Records sowie mit dem amerikanischen Label Celluloid abgeschlossen.

Ihr US-Album “Skaboom” erreichte Platz 54 in den CMJ-College-Radio-Charts und wurde von einer erfolgreichen landesweiten Tour begleitet – von Burlington, Vermont, bis San Diego, Kalifornien.

Währenddessen erregte auf dieser Seite des Atlantiks ihr Album “Pool Shark” in Großbritannien und Europa beträchtliche Aufmerksamkeit:

Das Magazin Underground in England schrieb, The Toasters seien „mehr als fähig, dort weiterzumachen, wo The Specials aufgehört haben“,

Die Mini-LP “Recriminations” spiegelt die ersten echten Demos der Band wider, initiiert von ihrem Mentor Joe Jackson, der diese Session an einem einzigen Wochenende im Chelsea Sound Studio am Times Square in New York City produzierte und abmischte.

Sie fasst die Entwicklung der Toasters als gitarrenbasierte Band zusammen – noch bevor ihre mächtige Bläsersektion entstand und die tänzerischen Unity Two ihren Sound bereicherten.

Veröffentlicht von Moon Records im Sommer 1985, bot Recriminations den Toasters sofort ein Sprungbrett, um das größere Publikum zu erreichen, das nun von Küste zu Küste im Ska-Rhythmus tanzt.

 Diese feine EP wurde von Mad Butcher Records wiederveröffentlicht. Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass manche LP 45 rpm macht und dafür so manche 7inch auf 45rpm klingt, als würden Die Schlümpfe ihr Comeback auf Vinyl geben. Also erstmal die Nadel wieder hoch, die Geschwindigkeit ändern und nochmal von vorn. Die vier zeitlosen Klassiker sind alle hörenswert, da möchte ich keinen Song besonders hervorheben. Das Vinyl läuft ohne Plattenwäsche sauber durch. Eine Bad im Isopropanol Gemisch erübrigt sich. Einziges Manko: Alle zwei Lieder darf ich mich erheben, um die 7inch zu drehen. Bestellen könnt ihr “Recriminations” direkt beim Label.

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Dirty Nice – Planet Weekend

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Dirty Nice - Planet Weekend 1

Ich war vor kurzem nach gefühlt 20 Jahren wieder mal in einem Freizeitpark. Schlechtes Wetter und die langen Anstehzeiten an den Fahrgeschäften – je nach Uhrzeit hatte man mal mehr und mal weniger Glück – verleiten mir zu sagen, das ich es auch nicht vermisst habe in einem Freizeitpark zu sein.
Ein Freizeitpark ist auch auf dem Cover des neuen Albums namens „Planet Weekend“ von Dirty Nice zu sehen. Dirty Nice, das sind Charlie Pelling und Mark Thompson, legen ein Konzeptalbum vor, das sich wie eine Reise durch einen surrealen Themenpark anfühlen soll – ein Ort zwischen Kitsch, Eskapismus und Überforderung. 

Von Beginn an wird klar, dass „Planet Weekend“ mehr sein will als nur eine lose Sammlung von Songs. Zwischen den eigentlichen Stücken tauchen immer wieder kurze Zwischenspiele auf – kleine „Attraktionen“, wie der Titel andeutet, die die Hörenden durch diesen imaginären Freizeitpark führen. Diese skitartigen Passagen schaffen Atmosphäre und Kontext, geben der Platte einen Rahmen, wirken aber teils auch wie überflüssige Füllstücke, die den Fluss des Albums bremsen. Der konzeptionelle Ansatz ist zweifellos ambitioniert, doch nicht jede Idee trägt über die gesamte Laufzeit. 

Musikalisch bewegt sich Dirty Nice auf vertrautem Terrain: sonnendurchfluteter und sommerlicher Indie-Pop mit elektronischem Einschlag, eingängigen Refrains und einer glatten, leichtfüßigen Produktion. Stücke wie „What I Wanna Hear“ oder „Another Life“ zeigen das Talent des Duos für Melodien, die sofort im Ohr bleiben. Man spürt den Spaß, mit dem hier produziert wurde – den Wunsch, ein durch und durch unterhaltsames Pop-Erlebnis zu schaffen. Gleichzeitig fehlt es vielen Songs an Tiefe oder überraschenden Momenten. Sie klingen hübsch, warm und gefällig, hinterlassen aber selten einen bleibenden Eindruck.

 

 

Ein paar Ausnahmen stechen dennoch hervor: „Better If We Don’t“ kombiniert funkige Bassläufe mit einem psychedelischen Groove und einem charmanten Gitarrensolo – ein Stück, das zeigt, welches Potenzial in Dirty Nice steckt, wenn sie sich trauen, ihre Komfortzone zu verlassen. Auch „Spit“ überzeugt mit ruhigerem Ton und emotionaler Klarheit, die man dem Album an anderen Stellen manchmal wünscht.

So entsteht ein Werk, das in seiner Idee glänzt, aber in seiner Ausführung nicht immer die nötige Tiefe erreicht. „Planet Weekend ist visuell, bunt, verspielt – fast wie eine animierte Welt, die zum Träumen einlädt, dabei aber gelegentlich den Kontakt zur Realität verliert. Es ist ein Album, das man gern hört, das gute Laune macht, aber selten überrascht oder bewegt.

Am Ende bleibt der Eindruck eines ambitionierten Pop-Projekts mit großem Konzept und sympathischer Handschrift, das an seinen eigenen ästhetischen Ansprüchen ein wenig scheitert. „Planet Weekend“ ist charmant, schillernd und handwerklich stark, aber auch flüchtig – wie ein sonniger, für mich eher herbstlicher Tag im Vergnügungspark, an den man sich später nur noch verschwommen erinnert.

Neben „Planet Weekend“ haben Dirty Nice auch noch ein paar mehr Songs erschaffen, die es wohl nicht (oder zum Glück) nicht auf’s Album geschafft haben. Hier geht’s zu den Bonus-Tracks!

Erwerben könnt ihr das „Planet Weekend“ bei unserem Partner JPC über den folgenden Link:
DIRTY NICE – PLANET WEEKEND 

Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

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