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KRATZEN – I II | vinyl-keks.eu

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KRATZEN - I II

KRATZEN bleiben mit „I II“ in ihrer Nische: Kraut Wave

KRATZEN haben mit „III“ schon das dritte Album in der Tasche. Und sie mach das, was sie machen weiterhin sehr gut. Verdammt gut. Das kölner Trio, bestehend aus Melanie Graf, Stefanie Staub und Thomas Mersch, erschaffen erneut in Dauerschleife die Fusion aus Krautrock und New Wave – Krautwave eben.

Diese Bezeichnung haben KRATZEN selbst für ihre Musik erdacht und ihr eigenes Genre kreiert. So verschmelzen KRATZEN in ihrem Kupferkessel die repetitiven Strukturen des Krautrock mit der kühlen Ästhetik und den rhythmischen Gitarren des New Wave. Die Gesangslinien erinnern in Teilen an die sensationellen Sonic Youth. Auch der Gedanke an Tocotronic ist ebenso erlaubt wie die frühen Jahre der Neuen Deutschen Welle.

 

 

Die goldenen Band-Regeln im Achteltakt

Die Band verschwendet keine Zeit, „Reichtum“ geht sofort in die selbst entworfene Nische. Stoischer Beat und Melodie sind die Beilagen für die Zeilen, die gleich mal Fragen aufwerfen, wie „Ist Geld allein schon ein Verbrechen, und wann wird der Konsum zur Tat…?” Text-Sing-Sang erinnern an KRAFTWERK aus der Nachbarstadt, während Gitarren und Atmosphäre Anklänge an die legendären Joy Division haben. 

Die musikalische DNA von KRATZEN ist die minimalistisch Limitierung von allem. Es scheint, als hätten KRATZEN sich selbst bandinterne Leitplanken auferlegt: es gibt keine Gitarrensoli, das Schlagzeug bleibt in der Spur und die Texte sind Fragmente, keine Geschichten. Dazu kommt, kein Bandmitglied steht vorne, Mikrofon und Instrumente werden gewechselt (sieht beim Live-Auftritt bestimmt interessant aus).

Der Antrieb der Songs liegt in diesem Achtel-Bass-Mantra (auch hier hört man die Joy Division raus). Auf diesem Fundament schrubbt die Gitarre, ebenfalls im Achtel-Takt, ein paar kratzige Akkorde. Das höchste der Effekt-Gefühl ist mit Delay gespieltes Gitarren-Gezupfte. Mehr ist nicht erforderlich, um dem Sound einen spürbaren, aber nicht unangenehmen; Sog zu verleihen, der die Hörenden vor den Lautsprechern hält. Tempo-Wechsel, Brüche oder gar Dramatik sind der Band fremd und werden vermieden. Dank des Masters von Kai Blankenberg, klingt „I II“ sehr differenziert und läuft angenehm ruhig.

Tranceartiger Land & Text-Fragmente

Star-Produzent Olaf Opal (bürgerlich Olaf Wozniak) hat schon einige Bands wie Boxhamsters, Spermbirds, The Notwist, Naked Lunch oder Klee den Schliff gegeben. Auch der Ohrwurm „Narcotic“ von Liquido geht auf sein Konto. Neben solchen Projekten, hat er nun das Album der Krautwaver von KRATZEN in Form gegossen.

Die Texte und Musik des Trios geniesst man am bestem am Stück. So taucht man am einfachsten in diesen tranceartigen Sound ein. Die Texte, ganz im Minimalismus erzählen bewußt keine Geschichten und bieten so wenig Haltepunkte für den Geist. Sie klingen teilweise wie künstlerisch aneinander gereihte Fragmente, was die Nähe zur NDW verstärkt. Doch es ist gerade dieser künstlerische Kniff, die Texte wie Slogans oder Mantra klingen zu lassen und damit die repititive Sound-DNA perfekt unterstützt.

 

 

Ein Highlight am Jahresbeginn

Obwohl KRATZEN aus der Stadt mit der kleinen Bahnhofskapelle stammen, sind die zwölf neuen Songs auch über die Stadtgrenze hinaus, großes Kino. Hinter den minimalistischen Titeln wie „Reichtum“, „Immer“ oder „Echo“ steckt maximales Musikerlebnis für den Hörer und man ist erstaunt, wie man von den Songs gefangen ist, denn das Album ist gefühlt sehr schnell zu Ende.

KRATZEN haben ihre Nische gefunden, in der sie prima musizieren. Wie schon der Vorgänger „zwei“ wird „III“ Genres-Fans und Freunde des deutschgesungenen Wortes erfreuen. Alle anderen verpassen ein tolles Album. Wieder einmal lassen KRATZEN die Herzen der Vinyl-Sammler höher schlagen. Die Band bekennt sich zum Vinyl. Deshalb wird alles ins DIY gemacht. Labeletiketten und Coverrückseiten werden per Handschrift veredelt, das Cover ist gestempelt – die Einfachheit wird zur Schönheit. Auch die DIN A4 Beilage sieht stark nach Eigenarbeit aus und komplettiert jede der auf 500 Kopien limitierten Ausgabe. Alles in Allem ist das Album ein absolute Empfehlung in diesem frühen Jahr.

Das Album „III“ von KRATZEN ist seit Januar im Handel und ist u.a. bei Bandcamp und in ausgewählten Läden erhältlich. Live kann man KRATZEN 22.03 in Bonn, am 091.04. in Köln und ab Mai auf größerer Tour durch Deutschland sehen.

Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.

Lagartija Nick.

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Boris Bond – Sounds of Movies Never Made

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Boris Bond - Sounds of Movies Never Made

Da erreicht mich ein Vinyl, welches auf den Namen „Sound of Movies Never Made“ hört, es ist von Boris Bond und kommt aus dem Hause Surf Cookie Records

Was ich erwarte:

Eine musikalische Vereinigung aus James Bond – Glamour (andere Erwartungen gehen bei dem Bandnamen ja nun auch garnicht) und Tarantino -wilderness. Also so zu sagen Cari Cari in Abendkleid und Smoking. 

Was zu hören ist: 

Genau das. Als ob die beiden, also Bond und Tarantino im Moshpit aufeinandertreffen, von mir aus tanzen Cari Cari auch gleich mit. Und es ist hervorragend. Und wunderschön. Und ihr solltet das hören. 

Beim Opener schmeißt sich noch elfengleich „Zlatan Ibrahimović“ in den Pit, natürlich, wenn der Song schon seinen Namen trägt. 

 

 

Statt ausufernde Gewaltszenen, Stunds und Gemetzel wurde hier der Soundtrack für den liebevollsten Moshpit (ja das Bild zieh ich jetzt bis zum Ende durch) kreiert. Die Waffen wurden am Kneipeneingang abgegeben, ach was sag ich sie wurden direkt vernichtet. Stellt auch Slo-Mo Sequenzen, der mit purer Lebensfreude und Liebe in einander springenden Körper vor, die in einem wilden Akt über 10 Songs den Abend ihres Lebens haben und nicht wissen wohin mit ihrer Freude am Dasein und gemeisam da sein, in der sich Hände gereicht werden, falls doch mal wer auf dem Boden landet. Ein Abend, ein Album an dem die Wut auf die Welt transformiert wird in irgendwas gutes. Wenn sich auch Einhörner am Moshpit beteiligen würde es mich nicht wundern. Vermutlich schmeißt eine Person noch ne Seifenblasenmaschine an und das kindliche zerstören der Blasen wäre dann auch das gewaltvollste was zu erwarten wäre. 

Die klaren Gitarrenklänge sind typisch und charakteristisch für „Sound of Movies Never Made“ und sie haben Balkan-Folk mit dabei, der sich unheimlich gut mit dem Surfsound mischt. Aber eigentlich gibt der Bass still und heimlich den Ton an. Ich mags. Ich kann auch garkeine Song herausnehmen, weil ich das Album einfach immer (Anmerkung, es lag gestern das erste mal auf dem Teller) in einem Rutsch durchhöre und es viel mehr nach einem Song klingt, der sich im laufe der Filmsequenz verändert. Es wird einfach durchgemosht und es wird dabei nicht langweilig. 

Ich weiß nicht, ob meine seltsame Szenenbeschreibung des Liebes-Moshpits euch jetzt die Musik irgendwie näher gebracht hat. Viellicht müsst ihr sie einfach hören um zu verstehen. Ich empfehle es. Holt „Sound of Movies Never Made“ von Boris Bond. Ihr bekommt die Platte z.B. via  Bandcamp, aber Beeilung, wenn das Internet nicht lügt, dann gibt’s nicht mehr viele. 

P.S: Witzig sind sie auch noch. Wer beim Vinyl die A Seite findet ist entweder betrunken oder braucht ne Brille. B/BB

P.P.S. Die One-Line-Grafik der Filmrolle ist super. 

 

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Wizrd – Elements | vinyl-keks.eu

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Wizrd -Elements

Irgendwie hatte ich mir etwas völlig anderes vorgestellt und nun liegt die Scheibe auf dem Teller. Ja nu. Ich hätte es ja eigentlich wissen müssen, dass es sich bei Platten aus dem Hause Karisma Records eher nicht um Musik des Genre Party Pop oder Neoklassik handelt. Irgendwie hatte ich mir mehr Jazz und weniger Progressiv Rock vorgestellt. Tatsächlich findet beides auf dem Album „Elements“ der Norwegischen Band Wizrd statt. Der Jazzanteil kommt hier aber vor allem durch die Spielfreude der Band zum Ausdruck. Die musikalische Oberfläche ist schon sehr Progressiv -/ Alternative -Rock geprägt, hier und da ein wenig Psychodelic und in seiner Umsetzung dann zum Teil Jazzy . Und ich hau direkt mal raus, genau das sind mir die liebsten Momente des Albums, aber das wird an mir liegen.

Mit „Elements“ hat Wizrd ordentlich nachgelegt. Das Debüt „Seasons“ erschien 2022 und seit dem hat sich das Gefälle Prog-Rock zu Jazz dann doch nochmal ein wenig verschoben, zu Ungunsten des Jazz. Wenn Wizrd mit jedem Album eine neue ihrer vielen Musikrichtungen in den Vordergrund stellen, dann würde es mich nicht wundern in 2-3 Jahren eine Indie Platte von ihnen vorliegen zu haben. Und ich bin mir sicher sie wäre gut. Denn Wizrd zeichnen sich nicht nur durch eine Spielfreude, die ich glaube auf der Platte herauszuhören ist, sondern auch durch Können. Sie beherrschen die komplette Bandbreite der Genres, die sie da einfließen lassen und vereinen sie zu ihrem eigenen Sound. Sie schaffen es in einem Song mit Leichtigkeit zwischen den Genre zu oszillieren, wo ich als Hörende zum Teil kaum mitkomme. Als würde eine Person im Gespräch, in einem Satz zwischen Deutsch, Swahili und Englisch flippen, völlig Problemlos. Es gibt Menschen die können das, Ich gehöre nicht dazu. 

Die schon mehrfach erwähnte Spielfreude kommt besonders in langen Instrumentals zum Ausdruck, wie zum Beispiel bei „The Void“. Der Gesang hingegen ist meistens chörisch, ja hat schon fast etwas sakrales. Dem wirken E-Gitarren und Schlagzeug mit aller Wucht entgegen und diese Mischung macht’s. 

 

Einer meiner liebsten Tracks ist aber anderer Art. „Fylkesvei 33“ hat eine Grundierung aus Elektro-Jazz meets Psychodelic. Der Gesang bleibt Choral. Worum es inhaltlich geht, keine Ahnung. Ich verstehe kein Norwegisch und die Texte sind nicht abgedruckt und wenn wäre es interessant wie ein Übersetzungsprogramm mit Lyrics arbeitet. Ich vermut die Brauchbarkeit der Übersetzung wäre geht so. Obwohl ich natürlich prinzipiell es sehr mag, wenn die Lyrics abgedruckt sind, Sprache hin, Barriere her. Hier wirkt der Gesang und wie er eingesetzt ist jedoch wie ein Teil der Instrumentierung. 

Auch wenn ich anderes erwartet hatte, kann ich euch Wizrd und ihr zweites Album „Elements“ empfehlen. Das erste „Seasons“ übrigens auch. Erwerben könnt ihr es unter anderem direkt über den Shop von Karisma Records oder via Bandcamp

 

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CALI – cool | vinyl-keks.eu

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CALI - cool 1

Debutalben sind ja schon immer etwas sehr Besonderes.
Für den Debutanten*in, wie auch für uns Zuhörer*innen. 

CALI ist der Künstlername und steht für Caroline d’Orville, Wahl-Stuttgarterin, und so in Kontakt gekommen mit Julian Knoth, Drummer von Die Nerven
Und er hat ihr nun mit seinem minimalistischen, reduzierten Schlagzeugspiel bei der Verwirklichung des ersten Solo-Albums von CALI geholfen.

„cool“ ist ja schon mal ein Titel, der die Erwartungshaltung bei manchen vielleicht sehr hochschraubt. Da geh ich doch mal rein und horch mal, was da cool sein könnte.
Die Nadel liegt an und los geht es mit „zeit“. Abgehackt, klatsch, ha! ha!, uh!, zack.

die zeit steht still
die zeit steht nie
die zeit steht still

Lyrisch ist das auch etwas, was ich vorwegnehme, sich durchs ganze Album zieht. Das zieht sich auch durch die andern Sprachen, in denen sie singt, nämlich nicht nur deutsch sondern auch italienisch, französisch und englisch, dass sie Sätze nicht zuende formuliert und / oder erst beim zweiten Mal dann komplettiert. Durch ein Verb beispielsweise. Das hat etwas Dada-istisches, man merkt daran aber auch den Spaß an der (deutschen) Sprache: man kann durch kleine Veränderungen in Sätzen eine Stimmung oder gar den Inhalt verändern. Oder aus dem Poetry-Slam? Ist jedenfalls ziemlich schlau und spricht mich an.

ich liege heute und mag mich nicht mehr
ich mag mich nicht mehr hören

CALI hat sich einige weitere Künstler*innen an Bord geholt, um, gekonnt im Songwriting und Timing untergebracht, ihre Musik, die nur aus Bass, Drums und Vocals besteht, aufzufüllen.
Eine Trompete, Chor, Blockflöte, Windrohre, ein Roland SH 1500 (und einiges mehr) komplettieren die Soundwelt. 
Doch eins wird mir in den ersten Songs sehr schnell klar: es wird hier nicht sehr viel mehr geben als einen sehr betonten, nicht unbedingt rythmisch, eher minimalistisch, und klaren Bass. Der ist teilweise sehr locker, dann spielt sie ein New-Wave-Riff, manchmal aber auch etwas härter, fast schon Post-Hardcore.

„strada“ hat eine superschöne Hook und mit der italienischen Sprache wird das, in meinen Ohren, konterkariert, da diese Sprache schon etwas sehr poppiges hat.
Doch insgesamt würde ich sagen CALI ist No-Pop, ist Neue Neue Deutsche Welle, ist sehr vielfältiger Minimalismus.

Auf dem Cover die Künstlerin auf Zehenspitzen stehend in einer zackigen, steinigen Welt, die allerdings einen Horizont hat, an dem ein Vogel auffliegt. 

Schauen wir mal, was CALI in Zukunft musikalisch wie textlich noch zu erzählen hat.
Album gibt es direkt bei ihr:

  

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