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Tiger im OP: Besuch in Thailands erstem Wildtier-Krankenhaus

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Tiger im OP: Besuch in Thailands erstem Wildtier-Krankenhaus

Phetchaburi

Lantao ist auf dem Weg der Besserung. Das kleine Langschwanzmakak-Mädchen hatte einen offenen Bruch am rechten Arm und war schwer traumatisiert, als es auf der thailändischen Insel Koh Lanta gefunden wurde. Auf einem Auge ist das Affenbaby schon länger blind, auch war es anfangs schwer unterernährt.

Aber Lantao hatte Glück im Unglück: Helfer brachten sie ins Wildlife Hospital der Organisation WFFT (Wildlife Friends Foundation Thailand) in der Provinz Phetchaburi, gut zwei Autostunden südlich von Bangkok.

Was dem Affenkind passiert ist, wird wohl nie ganz geklärt werden. “Wir können nur vermuten, dass Lantao angegriffen wurde – möglicherweise von Hunden oder anderen Makaken”, sagt Tierärztin Dr. Kwan.

Als die Klinik im März 2005 ihre Pforten öffnete, war sie die erste Einrichtung dieser Art in Thailand – und ist auch 20 Jahre später noch eine der ganz wenigen und bei weitem die angesehenste und bekannteste. Wenn ein verletztes Wildtier gefunden wird, gilt WFFT meist als erster Ansprechpartner.

Gibbons und Pangoline als Patienten

Die Palette der Patienten reicht von Tigern und Leoparden über Sambarhirsche, Sonnenbären, Pangoline, Gibbons, Otter, Helmkasuare und Krokodile bis hin zu bunten Nashornvögeln. Für die Elefanten gibt es seit 2015 ein eigenes, angegliedertes Krankenhaus.

WFFT wurde 2001 vom Niederländer Edwin Wiek gegründet. In Thailand ist der Mann eine Art Legende und gilt als furchtloser Tierschützer, der über die Jahre allen Widerständen unbeugsam getrotzt hat. Über seinen ungewöhnlichen Lebensweg wurde bereits ein Buch geschrieben (“A Wild Life – The Edwin Wiek Story”).

In riesigen Gehegen beherbergt seine NGO unzählige Spezies, die hier die Chance auf ein zweites Leben bekommen. Die meisten wurden für die Tourismusindustrie ausgebeutet, in illegalen Zuchtbetrieben als Gebärmaschinen missbraucht oder als Haustiere in zumeist winzigen Käfigen gehalten. Viele sind krank oder geschwächt oder haben offene Wunden, wenn sie hier ankommen – deshalb wurde schon wenige Jahre nach der Gründung der Stiftung ein Krankenhaus gebaut, ausgerüstet mit Röntgenraum und voll ausgestattetem OP.

Wiek selbst muss oft jahrelang mit Behörden und Besitzern verhandeln, um die hilflosen Tiere aus ihren schrecklichen Lebensumständen zu befreien. So wie 2016 den Südlichen Schweinsaffen Joe, dessen Mutter 1988 von Wilderern getötet wurde. “Ich habe viel Tierleid gesehen, aber was Joe erlebt hat, gehört zum Schrecklichsten, was mir untergekommen ist”, erzählt der 59-Jährige.

Joe wurde zwischen zwei Häusern in einen winzigen Käfig gesperrt und siechte dort 25 Jahre zwischen Müll und Exkrementen dahin. Wiek spricht von einem “Höllenloch”. Außer von Ratten habe Joe kaum Besuch bekommen – für soziale Tiere wie Affen ist das kaum zu ertragen. “Ich musste immerzu daran denken, was ich alles erlebt habe in diesen 25 Jahren – und Joe hat immer nur in diesem Käfig gehockt.”

Wiek lebt seit Ende der 1980er Jahre in seiner Wahlheimat Thailand und spricht die Sprache perfekt. Das hilft enorm bei den komplizierten Befreiungsaktionen – und auch dabei Veränderungen in einem Land voranzutreiben, in dem Tiere oft mehr als Einnahmequelle und weniger als fühlende Wesen behandelt werden: Wiek ist der einzige Ausländer, der die Regierung in Tierschutzfragen beraten darf.

Tiger-Kuscheln als Touristenattraktion

Als während der Corona-Pandemie der Phuket Zoo seine Pforten schließen musste, rettete WFFT elf Tiger sowie einen Asiatischen Schwarzbären und einen Sonnenbären aus viel zu kleinen Betonkäfigen. Die Aktion machte landesweit Schlagzeilen. 2023 nahm WFFT zwölf Tiger und drei Leoparden von einer illegalen Zuchtfarm auf. Mit unter Drogen gesetzten Tigern zu kuscheln, ist eine beliebte Touristenattraktion in Thailand.

“Wir gehen davon aus, dass die meisten der Tiger in ihrem neuen Zuhause zum allerersten Mal Gras unter ihren Pfoten und Sonnenlicht auf ihrem Fell gespürt haben”, erzählt eine WFFT-Mitarbeiterin. Ähnlich geht es vielen Tieren, die sich erstmals frei bewegen dürfen – allen voran die fast zwei Dutzend Elefanten, die derzeit betreut werden.

Fast alle wurden von ihren Mahouts (Elefantenführer) geschlagen, gezüchtigt und mit Metallhaken gefoltert, um widerstandslos auf ihrem Rücken Touristen zu transportieren. Eine von WFFT gerettete Elefantenkuh hat wegen der jahrelangen Gewalt einen deutlich sichtbaren Abszess am Bein, der im Wildlife Hospital regelmäßig behandelt wird.

Für Besucher betreibt die Organisation die “I Love Phants”-Lodge, inklusive herrlicher Ausblicke auf die Landschaft und Pool mit Blick auf Elefanten. In der Nähe schwingen sich Gibbons durch die Bäume. Außer den vielen geretteten Straßenhunden und Katzen dürfen Touristen den anderen Tieren aber nicht zu nah kommen – diese sollen so wild wie nur irgend möglich leben.

Dr. Kwan und ihre Kollegen stehen derweil jeden Tag vor neuen Herausforderungen. So war Helmkasuar Bernie, der wahrscheinlich aus Papua-Neuguinea ins Land geschmuggelt wurde, bei seiner Einlieferung schwer am Kopf verletzt. Heute geht es dem Laufvogel mit leuchtend blau-roten Hals gut, auch wenn er weiter Spezialbetreuung braucht.

Python mit Verstopfung

Ob Tiger mit Zahnschmerzen, Kaiserschnitte bei hochschwangeren Gibbons, Kastrations-OP’s bei Bärenmakaken oder Affen, die beim Klettern Stromschläge erlitten haben – im Wildlife Hospital werden sie alle behandelt. “Zuletzt hatten wir sogar eine Python mit Verstopfung, der wir helfen konnten”, erzählt Dr. Kwan. Auch Amputationen schwer verletzter Körperteile gehören traurigerweise zum Alltag.

Bald steht ein Umzug bevor: Nicht weit von der Klinik baut WFFT gerade ein neues, deutlich größeres Wildlife Hospital für Thailands Tiere. Wenn es im Mai öffnet, werden auch hochmoderne chirurgische Eingriffe etwa mittels Endoskopie möglich sein. Das kann in Zukunft auch Patienten mit komplizierten Verletzungen helfen – wie der kleinen Lantao.


Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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Vreden unterliegt trotz drei Führungen

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Vreden unterliegt trotz drei Führungen

Auf und ab ging es in der zweiten Halbzeit. Am Ende nutzte der SV Heek die Fehler der Vredener und Spielertrainer Mike Börsting traf spät zum Sieg.

Dreimal gingen der Kreisligist des FC Vreden gegen den Bezirksligisten SV Heek beim 3:4 (1:1) in Führung, aber die Gäste glichen jeweils durch Luka Kösters aus, bis Spielertrainer Mike Börsting in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielte und Heek in die nächste Runde im Kreispokal schoss.

Es war ein wildes Auf und Ab im zweiten Durchgang. Nach schwacher erster Hälfte kamen die Heeker im zweiten Durchgang besser ins Spiel und hatten schon zu Beginn zwei gute Chancen durch Luka Kösters und Kinson Buß, aber das Tor fiel auf der anderen Seite.

Ein Vredener Spieler bekam den Fuß in einen Klärungsversuch der Gäste und Marcel Epping hatte auf der rechten Seite viel Platz. Sein Abschluss wäre wohl am Tor vorbeigegangen, aber von hinten lief der kurz zuvor eingewechselte Tom Boggenstall ein und traf zum 2:1 (58.).

Auf der anderen Seite nutzen die Heeker einen Vredener Fehler. Nach einem leichten Ballverlust an der Mittellinie wurde der Ball lang auf Luka Kösters gespielt, der keine Probleme hatte, auf 2:2 zu stellen (65.). Die Freude währte aber nur kurz, da ging die Heimelf erneut in Führung. Auf rechts spielte Tizian Kurth einen Ball scharf vor das Tor, wo am zweiten Pfosten erneut Tom Boggenstall zur Stelle war und zum 3:2 traf (67.).

Luka Kösters mit Dreierpack

Ein erneuter Fehler der Hausherren half Luka Kösters, sein drittes Tor zu erzielen. Bei einem langen Ball kam Vredens Torhüter Sebastian Welp aus seinem Kasten, ließ den Ball aber fallen und Kösters traf ins leere Tor (74.).

Den Lucky Punch erzielte Börsting, als alle schon mit dem Elfmeterschießen rechneten. Nach einer Grätsche im Mittelfeld bekamen die Gäste den Ball, links wurde Nils Alfert bedient, der Mike Börsting im Rückraum fand. Der Spielertrainer vollstreckte zum 4:3 (90.+3.).

Marcel Epping mit der Führung

Im ersten Durchgang war Vreden die deutlich bessere Mannschaft. Nach einer Ecke von Kai Erning stand Marcel Epping am zweiten Pfosten mutterseelenallein und köpfte unbedrängt zum 1:0 (12.). Weitere Chancen vergaben Marcel Epping (20.) und Christian Boggenstall (33.).

Kurz vor der Pause traf Luka Kösters zum 1:1. Sebastian Welp konnte einen Schuss von Kinson Buß klären, aber im Nachschuss war Kösters mit seinem Versuch über den Innenpfosten erfolgreich (44.).

„Es ist eine bittere Niederlage“, sagte Vredens Trainer Yuzuru Okuyama. Wir hätten im ersten Durchgang 3:0 oder 4:0 führen können. Im zweiten machen wir drei individuelle Fehler. Darüber dürfen wir jetzt nicht lange nachdenken, Sonntag geht es weiter.“

„In der ersten Hälfte ist Vreden verdient in Führung gegangen. Im zweiten Durchgang sind wir bei null gestartet und waren besser im Spiel. Die Moral stimmte und wir haben durch einen Konter den Lucky Punch“, antwortete Heeks Trainer Mike Börsting.

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Photovoltaik rechnet sich in Süddeutschland schneller – Stuttgart Journal

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Photovoltaik rechnet sich in Süddeutschland schneller – Stuttgart Journal

Der Süden Deutschlands gilt als sonnenreichste Region des Landes. Städte wie Freiburg, Regensburg oder Konstanz erreichen Spitzenwerte bei den jährlichen Sonnenstunden – teils über 1.900 pro Jahr. Auch die Intensität der Strahlung ist höher als anderswo.

Durch den steileren Sonnenstand und die kürzere Strecke durch die Atmosphäre trifft mehr Energie pro Quadratmeter auf die Solarmodule. Für Hausbesitzer und Unternehmen rechnen sich Photovoltaik-Anlagen im Schnitt ein halbes bis anderthalb Jahre schneller als im Norden. Ein Vorteil, der sich auch langfristig bezahlt macht.

Ein Gastbeitrag von Johannes Ostwald, Geschäftsführer Solar Süddeutschland & Wärmepumpen Süddeutschland

Wer diesen Heimvorteil bestmöglich ausschöpfen möchte, sollte ein paar Punkte beachten.

Am wichtigsten ist, den selbst erzeugten Strom möglichst weitgehend im eigenen Haushalt zu nutzen. Denn während die Einspeisevergütung für Solarstrom inzwischen auf unter acht Cent pro Kilowattstunde gefallen ist und weiter sinkt, kostet Netzstrom aktuell knapp 40 Cent, je nach Anbieter und Strommix. Jede Kilowattstunde Eigenverbrauch spart also bares Geld.

Damit dieser also noch weiter maximiert werden kann, empfiehlt sich die Kombination der PV-Anlage mit einem Batteriespeicher, der tagsüber überschüssigen Strom aufnimmt und abends wieder zur Verfügung stellt. So steigt der Eigenverbrauchsanteil von rund einem Drittel ohne Speicher auf bis zu 80 Prozent mit Speicher.

Noch effizienter wird es, wenn ein Energiemanagement-System die Stromnutzung im Haushalt steuert. Es verschiebt den Betrieb von Geräten wie Waschmaschinen, Wärmepumpen oder Wallboxen gezielt in die Zeiten hoher Sonneneinstrahlung. Moderne Systeme beziehen sogar Wetterprognosen ein und sorgen dafür, dass möglichst wenig teurer Netzstrom zugekauft werden muss.

Wichtig ist außerdem eine vorausschauende Planung. Die Anlagengröße sollte im Mindesten mit dem Verbrauch dimensioniert werden. Noch besser: zukünftige Verbraucher wie Elektroautos oder Wärmepumpen gleich in die Planung miteinbeziehen, um ein späteres Nachrüsten zu vermeiden und Kosten zu sparen.

Schließlich kommt es auf die richtige Beratung an. Der Markt wächst rasant, doch nicht jeder Anbieter plant zuverlässig. Empfehlenswert sind Meisterbetriebe mit regionaler Erfahrung, die auch rechtliche Vorgaben wie das neue Solarspitzengesetz im Blick haben. Dieses schreibt unter anderem intelligente Mess- und Steuereinheiten vor, damit Einspeisung und Verbrauch in Zeiten hoher Solarproduktion optimal geregelt werden können.

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Bundeshaushalt – Bundeshaushalt 2025: Ein Budget für drei Monate

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Bundeshaushalt – Bundeshaushalt 2025: Ein Budget für drei Monate

Las der Regierung am Dienstag im Bundestag die Leviten: Linke-Chefin und Haushaltsexpertin Ines Schwerdtner

Foto: dpa/Britta Pedersen

Was lange währt, wird Großgeschenk an die Wirtschaft in der Hoffnung auf Investitionen sowie ein Blankoscheck für die Aufrüstung, frei nach dem Motto: »Whatever it takes«: der Bundeshaushalt 2025 und seine kreditfinanzierten Schattenetats. Am Donnerstag wird der Bundestag ihn beschließen, etliche Einzelpläne passierten bereits zu Beginn der Haushaltswoche am Dienstag das Parlament.

Letztlich steht seit der Konsensfindung in der sogenannten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Parlaments am 4. September bereits alles fest. Gleichwohl lieferten sich Opposition und Regierungsvertreter in der ersten Haushalts-Plenarsitzung am Dienstag harte Wortgefechte. Namens der Linken geißelte deren Vorsitzende Ines Schwerdtner die soziale Schieflage des Etats wie auch der Pläne für die nächsten Jahre. Ihre Partei werde den Haushalt nicht mittragen, die Regierung finde »in uns ihren entschiedensten Gegner«, erklärte Schwerdtner anschließend.

Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) hatte zu Beginn der mehrtägigen Schlussdebatte den Etat gelobt: »Wir investieren, wir reformieren und wir konsolidieren.« Rednerinnen und Redner der Opposition kritisierten hingegen, dass trotz neuer Rekordschulden kaum Geld bei den Menschen ankomme und Mittel für Investitionen zum »Stopfen von Löchern« zweckentfremdet würden.

Der Haushalt sieht Ausgaben von insgesamt 502,5 Milliarden Euro vor. Die Neuverschuldung im Kernhaushalt soll fast 82 Milliarden Euro betragen. Hinzu kommen weitere neue Kreditaufnahmen für die Sondervermögen für die Bundeswehr sowie für Investitionen in Infrastruktur und Klimaneutralität in Höhe von rund 58 Milliarden. Für Kredite für die Bundeswehr und für die Sondervermögen gelten Ausnahmen von der Schuldenbremse im Grundgesetz.

Für den militärischen Bereich, in den auch die Unterstützung der Ukraine fällt, sind allein im Kernetat 75 Milliarden Euro vorgesehen, davon 30 Milliarden schuldenfinanziert. Aus dem Infrastruktur-Sondervermögen will der Bund in diesem Jahr etwas mehr als 37 Milliarden Euro nutzen. Davon sollen knapp zwölf Milliarden in den Verkehrsbereich fließen, darunter 2,5 Milliarden in den Erhalt von Autobahnbrücken und mehr als 7,5 Milliarden in den von Bahnschienen. 1,5 Milliarden Euro aus dem Topf fließen an in Krankenhäuser, fast drei Milliarden in den Breitbandausbau für bessere Internetverbindungen.

»Noch nie hat eine Regierung so viel Geld ausgegeben, und noch nie ist so wenig bei den Menschen angekommen.«


Ines Schwerdtner Linke-Bundesvorsitzende

Die Grünen-Politikerin und Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Lisa Paus, warf der Regierung mit Blick auf das 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz vor, für Investitionen vorgesehene Mittel für Konsumausgaben zu verpulvern. Von »Verschiebebahnhöfen und Haushaltstricksereien«, sprach in Berlin Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann. Sie pochte auch darauf, wie vereinbart Mittel aus dem Sondervermögen für Klimaschutz-Investitionen einzusetzen.

Haushaltspolitikerin Schwerdtner konstatierte: »Noch nie hat eine Regierung so viel Geld ausgegeben, und noch nie ist so wenig bei den Menschen angekommen.« Der geplante »Herbst der Reformen« entpuppe sich als »massiver Angriff auf den Sozialstaat«. Von den angekündigten Investitionen bleibe »vermutlich nur heiße Luft«. Es würden »fast 50 Milliarden Euro Steuergeschenke an Unternehmen« herausgeblasen, während ständig darüber geredet werde, »wie man den Ärmsten noch zehn Euro aus der Tasche ziehen kann«, warf Schwerdtner Union und SPD vor. Sie forderte stattdessen eine Vermögensteuer, die »100 Milliarden Euro« jährlich einbringen würde.

Klingbeil verwies hingegen auf Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung, »um unser Land effektiver, moderner und handlungsfähiger zu machen«. Zugleich habe die Regierung die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren ermöglicht. »Wir wollen, dass die Bagger schnell rollen«, sagte er. Angesichts knapper Mittel müsse die Regierung zugleich bei den Ausgaben »priorisieren«.

Den Investitionsanteil von mehr als 20 Prozent bzw. 62,7 Milliarden Euro im Haushalt hob Unions-Fraktionsvize Mathias Middelberg hervor. Damit schaffe die Koalition »die Grundlage für neues Wirtschaftswachstum in Deutschland«. Dazu beitragen sollten auch die Entlastungen bei den Energiekosten sowie die Erhöhung der Pendlerpauschale, aber auch Anreize zu längerem Arbeiten durch die geplante »Aktivrente«. Einsparpotenzial sieht Middelberg beim Sozialsystem. Eine Kommission zu dessen Reform hat kürzlich ihre Arbeit aufgenommen.

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Die Verabschiedung des Etats 2025 hatte sich wegen der Bundestagswahl und des folgenden Regierungswechsels stark verzögert. Aktuell gilt daher eine vorläufige Haushaltsführung, die erst mit dem Inkrafttreten des neuen Etats endet. Parallel läuft bereits das Verfahren zur Aufstellung des Haushalts für 2026. Über diesen Plan wird der Bundestag kommende Woche erstmals debattieren, er soll noch in diesem Jahr beschlossen werden. Während die Regierungskoalition für das kommende Jahr noch davon ausgeht, den Etat formal ohne Lücken hinzubekommen, klafft derzeit im Plan für 2027 noch ein riesiges »Loch« von rund 34 Milliarden Euro.

Im vergangenen November scheiterte die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP letztlich an der Aufstellung des Haushalts 2025. Es ging um eine Lücke von drei Milliarden Euro, die der damalige Kanzler Olaf Scholz durch Kredite schließen wollte. Sein Finanzminister Christian Lindner (FDP) lehnte das rigoros ab. Letzten Endes wurde er von Scholz entlassen.

Nach der vorgezogenen Bundestagswahl räumten Union und SPD diesen potenziellen Streitpunkt direkt aus: Sie schafften durch Ausnahmen von der Schuldenbremse enorme Kreditspielräume für Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben. Diese summieren sich auf fast eine Billion Euro über zehn Jahre.

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