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chivàla – Boato – Rattster Staffel 2 #5

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Das Bild zeigt ein LP-Album, welches ein abstraktes, schwarz-weiß Muster hat. Es ist das Bild eines Künstlers. Der Titel das Albums steht vorne nicht drauf, um das Bild nicht zu zerstören. Hinter der LP sind rote Mohnblumen und grüne Pflanzen zu sehen.

Doppelreview Rattster Overkill!

Hier ist die nächste Folge Rattster Spezial Review, die aus mir vorliegendem roten Vinyl von chivàla den Soundtrack für den Roadtrip von zwei faulpelzigen Nager-Nerds auf der Suche nach ihrer Plattensammlung erlebbar macht. Doch dieses Mal haben wir eine Doppel-Review! Mit ausführlichen Facts zur Musik versorgt euch parallel zur Rattster Story Felix Frantic auf chivàlas durchsichtigem Splatter Vinyl.

Hamster hat wieder Songzitate anderer Bands versteckt in direkter Rede. Kommst du drauf? Teste, wie nerdy du selbst bist zum Spaß an der Freude. Die Lösung steht wie immer am Ende der Story, googeln nicht nötig.

Story + Bild! Die Rattster Fortsetzungsgeschichte ist mein Herzensprojekt und Gesamtpaket aus Musik, Text und Graphik. Heute kommt die Illustration von der Flensburger Künstlerin Angelika Arft. Vielen Dank dafür!!!

Für Neugierige Neulinge: Was bisher geschah, lest ihr hier in der Rubrik Rattster (Staffel 1, Folge 1-8 und Staffel 2, Folge 1-4). 

Viel Spaß beim Lesen!

Rattster Graffiti Titel Schrift Artwork by T10

“Das gibt’s doch gar nicht!“, rief Hamster, als sie erwachte und rieb sich schlaftrunken die Augen, auch Ratte blinzelte geblendet. Auf Wellenspitzen brachen sich gleißende Sonnenstrahlen. Ein endloser Horizont und das weite Meer vor ihnen, mächtige Gebirgskettten hinter ihnen. Tapfer stach der gelbe Oldtimer Bus steuerlos durch blaugraue Wellenkämme. „Ich hätte schwören können, es war nur ein Traum, dass die gelbe Rostlaube schwimmen kann. Jetzt sind wir wohl im Schlaf auf das offene Meer hinaus“, murmelte Hamster ungläubig. Ratte jammerte schmerzvoll auf: “Wir sind komplett Flussabwärts getrieben, vorbei an der Stadt mit unserer Plattensammlung!“ 

Ihre Blicke trafen das totenstille, leblose Opossum am Steuer des Busses. Ein beißender Gestank wehte mit einer salzigen Meeresbrise herüber. Hamster schluckte: „Puh, Opi müffelt nach Leiche. Sie ist wirklich tot.“ Klar hatten sie sich oft gewünscht, die greise Beutelratte würde endlich damit aufhören, sich in ihr Leben einzumischen. Aber der Tod war zu viel. Sie spürte eine beklemmende Traurigkeit in sich aufsteigen, als sie das störrische, alte Opossum mit der blauen Latzhose und dem Sechskantmutterohrring tot sah. „I could never say goodbye, yeah. I’ll find a place for you inside,“ murmelte sie.

Ratte zeigte nicht die Spur von Trauer: “Glaub mir, sie übertreibt, selbst der Gestank ist Show.“ Dann fügte er hinzu: “Bei den Play Possums 1979 hat sie den Rekord im Totstellen gebrochen, jedenfalls erzählt sie das gerne.“ Der Bus trieb ziellos weiter mit der Strömung. „Unsere Platten sind unendlich weit weg, das ist das wahre Problem,“ mit schwarzen Rattenäuglein starrte er auf die unüberwindbare, graue Flüssigwüste ringsum. Er wollte nur alle Sorgen darin ertränken, oder besser noch in einem Schnaps. Entsetzt heulte er auf: „Alles alle!“ Er warf die leere Taschenflasche aus seinem grünen Mantel enttäuscht über Bord. „Jetzt muss ich verdursten mitten auf dem Wasser,“ dramatisierte er fiepsend. Traurig aus unterschiedlichen Gründen schauten Hamster und Ratte der dümpelnden inhaltsleeren Flaschenpost nach, als an ihre Ohren ein verwischter Song durch das weiße Rauschen der Gischt drang. 

Schon tauchte Backbord ein mit Teerfarbe bemaltes, schwarz-weißes Wellenmuster auf dem Segel einer hölzernen Kogge auf. Das alte Schiff segelte direkt in ihre Richtung, dabei wurde die Musik lauter, je näher es glitt. In der Takelage des Einmasters hingen Schiffsratten, mit nach innen gekehrten Blicke lauschten sie einem Emo-Konzert. Ein Screamo Sound aus Gitarre, Bass und Schlagzeug ertönte, wild aber gleichmäßig fragil, wie die stetig zerfallende und aufbauende Wellenlandschaft mit den rufenden Seevögeln im Wind. Auf den Teakholz-Planken spielte eine fünfköpfige Band aus Bari, Italien, diesen Sound und vereinnahmte das erhöhte Achterkastell als Bühne. Verblichenes Segeltuch war mit dem Pechquast grob beschriftet worden und präsentierte den Namen chivàla.

Eben hatte die Band einen ruhigeren Part mit nachdenklichem Sprechgesang angestimmt, als trüge sie ein Gedicht vor, doch nun schrie der Sänger mit einer Stimme voll Heiserkeit und dringlichem Schmelz in sein Mikrofon, während die Gitarren verzerrten:„Vedo un mostro che mi guarda nel riflesso dello specchio..“ (Übersetzt: Ich sehe ein Monster, das mich in der Reflexion des Spiegels anstarrt)
Oggetto di scena, A-Seite, chivàla, boato

Etwas seltsames geschah, denn mitten im inbrünstigen Screamen brach der Sänger ab, die Band hörte ruckartig in einem schiefen Ton auf zu spielen und Panik ergriff die romantisch todessehnsüchtigen Schiffsratten in der Takelage. Jetzt sahen auch Ratte und Hamster es: Aus der brodelnden Meeresoberfläche griffen die hellbraun-fleckigen Arme einer enormen Riesenkrake durch den Wasserspiegel nach der goldenen Reling, rollten tastend über Deck.

Ein tiefes Ächzen drang aus dem Schiffsrumpf, als der 240kg Oktopode sich an das Heck hängte und dabei splitternd eine Seitenplanke herausbrach. Angriffslustig kaperten seine suchenden Tastarme das Holzschiff. Von Mimik leerem Entsetzen blickte die hölzerne Gallionsfigur steif gen Horizont, doch keine Hilfe nahte. 

Schon entwendete einer der acht Arme die Gitarre, aus der dreihundert Saugnäpfe ein Solo von tausend unbekannten Akkorden wrangen und den Song neu interpretierten. Jedoch ließ sich der Sänger der Band nicht die Show stehlen, unerschrocken war er stehengeblieben auf dem schwankenden Schiffsdeck. Beinahe winzig sang er gegen das zehn Meter große Seeungeheuer an, als wolle er den Überfall mit seiner Stimme stoppen. 

Der Schiffsrumpf füllte sich unterdessen durch die gebrochene Aussenhaut mit Wasser. Steiler und steiler bäumte das Schiff sich auf, mit dem Bug himmelwärts, zum ohrenbetäubendem Lärm des nie endenden Gitarrenriffs. Fünf Krakenarme trommelten auf das Schlagzeug, suchten die Stimme des Sängers zu ersticken. Nur noch ein melodisches Instrumental war von dem Lied zu vernehmen. Ausdruckslos flehend heftete sich der starre Blick der hölzernen Schutzpatronin nun aus der Senkrechten an den Stern des Meeres, als das Schiff achtern ins tosende Meer hinab sank und die Schiffsratten von Bord sprangen.

Wie ein grimmiger Fluch erklang des Sängers Stimme da, hub in rauem Spoken Word an, sich über den gewaltigen Instrumentallärm des Meeresungeheuers zu erheben. Wie von einer Würgeschlange war er eingerollt in des Monsters Arm. Es schien der Krake Spaß zu machen, sie hielt ihm das Mikrofon mit der Tentakelspitze, während sie beim Umklammern seinen Brustkorb zusammendrückte. Der Effekt war ähnlich beim Dudelsack, ein unglaubliches Stimmvolumen entstand und verzückt zuckte der Oktopus zusammen.

Die laut gesprochenen Abschiedsworte des Sängers ließen sein ums Leben schwimmendes Publikum ermutigt aufhorchen: „…come in un romanzo di altre tempi sarò li a salutare con la mano chi é andato avanti e non si guarda più indiento.“  (Übersetzt: ..Wie in einem Roman aus vergangenen Zeiten werde ich dort stehen und all jenen zuwinken, die weitergegangen sind und nicht mehr zurückblicken..)
Oggetto di scena, A-Seite, chivàla, boato

Der Frontmann ließ sich durch nichts von seiner Performance abhalten, die Show musste weitergehen! Er holte so tief er konnte Luft und presste kämpferisch mit Hilfe der Krake gurgelnd und schreiend den Schlusssatz des Songs hervor in nie gekannter Lautstärke: „Adesso serve una luce per ricordare.“ (Übersetzt: ..Wir brauchen jetzt ein Licht der Erinnerung..)
Oggetto di scena, A-Seite, chivàla, boato

Weit übers Meer klang sein rauer Schrei, als er wiederholte „Per ricordare“. Ja, er hatte wie ein Kapitän das letzte Wort gehabt, bis die Meerestiefe ihn verschlang mit einem: „Adesso serve una luce per ricordare.“ Zutiefst beeindruckt blubbernd verschwand das Ungeheuer mit Sänger, Bandequipment und Schiff 20.000 Meilen unter dem Meer, wo sie fortan für ein Comeback probten. Aber das ist eine andere Geschichte.

„Hey, steht da nicht so dösig rum, Kinders,“ klang Opis bestimmerischer Tonfall aus dem Cockpit des Oldschool Busses, „hopp, hopp, die Leute müssen gerettet werden!“ Als wäre nichts gewesen stand die greise Beutelratte da, mit schütterem grau-weiß-schwarzem Körperhaar und sturem Gesichtsausdruck. Nur der ekelhafte Geruch verriet, was sie jüngst vorgetäuscht hatte. „Warum so bossy?“, knurrte Ratte missmutig und raunte in Hamsters Ohr: “Siehst du?! Von mir aus hätte Madame Stiefoma ruhig noch etwas länger tot bleiben können.“ Hamster stand zwar Freude im Gesicht, sie hatte jedoch weder Nerven für Familienzwistigkeiten noch für Gefühlsduseleien.

„Im Meerwasser vor uns schwimmt ein ganzer Pulk schiffbrüchiger Emo-Ratten, der vor dem Ertrinken gerettet werden will,“ bemerkte sie spitz und adressierte Opi mit: „Wie wär’s mit waschen?“ Dann rückte sie ihr Stirnband zurecht, atmete konzentriert ein, wie eine Schwimmerin am Startblock und sprang ins Meer. Seltsam dünn sah sie aus, als ihr sonst fluffiger Hamsterpelz nass an ihr klebte, dann kraulte sie los und zerrte alle fünfundzwanzig Schiffsratten an Bord des treibenden Busses.

Es stellte sich nach der Rettung heraus, dass die Schiffbrüchigen von der nächsten Küste stammten. Feierlich luden sie die lebensrettende Crew ein, etwas Zeit mit ihnen zu verbringen an der Strandbar. „Beachbar klingt guuuut, her mit den Cocktails!“, quiekte Ratte voller Glück. „Und wie sollen wir da hinkommen?“, wollte Hamster wissen. Natürlich hatte der gelbe Schulbus keinen Wasser-Antrieb und war bisher allein dem Willen der Strömung ausgesetzt gewesen. „Taucht die Pfoten ins Meer und rudert“, erklärte Opi und setzte sich neunmalfaul ans Steuer. Ob das funktionierte? Ratte schlug den Takt, Hamster und die Besatzung ruderten mit den Pfoten. Ja, gemeinsam schafften sie es tatsächlich, den Bus zu manövrieren.

 

Das Bild ist eine Collage. Es zeigt den gelben Bus im Meer mit vielen Ratten an Bord. Im Vordergrund ist eine Krake sichtbar, im Hintergrund ein Hummer und eine Strandbar mit einem schwarzen Vogel. links ist das Surfbrett mit einer ratte drauf zu Sehne, das Segel ist die Plattenhülle von Chivàla, an Land sitzt noch eine weitere Ratte. Links unten in der Ecke ist eine Muschel zu sehen.
Ratte und Hamster im Meer, chivàla, Boato – Artwork © Angelika Arft

Ein Song von chivàla im Radio, der beinahe poppige Gitarrentöne servierte und eine ungewohnte Leichtigkeit barg, half ihnen dabei, im Takt zu bleiben. Der Sound war teils so positiv, als würde die Weite des Meeres schrumpfen, während ihre Pfoten wie Fische durch die Wellen spielten. Die Ahnung vom Paradis kam ihnen durch das Lied, trieb sie voran ans Ziel. Eine Oase am Ende der Wasserwüste, die die Lyrics in ihrer Phantasie zur Melodie Wirklichkeit werden ließen:

Ho versato oro nella crepa,
Del vaso immagino la forma,
Terra fiorita senza memoria e l’albero che mi guarda, 
Il giardino dove le nostre vite si acutizzano 
(Übersetzt: Ich goss Gold in den Riss, ich stelle mir die Form der Vase vor, ein blühendes Land ohne Erinnerung und ein Baum schaut mir zu, im Garten kommen unsere Leben zur Ruhe) 
Cuora di pietra, A-Seite, chivàla, Boato

Tagelang rudernd waren sie ausgezehrt nah an ihrer Erschöpfungsgrenze, da rief Opi: „Land in Sicht!“. Als die Küste schon deutlich zu erkennen war, kam ihnen eine Schiffsratte auf einem selbstgebauten Windsurfboard entgegen. Das Segel hatte das bekannte schwarz-weiß gepinselte Wellenmuster aus Pechfarbe. Es war die unverkennbare Graphik aus der Hand von 108, einem italienischen Streetart-Künstler, dessen Artwork auch das Plattencover von chivàla krönte. Unverwechselbar und amorph faszinierend, minimalistisch abstrakt.

Die Surferin war das Begrüßungskomitee der Beachbar. Am Mast ihres Surfbretts war eine Musikbox befestigt aus der übers Meer ein Surfpunk Song krächzte, den Hamster sofort mitsang: „..everybody′s heard, about the bird, bird bird bird, the bird is the word…“

So wurden sie musikalischans Ziel eskortiert, einer selbst gezimmerten Strandbar aus Treibholz. Die Beach-Bird-Bar lag direkt an einem goldgelben Sandstrand, ein Kormoran in Jeansweste mixte die besten Fisch-Cocktails. Schon bald lagen Ratte und Hamster pfötchenhaltend in der prallen Sonne. Ratte hatte in jeder seiner vier Pfoten einen Cocktail aus Limoncello, Grappa und vergorenen Wasserflöhen vom Fass. „I’m off, won’t leave no trace, I know the right place, out in the open air,“ seufzte Hamster und schlürfte durch einem langen Strohhalm, der durch ihr Stirnband in eine grellbunte Plastik-Kopfapparatur mündete, einen Espresso Martini Dorado. „Guck mal, wenn ich rücklings in der Sonne liege, kann ich an fünf Cocktails gleichzeitig nippen,“ lallte Ratte hicksend und balancierte mit seinem Schwanz eine Pulle orangefarbenen Scampi & Ray Sprizz Apperitivo.

Das graue Opossum holte aus seiner Latzhosen-Brusttasche lieber seine Weed-Pfeife zum Schmauchen hervor und setzte sich in den Schatten. Es schüttelte den greisen Kopf mit den schwarzen Ohren und sprach altklug, beinahe selbstherrlich mit sich: „Das kann so nicht weitergehen, der Junge muss aufhören zu trinken. Ich regele das noch, aber heute ist es mir egal.“  Große Rauchringe stiegen aus seinem weißbärtigen Maul, am DJ-Pult legte ein langer Hummer mit vielfüßigem Fleiß LP’s auf. Mit einem seiner etlichen Beinchen bereitete er jetzt eine Mohnrote Vinyl mit schwarzem Etikett vor. Die Wellen brachen sich im Sand, kräuselten in kleinen Rippen rückwärts und aus den Lautsprechern quoll ein ruhiger Song von chivàla, der Ratte an der streckenweise verträumt gespielten Melodie und gesprochenen Gesangsparts total emotional machte. 

Sono prosciugato, senza vita
Consapevole del meglio, incapace di afferrarlo
Chiuso in un cerchio senza uscita
(Übersetzt: Ich bin ausgelaugt, leblos, des Besten bewusst, unfähig, es zu ergreifen in einer Sackgasse gefangen)
Rumore di passi, B-Seite, Boato, chivàla

Durch die Hitze, die sich in der Sonnenglut unter seinem Wollmantel anstaute, war Ratte viel zu schnell betrunken. Das Vermissen der Plattensammlung hatte er Dank Alkohol nicht vergessen, sondern nur vertiefen können. Tumb lag er auf rieselnden Sandkörnern und dachte mit ängstlich zusammengeschrumpften Eingeweiden an die verlorene Plattensammlung. Das piekte gemein im Bauch und er tat sich unendlich Leid. „Wir werden unsere LP’s nie wieder sehen, das ist das Ende der Reise“ winselte er, als sein Blick verschwamm und der Hitzschlag ihn traf. Am Ende blieb nichts als Erinnerung, doch selbst die verrann und erstarb. Halb wütend geschrien, halb ruhig von hinnen gleitend, trug die Melodie von „Alla fine della corsa“ von chivàla ihn mit sich fort.

Che alla fine della corsa ci sia una stanza aliena
Luce fortissima, tenersi le mani, il rumore del cordoglio
Non importa.
(Übersetzt: Am Ende des Rennens soll es einen unbekannten Raum geben, helles Licht, Händehalten, der Klang des Wehklagens, er spielt keine Rolle)
Alla Fine Della Corsa, B-Seite, Boato, chivàla

 

Ob dies das Ende des Roadtrips für Ratte war, erfährst du, wenn es wieder heißt: Hamster und Ratte hör

Und hier ist, wie versprochen, die Lösung für Hamsters Songzitate:

  1. „I could never say goodbye, yeah. I’ll find a place for you inside“ – This is Not The End – Saint Agnes
  2. „..everybody′s heard, about the bird, bird bird bird, the bird is the word…“ – The Cramps – Surfin‘ Bird
  3. „I’m off, won’t leave no trace, I know the right place, out in the open air,“ – Holiday – The Baboon Show

Die rote Vinyl von chivàla kannst du übrigens hier bei Bandcamp kaufen.

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Heckspoiler – Live | vinyl-keks.eu

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Heckspoiler - Live 1

Klar, dem Namen bin ich schon mal begegnet. Aber man hat ja dann auch nicht immer für alles Zeit und das ist dann auch meistens die Ausrede. In diesem Fall war und ist es aber wohl eher so, dass mich der Name abgeschreckt hat und ich die daraus resultierende Ignoranz dann mit mangelnder Zeit begründet habe. So kann’s dann halt auch laufen und ja, Heckspoiler klang halt nach ’ner Oi-Band oder was noch Schlimmerem und viel damit eben durch’s Raster. Bis gerade eben und dank dem Umstand, dass ich hier das „Live“-Album der Band aus Ried Im Traunkreis bei Pettenbach in Oberösterreich aufliegen habe, um meinen Senf dazu schreiben zu dürfen.

Und was soll ich sagen? Tja… ich fang mal mit dem Einfachen an: Heckspoiler sind definitiv keine Oi-Band. So viel ist sicher. Ab jetzt wird’s schwer die Band zu beschreiben. (Nur) bewaffnet mit Drums, ’nem Bass und zwei Stimmen machen Thomas Hutterer und Andreas Zelko jedenfalls einen Höllenlärm. Irre ist das und da ist Crust, Punk, Noise, Stoner, Doom, vielleicht so was wie Crossover und an manchen Stellen sogar so ein kleines bisschen Pop rauszuhören. Halt nicht so Pop wie im Radio! Referenzbands? Puh, ist echt hart. Vielleicht Mondo Generator, die mit The Masons für ’nen Sprachkurs nach Österreich fahren?

 

Aber, wem sag ich das. Dem Geschrei nach, das bei zwei Livekonzerten der Band in Wien und beim Heimspiel in Pettenbach logischerweise gleich mit aufgenommen wurde, scheint die Band eh jedem/jeder außer mir ein Begriff zu sein. Oder schafft es die Band mit ihrer Musik und ihrer Ekstase etwa, auch nur wenige Anwesende zu tosendem Applaus zu animieren? Keine Ahnung, weil neu hier. Aber eins wird mir ganz schnell und auch auf Tonträger klar: Heckspoiler scheinen live wirklich alles abzureißen! Damit meine ich, dass dieses Livealbum absolut zu den besseren seiner Art gehört, da es das Feeling von Blut, Schweiß und (Freuden)tränen wirklich sehr gut konserviert hat. Und das sagt übrigens einer, der Livealben meist kritisch gegenübersteht. 

Und dann ist da noch dieser Wortwitz, den die zwei Musiker in ihrem Dialekt zum Besten geben. Das darf man mir jetzt bitte nicht krumm nehmen, aber dadurch klingt die Musik in Summe einfach noch irrwitziger, auch wenn man sich spätestens nördlich des Mains schwer tun dürfte, Heckspoilers Meinung zu allen möglichen gesellschaftlichen und gesellschaftskritischen Themen auch zu verstehen. Ob die da auf „Live“ all ihre Hits drauf haben? Keine Ahnung! Aber für mich klingt’s jedenfalls so. Wahrscheinlich haben die aber eh nur Hits?!

Das Ganze dann auf fettem und grau marmoriertem 180g-Vinyl. Muss so sein und ich denke, eine herkömmliche Schallplatte könnte so viel Heavyness auch gar nicht tragen. Schönes Artwork auf Inside/Out-Cover, toll bedruckte Innenhülle und ein bisschen Bildmaterial, das den Hörgenuss quasi sichtbar macht. Nur 200 Stück hat das verantwortliche Qualitätslabel Noise Appeal Records im Juni herausgebracht. „Für Fans, Sammler*Innen und Liebhaber*Innen ehrlicher, handgemachter Musik“, wie das Label auf dem Promo-Handout schreibt. Bin ich, bin ich und bin ich! Ranhalten, Leute. Heckspoiler rules!

Schaut am besten direkt bei Noise Appeal Records nach eurem Exemplar. Kleiner Tipp am Rande: checkt auch den übrigen Backkatalog des Labels, damit sich die Bestellung auch lohnt. Ihr könnt bei allem bedenkenlos zugreifen!

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Custody / Spells – Split

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Custody / Spells - Split 1

Ich liebe Split-7″es. Entweder kennt man die eine Band schon und die gefällt und idealerweise lernt man noch ’ne weitere geile Band kennen. Oder aber wie in diesem Fall: man lernt gleich zwei neue, bis dato unbekannte Bands kennen. Für Bands selber kann sich daraus der positive Effekt ergeben, dass sie von Menschen wahrgenommen werden, denen sie bisher noch kein Begriff waren, weil sie halt glücklicherweise mit der „richtigen“ Band gesplittet haben. Das geringe Restrisiko das bleibt, kann halt das sein, dass man gegen die Splitpartnerin abstinkt.

Im vorliegenden Fall, der Custody/Spells-Split (bereits im September 2021 veröffentlicht, aber erst jetzt mit einem ganzen Schwall an Platten vom feinen Label Keep It A Secret Records bei uns eingetrudelt) einigen wir uns aber auf ein Unentschieden. Nein, viel besser! Wir haben zwei Siegerinnen! 

Custody aus Finnland eröffnen ihren Song „Into The Great Unknown“ mit einer Cramps-lastig schrägen Gitarrenmelodie, ehe sich der Song in einen (tragisch) melodischen und mit viel Punch vorgetragenen Punksong verwandelt. Samiam kommen mir da in den Sinn. Gewisse Längen – der Song hat tatsächlich 3:50 Minuten auf dem Zähler! – werden durch den eingängigen Refrain wett gemacht. Und wenn man eh nur einen Song präsentieren darf/kann, dann ist doch bisschen länger auch mal ok. Der Song stellt die Vertrauensfrage. Nein, nicht die vom ollen Scholz. Die Vertrauensfrage zwischen zwei Menschen. Und wo Vertrauen herrscht, kann Misstrauen mitunter ums Eck lauern. Aber warum sind wir so, wir Menschen? Gutes Thema für einen Punksong. „Why are you digging my inside? Well, there ain’t too much you can find. You know, I never told you lies. Have I ever told you lies?“ Ich mag den Refrain, ich mag den Song auch textlich. Siegerin Nummer 1: Custody

 

Und wo wir’s gerade davon hatten, dass zumindest Custody dich noch nie angeschwindelt haben: ich hab’s getan. Da oben nämlich, ich geb’s zu. Spells aus Denver/Colorado sind mir in letzter Zeit nämlich wahrlich oft genug über den Weg gelaufen, sind also gar nichts Neues mehr für mich. Aufmerksame Leser*Innen haben meinen Schwindel aber eh schon durchschaut und sich vielleicht sogar meine Reviews zu „Loose Change, Vol. 2“ und „Past Our Prime“ durchgelesen. 

Und doch ist der Schwindel nur ein halber, überraschen mich die Spells mit ihrem Beitrag „Confidence, Baby. Confidence!“ erneut mit einem stilistisch, sagen wir mal, vom bisher Bekannten abweichenden Song. Klar. Punk ist Punk, bleibt Punk und die Spells sind eine Punkband. Dieser Song hier hat allerdings so ein bisschen Touch von der Straße. Bouncing Souls vielleicht. So der Eindruck vom Refrain. Hymnenhaft nennt man das wohl. Text mit Hirn über das Vertrauen. Ha! Schon wieder! Konzept-Split, oder wie? Jedenfalls, was für Custody galt, gilt auch für Spells. Schönes Punksong-Thema, guter Song kührt in Summe die Siegerin Nummer 2: Spells.

 

Veröffentlicht wurde die 7″ anno Dazumal von Brass Neck Records, Shield Recordings, Snappy Little Numbers und hierzulande eben von Keep It A Secret Records, bei denen ich mich an eurer Stelle mal nach einem der auf 500 Stück limitierten, handnummerierten Exemplare erkundigen würde. 

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Żegota – The Demos | vinyl-keks.eu

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Żegota – The Demos 1

Mit „The Demos“ veröffentlichte Refuse Records im März in Europa – zusammen mit Bitter Melody in den USA – eine Platte, die weit mehr ist als eine bloße Archivarbeit. Żegota, Mitte der 1990er in Greensboro, North Carolina gegründet, galt schon damals als eine Ausnahmeerscheinung im Hardcore: kompromisslos politisch, musikalisch eigenwillig, tief verwurzelt in anarchistischen Netzwerken. Dass nun ihre Demotapes von 1997 und 1998 erstmals umfassend auf Vinyl vorliegen, erlaubt eine Rückkehr zu den Anfängen einer Band, die radikale Politik mit musikalischem Experiment verband.

Die Songs sind faszinierende Momentaufnahmen. Die 1997er Aufnahmen strotzen vor ungebändigter Energie, roh produziert, aber voller Dringlichkeit. Gitarrenwände und hektische Rhythmuswechsel erinnern an die Intensität von Catharsis oder His Hero Is Gone, zugleich schimmert ein unorthodoxer, fast post-punkiger Hang zu Experimenten durch. Besonders „Balancing the Equation“ zeigt, wie die Band chaotische Strukturen bewusst einsetzt, um Spannung zu erzeugen. Die 1998er-Demo – B-Seite hingegen klingt fokussierter: „Bike Song oder „$59.95“ besitzen klarere Hooks, der Sound ist definierter, die Wut gezielter kanalisiert. Man hört eine Band, die ihre Mittel gefunden hat, ohne an Radikalität zu verlieren.

Szenepolitisch jedoch entfaltet „The Demos“ seine eigentliche Kraft. Żegota war keine „Karriereband“, sondern Ausdruck einer Bewegung. Der Name verweist auf die polnische Widerstandsorganisation Żegota, die während der NS-Besatzung Juden unterstützte – ein bewusstes politisches Statement. Diese Verbindung historischer Kämpfe mit aktuellen sozialen Bewegungen zieht sich durch ihr Schaffen. Die Texte prangern Konsumzwang, Repression und soziale Ungleichheit an und formulieren gleichzeitig Visionen kollektiven Widerstands. Songs wie „Open Disobedience; Bold Resistance“ sind nicht nur Titel, sondern programmatische Ansagen.

 

 

Dass Refuse Records heute diese Aufnahmen herausbringt, ist selbst ein politischer Akt. Das Label ist seit über 20 Jahren ein Knotenpunkt der europäischen DIY- und Antifaszene. Indem es eine US-Band mit explizit anarchistischem Background veröffentlicht, zeigt sich erneut die transnationale Vernetzung der Szene: North Carolina trifft Warschau, Hausbesetzungsbewegung trifft Plattenlabel, Hardcore wird zum Bindeglied über Kontinente hinweg.

„The Demos“ ist deshalb nicht nur ein Zeitdokument, sondern ein Aufruf. Es erinnert daran, dass Hardcore immer auch eine Praxis war: Räume schaffen, Strukturen aufbauen, Widerstand organisieren. In Zeiten, in denen rechte Politik und autoritäre Tendenzen wieder erstarken, wirken Żegotas frühe Songs erschreckend aktuell. Gleichzeitig inspiriert die Platte, weiterzumachen – sei es im Proberaum, auf der Straße oder bei der Organisation des nächsten DIY-Konzerts.

Kurzum: „The Demos“ ist ein wütender, roher, zugleich aber auch visionärer Blick zurück – und ein Soundtrack für alle, die Hardcore noch immer als politisches Werkzeug verstehen.

Auch wenn ich nicht unbedingt der allergrößte Hardcore-Punk – Fan bin, hatte ich bei dieser Auswahl an Tracks viel Spaß hinzuhören. 
Zu erwerben sind zwei Versionen. Zum einen die mir vorliegende rote und zum anderen eine himmelblaue mit schwarzem Splatter
Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

 

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