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Pflegefinanzen – Pflegevollversicherung: Eine doppelte Lösung

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Pflegefinanzen – Pflegevollversicherung: Eine doppelte Lösung

Zwei syrische Auszubildende helfen einer Rentnerin zurück in den Rollstuhl, aufgenommen in einer Tagespflege des Arbeiter-Samariter-Bundes in Chemnitz.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Die Probleme liegen schon länger auf dem Tisch: Die soziale Pflegeversicherung, in die etwa 75 Millionen Menschen einzahlen und mit deren Hilfe aktuell 5,7 Millionen Menschen versorgt werden, besitzt keine stabile Finanzierung auf mittlere Sicht. Wird hier nichts am Prinzip geändert, bedeutet das für die Versicherten, dass die Beitragssätze in immer kürzeren Abständen steigen werden. Das heißt auf der anderen Seite nicht, dass die Versicherungsleistungen ausreichen würden, für das, was Menschen an Unterstützung im Alter brauchen. Im Gegenteil, die Eigenanteile – insbesondere in der stationären Pflege – sind nicht nur jetzt schon zu hoch, sie werden auch absehbar weiter wachsen. Also werden auch immer mehr Heimbewohner auf Hilfe zur Pflege angewiesen sein. Auf diesem Weg steigt die Belastung der Kommunen ebenfalls.

Dabei gibt es Konzepte, wie das Problem aufzulösen wäre. Jetzt hat ein großes Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung erneut ein Gutachten beauftragt, das Wege aus der Misere zeigt – und verschiedene Szenarien durchrechnet. Das Bündnis umfasst den Paritätischen Gesamtverband, Gewerkschaften, weitere Sozialverbände sowie einen Berufsverband. Die Berechnungen kommen von Heinz Rothgang, Gesundheitsökonom an der Universität Bremen. Rothgang und Kollegen haben schon wiederholt die Finanzierbarkeit einer Bürgervollversicherung in der Pflege geprüft, unter anderem 2021 für die Linksfraktion.

Jetzt haben wir schwarz auf weiß, wie wir die Pflegeversicherung aus der Krise holen und die Explosion der Pflegekosten für Betroffene stoppen.


Joachim Rock Paritätischer Gesamtverband

Das neue Gutachten verweist auf die ursprünglichen Intentionen der 1995 eingeführten Pflegeversicherung. Damals war nicht beabsichtigt, dass es überhaupt eine Eigenbeteiligung an den Pflegekosten geben sollte. Diese Aufwendungen sollten vollständig durch die Pflegeversicherung getragen werden, die Investitionskosten durch die Länder und die Versicherten selbst sollten nur für Unterkunft und Verpflegung aufkommen. Anfangs funktionierte diese Aufteilung noch: 1996 waren für die Pflegestufen 1 und 2 alle pflegebedingten Kosten in der stationären Pflege abgedeckt. Bis auf einige regionale Ausnahmen in Pflegestufe drei waren die Versicherungsleistungen nach oben gedeckelt.

Jedoch stiegen bei gleichbleibenden Versicherungsleistungen die Pflegesätze an. In der Folge wuchsen die Eigenanteile in den Heimen zunächst von 277 Euro im Jahr 1999 auf 602 Euro Ende 2015. Insgesamt lag der Gesamteigenanteil im Bundesdurchschnitt am 1. Januar 2024 bei 2980 Euro. Fast die Hälfte davon, nämlich 1484 Euro im Monat, waren allein für den pflegebedingten Eigenanteil (einschließlich Ausbildungskosten) aufzubringen.

Leistungszuschläge, die je nach Dauer des Heimaufenthalts gewährt wurden, sorgten ab 2022 nur kurz für Entlastung. Seit dem 3. Quartal 2023 liegt der durchschnittliche Gesamteigenanteil wieder bei 2268 Euro und ist seitdem höher als vor Einführung der Zuschläge.

Allein aus der durchaus nötigen Lohnentwicklung in der Pflege ergeben sich laut Rothgang absehbar weiter steigende Eigenanteile. Damit dürfte auch die Sozialhilfequote unter den Heimbewohnern steigen. Insofern trifft schon die Forderung nach einer Vollversicherung, die alle pflegerischen Kosten übernimmt, auf einigen Zuspruch. Der kam zuletzt gerade aus konservativ regierten Ländern wie Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern.

Im Bremer Gutachten sind aber nicht nur die Aufwendungen und Effekte einer solchen Vollversicherung berechnet worden, sondern auch Varianten, in denen zur Finanzierung alle Einkommen aller Bürgerinnen und Bürger herangezogen werden.

Die vom Pflege-Bündnis angestrebte Versicherung schlägt also eine doppelte Lösung vor: Zum einen werden durch die Vollversicherung die Eigenanteile effektiv begrenzt. Zum anderen wird auch der Beitragssatz begrenzt, indem nicht nur alle Einkünfte aus Arbeit, sondern auch Renten, Pensionen, Einkünfte aus Kapitalvermögen, Vermietung und Verpachtung berücksichtigt werden, daneben das BaföG und Entnahmen aus Personengesellschaften.

Die Effekte auf den Beitragssatz zeigen sich je nach Szenario unterschiedlich. Teils wurden für die ambulante Versorgung höhere Ausgaben angesetzt als aktuell möglich. In jeder Variante aber halten sich die Steigerungen der Beitragssätze im Rahmen, und wachsen nicht über 1,32 Beitragssatzpunkte. Anders ausgedrückt: Bis zu einem Einkommen unterhalb der derzeitigen Beitragsbemessungsgrenze würde die Vollversicherung zum Beispiel weniger als fünf Euro mehr im Monat kosten. Dafür werden jedoch die pflegebedingten Kosten im Heim und auch Leistungserhöhungen im ambulanten Bereich vollständig übernommen.

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Zudem würden die Bürgerversicherungselemente die Pflegeversicherung nachhaltig stabilisieren. Einen Anstieg des Beitragssatzes kann Gesundheitsökonomen Rothgang mittelfristig nicht ausschließen, bis 2060 sollte er jedoch nur um 0,2 Beitragssatzpunkte über dem Status quo liegen.

Bisherige Bundesregierungen haben das Thema ausgesessen, während die Beitragssätze stiegen. Die aktuelle Regierung hat sich nur mögliche Elemente zusammentragen lassen, aber kein Konzept entwickelt. Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes Joachim Rock zeigt sich trotz allem kämpferisch: »Jetzt haben wir schwarz auf weiß, wie wir die Pflegeversicherung aus der Krise holen und die Explosion der Pflegekosten für Betroffene stoppen. Die solidarische Pflegevollversicherung gehört ganz oben auf die To-do-Liste einer neuen Bundesregierung.«

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Bald auch in Hamburg: Irrer Hype um den Laden „Cookie Couture“

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Bald auch in Hamburg: Irrer Hype um den Laden „Cookie Couture“

Sie nehmen stundenlange Fahrten auf sich und warten in 50 Meter langen Schlangen – um in einen Keks zu beißen. Der Laden „Cookie Couture“, bisher in Köln und Stuttgart, macht die Influencer verrückt! Am Samstag eröffnet nun auch eine Filiale in Hamburg. Und wieder sollen diverse Influencer-Promis kommen! Was die handtellergroßen Kekse so besonders macht und was die Kunden in der Hansestadt erwartet: Die MOPO hat mit dem Gründer gesprochen.

Riesige, noch warme Kekse. Sie werden bei „Cookie Couture“ vor den Augen der Kunden garniert. Mit verschiedenen kalten Cremes, mit Goldstaub, Kornblumen, Brezelchen oder frischen Früchten. „Unsere Kekse sind sehr ‚instagrammable‘“, sagt Gründer Kilian Wisskirchen zur MOPO. Und meint: Influencer reißen sich darum, Geschmackstest-Videos mit den Keksen bei Social Media zu posten. „Sie filmen auch gerne, wie ihr Cookie hier frisch dekoriert wird“, so Wisskirchen. Einige seien dafür schon extra von Hamburg nach Köln gereist. Mehr als 30 Millionen Views haben die Keks-Videos bei TikTok schon erreicht. Die lange Reise braucht es nun aber nicht mehr für Hamburger Keks-Fans.

Immer samstags würden sich vor den Läden in Köln und Stuttgart mindestens 50 Meter lange Schlangen bilden. „Dann müssen wir leider auch Leute wieder nach Hause schicken. Die Nachfrage ist zu groß. Samstags läuft der Ofen durch.“ Da passt es doch zum (gewollten?) Hype, dass der Laden in Hamburg auch an einem Samstag eröffnet wird. Am 14. Juni ab 13 Uhr geht es los in der Filiale im „Westfield“ im Überseequartier. Die ersten 100 Cookies sind gratis. Ob wohl auch wieder ein paar bekannte Influencer kommen? Beim „Soft Opening“ (also eine nicht öffentliche Eröffnung für Ausgewählte quasi) war zumindest schonmal der Hamburger Food-Influencer Konstantin Hilbert da, der auch ein Video von seinem Besuch machte:

Die Idee für den Cookie-Laden hatten der 29-jährige Kilian Wisskirchen und seine zwei Mitgründer übrigens auf Reisen in die USA. „Dort haben wir Cookies kennengelernt, die innen ganz weich und außen schön knusprig sind“, sagt er. Diese Konsistenz hätten sie mit gutem deutschen Backhandwerk („keine Zusatzstoffe“) und französischer Patisserie (hübsche Deko) verbunden. Alle Cookies werden frisch vor Ort im Laden gebacken.

Und das Start-up aus Köln läuft bestens: 15 weitere Läden sollen in Deutschland noch in diesem Jahr eröffnen. Der im Westfield ist also nur der Anfang. Alle Cookies gibt es auch dort nur zum Mitnehmen.

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Bestseller sei der „Raspberry White Chocolate“-Cookie mit einem Vanille-Frosting, weißer Schokolade, Himbeerpüree und frischen Himbeeren. Aber auch der vegane „Spekulatius“-Keks mit „Lotus“-Krümeln sei der Renner. Kleine Cookies sind ab 2,90 Euro zu haben, große ab 3,90 Euro. Und natürlich gibt es auch einen „Dubai Style Choc“ mit Pistaziencreme und Kadayif. „Instagrammable“, eben.

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Aplerbecker Schlossfehde: Mittelalterspektakel mit freiem Eintritt

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Aplerbecker Schlossfehde: Mittelalterspektakel mit freiem Eintritt

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Rotes Dreieck – Antimilitaristische Botschaft als Hamas-Symbol fehlgedeutet

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Rotes Dreieck – Antimilitaristische Botschaft als Hamas-Symbol fehlgedeutet

Ein rotes Dreieck, das gewiss kein antisemitisches Symbol ist: Der jüdische Widerstandskämpfer Philip Bialowitz im Jahr 2013 vor einer VVN-BdA-Fahne

Foto: dpa/Rainer Jensen

Am 12. Januar hat Bernd Trete aus Potsdam an der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration zur Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde teilgenommen. Trete ist Mitglied bei Mera 25. Diese Partei ist der deutsche Ableger der europäischen Bewegung Diem 25, die 2016 von dem ehemaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis und dem kroatischen Philosophen Srećko Horvat gegründet wurde. Mera 25 gibt es seit 2021. Es handelt sich nach eigener Darstellung um eine progressive linke Partei, die sich für Frieden, Solidarität und Freiheit einsetzt.

Frieden ist Bernd Trete, der mit einer Mera-25-Fahne zur Demonstration ging, auch persönlich ein wichtiges Anliegen. Deswegen ermittelt nun aber die Polizei gegen den 66-Jährigen, weil er das Kennzeichen einer verfassungswidrigen Organisation verwendet haben soll.

Denn Trete lief am 12. Januar auf Höhe des Blocks der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und wurde auf ein Transparent von deren Jugendorganisation SDAJ aufmerksam. Es zeigte ein Gewehr, entzwei gebrochen durch einen roten Keil, dazu eine geballte Faust und den antimilitaristischen Slogan »Wir sind die Jugend des Hochverrats! Wir sterben nicht für eure Kriege!« Das bezieht sich eindeutig auf den Reichstagsabgeordneten Karl Liebknecht, der 1916 als Hochverräter behandelt und zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, weil er mitten im Ersten Weltkrieg auf einer Friedensdemonstration ausgerufen hatte: »Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!«

Ein Foto des SDAJ-Transparents lud Trete später auf seinem Profil bei der Internetplattform X hoch. Nun teilt ihm die Polizeidirektion West mit Schreiben vom 3. Juni mit: »Bernd Trete verwendete am 13. April 2025 ein Bild des Banners der SDAJ mit einem nach unten gerichteten Dreieck (Symbol der Hamas). Nach hiesiger Einschätzung könnte das Zeigen von Symbolen der Hamas den Straftatbestand des § 86a Strafgesetzbuch (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) erfüllen.« Das Strafgesetzbuch sieht für ein solches Vergehen eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vor. Dem 66-Jährigen liegt es aber fern, Propaganda für die palästinensische Hamas zu machen, die weder demokratisch noch friedliebend ist, sondern ihre islamistischen Ziele mit Terror durchzusetzen trachtet.

Trete betont: »Ein Symbol der Hamas habe ich nicht verwendet.« Schon allein, weil die Hamas ein gleichseitiges Dreieck zeige, das von der SDAJ jedoch ein gleichschenkliges sei. Die Verwendung eines Keils, der ein Sturmgewehr zerbreche, deute darauf hin, »dass Kriegswaffen zerstört werden sollen und dass sich Menschen – insbesondere Menschen, die zur Jugend zählen – dem vorsätzlichen Töten verweigern sollen«, äußert Trete. Er sieht in dem Symbol eine Antikriegsbotschaft »im Gegensatz zur, wie ich es empfinde, allgemeinen Kriegshysterie« in der Bundesrepublik.

Was Trete hier erleben muss, ist kein Einzelfall. Immer wieder glauben Polizisten, in beliebigen roten Dreiecken ein Symbol der Hamas zu erkennen, obwohl aus dem Kontext ersichtlich sein müsste, dass dies nur ein großes Missverständnis sein kann. Im Juli 2024 hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN-BdA klargestellt, dass die SS politische KZ-Häftlinge mit einem roten Dreieck kennzeichnete. »Nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft machten es die befreiten KZ-Häftlinge und Verfolgten zu ihrem Symbol und demonstrierten damit ihren Widerstand.« Die VVN-BdA fragte: »Sollen tatsächlich Gedenkstätten, Grabsteine und Mahnmale, auf denen sich dieses rote Dreieck befindet, abgerissen oder verhängt werden? Darf die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes ihre Symbole nicht mehr zeigen, wenn sie gegen das Vergessen, gegen Faschismus oder Antisemitismus demonstriert?«

Eine andere, ebenfalls unsinnige Deutung erfuhr das Symbol der VVN-BdA am Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus am 9. Mai in Berlin. Andreas Eichner vom Bündnis Sahra Wagenknecht musste am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park sein Halstuch der VVN-BdA auf Verlangen der Polizei abnehmen. Das Halstuch ist blau-weiß gestreift wie die Kleidung der KZ-Häftlinge und in der Mitte prangt der rote Winkel für politische Gefangene. Eine Polizistin habe bei der Einlasskontrolle darauf beharrt, dass dies die Farben der russischen Flagge seien, erzählte Eichner. Weil russische Flaggen an jenem Tage verboten waren, habe er das Tuch abnehmen und einstecken müssen, um passieren zu dürfen.

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