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SUPERHEAVEN – SUPERHEAVEN | vinyl-keks.eu

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SUPERHEAVEN - SUPERHEAVEN

Superheaven: Wuchtige Rückkehr auf leisen Sohlen

Nach fast zehn Jahren Pause entfacht die Grunge-Band Superheaven aus Pennsylvania ein musikalisches Feuerwerk der leisen Töne – voller Tiefgang, Schwere und neuer Energie.

Von der Asche vergangener Jahre ins gleißende Halbdunkel der Gegenwart – Superheaven liefern mit ihrer selbstbetitelten Platte ein Comeback, das die Kraft der Stille ebenso auslotet wie die Wucht des Krachs.

Ein Jahrzehnt kann eine Ewigkeit sein – oder eine kurze Pause in der Biografie einer Band, die nie wirklich weg war. Superheaven, das Quartett aus Pennsylvania, hat in seiner 17-jährigen Bandgeschichte mehr Wandlungen durchlebt als manch andere in ihrer gesamten Karriere: Namenswechsel, lange Pausen, ein nahezu mythischer Kultstatus durch das Netz – und nun ein selbstbetiteltes Album, das sich nicht anschickt, die Vergangenheit zu überstrahlen, sondern sie zu umarmen.

 

 

Zwischen Grunge, Glanz und Grauschleier: Das neue Superheaven-Album im Review

Melancholie trifft Melodie: Superheaven liefern mit ihrem selbstbetitelten Werk ein facettenreiches Album voller Kontraste und Emotionen.

„Superheaven“ – der schlichte Titel ist Programm. Keine Schnörkel, kein großes Statement. Und doch ist diese Platte alles andere als leise. Es ist das knisternde Flackern einer Glut, die nie ganz verloschen war. Eine Rückmeldung aus dem Off, eine Einladung zum genauen Hinhören, zum Versinken.

Schon der Opener „Humans For Toys“ wirft einen direkt in die staubige Hitze einer Welt, in der der Mensch nur noch Ware ist. Dicke Gitarren, knarzend wie rostige Zahnräder, treiben den Song voran, während Sänger Jake Clarke mit brüchiger Klarheit die Entfremdung der Gegenwart seziert. Die Klanglandschaft: bedrohlich, wuchtig, fast industriell – ein brodelnder Auftakt, der sofort klarstellt, dass Superheaven nicht mit Effekten oder Pathos um sich werfen, sondern mit Substanz arbeiten.

„Cruel Times“ hingegen ist ein Song wie ein zerrissenes Fotoalbum. Zwischen schleppenden Strophen und eruptiven Refrains entspinnt sich ein Stück Musik, das den Hörer packt und nicht mehr loslässt. Die Gitarren heulen, der Bass kriecht durch die Zwischenräume, und Clarke singt, als würde er jeden Ton aus dem hintersten Winkel seines Innersten herauspressen. Hier begegnen wir Superheaven von ihrer zugänglichsten Seite – melodisch, fast hymnisch, ohne je in seichte Gewässer abzudriften.

 

 

Superheaven: Das Comeback der leisen Wucht

Zehn neue Songs zwischen Nebel, Nostalgie und neuer Klarheit – ein Album, das bleibt.

Der wahre Kern dieses Albums liegt jedoch in den Zwischentönen, in der Art, wie Songs wie „Numb To What Is Real“ die emotionale Taubheit unserer Zeit in Musik kleiden. Die Zeilen „My emotions start to mix / Except the good and the bad / Feels no different“ treffen mit der Präzision eines Skalpells. Und doch ist da kein Selbstmitleid, sondern eine lakonische Klarheit, die fast schon kathartisch wirkt. Die Gitarren legen sich wie Nebel über die Melodie, verzerren sich, flirren, verschwimmen – Shoegaze trifft Grunge, Vergangenheit trifft Jetztzeit.

Dass Superheaven mehr können als tonnenschwere Melancholie, beweist „“Hothead“: ein ungestümer Ritt zwischen Pop-Punk und fuzzigem Grunge-Gewitter. Hier tobt der innere Konflikt, werden Impuls und Reue zu Klang – hektisch, fordernd, und gerade deshalb so faszinierend. Es ist vielleicht der eigenwilligste Song der Platte, aber einer, der Mut beweist und zeigt: Superheaven ruhen sich nicht auf ihren Stärken aus.

Was das Album jedoch so besonders macht, ist seine Fähigkeit zur Vielschichtigkeit. Jeder Song scheint eine andere Textur, eine andere Farbe zu tragen. „Sound Of Goodbyes“ etwa erinnert mit seinem fragilen Aufbau an einen melancholischen Dialog zwischen Nirvana und The Cure – rau, aber verletzlich. Die Gitarren sind hier weniger ein Fundament als ein Schleier, der sich über alles legt, der die Zeit anhalten will, aber genau weiß, dass das unmöglich ist.

Ein echtes Highlight ist „Numb To What Is Real“, das sich aus einem Bollwerk aus Gitarren langsam zu einer schimmernden Halbballade entwickelt. Hier offenbart sich das große Talent der Band, zwischen den Stilen zu wandern, ohne ihre Identität zu verlieren. Es ist, als würde man durch einen dunklen Tunnel gehen und plötzlich ein Fenster finden, durch das Licht fällt – fremd, aber tröstlich.

In „Long Gone“ verliert sich das Ich in der Leere des Universums – „We’re all alone, drifting through the great unknown“ – eine Zeile, die sich ins Herz brennt. Der Song ist der Inbegriff dessen, was Superheaven ausmacht: grungig, schwer, aber nie hoffnungslos. Es ist Musik für Menschen, die sich selbst nicht immer verstehen, aber den Versuch nicht aufgeben wollen.

„Conflicted Mood“ schließlich macht das emotionale Chaos greifbar. Wechselnde Rhythmen, aufeinanderprallende Klangflächen – als würde die Musik selbst nicht wissen, wohin mit sich. Ein Song wie ein innerer Monolog, der sich in Schleifen windet, sich verliert und wiederfindet.

Den Schlusspunkt setzt „The Curtain“, ein nahezu epischer Track, der sich langsam aus der Dunkelheit erhebt, taumelnd, schwer, aber entschlossen. Es ist ein Abschiedssong – vielleicht von alten Ichs, von vergangenen Fehlern, vielleicht vom Schmerz selbst. Die letzte Note verhallt wie ein Seufzer – und hinterlässt einen Nachhall, der bleibt.

 

 

Ein Sturm aus Gitarren und Gefühl: Superheaven melden sich eindrucksvoll zurück

Das neue Album der Grunge-Rocker verbindet rohe Energie mit introspektiven Momenten – und klingt dabei aktueller denn je.

Die Produktion – von Jake Clarke und Zack Robbins, mit Unterstützung von Will Yip – tut ihr Übriges: ungeschliffen, ehrlich, roh. Kein überflüssiger Glanz, kein künstliches Hochglanzpolieren. Diese Songs atmen, sie schwitzen, sie taumeln. Das Schlagzeug klingt, als würde es in einem staubigen Keller aufgenommen, die Gitarren knirschen, der Bass grummelt wie ein unterdrückter Schrei – und genau dadurch entsteht eine Klangwelt, die intensiv, authentisch und zutiefst menschlich ist.

Superheaven gelingt mit ihrem neuen, schlicht betitelten Werk eine beeindruckende Rückkehr. Ohne sich neu zu erfinden, aber mit spürbarer Reife und gewachsener Tiefe gelingt es der Band, alte Stärken neu zu definieren. Die Mischung aus Grunge, Shoegaze und Alternative Rock wirkt heute frischer denn je, weil sie nicht versucht, Trends zu bedienen, sondern Emotionen zu transportieren.

“Superheaven“ ist kein Album, das sofort zündet. Es ist ein Werk, das wächst, das mit jeder Runde neue Schichten offenbart. Es ist kein Feuerwerk, sondern ein langsam brennendes Lagerfeuer – warm, unberechenbar, tröstlich.

Wer die Neunziger gelebt oder nachgeholt hat, wer etwas mit Nirvana, Title Fight oder den Deftones anfangen kann, wird hier vieles finden, das vertraut klingt. Und doch bleibt Superheaven immer eigen, immer ein bisschen quer, immer ein bisschen mehr.

Zwei, vielleicht drei richtige Überhits fehlen zur absoluten Größe – aber das macht nichts. Denn was bleibt, ist ein Album, das nicht auf schnelle Wirkung setzt, sondern auf Tiefe.

Auf Substanz.

Auf Nachklang.

Und das ist heute mehr wert denn je.

Wer noch ein Flanellhemd im Schrank hat, hier ist der Soundtrack dazu. Das Vinyl kommt mit Gatefold Innersleve mit allen Texten und Bildern der Band sowie dem Albumcover. Rundherum ein lohnenswertes Paket, was einen Kauf empfiehlt.

Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.

Lagartija Nick.

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Heckspoiler – Live | vinyl-keks.eu

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Heckspoiler - Live 1

Klar, dem Namen bin ich schon mal begegnet. Aber man hat ja dann auch nicht immer für alles Zeit und das ist dann auch meistens die Ausrede. In diesem Fall war und ist es aber wohl eher so, dass mich der Name abgeschreckt hat und ich die daraus resultierende Ignoranz dann mit mangelnder Zeit begründet habe. So kann’s dann halt auch laufen und ja, Heckspoiler klang halt nach ’ner Oi-Band oder was noch Schlimmerem und viel damit eben durch’s Raster. Bis gerade eben und dank dem Umstand, dass ich hier das „Live“-Album der Band aus Ried Im Traunkreis bei Pettenbach in Oberösterreich aufliegen habe, um meinen Senf dazu schreiben zu dürfen.

Und was soll ich sagen? Tja… ich fang mal mit dem Einfachen an: Heckspoiler sind definitiv keine Oi-Band. So viel ist sicher. Ab jetzt wird’s schwer die Band zu beschreiben. (Nur) bewaffnet mit Drums, ’nem Bass und zwei Stimmen machen Thomas Hutterer und Andreas Zelko jedenfalls einen Höllenlärm. Irre ist das und da ist Crust, Punk, Noise, Stoner, Doom, vielleicht so was wie Crossover und an manchen Stellen sogar so ein kleines bisschen Pop rauszuhören. Halt nicht so Pop wie im Radio! Referenzbands? Puh, ist echt hart. Vielleicht Mondo Generator, die mit The Masons für ’nen Sprachkurs nach Österreich fahren?

 

Aber, wem sag ich das. Dem Geschrei nach, das bei zwei Livekonzerten der Band in Wien und beim Heimspiel in Pettenbach logischerweise gleich mit aufgenommen wurde, scheint die Band eh jedem/jeder außer mir ein Begriff zu sein. Oder schafft es die Band mit ihrer Musik und ihrer Ekstase etwa, auch nur wenige Anwesende zu tosendem Applaus zu animieren? Keine Ahnung, weil neu hier. Aber eins wird mir ganz schnell und auch auf Tonträger klar: Heckspoiler scheinen live wirklich alles abzureißen! Damit meine ich, dass dieses Livealbum absolut zu den besseren seiner Art gehört, da es das Feeling von Blut, Schweiß und (Freuden)tränen wirklich sehr gut konserviert hat. Und das sagt übrigens einer, der Livealben meist kritisch gegenübersteht. 

Und dann ist da noch dieser Wortwitz, den die zwei Musiker in ihrem Dialekt zum Besten geben. Das darf man mir jetzt bitte nicht krumm nehmen, aber dadurch klingt die Musik in Summe einfach noch irrwitziger, auch wenn man sich spätestens nördlich des Mains schwer tun dürfte, Heckspoilers Meinung zu allen möglichen gesellschaftlichen und gesellschaftskritischen Themen auch zu verstehen. Ob die da auf „Live“ all ihre Hits drauf haben? Keine Ahnung! Aber für mich klingt’s jedenfalls so. Wahrscheinlich haben die aber eh nur Hits?!

Das Ganze dann auf fettem und grau marmoriertem 180g-Vinyl. Muss so sein und ich denke, eine herkömmliche Schallplatte könnte so viel Heavyness auch gar nicht tragen. Schönes Artwork auf Inside/Out-Cover, toll bedruckte Innenhülle und ein bisschen Bildmaterial, das den Hörgenuss quasi sichtbar macht. Nur 200 Stück hat das verantwortliche Qualitätslabel Noise Appeal Records im Juni herausgebracht. „Für Fans, Sammler*Innen und Liebhaber*Innen ehrlicher, handgemachter Musik“, wie das Label auf dem Promo-Handout schreibt. Bin ich, bin ich und bin ich! Ranhalten, Leute. Heckspoiler rules!

Schaut am besten direkt bei Noise Appeal Records nach eurem Exemplar. Kleiner Tipp am Rande: checkt auch den übrigen Backkatalog des Labels, damit sich die Bestellung auch lohnt. Ihr könnt bei allem bedenkenlos zugreifen!

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Custody / Spells – Split

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Custody / Spells - Split 1

Ich liebe Split-7″es. Entweder kennt man die eine Band schon und die gefällt und idealerweise lernt man noch ’ne weitere geile Band kennen. Oder aber wie in diesem Fall: man lernt gleich zwei neue, bis dato unbekannte Bands kennen. Für Bands selber kann sich daraus der positive Effekt ergeben, dass sie von Menschen wahrgenommen werden, denen sie bisher noch kein Begriff waren, weil sie halt glücklicherweise mit der „richtigen“ Band gesplittet haben. Das geringe Restrisiko das bleibt, kann halt das sein, dass man gegen die Splitpartnerin abstinkt.

Im vorliegenden Fall, der Custody/Spells-Split (bereits im September 2021 veröffentlicht, aber erst jetzt mit einem ganzen Schwall an Platten vom feinen Label Keep It A Secret Records bei uns eingetrudelt) einigen wir uns aber auf ein Unentschieden. Nein, viel besser! Wir haben zwei Siegerinnen! 

Custody aus Finnland eröffnen ihren Song „Into The Great Unknown“ mit einer Cramps-lastig schrägen Gitarrenmelodie, ehe sich der Song in einen (tragisch) melodischen und mit viel Punch vorgetragenen Punksong verwandelt. Samiam kommen mir da in den Sinn. Gewisse Längen – der Song hat tatsächlich 3:50 Minuten auf dem Zähler! – werden durch den eingängigen Refrain wett gemacht. Und wenn man eh nur einen Song präsentieren darf/kann, dann ist doch bisschen länger auch mal ok. Der Song stellt die Vertrauensfrage. Nein, nicht die vom ollen Scholz. Die Vertrauensfrage zwischen zwei Menschen. Und wo Vertrauen herrscht, kann Misstrauen mitunter ums Eck lauern. Aber warum sind wir so, wir Menschen? Gutes Thema für einen Punksong. „Why are you digging my inside? Well, there ain’t too much you can find. You know, I never told you lies. Have I ever told you lies?“ Ich mag den Refrain, ich mag den Song auch textlich. Siegerin Nummer 1: Custody

 

Und wo wir’s gerade davon hatten, dass zumindest Custody dich noch nie angeschwindelt haben: ich hab’s getan. Da oben nämlich, ich geb’s zu. Spells aus Denver/Colorado sind mir in letzter Zeit nämlich wahrlich oft genug über den Weg gelaufen, sind also gar nichts Neues mehr für mich. Aufmerksame Leser*Innen haben meinen Schwindel aber eh schon durchschaut und sich vielleicht sogar meine Reviews zu „Loose Change, Vol. 2“ und „Past Our Prime“ durchgelesen. 

Und doch ist der Schwindel nur ein halber, überraschen mich die Spells mit ihrem Beitrag „Confidence, Baby. Confidence!“ erneut mit einem stilistisch, sagen wir mal, vom bisher Bekannten abweichenden Song. Klar. Punk ist Punk, bleibt Punk und die Spells sind eine Punkband. Dieser Song hier hat allerdings so ein bisschen Touch von der Straße. Bouncing Souls vielleicht. So der Eindruck vom Refrain. Hymnenhaft nennt man das wohl. Text mit Hirn über das Vertrauen. Ha! Schon wieder! Konzept-Split, oder wie? Jedenfalls, was für Custody galt, gilt auch für Spells. Schönes Punksong-Thema, guter Song kührt in Summe die Siegerin Nummer 2: Spells.

 

Veröffentlicht wurde die 7″ anno Dazumal von Brass Neck Records, Shield Recordings, Snappy Little Numbers und hierzulande eben von Keep It A Secret Records, bei denen ich mich an eurer Stelle mal nach einem der auf 500 Stück limitierten, handnummerierten Exemplare erkundigen würde. 

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Żegota – The Demos | vinyl-keks.eu

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Żegota – The Demos 1

Mit „The Demos“ veröffentlichte Refuse Records im März in Europa – zusammen mit Bitter Melody in den USA – eine Platte, die weit mehr ist als eine bloße Archivarbeit. Żegota, Mitte der 1990er in Greensboro, North Carolina gegründet, galt schon damals als eine Ausnahmeerscheinung im Hardcore: kompromisslos politisch, musikalisch eigenwillig, tief verwurzelt in anarchistischen Netzwerken. Dass nun ihre Demotapes von 1997 und 1998 erstmals umfassend auf Vinyl vorliegen, erlaubt eine Rückkehr zu den Anfängen einer Band, die radikale Politik mit musikalischem Experiment verband.

Die Songs sind faszinierende Momentaufnahmen. Die 1997er Aufnahmen strotzen vor ungebändigter Energie, roh produziert, aber voller Dringlichkeit. Gitarrenwände und hektische Rhythmuswechsel erinnern an die Intensität von Catharsis oder His Hero Is Gone, zugleich schimmert ein unorthodoxer, fast post-punkiger Hang zu Experimenten durch. Besonders „Balancing the Equation“ zeigt, wie die Band chaotische Strukturen bewusst einsetzt, um Spannung zu erzeugen. Die 1998er-Demo – B-Seite hingegen klingt fokussierter: „Bike Song oder „$59.95“ besitzen klarere Hooks, der Sound ist definierter, die Wut gezielter kanalisiert. Man hört eine Band, die ihre Mittel gefunden hat, ohne an Radikalität zu verlieren.

Szenepolitisch jedoch entfaltet „The Demos“ seine eigentliche Kraft. Żegota war keine „Karriereband“, sondern Ausdruck einer Bewegung. Der Name verweist auf die polnische Widerstandsorganisation Żegota, die während der NS-Besatzung Juden unterstützte – ein bewusstes politisches Statement. Diese Verbindung historischer Kämpfe mit aktuellen sozialen Bewegungen zieht sich durch ihr Schaffen. Die Texte prangern Konsumzwang, Repression und soziale Ungleichheit an und formulieren gleichzeitig Visionen kollektiven Widerstands. Songs wie „Open Disobedience; Bold Resistance“ sind nicht nur Titel, sondern programmatische Ansagen.

 

 

Dass Refuse Records heute diese Aufnahmen herausbringt, ist selbst ein politischer Akt. Das Label ist seit über 20 Jahren ein Knotenpunkt der europäischen DIY- und Antifaszene. Indem es eine US-Band mit explizit anarchistischem Background veröffentlicht, zeigt sich erneut die transnationale Vernetzung der Szene: North Carolina trifft Warschau, Hausbesetzungsbewegung trifft Plattenlabel, Hardcore wird zum Bindeglied über Kontinente hinweg.

„The Demos“ ist deshalb nicht nur ein Zeitdokument, sondern ein Aufruf. Es erinnert daran, dass Hardcore immer auch eine Praxis war: Räume schaffen, Strukturen aufbauen, Widerstand organisieren. In Zeiten, in denen rechte Politik und autoritäre Tendenzen wieder erstarken, wirken Żegotas frühe Songs erschreckend aktuell. Gleichzeitig inspiriert die Platte, weiterzumachen – sei es im Proberaum, auf der Straße oder bei der Organisation des nächsten DIY-Konzerts.

Kurzum: „The Demos“ ist ein wütender, roher, zugleich aber auch visionärer Blick zurück – und ein Soundtrack für alle, die Hardcore noch immer als politisches Werkzeug verstehen.

Auch wenn ich nicht unbedingt der allergrößte Hardcore-Punk – Fan bin, hatte ich bei dieser Auswahl an Tracks viel Spaß hinzuhören. 
Zu erwerben sind zwei Versionen. Zum einen die mir vorliegende rote und zum anderen eine himmelblaue mit schwarzem Splatter
Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

 

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