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The Sensitives & WHAT With Higheels AganisT

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Patsy Stone spielt voll Eifer mit einer roten Gitarre auf einer Bühne

Bitte, what?! Was macht denn Patsy von Patsy Stone auf diesem Titelbild, wenn es doch ein Konzertbericht von The Sensitives und der Bernauer Band WHAT als Support vom 21.03.2025 ist?

Tja, wer es weiß, der weiß, kann ich da nur sagen. Wer es nicht weiß, weiß es in 3-2-1: Patsy steht jetzt ersatzweise für Susi fest bei WHAT an der Gitarre. Susi macht eine Pause und kommt dann vielleicht irgendwann zurück als dritte Gitarre. Auf jeden Fall gehört jetzt Patsy also nach Cut My Skin mit Patti Pattex und Patsy Stone fest zu WHAT. Die neue Besetzung funktioniert bestens und Patsy ist mit vollem Einsatz dabei. Wir hatten sie auch schon beim Vinyl-Keks zum Interview, das ihr hier nachlesen könnt.

WHAT 2025- Bernauer Vogelperspektive

Nächste Frage: Wieso spielt denn eine Gitarristin aus Berlin in Bernau im Schwarzwald? Wer es weiß, der weiß… dass es Bernau zweimal in Deutschland gibt. Nämlich im Schwarzwald und bei Berlin, im strandsandigen Brandenburg mit seinen Seen und hohen Kiefern. Unauffällig schmiegt es sich umgeben von Heidekraut, Heidelbeeren und Maronen-Pilzen im Speckgürtel an die Millionenmetropole und kocht sein ganz eigenes Punkrocksüppchen. Lecker, BNO-Festival und Bernau Punkrock League! Kurzes Namedropping an dieser Stelle: OXO86, Mona Reloaded und eben auch WHAT. Im Shop der Bernau Punkrock League könnt ihr hier die LPs von WHAT erstehen, oder ein T-Shirt, das auch Sängerin Laura anscheinend ganz gerne trägt.

 

Laura, die Sänergiern und Gitarristin von WHAT singt in das Mikrofon, sie hat eine weiße Gitarre
WHAT 2025- Laura mit Bernau Punkrock League Shirt

Bernau hat sogar eine massive, alte Stadtmauer und eben an jener auch den Klub am Steintor. Das wollte ich euch natürlich nicht vorenthalten.  Und deswegen habe ich mir dieses Konzert im Klub am Steintor vorgenommen und nicht das andere Konzi in der Hauptstadt. The Sensitives haben nämlich am Tag zuvor, den 20.03.25, ebenfalls mit WHAT zusammen gespielt, im Schokoladen in Berlin. Na klar, der Schokoladen! Wer kennt ihn nicht? Klein und – süß, wie der Name schon vermuten lässt. Dank der langen Haltbarkeit von Bitterschokolade ist diese in der Großstadt gelegene Punk-Location schon seit Jahrzehnten an unserer Seite.

Umso interessanter ist es aber, mal den Fokus auf das Berliner Umland zu setzen und zu erkennen, dass man dem auch in der angrenzenden Kleinstadt seit Jahrzehnten in nichts nachsteht. Hier zum Beispiel mit einem Konzert der schwedischen Punkband The Sensitives. Mit der Punkrockband WHAT aka With Higheels AganisT wird das sogar ein Heimspiel. Dezi, der Mann am Bass, macht Luftsprünge, das Publikum freut sich.

 

Der Bassist springt in die Luft, er hält eine türkisen Bassgitarre, die er dabei spielt
WHAT 2025 – Luftsprung

 

Trotzdem lässt sich die Nähe zur Hauptstadt, die in kurzer Fahrzeit und wenigen Stationen mit der S-Bahn erreicht wird, niemals wegwischen. Und so kommt es vor, dass die Einwohner:innen von Bernau der großen Stadt gerne zur Hilfe kommen wollen, wenn es zum Beispiel um eine Nazi-Demo am nächsten Tag dort geht. Der Song „Bunte Finger“ von WHAT, ist schon einige Jährchen alt. Darin wird mit deutschen Texten der Widerstand gegen rechte Demonstrationen besungen. Der Song hat nichts an Aktualität verloren.

 

WHAT 2025- Dezi, Laura, Patsy sind zu Sehne, Dezi am Bass steht ganz vorne, dahinter sieht man Laura und Patsy.
WHAT 2025- Dezi, Laura, Patsy

Deshalb gibt es auch die Empfehlung in der Ansage der Band, am nächsten Tag ins benachbarte Berlin-Friedrichshain zu fahren und Haltung zu zeigen. Wider den Nazi-Aufmarsch-Tourismus, der Berliner:innen und auch anderer Städte Menschen auf die Pelle rücken möchte.

Michelle, die Drummerein, haut auf die Trommel
WHAT 2025- Michelle

Wie auch immer, Berlin ist den Demo-Tourismus gewohnt, wird möglichst friedlich dagegen demonstrieren und es überleben. Die Teilnehmenden Neonazis sind inzwischen wohl leider vermehrt Minderjährige, teils nicht minder gewaltbereit allerdings. Ganze 100 Meter kam der Neonazi-Aufzug voran, bevor die Rückreise angetreten werden musste nach JWD (Berliner Scherz-Abkürzung für Janz Weit Draußen…)   Der RBB berichtete, es gab Festnahmen und Rangeleien auf beiden Seiten. 

Achtung: Kleiner Einschub von mir, in dem es nicht um das Konzert geht.

Wo kommt all der Hass her? Ich weiß es nicht, aber er ist auch nicht neu. Wenn ich mich allerdings in die Pandemie zurückversetze, denke ich an schlimme Dinge: Eine isolierte Kindheit, häusliche Gewalt, eingepfercht mit den Aggressoren auf engstem Raum. Statistisch sehen wir einen ständigen Anstieg von Gewalt gegen Kinder, um die es mir hier mal im kleinen Einschub geht. Manchmal frage ich mich: Wie viele Kinder und Jugendliche wurden in der Pandemie in einer lieblosen Familie ganz alleine gelassen in einer ausweglosen Situation? Das macht sich vielleicht irgendwann einmal gesellschaftlich bemerkbar. Andere wiederum haben es gut gehabt zuhause und die Liebe sowie Aufmerksamkeit erfahren, die sie brauchten zum Großwerden. Das Leben ist nicht fair. Gewalt ist keine Lösung, erst Recht nicht gegen Kinder. 

Es mag für manche schwer vorstellbar sein, woanders liebevoll angenommen zu werden, neue Freundschaften zu finden und wirklich stolz auf die eigenen Taten zu sein, zum Beispiel mit einem Ehrenamt, im Sportverein, einem Hobby oder im Beruf. Es gibt jedoch mehrere Adressen als Hilfe beim schwierigen Ausstieg, hier ist eine davon: Exit  Und für alle Fälle kommt hier noch das Kinder- und Jugendtelefon, die Nummer gegen Kummer. Entsprechende Hotline-Nummern stellen wir auch im Artikel bereit, wenn es zum Beispiel um Depressionen geht. Ich teile lieber einmal zu viel diese Nummern.

Zu den Lyrics von „Bunte Finger“ und den anderen Songs gibt es übrigens hier mit WHAT ein Interview beim Vinyl-Keks, wo noch mal ausführlich auf die verschiedenen Songs eingegangen wird, die teilweise auch heute Abend gespielt wurden. 

Dezi mit einer Türkisen Bassgitarre
WHAT 2025- Bass

Nach der Umbaupause schallt dann dann „Born To Lose“ von Johnny Cash durch die Boxen, es ist der Auftakt zum The Sensitives  Auftritt. Sie nehmen sich die Bühne, das Publikum tanzt ausgelassen!

The Sensitives spielen auf einer Bühne und sind aus der Vogelperspektive zu sehen.
The Sensitives – Bernauer Vogelperspektive

 

Für das Trio ist es klar, dass wir lieben und leben können und sollen, wie wir wollen. Das machen sie dann auch unmissverständlich in ihrer Ansage für den Song „God Knows nothing about us“ verständlich.

Paulina sing in ein Mikrofon, das Foto zeigt Lichtkreise als Bokeh-Effekte
The Sensitives 2025 – Paulina

Eine Ansage gegen Sexismus startet Paulina gerichtet an „mostly all of us, who are refusing…“, und dann wird aus ihrem normalen Tonfall bei der Vervollständigung ihres Satzes ein super wütender Schrei:„…to shut the fuck up!“. Danach beginnt augenblicklich der knallige Song „Raise my voice“.

Paulina singt expressiv ins Mikrofon
The Sensitives 2025- Paulina

Das Publikum tanzt und lässt sich mitreißen von den energischen Stimmen und den schnellen Beats.

Beim nächsten Song kommt eine Ansage für „Punch“ von Martin, die habe ich euch hier 1:1 in Englisch mitgebracht als kleines Zitat:

And I think we’re creating an environment where it’s okay for a man to ask for help and where a man offers help when somebody fucking needs it. We can create an environment where we can talk about things before things get out of hand and just act like decent, civilized human fucking beings. And I really think we can do this, and I think it’s our goddamn fucking obligation to do this. It’s not just that. It’s called punch.

Den Song „Punch“ zum Nachhören findet ihr hier. 

 

Sänger und Gitarrist Martin macht eine Ansage, im Hintergrund ist Paulina zu sehen
The Sensitives 2025 – Ansage von Martin 

Der Rock’n’Roll angehauchte Song von Martin zieht total mit und ist wie immer gut tanzbar, der Spaßfaktor groß geschrieben auch bei schweren Themen. In dem Song geht es letztlich um das Thema Gewalt, ähnlich wie ich es oben schon im Einschub  beschrieben habe. Vor allem, dass diese wiederum Gewalt auslöst.

Auch zum Song  „Learn from my mistakes“ hat Martin noch eine eindrückliche Ansage parat. Ich habe sie ebenfalls für euch mitgebracht, aber diese Mal aus dem Englischen übersetzt:

Und wenn diese verdammten Führer versuchen, uns dazu zu bringen, uns gegenseitig zu bekämpfen, anstatt die korrupte Macht zu bekämpfen, die sie selbst verkörpern, ist es wirklich verdammt wichtig, dass wir uns daran erinnern, uns niemals von ihnen auseinanderreißen zu lassen. Lasst sie uns niemals auseinanderreißen.

 

Der Drummer von The Sensitives sitzt vor dem Banner der Band am Schlagzeug und trommelt
The Sensitives 2025- Magnus

Man könnte meinen, ich habe mir die Ansagen heute mal richtig gut notiert. Yep, habe ich! Wie oft habe ich mich geärgert, dass ich das nicht getan hatte. Deswegen wird das jetzt eine Ansagensammlung. Hehe!

Was soll ich sagen, irgendwann zwischendurch kam dann auch die klassische Ansage, die „Alte weiße Männer“ betraf. Die sollten jetzt nämlich beim nächsten Song mal Platz machen und hinten bleiben, während alle anderen nach vorne kommen sollten. Welche Band das jetzt genau war, habe ich leider vergessen, obwohl ich mir die Ansage als solche immerhin notiert habe. Notizen mache ich mir nämlich grundsätzlich beim Konzi, nur war ich wohl abgelenkt(?) und habe es verplant den Namen mitzuschreiben. Es ist mir entfallen, verfluchte Schlamperei. Sorry, not sorry! Die Chance ist 100%, dass es WHAT oder The Sensitives waren -hehe- und es steht 50:50, dass ihr richtig liegt. Ich bemühe jetzt daher nicht den Telefonjoker und auch den Publikumsjoker lass ich in der Tasche. Ist schlussendlich auch nicht wichtig, wer’s genau war, weil erstens passt’s zu beiden und ist ja zweitens auch nichts neues. So!

Und deshalb, jawohl, tat sich auch einfach nichts im Publikum auf diese Ansage. Kaum jemand rührte sich mehr, alles blickte erwartungsvoll in die Runde, ob Bewegung in die Sache kommt. Kam es aber nicht! 

Paulina macht eine kurze Pause und fährt sich durch die Haare
The Sensitives 2025- Paulina

Und dann, als sich die Augen an die Dunkelheit im Zuschauerraum mit seinen ca. 150 Personen gewöhnt hatten, war klar, warum sich nichts tat. Die FLINTA waren eh schon vorne. Das braucht man den Leuten in Bernau nämlich nicht extra zu sagen, das wissen die auch so und stehen gut gemischt und nach Größe sortiert  😉 zusammen. Woanders kommt da nämlich sehr wohl noch richtig Bewegung rein, wie ich öfter erlebe, hier war es aber nicht so. Wenn das so weiter geht, werden eines Tages die armen „alten weißen Männer“ nach vorne humpeln sollen. Aber noch ist es nicht so weit, Männer. Geduld bitte, immer schön hinten anstellen, andere haben auch gewartet. Ihr kennt den Spruch von der Kassenschlange. Aber vielleicht funktioniert das ja auch einfach mal von ganz alleine ohne irgendwelche Ansagen, so wie hier, und alle sind froh und glücklich ohne Streit. <3

 

Rechts auf der Seite ist die Band WHAT zu Sehne, links ist das Publikum
WHAT 2025 – Publikum

Ja, weil die Ansage also überflüssig war, wurde diese kurzerhand umgewandelt und eingegrenzt auf einen einzelnen alten weißen Mann, auf den sich derzeit viele einigen können, mit den folgenden zwei Worten: „Fuck Trump!“ 

Zum Thema die Ansage von Martin:

Every morning we wake up with a strong cop of coffee, we have to see the stupid things that dumb (we) Trump is doing to the world with his hate.

 

Martin an der Gitarre ist zu Sehne, im Hintergrund links ist Magnus am Schlagzeug und das Banner der Band
The Sensitives 2025 – Martin, Gitarre und Vocals

Zum Abschluss habe ich noch für alle, die ganz genau wissen wollen, was heute Abend gespielt wurde, wieder die Set-List fotografiert. Cheers!

Das Bild zeigt die Setlist auf dem Bühnenboden, die von der Seite aus fotografiert wurde.
The Sensitives – Setlist

P.S.: Ein Nachteil an diesem Veranstaltungsort ist sicherlich, dass er nicht barrierearm ist. Es gibt verwinkelte Treppen und Stufen, ein WC für Rollstuhlfahrende sah ich auch nicht. Wenn nicht irgendwo noch ein geheimer Fahrstuhlschacht versteckt ist, den ich übersehen habe, muss ich leider sagen: Ein behindertengerechtes Gebäude ist das leider nicht und und so bleiben Menschen mit Rollstuhl / Rollator leider vom spontanen Besuch ausgeschlossen.

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The Swell Season – Forward

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The Swell Season - Forward 1

Womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, war nun die Rückkehr von Glen Hansard und Markéta Irglová sechzehn Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Once“, die mit „Forward“ als The Swell Season die Bombe haben platzen lassen. Zumindest für mich – denn auf einmal bekam ich diese Platte zugeschickt, ohne dass es vorher thematisiert wurde. Ist jetzt auch nicht so, als hätte ich darauf geachtet, aber in der Musiklandschaft bekommt man schon schnell etwas mit. 

Schon der Titel des Albums verrät, worum es hier geht: um Aufbruch, um Bewegung, um die Fähigkeit, nach langer Zeit wieder gemeinsam nach vorn zu schauen. Das Album fühlt sich nicht wie ein nostalgisches Wiedersehen an, sondern wie ein ehrlicher Neuanfang – reifer, ruhiger, aber immer noch von dieser besonderen Magie getragen, die ihre Musik schon damals ausmachte.

Der Opener „The Stars Are In My Head“ setzt gleich den Ton: ein sanftes, folkiges Stück mit einer melancholischen Wärme, die sofort an die Intimität ihrer „Once“-Zeiten erinnert, aber mit mehr Tiefe und Gelassenheit. Hansards Stimme trägt die erste Hälfte, bevor Irglová in leisen Harmonien einfällt – ein musikalisches Wiederfinden zweier Menschen, die ein gemeinsames Kapitel neu schreiben.

„My Older Friend“ knüpft daran an, textlich nachdenklich, musikalisch offen. Hier klingt das Duo gereift, aber unverstellt – zwei Künstler, die nicht versuchen, ihre Jugend nachzustellen, sondern sie liebevoll verabschieden. Irglovás klare, fast fragile Stimme steht in „Butterfly“ im Mittelpunkt – einem der emotionalen Höhepunkte des Albums. Der Song ist leicht und schwebend, zugleich bittersüß, und erinnert daran, dass Verletzlichkeit bei The Swell Season immer eine Stärke war.

 

 

In „The Answer“ schwingt mehr Energie mit: treibende Akustikgitarre, eine rhythmische Intensität, die Glen Hansards Soloprojekte erkennen lässt. Hier zeigt sich, wie gut beide ihre individuellen Entwicklungen der letzten Jahre in den gemeinsamen Klang integriert haben. Auch „Son“ fällt auf – ein stilles, fast gebetsartiges Stück, das mit leisen Pianoklängen beginnt und sich zu einem warmen, leuchtenden Finale entfaltet.

Was The Swell Season und „Forward“ besonders macht, ist sein Tonfall: Es ist kein Album über die Vergangenheit, sondern über das Hier und Jetzt – über Reife, Vergebung und Freundschaft. Die Produktion bleibt bewusst schlicht, mit viel Raum für Stimmen, Streicher und akustische Instrumente. Keine großen Effekte, kein Retro-Gestus – nur ehrliche Musik, getragen von Erfahrung und gegenseitigem Respekt. 

Manche Songs bewegen sich vielleicht zu sehr im Vertrauten, denn wer große Überraschungen erwartet, könnte „Forward“ stellenweise zu sanft finden. Doch gerade diese Zurückhaltung macht den Reiz aus. Das Album ist kein Versuch, alte Erfolge zu wiederholen, sondern ein stilles, tiefes Gespräch zweier Menschen, die sich nach Jahren wieder zuhören können.
Glen und Marketá haben nach all den Jahren immer noch die selbe Energie und das selbe in der Musik liegende Ur-Vertrauen, wie bereits bei ihrem letzten Album. Es gehört zusammen, was zusammen gehören muss und das hört man in so ziemlich jedem Ton dieses Albums! 

„Forward“ kann sowohl über den bandeigenen Shopify und neben den üblichen Kanälen oder dem analogen Schallplattenhandel natürlich auch bei unserem Partner JPC erworben werden – der Link dazu folgt:
THE SWELL SEASON – FORWARD

Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

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The Toasters – Recriminations | vinyl-keks.eu

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The Toasters - Recriminations 1

Am 4. Mai 1983 um 7:30 Uhr morgens verließ eine erschöpfte New Yorker Band nach ihrem ersten Auftritt im berüchtigten A7 Club auf der Lower East Side den Club – mit 30 Dollar in der Tasche und einem blauen Auge. Fünf Jahre und ein kleiner Stapel Vinyl später wurde dieselbe Gruppe weithin als Speerspitze einer großen Ostküsten-Renaissance-Bewegung gefeiert und verfügte über eine riesige Fangemeinde.

Diese Band sind The Toasters und die Musik ist Ska!

 

Als Fünfer-Besetzung gründeten sie Anfang 1984 ihr eigenes Label Moon Records, das sich bald zu einer Plattform für die aufstrebende Ska-Szene im Raum New York City entwickelte. Noch im selben Jahr veröffentlichten sie ihre erste Single. Seitdem haben sie Verträge mit den britischen Labels Unicorn und Ska Records sowie mit dem amerikanischen Label Celluloid abgeschlossen.

Ihr US-Album “Skaboom” erreichte Platz 54 in den CMJ-College-Radio-Charts und wurde von einer erfolgreichen landesweiten Tour begleitet – von Burlington, Vermont, bis San Diego, Kalifornien.

Währenddessen erregte auf dieser Seite des Atlantiks ihr Album “Pool Shark” in Großbritannien und Europa beträchtliche Aufmerksamkeit:

Das Magazin Underground in England schrieb, The Toasters seien „mehr als fähig, dort weiterzumachen, wo The Specials aufgehört haben“,

Die Mini-LP “Recriminations” spiegelt die ersten echten Demos der Band wider, initiiert von ihrem Mentor Joe Jackson, der diese Session an einem einzigen Wochenende im Chelsea Sound Studio am Times Square in New York City produzierte und abmischte.

Sie fasst die Entwicklung der Toasters als gitarrenbasierte Band zusammen – noch bevor ihre mächtige Bläsersektion entstand und die tänzerischen Unity Two ihren Sound bereicherten.

Veröffentlicht von Moon Records im Sommer 1985, bot Recriminations den Toasters sofort ein Sprungbrett, um das größere Publikum zu erreichen, das nun von Küste zu Küste im Ska-Rhythmus tanzt.

 Diese feine EP wurde von Mad Butcher Records wiederveröffentlicht. Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass manche LP 45 rpm macht und dafür so manche 7inch auf 45rpm klingt, als würden Die Schlümpfe ihr Comeback auf Vinyl geben. Also erstmal die Nadel wieder hoch, die Geschwindigkeit ändern und nochmal von vorn. Die vier zeitlosen Klassiker sind alle hörenswert, da möchte ich keinen Song besonders hervorheben. Das Vinyl läuft ohne Plattenwäsche sauber durch. Eine Bad im Isopropanol Gemisch erübrigt sich. Einziges Manko: Alle zwei Lieder darf ich mich erheben, um die 7inch zu drehen. Bestellen könnt ihr “Recriminations” direkt beim Label.

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Dirty Nice – Planet Weekend

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Dirty Nice - Planet Weekend 1

Ich war vor kurzem nach gefühlt 20 Jahren wieder mal in einem Freizeitpark. Schlechtes Wetter und die langen Anstehzeiten an den Fahrgeschäften – je nach Uhrzeit hatte man mal mehr und mal weniger Glück – verleiten mir zu sagen, das ich es auch nicht vermisst habe in einem Freizeitpark zu sein.
Ein Freizeitpark ist auch auf dem Cover des neuen Albums namens „Planet Weekend“ von Dirty Nice zu sehen. Dirty Nice, das sind Charlie Pelling und Mark Thompson, legen ein Konzeptalbum vor, das sich wie eine Reise durch einen surrealen Themenpark anfühlen soll – ein Ort zwischen Kitsch, Eskapismus und Überforderung. 

Von Beginn an wird klar, dass „Planet Weekend“ mehr sein will als nur eine lose Sammlung von Songs. Zwischen den eigentlichen Stücken tauchen immer wieder kurze Zwischenspiele auf – kleine „Attraktionen“, wie der Titel andeutet, die die Hörenden durch diesen imaginären Freizeitpark führen. Diese skitartigen Passagen schaffen Atmosphäre und Kontext, geben der Platte einen Rahmen, wirken aber teils auch wie überflüssige Füllstücke, die den Fluss des Albums bremsen. Der konzeptionelle Ansatz ist zweifellos ambitioniert, doch nicht jede Idee trägt über die gesamte Laufzeit. 

Musikalisch bewegt sich Dirty Nice auf vertrautem Terrain: sonnendurchfluteter und sommerlicher Indie-Pop mit elektronischem Einschlag, eingängigen Refrains und einer glatten, leichtfüßigen Produktion. Stücke wie „What I Wanna Hear“ oder „Another Life“ zeigen das Talent des Duos für Melodien, die sofort im Ohr bleiben. Man spürt den Spaß, mit dem hier produziert wurde – den Wunsch, ein durch und durch unterhaltsames Pop-Erlebnis zu schaffen. Gleichzeitig fehlt es vielen Songs an Tiefe oder überraschenden Momenten. Sie klingen hübsch, warm und gefällig, hinterlassen aber selten einen bleibenden Eindruck.

 

 

Ein paar Ausnahmen stechen dennoch hervor: „Better If We Don’t“ kombiniert funkige Bassläufe mit einem psychedelischen Groove und einem charmanten Gitarrensolo – ein Stück, das zeigt, welches Potenzial in Dirty Nice steckt, wenn sie sich trauen, ihre Komfortzone zu verlassen. Auch „Spit“ überzeugt mit ruhigerem Ton und emotionaler Klarheit, die man dem Album an anderen Stellen manchmal wünscht.

So entsteht ein Werk, das in seiner Idee glänzt, aber in seiner Ausführung nicht immer die nötige Tiefe erreicht. „Planet Weekend ist visuell, bunt, verspielt – fast wie eine animierte Welt, die zum Träumen einlädt, dabei aber gelegentlich den Kontakt zur Realität verliert. Es ist ein Album, das man gern hört, das gute Laune macht, aber selten überrascht oder bewegt.

Am Ende bleibt der Eindruck eines ambitionierten Pop-Projekts mit großem Konzept und sympathischer Handschrift, das an seinen eigenen ästhetischen Ansprüchen ein wenig scheitert. „Planet Weekend“ ist charmant, schillernd und handwerklich stark, aber auch flüchtig – wie ein sonniger, für mich eher herbstlicher Tag im Vergnügungspark, an den man sich später nur noch verschwommen erinnert.

Neben „Planet Weekend“ haben Dirty Nice auch noch ein paar mehr Songs erschaffen, die es wohl nicht (oder zum Glück) nicht auf’s Album geschafft haben. Hier geht’s zu den Bonus-Tracks!

Erwerben könnt ihr das „Planet Weekend“ bei unserem Partner JPC über den folgenden Link:
DIRTY NICE – PLANET WEEKEND 

Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

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