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Was bei der Suche sofort geändert werden muss

Sie heißen Inga, Maddie, David oder Leonie – ihre Schicksale und die vieler weiterer Kinder sind bewegend, jeder Fall für sich. Sie gelten seit vielen Jahren als vermisst. Kaum eine Spur deutet auf ihren Verbleib hin, selbst Fahndungsaufrufe in der reichweitenstarken Fernsehsendung „Aktenzeichen XY … ungelöst” blieben erfolglos, brachten kaum neue Hinweise.
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Das Leid der Familien: kaum vorstellbar. Unvergessen bleibt, wie Kate und Gerry McCann in eben jener Fahndungssendung im Jahr 2013 über ihre jahrelange Suche nach ihrer Tochter Maddie sprachen. Schwer gezeichnet von all den Anstrengungen, die sie unternommen haben, um ihr Kind zu finden. 2007 war die damals knapp Vierjährige im Urlaub in Portugal aus einer Hotelanlage spurlos verschwunden.
„Eltern, deren Kinder vermisst werden, können nicht aufhören, nach ihnen zu suchen“, sagte Gerry McCann (hier im Bild mit Maddies Mutter Kate) Jahre nach dem Verschwinden seiner Tochter. Der Fall Maddie McCann erregt(e) international enorme Aufmerksamkeit.
Quelle: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dp
Der Tag der vermissten Kinder, der seit 2003, Maddies Geburtsjahr, immer am 25. Mai in Deutschland begangen wird, soll an deren Schicksale erinnern, daran, dass sie nicht vergessen sind – und gleichzeitig den Eltern Hoffnung schenken.
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Betroffene fühlen sich oftmals nicht ernst genommen
Marion Waade, Traumatherapeutin im Ruhestand und Mediatorin, begleitet mit ihrer Opferhilfeorganisation ANUAS e.V. Eltern, die das Schicksal der McCanns teilen. Sie weiß, wie sich das anfühlt, jemanden zu verlieren – sie selbst hat ihre Tochter verloren. Doch anders als die McCanns hat sie die Gewissheit, dass sie tot ist. Die Umstände allerdings sind bis heute ungeklärt.
Mit verzweifelten Eltern spricht Waade per Videocall, versucht ihr Vertrauen zu gewinnen, sie zu entlasten: „Und sie so erst einmal zu stabilisieren.“ Wer zu ihr kommt, fühlt sich in der Regel von den Ermittlungsbehörden nicht ernst genommen. Gerade, wenn Teenager vermisst würden, so Waade, werde nur allzu schnell davon ausgegangen, dass diese bald wieder auftauchten.

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Das hat auch Lars Bruhns von der Initiative Vermisste Kinder immer wieder beobachtet. Während bei Kindern immer von einer Gefährdungssituation ausgegangen wird und sofortige Fahndungsmaßnahmen eingeleitet werden, sei er vorsichtig im Umgang mit dem Begriff Ausreißer geworden, wenn es um Teenager geht: „Denn jede Freiwilligkeit kann sich in Unfreiwilligkeit entwickeln“, sagt der 44-Jährige, der die Initiative 2005 von seiner damals verstorbenen Mutter übernommen hat. Auch Jugendliche hätten oftmals nicht den Überblick, worauf sie sich einließen, „da können sehr gefährliche Situationen entstehen“.
So war es womöglich auch bei Leonie Gritzka. Die damals 15-Jährige verschwand im Sommer 2016. Seither verliert sich jede Spur. Was man weiß: Das Mädchen stieg in der Remscheider Innenstadt zu zwei älteren Männern ins Auto. Als Leonies Mutter ihr Verschwinden bemerkt, handelt sie so, wie es Lars Bruhns jedem rät. Alles muss schnell gehen.
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Vermisste Leonie: „Ich werde die Hoffnung nie aufgeben“
Opfer eines Loverboys? Vor neun Jahren verschwand die 15-jährige Leonie Gritzka aus Remscheid. Seither lebt die Familie in Ungewissheit.
Denn der Zeitfaktor ist entscheidend: Innerhalb weniger Stunden meldet Bianka Gritzka ihre Tochter bei der Polizei als vermisst. Die Beamten gehen zunächst davon aus, dass Leonie ausgerissen ist und bald wieder auftaucht – tatsächlich ernst genommen fühlt sich die Mutter dort nicht. Es sind Sommerferien. Aber Leonie kommt nicht zurück.
Von den vielen tausenden Vermisstenfällen, mit denen es die Ermittlungsbehörden in Deutschland jedes Jahr zu tun haben, tauchen tatsächlich die meisten Kinder und Jugendlichen innerhalb kürzester Zeit wieder auf. Die Aufklärungsquote liegt laut Bundeskriminalamt konstant bei über 95 Prozent. In den verbliebenen 5 Prozent sind zudem zahlreiche Entführungsfälle innerhalb von Familien erfasst, bei denen die Kinder keiner unmittelbaren Gefahr ausgesetzt sind.
Bei besonders brisanten Fällen zählt jede Minute
Und trotzdem beharrt Bruhns darauf: „Jeder Fall sollte ohne Einfluss von vorherigen Erfahrungen betrachtet werden.“ Denn auch wenn sich ein Großteil der Fälle aufklärt, so bleibt eine recht beträchtliche Zahl an Vermisstenfällen ungeklärt.
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Bianka Gritzka wendet sich – nachdem sie bei der Polizei war – schließlich an die Redaktion des Remscheider Generalanzeigers, hofft nun über die Medien Informationen über den Verbleib ihrer Tochter zu bekommen. Wertvolle Stunden sind da bereits verstrichen.
„Dieses Momentum erreicht man nie wieder“, sagt Lars Bruhns, der in all den Jahren etliche Vermisstenfälle begleitet hat. Wie den der damals fünfjährigen Inga, die bei einer Familienfeier im Landkreis Stendal verschwand. Damals hatten die Eltern zunächst auf eigene Faust nach dem Kind gesucht, ehe sich die Gewissheit einstellte, dass ihre Tochter nicht mehr auffindbar ist. Viele Eltern hätten Hemmungen, die Polizei zu rufen, wendeten sich etwa an seine Initiative – um dort dann die Info zu bekommen, dass die Polizei schnellstmöglich informiert werden muss. Da sei aber oftmals schon ein Tag vorüber.
„In den brisanten Fällen“, sagt Bruhns, also jenen, bei denen Kinder entführt und getötet werden, wie zuletzt das Geschwisterpaar Jeffrey (10) und Emma (8) in den Niederlanden, sei das „meist zu spät“. Denn eine weitere entscheidende und zugleich traurige Erkenntnis ist auch: Etwa 90 Prozent der betroffenen Kinder in solchen Fällen waren 24 Stunden nach ihrem Verschwinden nicht mehr am Leben. Das habe eine ältere Untersuchung aus den USA gezeigt, so Bruhns.
Auch Jeffrey und Emma waren bereits kurz nach ihrem Verschwinden vom Vater getötet worden. Er hatte das Auto mit sich und den Kindern in einen Kanal im niederländischen Winschoten gesteuert und zuvor zu Hause einen Abschiedsbrief hinterlassen. Ein schnell von der niederländischen Polizei abgesetzter Amber Alert, also eine Art Notruf über sämtliche mediale Kanäle und Warn Apps, konnte ihr Leben nicht mehr retten. Alle drei konnten nur noch tot von der Polizei geborgen werden.
Bianka Gritzka lässt die schlimmsten Gedanken nicht zu. Im Gespräch mit dem Remscheider Generalanzeiger sagt die 44-Jährige: „Ich werde die Hoffnung, mein Kind lebend wiederzusehen, nie aufgeben.“ Wenn sie das täte, würde sie auch Leonie aufgeben. Mithilfe einer Therapie hat sie gelernt, mit der Situation umzugehen. Das ist es auch, was Marion Waade mit Betroffenen in gemeinsamen Gesprächen erarbeiten möchte. Viele plagten „Schuldgefühle hoch 10“. In der Regel, sagt Waade, „kommt keine Familie darüber hinweg, aber man kann lernen, damit umzugehen“. Entscheidend sei, wie das Umfeld die Situation bewerte. Werden betroffene Familien immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert? Wird die Schuld gar bei den Eltern gesucht?
Bei Langzeitvermissten gibt es „keine nennenswerten Erfolge“
In manchen betroffenen Familien sei das Thema vermintes Terrain – Gespräche darüber verstummen. „Die Trauer ist sehr individuell“, sagt Marion Waade. Manche würden darüber arbeitsunfähig, verfielen dem Alkohol oder verharrten im Groll. Familien würden auseinanderbrechen. Auch käme es vor, dass „verbliebene Kinder weglaufen, weil sie die Situation in der Familie nicht mehr ertragen“. Umso wichtiger ist es laut Waade, Stabilität bei den Betroffenen herzustellen. Wenn sie nicht weiterkommt, vermittelt die Berlinerin an andere Organisationen und Therapeuten weiter.
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Was tun, wenn meine Kind verschwunden ist?
Da bei der Suche jede Minute zählt, sollte schnellstmöglich die örtliche Polizeidienststelle informiert werden. Sie ist unter der Rufnummer 110 erreichbar. Alternativ kann auch die 112 gewählt werden. Der Vorteil bei dieser (Euro-)Notrufnummer ist, dass die Positionsdaten des Anrufenden direkt an die Leitstelle übertragen werden. Lars Bruhns von der “Initiative Vermisste Kinder” rät Eltern daher, ihren Kindern diese Notrufnummer einzubläuen. Die “Initiative Vermisste Kinder” ist unter der Rufnummer 116 000 rund um die Uhr erreichbar. Sie unterstützt Eltern bei der Suche nach vermissten Kindern auf verschiedenen Kanälen, unter anderem auch auf ihrer reichweitenstarken Facebookseite “Deutschland findet euch”. Über diesen Link können Eltern direkt ein Vermisstenformular hochladen: https://www.kind-vermisst.de/formular.
Lars Bruhns ist oftmals frustriert. 8000 Anrufe sind allein im vergangenen Jahr bei seiner Hotline 116 000 eingegangen, für die geschulte Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz sind. Die meisten vermissten Kinder tauchten zeitnah wieder auf, sagt auch er. Aber bei den Langzeitvermissten gäbe es keine „nennenswerten Erfolge“ zu vermelden – auch wenn die Initiative allein mit ihrer Facebookseite „Deutschland findet euch“ mehr als eine Million Menschen erreicht. Neuerdings werden Fahndungen sogar auf den Fenstern von sogenannten Free-to-move-Fahrzeugen angezeigt. 600 sind davon bundesweit unterwegs. Edeka und Galeria Kaufhof wollen sich ebenfalls anschließen und die Suche nach vermissten Kindern auf ihren Bildschirmen in den Geschäften unterstützen.
Bruhns geht das noch nicht weit genug. Seit Jahren setzt er sich für die Verwendung des etablierten modularen Warnsystems, kurz MoWaS, ein. Warn-Apps wie NINA und Katwarn zählen dazu, ebenso Cell Broadcast sowie die Verbreitung von Eilmeldungen über Fernsehen und Radio. Kurzzeitig hatte sich sogar Ex-Innenministerin Nancy Faeser (SPD) in der Sache engagiert, letztlich war das Thema aber, wie schon so oft zuvor, versandet.
Warn-App Nina und Cell Broadcast sollen bei der Suche helfen
Doch nun kommt neue Hoffnung auf. Auf Nachfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), warum derartige Systeme bei der Suche nach vermissten Kindern bislang nicht standardmäßig zum Einsatz kommen, wenn doch der Zeitfaktor so entscheidend ist, antwortet eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes: „Das BKA bereitet sich intensiv auf die Nutzung der WarnApp NINA und Cell Broadcast für Öffentlichkeits- und Vermisstenfahndungen vor.“ Allerdings könne noch nicht mitgeteilt werden, wann mit einem Wirkbetrieb zu rechnen sei, da das modulare Warnsystem (MoWaS) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, über das die Inhalte der WarnApp NINA beziehungsweise Cell Broadcast ausgespielt werden, derzeit noch für polizeiliche Vermissten- und Öffentlichkeitsfahndungen modifiziert werde. Gleichzeitig gibt das BKA aber auch zu bedenken: „Eine zu schnell durchgeführte Öffentlichkeitsfahndung kann auch dazu führen, Täter unter Druck zu setzen und somit Leib und Leben der Kinder zusätzlich in Gefahr zu bringen. Daher sind stets auch andere Fahndungsmittel, wie beispielsweise die Auswertung von Kommunikationsdaten, anstelle einer Öffentlichkeitsfahndung in Betracht zu ziehen.
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Wie auch Waade (seit 2008), engagiert sich Bruhns seit nunmehr 20 Jahren bei Vermisstenfällen. Wie gern hätte er mehr erreicht. Viel getan habe sich in den vergangenen Jahren nicht.
Für Bruhns ist der MoWaS-Einsatz deshalb „ein wichtiges Signal“ – eines, das vor Jahren noch als ausgeschlossen galt. Dass sich das jetzt ändert, sei ein Paradigmenwechsel und nicht zuletzt das Ergebnis jahrelanger fachlicher Forderungen – „auch unserer Initiative“, sagt er.
Allerdings: MoWaS allein wird es nicht richten. Entscheidend sei laut Bruhns, dass auch „die Risikobewertung professionalisiert und zentralisiert wird. In hochkritischen Fällen entscheiden oft die ersten Stunden darüber, ob Spuren gesichert, Hinweise verfolgt und Kinder gefunden werden können“. Dazu brauche es ein spezialisiertes Kompetenzteam beim BKA, das rund um die Uhr jeden Vermisstenfall einschätzt und im Bedarfsfall sofort Alarmierungen auslöst. Nur so könne der Einsatz von MoWaS auch wirklich Leben retten. Und Anlass für ein Fünkchen Hoffnung sein, ganz im Sinne des Tages der vermissten Kinder.
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Vreden unterliegt trotz drei Führungen

Auf und ab ging es in der zweiten Halbzeit. Am Ende nutzte der SV Heek die Fehler der Vredener und Spielertrainer Mike Börsting traf spät zum Sieg.
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Photovoltaik rechnet sich in Süddeutschland schneller – Stuttgart Journal

Der Süden Deutschlands gilt als sonnenreichste Region des Landes. Städte wie Freiburg, Regensburg oder Konstanz erreichen Spitzenwerte bei den jährlichen Sonnenstunden – teils über 1.900 pro Jahr. Auch die Intensität der Strahlung ist höher als anderswo.
Durch den steileren Sonnenstand und die kürzere Strecke durch die Atmosphäre trifft mehr Energie pro Quadratmeter auf die Solarmodule. Für Hausbesitzer und Unternehmen rechnen sich Photovoltaik-Anlagen im Schnitt ein halbes bis anderthalb Jahre schneller als im Norden. Ein Vorteil, der sich auch langfristig bezahlt macht.
Ein Gastbeitrag von Johannes Ostwald, Geschäftsführer Solar Süddeutschland & Wärmepumpen Süddeutschland
Wer diesen Heimvorteil bestmöglich ausschöpfen möchte, sollte ein paar Punkte beachten.
Am wichtigsten ist, den selbst erzeugten Strom möglichst weitgehend im eigenen Haushalt zu nutzen. Denn während die Einspeisevergütung für Solarstrom inzwischen auf unter acht Cent pro Kilowattstunde gefallen ist und weiter sinkt, kostet Netzstrom aktuell knapp 40 Cent, je nach Anbieter und Strommix. Jede Kilowattstunde Eigenverbrauch spart also bares Geld.
Damit dieser also noch weiter maximiert werden kann, empfiehlt sich die Kombination der PV-Anlage mit einem Batteriespeicher, der tagsüber überschüssigen Strom aufnimmt und abends wieder zur Verfügung stellt. So steigt der Eigenverbrauchsanteil von rund einem Drittel ohne Speicher auf bis zu 80 Prozent mit Speicher.
Noch effizienter wird es, wenn ein Energiemanagement-System die Stromnutzung im Haushalt steuert. Es verschiebt den Betrieb von Geräten wie Waschmaschinen, Wärmepumpen oder Wallboxen gezielt in die Zeiten hoher Sonneneinstrahlung. Moderne Systeme beziehen sogar Wetterprognosen ein und sorgen dafür, dass möglichst wenig teurer Netzstrom zugekauft werden muss.
Wichtig ist außerdem eine vorausschauende Planung. Die Anlagengröße sollte im Mindesten mit dem Verbrauch dimensioniert werden. Noch besser: zukünftige Verbraucher wie Elektroautos oder Wärmepumpen gleich in die Planung miteinbeziehen, um ein späteres Nachrüsten zu vermeiden und Kosten zu sparen.
Schließlich kommt es auf die richtige Beratung an. Der Markt wächst rasant, doch nicht jeder Anbieter plant zuverlässig. Empfehlenswert sind Meisterbetriebe mit regionaler Erfahrung, die auch rechtliche Vorgaben wie das neue Solarspitzengesetz im Blick haben. Dieses schreibt unter anderem intelligente Mess- und Steuereinheiten vor, damit Einspeisung und Verbrauch in Zeiten hoher Solarproduktion optimal geregelt werden können.
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Bundeshaushalt – Bundeshaushalt 2025: Ein Budget für drei Monate

Las der Regierung am Dienstag im Bundestag die Leviten: Linke-Chefin und Haushaltsexpertin Ines Schwerdtner
Foto: dpa/Britta Pedersen
Was lange währt, wird Großgeschenk an die Wirtschaft in der Hoffnung auf Investitionen sowie ein Blankoscheck für die Aufrüstung, frei nach dem Motto: »Whatever it takes«: der Bundeshaushalt 2025 und seine kreditfinanzierten Schattenetats. Am Donnerstag wird der Bundestag ihn beschließen, etliche Einzelpläne passierten bereits zu Beginn der Haushaltswoche am Dienstag das Parlament.
Letztlich steht seit der Konsensfindung in der sogenannten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Parlaments am 4. September bereits alles fest. Gleichwohl lieferten sich Opposition und Regierungsvertreter in der ersten Haushalts-Plenarsitzung am Dienstag harte Wortgefechte. Namens der Linken geißelte deren Vorsitzende Ines Schwerdtner die soziale Schieflage des Etats wie auch der Pläne für die nächsten Jahre. Ihre Partei werde den Haushalt nicht mittragen, die Regierung finde »in uns ihren entschiedensten Gegner«, erklärte Schwerdtner anschließend.
Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) hatte zu Beginn der mehrtägigen Schlussdebatte den Etat gelobt: »Wir investieren, wir reformieren und wir konsolidieren.« Rednerinnen und Redner der Opposition kritisierten hingegen, dass trotz neuer Rekordschulden kaum Geld bei den Menschen ankomme und Mittel für Investitionen zum »Stopfen von Löchern« zweckentfremdet würden.
Der Haushalt sieht Ausgaben von insgesamt 502,5 Milliarden Euro vor. Die Neuverschuldung im Kernhaushalt soll fast 82 Milliarden Euro betragen. Hinzu kommen weitere neue Kreditaufnahmen für die Sondervermögen für die Bundeswehr sowie für Investitionen in Infrastruktur und Klimaneutralität in Höhe von rund 58 Milliarden. Für Kredite für die Bundeswehr und für die Sondervermögen gelten Ausnahmen von der Schuldenbremse im Grundgesetz.
Für den militärischen Bereich, in den auch die Unterstützung der Ukraine fällt, sind allein im Kernetat 75 Milliarden Euro vorgesehen, davon 30 Milliarden schuldenfinanziert. Aus dem Infrastruktur-Sondervermögen will der Bund in diesem Jahr etwas mehr als 37 Milliarden Euro nutzen. Davon sollen knapp zwölf Milliarden in den Verkehrsbereich fließen, darunter 2,5 Milliarden in den Erhalt von Autobahnbrücken und mehr als 7,5 Milliarden in den von Bahnschienen. 1,5 Milliarden Euro aus dem Topf fließen an in Krankenhäuser, fast drei Milliarden in den Breitbandausbau für bessere Internetverbindungen.
»Noch nie hat eine Regierung so viel Geld ausgegeben, und noch nie ist so wenig bei den Menschen angekommen.«
Ines Schwerdtner Linke-Bundesvorsitzende
Die Grünen-Politikerin und Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Lisa Paus, warf der Regierung mit Blick auf das 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz vor, für Investitionen vorgesehene Mittel für Konsumausgaben zu verpulvern. Von »Verschiebebahnhöfen und Haushaltstricksereien«, sprach in Berlin Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann. Sie pochte auch darauf, wie vereinbart Mittel aus dem Sondervermögen für Klimaschutz-Investitionen einzusetzen.
Haushaltspolitikerin Schwerdtner konstatierte: »Noch nie hat eine Regierung so viel Geld ausgegeben, und noch nie ist so wenig bei den Menschen angekommen.« Der geplante »Herbst der Reformen« entpuppe sich als »massiver Angriff auf den Sozialstaat«. Von den angekündigten Investitionen bleibe »vermutlich nur heiße Luft«. Es würden »fast 50 Milliarden Euro Steuergeschenke an Unternehmen« herausgeblasen, während ständig darüber geredet werde, »wie man den Ärmsten noch zehn Euro aus der Tasche ziehen kann«, warf Schwerdtner Union und SPD vor. Sie forderte stattdessen eine Vermögensteuer, die »100 Milliarden Euro« jährlich einbringen würde.
Klingbeil verwies hingegen auf Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung, »um unser Land effektiver, moderner und handlungsfähiger zu machen«. Zugleich habe die Regierung die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren ermöglicht. »Wir wollen, dass die Bagger schnell rollen«, sagte er. Angesichts knapper Mittel müsse die Regierung zugleich bei den Ausgaben »priorisieren«.
Den Investitionsanteil von mehr als 20 Prozent bzw. 62,7 Milliarden Euro im Haushalt hob Unions-Fraktionsvize Mathias Middelberg hervor. Damit schaffe die Koalition »die Grundlage für neues Wirtschaftswachstum in Deutschland«. Dazu beitragen sollten auch die Entlastungen bei den Energiekosten sowie die Erhöhung der Pendlerpauschale, aber auch Anreize zu längerem Arbeiten durch die geplante »Aktivrente«. Einsparpotenzial sieht Middelberg beim Sozialsystem. Eine Kommission zu dessen Reform hat kürzlich ihre Arbeit aufgenommen.
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Die Verabschiedung des Etats 2025 hatte sich wegen der Bundestagswahl und des folgenden Regierungswechsels stark verzögert. Aktuell gilt daher eine vorläufige Haushaltsführung, die erst mit dem Inkrafttreten des neuen Etats endet. Parallel läuft bereits das Verfahren zur Aufstellung des Haushalts für 2026. Über diesen Plan wird der Bundestag kommende Woche erstmals debattieren, er soll noch in diesem Jahr beschlossen werden. Während die Regierungskoalition für das kommende Jahr noch davon ausgeht, den Etat formal ohne Lücken hinzubekommen, klafft derzeit im Plan für 2027 noch ein riesiges »Loch« von rund 34 Milliarden Euro.
Im vergangenen November scheiterte die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP letztlich an der Aufstellung des Haushalts 2025. Es ging um eine Lücke von drei Milliarden Euro, die der damalige Kanzler Olaf Scholz durch Kredite schließen wollte. Sein Finanzminister Christian Lindner (FDP) lehnte das rigoros ab. Letzten Endes wurde er von Scholz entlassen.
Nach der vorgezogenen Bundestagswahl räumten Union und SPD diesen potenziellen Streitpunkt direkt aus: Sie schafften durch Ausnahmen von der Schuldenbremse enorme Kreditspielräume für Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben. Diese summieren sich auf fast eine Billion Euro über zehn Jahre.
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