Connect with us

Entertainment

Cats and Dinosaurs – Sabotage – Rattster Staffel 2 #3

Published

on

Ein Plattencover mit der Aufschrift "Cats and Dinosaurus" oben und "Sabotage" unten in grafischem Muster vorwiegend in rosa und schwarz. Das Album liegt auf Tannenzweigen.

Hamster und Ratte hören gerne Platte!

Hier kommt die neue Folge Rattster Review Story. Heute geht es passend zur Jahreszeit um Karneval, Fasching und Maskerade. Ich hoffe du hast die letzte Woche mit diesem Ereignis gut überlebt, falls es dir damit eventuell so ging, wie den plattensammelnden Nager-Nerds, aber lies selbst.

Ach ja, was bisher geschah, liest du nach in unserer Spezial-Rubrik Rattster Review Story (Staffel 1, Folge 1-8 und Staffel 2, Folge 1-2).

Für die heutige Folge wird der Soundtrack von Cats and Dinosaurs geliefert, der radikalen Swing Band aus Göteborg / Schweden,  von ihrem 2024er Album „Sabotage“, erschienen bei Pacaya Records

Dieses Mal kommt die Illustration wieder von Crizzl (Freischaffende Künstlerin und Oma gegen Rechts). Besten Dank dafür!

Klar hat Hamster auch wieder ihre Songzitat-Macke ausgelebt. Heute leicht zu erraten, mit zwei sehr bekannten Punkrock-Zeilen. Erkannt? Falls nicht, findest du die Lösung wie immer am Ende.

Viel Spaß!

Rattster Graffiti Titel Schrift Artwork by T10

Das Maul pappig, der Magen hohl, seine Pfoten krallten sich steif am Lenker der Babetta fest. Dehydriert mit Unterzucker fuhr er die nächste Kreiskurve. Der Fahrtwind war eiskalt und blies durch den Mantel hindurch tief in Rattes aufgeplustertes Fell hinein. „Auaaaaaa, mein Schädel!“, wimmerte er, als er über einen holprigen Feldweg rumpelte.

Er hatte heldenhaft am frühen Morgen zurück sein wollen bei Hamster im Oldschool-Bus, die Plattensammlung als Trophäe dabei. Doch stattdessen hatte ihn längst sein schlechter Orientierungssinn gestraft. „Aus welcher Richtung bin ich nur gekommen?“, brabbelte er irritiert, als er zum dritten Mal in denselben Kreisverkehr einfuhr. „Im Kreis, im Kreis, ich fahre im Kreis!“, hatte er aufgebracht gebrüllt, doch nützen tat es nichts. 

Da hörte er plötzlich lustige Banjotöne aus einem nahen Waldstück klingen. „Ohhh, hier gibt’s irgendwo eine Partyyyyy!“, jubelte er und drehte am Gasgriff der Möff. Das Mofa stotterte und würgte, bäumte sich noch einmal auf und blieb dann stehen. „Oh verdammt, Sprit alle!!“, schimpfte Ratte und musste wohl oder übel auf Pedalbetrieb umschalten.

Ausgezehrt strampelnd folgte er den fröhlichen Banjoklängen. Alsbald schien Licht zwischen Bäumen hindurch und er hielt an zum Lauschen. Ein hingebungsvoller Sänger begann einen verträumten Song, der zutiefst sein Gemüt berührte. Dann setzten die verschiedensten Instrumente ein. Ratte war überwältigt, wie viele Instrumente beteiligt sein mussten, denn er meinte auch einen Kontrabass, eine Geige, ein Vibraphon, ja sogar ein Piano und Schlaginstrumente zu hören. Dies leidenschaftlich vorgetragene Lied war nur für ihn bestimmt, es bestand kein Zweifel!

This song is for you
Who never grew to old to dream
This song is for you
Who never followed the stream
(Übersetzung: Dieses Lied ist für dich, Der nie zu alt wurde, um zu träumen, Dieses Lied ist für dich, Der nie dem Strom folgte)
This song is for you, A-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Magisch fühlte er sich vom schmelzenden Gesang und den vielfältigen Klängen mit freudigem Herzen angezogen. Er machte ein paar Wiegeschritte in Richtung der Musik. Ähnlich einer samtig schönen Singstimme über mehrere Oktaven erklang nun ein Klarinettensolo. Irgendetwas in seiner Ratten-DNA ließ sich durch dies Holzblasinstrument anlocken. „Genau wie in diesem Rattenfänger-Märchen“, dachte er kurz. Aber das war doch nur eine Geschichte! Mit der Pfote wischte er alle Bedenken weg, denn das Klarinettenspiel rief ihn zu sich, er wollte Spaß.

Warum sollte er nicht einfach mitfeiern? Ratte schob das verreckte Oldtimer-Mofa an den Wegesrand und versteckte es mehr schlecht als recht. Leicht zu entdecken, doch das bemerkte Ratte kaum.

Er schnappte sich einen herumliegenden Tannenzweig und hielt ihn zur Tarnung vor sich. „Mein grüner Wollmantel tut mir im Geäst guten Dienst“, kommentierte er sein nadeliges Feigenblatt, als er den wandelnden Baum gab. Sein alter Trick, niemand bemerkte ihn herannahen.

Vor einer kleinen Holzhütte tanzte eine ausgelassene Partygesellschaft, eine neunköpfige Band namens Cats and Dinosaurs spielte live dazu im Moos. Hier war nichts verkabelt und verstärkt. Kein Mikrofon, keine Boxen, die Stimmen kamen direkt aus den Kehlen, der Sound aus den Instrumenten, die da waren: Gitarre, Violine, Klarinette, Saxophon, Vibraphon, Marimba, Banjo, verschiedenste Percussion, ein Schlagzeug, ein Piano und ein Kontrabass.

Überhaupt kam das Fest gut ohne Strom aus. Fackeln und Kerzen erhellten die Lichtung, es brannte ein knisterndes Lagerfeuer. Daran wollte er sich so gern erwärmen. Etwa zweihundert Feiernde trugen aufwendige Kostüme mit riesigen Dinosaurier-Köpfen, gezackten Kroko-Schwänzen und Mäulern voller doppelter Zahnreihen. Spitze Eckzähne blitzten hell im Feuerschein auf. Ratte dachte dabei intuitiv an Katzen. Doch seine Furcht vor dem Fressfeinde wich der Faszination, keine Katzen sichtbar.

Bei der Blockhütte fand er eine übriggebliebene Karnevalsverkleidung: Ein viel zu enges, rosarotes Tyrannosaurier-Outfit. „Perfekte Mimikry für die Party!“, flötete er aufgeregt und wirbelte mit ausgedehnten Tanzschritten zum Maskenball.

Staunend bewunderte er die Swing-Combo und die abwechselnd Singenden. Er begriff: “Eine Karaoke Party!“ Im nächsten Moment sah der ausgehungerte Ratte das überbordende Buffet. „Wahnsinn, ich muss im Schlarattenland sein!“, frohlockte er.  Doch weit gefehlt, auf der Tafel fand sich alles, was das Katzen-Herz begehrte. Korn-Bier-Schnaps-Wein-Taurin-Bowle, Whiskey Schlabbermatsche, Shema Opferlamm in Soße, Go Crazy Katzenminze Leckerlies, Catstazy Tomatenfisch-Muffins und vieles mehr… Die Wanderratte als Allesfresser hatte Sternchen in den Augen.

„Nix wie hin da!“ Natürlich wollte er straight zur Kredenz, aber das Glück blieb aus. Hart wurde er am Ärmel zur Band gezerrt, der Partymob schrie drohend übermütig: „Singen, singen, singen!“ Das Publikum aus feierwütigen Fetensauriern wollte ihn, er war als einziger noch nicht beim Karaoke angetreten. „Nein, nein, lasst mal gut sein…“, versuchte er sich zaghaft zu wehren. Da hörte er in seiner Nähe eine böse Stimme schmatzend fauchen: „Ich rieche Rattenschweiss!“ Eine andere gurgelte geifernd: „Hört, hört, es ist eine Ratte unter uns!“, und die Dritte sabberte: „Mhhh, lecker, Frischfleisch!“

Panik übernahm die Steuerung, Rattes Puls hämmerte im Hals. Doch er wollte sich wehren, es ihnen mutig entgegen schreien: Mach kaputt, was dich kaputt macht! Unsicher krächzend begann er seinen Ton Steine Scherben Mutmacher-Song: „..Drum braucht er was zu fressen, bitte sehr…“ Zweihundert gierige Augenpaare hinter Masken starrten ihn an. Ratte stockte das Blut. Warum war er in die Mittelzeile des Lieds gerutscht, hatte den Auftritt verpatzt? Seine Kehle schnürte sich zu, er wollte nicht gefressen werden. Nein! Mit all seiner Kraft schmetterte er den Monstren plötzlich den entfesselten Refrain entgegen: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ Das hatte gesessen. Einsatz der Band: Mit schnellem Rhythmus fing sie die Blicke ein, befahl den Füßen zu tanzen, den Körpern sich zu schütteln. Die Band ließ in Armstrong-Manier das Publikum ausflippen, wie die Affenbande um King Louie. Sie fesselte das Publikum an sich mit ihrer explosiven Swing-Punk-Attitüde, ließ keinen Raum mehr für andere Gedanken. Ratte sang um sein Leben, reduzierte gekonnt den Song auf die Kern-Message:

Ideen kommen, Ideen geh’n,
doch diese Taktik bleibt besteh’n:
Macht kaputt was euch kaputt macht
Macht kaputt was euch kaputt macht 
Macht kaputt was euch kaputt macht
(Macht kaputt was euch kaputt macht, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs) 

Die Partygesellschaft war längst nicht mehr nüchtern, die Feier ersoff in Aggressionen & Taurin. Gefährlich aufgekratzte Egos am Limit. Eine Figur trat wem im Gerangel auf die Pfoten. Ergebnis: unkontrollierbare Kettenreaktion! Die Dinomaskerade wurde heruntergezerrt, eine hasserfüllte Langhaarkatzenfratze mit leimiger Dutt-Frisur kam zum Vorschein. Sie zog ihre blau lackierten Krallen quer durchs Gesicht ihres Gegenübers und betrachtete voll Genugtuung das rot hervorquellende Blut. Der Verletzte schlug erbarmungslos zurück, rempelte weitere Partygängerinnen an. Dies wurde sogleich als Angriff gewertet. Vergeltungsschlag, prompter Rundumschwinger traf weitere Unbeteiligte, Chaos brach aus. Die Opfer begannen zu attackieren, forderten weitere Opfer, die wiederum zur Tat schritten.

Cats and Dinosaurs - Sabotage - Artwork by © Crizzl
Cats and Dinosaurs – Sabotage – Artwork by © Crizzl

Binnen weniger Sekunden eskalierte ein Kampf um Leben und Tod. Fetzen flogen durch die Waldidylle, heruntergerissene, zerfledderte Verkleidungen, rausgerupfte Fellbüschel, ausgeschlagene Zähne. Überall Katzen! Alarmstufe rot für Ratte. Flucht oder Kampf? Er entschied sich für Tanz! Die Swingband spielte euphorisch mitten im zügellosen Mob ein Sabotage-Konzert, dessen Beats Ratte beflügelten zu choreographischer Charlston-Akrobatik. Sabotage auf der richtigen Seite, die Band hielt zu ihm. 

We've been playing it nice for all these years
Stickin' to the rules even though the end is near
But Mr Fossil Capital won't do what it takes
You better start right now or we'll have to raise the stakes
sabotage...
sabotage...
sabotage... 
(Übersetzung: Wir haben uns all die Jahre gut benommen, Halten uns an die Regeln, obwohl das Ende naht, Aber Mr Fossil Capital wird nicht tun, was nötig ist, Du fängst besser gleich an oder wir müssen die Einsätze erhöhen, Sabotage…Sabotage...Sabotage...)
Sabotage, A-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Ratte tat Bocksprünge über Katzenbuckel, drehte Pirouetten vor Reisszähnen, tänzelte eingehakt im Kreis, duckte sich weg und flutschte erschöpft an fremder Kralle durch Hinterläufe. Er war entkommen.

Doch weit kam er nicht. Der Fressalientisch! Was sprach dagegen, sich heimlich eine Henkersmahlzeit zu gönnen? „Man muss feste feiern und fallen,“ phlegmatisch nickend stopfte er sich Unmengen KultiFit Smack-Up-Kaustangen mit Cat-Scratch-Fever Beer hinein. Die Mischung quoll in seinem Magen auf, überfressen ließ er sich plumpsen. Er hatte keine Power mehr, die Speisen nährten gefährliche Gleichgültigkeit, machten träge. „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Qual“, quäkte er. Es verließ ihn das Bewusstsein, zu groß war die Anstrengung, zu voll der Bauch.

Du är döden, du är livet
Den stora finalen, det första klivet
Din aska är den bästa jorden
Där kommer kärleken växa igen
Apokalypsen, min vän
Ge mig dina hetaste lågor
Jag vill svepas iväg av dina vågor
Apokalypsen, min vän
(Übersetzung: Du bist der Tod, du bist das Leben, Das große Finale, der erste Schritt, Deine Asche ist der beste Boden, Dort wird die Liebe wieder wachsen, Die Apokalypse, mein Freund, Gib mir deine heißesten Flammen, Ich möchte von deinen Wellen mitgerissen werden, Apokalypse, mein Freund)
Apokalyso, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Die Stimmung im umgebauten Schulbus war wie ausgewechselt, seitdem Hamster die rosarote Vinyl von Cats and Dinosaurs auf den Plattenteller der Soundmaschine gelegt hatte. Hamster und Opi waren lustig, fast wie zwei Freundinnen. Rattes Stief-Oma Opi sang fröhlichschief zum Calypso-Swing, denn sie kannte alle Texte und Akkorde vom Lyric Sheet auswendig. Diese Musik wollte nicht nur gehört, sondern erlebt werden! Hamster vermisste zwar Ratte extrem, doch die freudige Musik machte sie leicht. 

Die zwei bemerkten vor lauter guter Emotion gar nicht, wie des Opossums Kamikaze-Fahrstil sie auf einen holprigen Waldweg führte. „He! Pass doch auf, Opi!“, meckerte Hamster das alte Opossum in der blauen Arbeitslatzhose an, als der Bus schunkelnd durch ein Schlagloch bumste und die Nadel mehrfach über das Vinyl hopste. Doch statt vorsichtiger zu fahren, machte Opi eine abrupte Vollbremsung, die Nadel kratze laut krachend quer übers Vinyl. „Sorry, muss sein!“, rief sie und setzte fort: “Ich bin zwar völlig altersblind, aber ich schätze, am Wegesrand liegt ein Mofa.“ Sie blickten in das schummrige Licht des Waldes. „Huch, das ist Rattes Babetta!“, rief Hamster und war mit einem Satz aus dem Bus gesprungen.

Da hörte sie den Swing-Sound durchsetzt vom Geschrei der Prügelei. Vorsichtig pirschte sich Hamster an das seltsame Fest heran. „Das ist das neue Spiel, es heißt: Alle gegen alle“, stellte sie kopfschüttelnd fest.

Plötzlich bemerkte sie den zu klein geratenen Tyrannosaurus Rex, der etwas abseits allein vorm Buffet lag. Plumper Körper, merkwürdig saurierfremde Borsten, rosige Schnauze mit zwei Löchern. „Faktisch ein Schweinosaurus,“ sagte Hamster grinsend. Ein zweiter Schwanz plus der Zipfel eines grünen Mantels schauten aus der rosa Dinohülle heraus. „Das sind doch Rattenlatscher!“, entfuhr es Hamster, als sie die nackten, krummen Rattenpfötchen unter dem Mummenschanz hervorlugen sah. Ohne lange zu überlegen tapste sie zum Buffetbereich. „Hey, ho, let’s go!“, weckte sie Ratte unsanft.

Misstrauisch schauten die ersten Katzen zu ihnen herüber, als Rattes Hirn schaltete und er sich stöhnend erhob. Gehetzt eilten sie durch die Bäume, das Faschingskostüm zerriss, die Tarnung war passé. Als Beutetiere entlarvt, stifteten sie unfreiwillig Frieden im Krieg, ein Lynchmob formierte sich und die neue Allianz machte Jagd auf sie.

Da tauchte zwischen den Bäumen rettendes Scheinwerferlicht auf, ein Motor brummte. Im gelben Schulbus saß die betagte Beutelratte fahrbereit am Steuer des Fluchtfahrzeugs. Hamster und Ratte stürzten in den Oldtimer, die Türen schlossen sich zischend und Opi fuhr mit Vollgas ab. Im Spiegel tauchten im rötlichen Schein der Rückleuchten wilde Gestalten auf, die vergeblich versuchten, Rattes Mofa zu starten.

Leise hörten sie die letzten Musikfetzen im Dunkeln hinter sich verklingen:

„…Det är renovräkningsdags idag, 
Ert omräde har verkligen potential, 
Om vi fär hit ett helt annat klientell…“
(Übersetzung: ...Heute ist Renovierungszeit, Ihr Gebiet hat echtes Potential, Wenn wir eine ganz andere Klientel anlocken…)
Renovräkningsdags, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Die Lichter des Busses streiften über graues Gestrüpp am Strassenrand, der dürre Sichelmond glitt an ihren Fenstern vorüber, schien bleich durch kahle Äste voll verstohlener Knospen, als sie abgekämpft in die Nacht hinaus fuhren.

Wie der Roadtrip weitergeht und wer die nächste Folge illustriert, erfährst du mit frischem Soundtrack, wenn es wieder heißt: Hamster und Ratte hören gerne Platte!

Hier kommt, wie versprochen, die Lösung für die beiden mega bekannten Punk-Songzitate:

Songzitat 1: „Das ist das neue Spiel, es heißt: Alle gegen alle“* Slime – Alle gegen alle

Songzitat 2:„Hey, ho, let’s go!“** Ramones – Blitzkrieg Bop 

Das Album von Cats and Dinosaurs kaufen kannst du hier

 

Video: Cats and Dinosaurs – Macht kaputt, was euch kaputt macht 

Continue Reading
Click to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Entertainment

The Swell Season – Forward

Published

on

By

The Swell Season - Forward 1

Womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, war nun die Rückkehr von Glen Hansard und Markéta Irglová sechzehn Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Once“, die mit „Forward“ als The Swell Season die Bombe haben platzen lassen. Zumindest für mich – denn auf einmal bekam ich diese Platte zugeschickt, ohne dass es vorher thematisiert wurde. Ist jetzt auch nicht so, als hätte ich darauf geachtet, aber in der Musiklandschaft bekommt man schon schnell etwas mit. 

Schon der Titel des Albums verrät, worum es hier geht: um Aufbruch, um Bewegung, um die Fähigkeit, nach langer Zeit wieder gemeinsam nach vorn zu schauen. Das Album fühlt sich nicht wie ein nostalgisches Wiedersehen an, sondern wie ein ehrlicher Neuanfang – reifer, ruhiger, aber immer noch von dieser besonderen Magie getragen, die ihre Musik schon damals ausmachte.

Der Opener „The Stars Are In My Head“ setzt gleich den Ton: ein sanftes, folkiges Stück mit einer melancholischen Wärme, die sofort an die Intimität ihrer „Once“-Zeiten erinnert, aber mit mehr Tiefe und Gelassenheit. Hansards Stimme trägt die erste Hälfte, bevor Irglová in leisen Harmonien einfällt – ein musikalisches Wiederfinden zweier Menschen, die ein gemeinsames Kapitel neu schreiben.

„My Older Friend“ knüpft daran an, textlich nachdenklich, musikalisch offen. Hier klingt das Duo gereift, aber unverstellt – zwei Künstler, die nicht versuchen, ihre Jugend nachzustellen, sondern sie liebevoll verabschieden. Irglovás klare, fast fragile Stimme steht in „Butterfly“ im Mittelpunkt – einem der emotionalen Höhepunkte des Albums. Der Song ist leicht und schwebend, zugleich bittersüß, und erinnert daran, dass Verletzlichkeit bei The Swell Season immer eine Stärke war.

 

 

In „The Answer“ schwingt mehr Energie mit: treibende Akustikgitarre, eine rhythmische Intensität, die Glen Hansards Soloprojekte erkennen lässt. Hier zeigt sich, wie gut beide ihre individuellen Entwicklungen der letzten Jahre in den gemeinsamen Klang integriert haben. Auch „Son“ fällt auf – ein stilles, fast gebetsartiges Stück, das mit leisen Pianoklängen beginnt und sich zu einem warmen, leuchtenden Finale entfaltet.

Was The Swell Season und „Forward“ besonders macht, ist sein Tonfall: Es ist kein Album über die Vergangenheit, sondern über das Hier und Jetzt – über Reife, Vergebung und Freundschaft. Die Produktion bleibt bewusst schlicht, mit viel Raum für Stimmen, Streicher und akustische Instrumente. Keine großen Effekte, kein Retro-Gestus – nur ehrliche Musik, getragen von Erfahrung und gegenseitigem Respekt. 

Manche Songs bewegen sich vielleicht zu sehr im Vertrauten, denn wer große Überraschungen erwartet, könnte „Forward“ stellenweise zu sanft finden. Doch gerade diese Zurückhaltung macht den Reiz aus. Das Album ist kein Versuch, alte Erfolge zu wiederholen, sondern ein stilles, tiefes Gespräch zweier Menschen, die sich nach Jahren wieder zuhören können.
Glen und Marketá haben nach all den Jahren immer noch die selbe Energie und das selbe in der Musik liegende Ur-Vertrauen, wie bereits bei ihrem letzten Album. Es gehört zusammen, was zusammen gehören muss und das hört man in so ziemlich jedem Ton dieses Albums! 

„Forward“ kann sowohl über den bandeigenen Shopify und neben den üblichen Kanälen oder dem analogen Schallplattenhandel natürlich auch bei unserem Partner JPC erworben werden – der Link dazu folgt:
THE SWELL SEASON – FORWARD

Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

Continue Reading

Entertainment

The Toasters – Recriminations | vinyl-keks.eu

Published

on

By

The Toasters - Recriminations 1

Am 4. Mai 1983 um 7:30 Uhr morgens verließ eine erschöpfte New Yorker Band nach ihrem ersten Auftritt im berüchtigten A7 Club auf der Lower East Side den Club – mit 30 Dollar in der Tasche und einem blauen Auge. Fünf Jahre und ein kleiner Stapel Vinyl später wurde dieselbe Gruppe weithin als Speerspitze einer großen Ostküsten-Renaissance-Bewegung gefeiert und verfügte über eine riesige Fangemeinde.

Diese Band sind The Toasters und die Musik ist Ska!

 

Als Fünfer-Besetzung gründeten sie Anfang 1984 ihr eigenes Label Moon Records, das sich bald zu einer Plattform für die aufstrebende Ska-Szene im Raum New York City entwickelte. Noch im selben Jahr veröffentlichten sie ihre erste Single. Seitdem haben sie Verträge mit den britischen Labels Unicorn und Ska Records sowie mit dem amerikanischen Label Celluloid abgeschlossen.

Ihr US-Album “Skaboom” erreichte Platz 54 in den CMJ-College-Radio-Charts und wurde von einer erfolgreichen landesweiten Tour begleitet – von Burlington, Vermont, bis San Diego, Kalifornien.

Währenddessen erregte auf dieser Seite des Atlantiks ihr Album “Pool Shark” in Großbritannien und Europa beträchtliche Aufmerksamkeit:

Das Magazin Underground in England schrieb, The Toasters seien „mehr als fähig, dort weiterzumachen, wo The Specials aufgehört haben“,

Die Mini-LP “Recriminations” spiegelt die ersten echten Demos der Band wider, initiiert von ihrem Mentor Joe Jackson, der diese Session an einem einzigen Wochenende im Chelsea Sound Studio am Times Square in New York City produzierte und abmischte.

Sie fasst die Entwicklung der Toasters als gitarrenbasierte Band zusammen – noch bevor ihre mächtige Bläsersektion entstand und die tänzerischen Unity Two ihren Sound bereicherten.

Veröffentlicht von Moon Records im Sommer 1985, bot Recriminations den Toasters sofort ein Sprungbrett, um das größere Publikum zu erreichen, das nun von Küste zu Küste im Ska-Rhythmus tanzt.

 Diese feine EP wurde von Mad Butcher Records wiederveröffentlicht. Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass manche LP 45 rpm macht und dafür so manche 7inch auf 45rpm klingt, als würden Die Schlümpfe ihr Comeback auf Vinyl geben. Also erstmal die Nadel wieder hoch, die Geschwindigkeit ändern und nochmal von vorn. Die vier zeitlosen Klassiker sind alle hörenswert, da möchte ich keinen Song besonders hervorheben. Das Vinyl läuft ohne Plattenwäsche sauber durch. Eine Bad im Isopropanol Gemisch erübrigt sich. Einziges Manko: Alle zwei Lieder darf ich mich erheben, um die 7inch zu drehen. Bestellen könnt ihr “Recriminations” direkt beim Label.

Continue Reading

Entertainment

Dirty Nice – Planet Weekend

Published

on

By

Dirty Nice - Planet Weekend 1

Ich war vor kurzem nach gefühlt 20 Jahren wieder mal in einem Freizeitpark. Schlechtes Wetter und die langen Anstehzeiten an den Fahrgeschäften – je nach Uhrzeit hatte man mal mehr und mal weniger Glück – verleiten mir zu sagen, das ich es auch nicht vermisst habe in einem Freizeitpark zu sein.
Ein Freizeitpark ist auch auf dem Cover des neuen Albums namens „Planet Weekend“ von Dirty Nice zu sehen. Dirty Nice, das sind Charlie Pelling und Mark Thompson, legen ein Konzeptalbum vor, das sich wie eine Reise durch einen surrealen Themenpark anfühlen soll – ein Ort zwischen Kitsch, Eskapismus und Überforderung. 

Von Beginn an wird klar, dass „Planet Weekend“ mehr sein will als nur eine lose Sammlung von Songs. Zwischen den eigentlichen Stücken tauchen immer wieder kurze Zwischenspiele auf – kleine „Attraktionen“, wie der Titel andeutet, die die Hörenden durch diesen imaginären Freizeitpark führen. Diese skitartigen Passagen schaffen Atmosphäre und Kontext, geben der Platte einen Rahmen, wirken aber teils auch wie überflüssige Füllstücke, die den Fluss des Albums bremsen. Der konzeptionelle Ansatz ist zweifellos ambitioniert, doch nicht jede Idee trägt über die gesamte Laufzeit. 

Musikalisch bewegt sich Dirty Nice auf vertrautem Terrain: sonnendurchfluteter und sommerlicher Indie-Pop mit elektronischem Einschlag, eingängigen Refrains und einer glatten, leichtfüßigen Produktion. Stücke wie „What I Wanna Hear“ oder „Another Life“ zeigen das Talent des Duos für Melodien, die sofort im Ohr bleiben. Man spürt den Spaß, mit dem hier produziert wurde – den Wunsch, ein durch und durch unterhaltsames Pop-Erlebnis zu schaffen. Gleichzeitig fehlt es vielen Songs an Tiefe oder überraschenden Momenten. Sie klingen hübsch, warm und gefällig, hinterlassen aber selten einen bleibenden Eindruck.

 

 

Ein paar Ausnahmen stechen dennoch hervor: „Better If We Don’t“ kombiniert funkige Bassläufe mit einem psychedelischen Groove und einem charmanten Gitarrensolo – ein Stück, das zeigt, welches Potenzial in Dirty Nice steckt, wenn sie sich trauen, ihre Komfortzone zu verlassen. Auch „Spit“ überzeugt mit ruhigerem Ton und emotionaler Klarheit, die man dem Album an anderen Stellen manchmal wünscht.

So entsteht ein Werk, das in seiner Idee glänzt, aber in seiner Ausführung nicht immer die nötige Tiefe erreicht. „Planet Weekend ist visuell, bunt, verspielt – fast wie eine animierte Welt, die zum Träumen einlädt, dabei aber gelegentlich den Kontakt zur Realität verliert. Es ist ein Album, das man gern hört, das gute Laune macht, aber selten überrascht oder bewegt.

Am Ende bleibt der Eindruck eines ambitionierten Pop-Projekts mit großem Konzept und sympathischer Handschrift, das an seinen eigenen ästhetischen Ansprüchen ein wenig scheitert. „Planet Weekend“ ist charmant, schillernd und handwerklich stark, aber auch flüchtig – wie ein sonniger, für mich eher herbstlicher Tag im Vergnügungspark, an den man sich später nur noch verschwommen erinnert.

Neben „Planet Weekend“ haben Dirty Nice auch noch ein paar mehr Songs erschaffen, die es wohl nicht (oder zum Glück) nicht auf’s Album geschafft haben. Hier geht’s zu den Bonus-Tracks!

Erwerben könnt ihr das „Planet Weekend“ bei unserem Partner JPC über den folgenden Link:
DIRTY NICE – PLANET WEEKEND 

Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

Continue Reading

Trending

Copyright © 2025 Superkenntnis. Alle Rechte Vorbehalten.