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Cats and Dinosaurs – Sabotage – Rattster Staffel 2 #3

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Ein Plattencover mit der Aufschrift "Cats and Dinosaurus" oben und "Sabotage" unten in grafischem Muster vorwiegend in rosa und schwarz. Das Album liegt auf Tannenzweigen.

Hamster und Ratte hören gerne Platte!

Hier kommt die neue Folge Rattster Review Story. Heute geht es passend zur Jahreszeit um Karneval, Fasching und Maskerade. Ich hoffe du hast die letzte Woche mit diesem Ereignis gut überlebt, falls es dir damit eventuell so ging, wie den plattensammelnden Nager-Nerds, aber lies selbst.

Ach ja, was bisher geschah, liest du nach in unserer Spezial-Rubrik Rattster Review Story (Staffel 1, Folge 1-8 und Staffel 2, Folge 1-2).

Für die heutige Folge wird der Soundtrack von Cats and Dinosaurs geliefert, der radikalen Swing Band aus Göteborg / Schweden,  von ihrem 2024er Album „Sabotage“, erschienen bei Pacaya Records

Dieses Mal kommt die Illustration wieder von Crizzl (Freischaffende Künstlerin und Oma gegen Rechts). Besten Dank dafür!

Klar hat Hamster auch wieder ihre Songzitat-Macke ausgelebt. Heute leicht zu erraten, mit zwei sehr bekannten Punkrock-Zeilen. Erkannt? Falls nicht, findest du die Lösung wie immer am Ende.

Viel Spaß!

Rattster Graffiti Titel Schrift Artwork by T10

Das Maul pappig, der Magen hohl, seine Pfoten krallten sich steif am Lenker der Babetta fest. Dehydriert mit Unterzucker fuhr er die nächste Kreiskurve. Der Fahrtwind war eiskalt und blies durch den Mantel hindurch tief in Rattes aufgeplustertes Fell hinein. „Auaaaaaa, mein Schädel!“, wimmerte er, als er über einen holprigen Feldweg rumpelte.

Er hatte heldenhaft am frühen Morgen zurück sein wollen bei Hamster im Oldschool-Bus, die Plattensammlung als Trophäe dabei. Doch stattdessen hatte ihn längst sein schlechter Orientierungssinn gestraft. „Aus welcher Richtung bin ich nur gekommen?“, brabbelte er irritiert, als er zum dritten Mal in denselben Kreisverkehr einfuhr. „Im Kreis, im Kreis, ich fahre im Kreis!“, hatte er aufgebracht gebrüllt, doch nützen tat es nichts. 

Da hörte er plötzlich lustige Banjotöne aus einem nahen Waldstück klingen. „Ohhh, hier gibt’s irgendwo eine Partyyyyy!“, jubelte er und drehte am Gasgriff der Möff. Das Mofa stotterte und würgte, bäumte sich noch einmal auf und blieb dann stehen. „Oh verdammt, Sprit alle!!“, schimpfte Ratte und musste wohl oder übel auf Pedalbetrieb umschalten.

Ausgezehrt strampelnd folgte er den fröhlichen Banjoklängen. Alsbald schien Licht zwischen Bäumen hindurch und er hielt an zum Lauschen. Ein hingebungsvoller Sänger begann einen verträumten Song, der zutiefst sein Gemüt berührte. Dann setzten die verschiedensten Instrumente ein. Ratte war überwältigt, wie viele Instrumente beteiligt sein mussten, denn er meinte auch einen Kontrabass, eine Geige, ein Vibraphon, ja sogar ein Piano und Schlaginstrumente zu hören. Dies leidenschaftlich vorgetragene Lied war nur für ihn bestimmt, es bestand kein Zweifel!

This song is for you
Who never grew to old to dream
This song is for you
Who never followed the stream
(Übersetzung: Dieses Lied ist für dich, Der nie zu alt wurde, um zu träumen, Dieses Lied ist für dich, Der nie dem Strom folgte)
This song is for you, A-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Magisch fühlte er sich vom schmelzenden Gesang und den vielfältigen Klängen mit freudigem Herzen angezogen. Er machte ein paar Wiegeschritte in Richtung der Musik. Ähnlich einer samtig schönen Singstimme über mehrere Oktaven erklang nun ein Klarinettensolo. Irgendetwas in seiner Ratten-DNA ließ sich durch dies Holzblasinstrument anlocken. „Genau wie in diesem Rattenfänger-Märchen“, dachte er kurz. Aber das war doch nur eine Geschichte! Mit der Pfote wischte er alle Bedenken weg, denn das Klarinettenspiel rief ihn zu sich, er wollte Spaß.

Warum sollte er nicht einfach mitfeiern? Ratte schob das verreckte Oldtimer-Mofa an den Wegesrand und versteckte es mehr schlecht als recht. Leicht zu entdecken, doch das bemerkte Ratte kaum.

Er schnappte sich einen herumliegenden Tannenzweig und hielt ihn zur Tarnung vor sich. „Mein grüner Wollmantel tut mir im Geäst guten Dienst“, kommentierte er sein nadeliges Feigenblatt, als er den wandelnden Baum gab. Sein alter Trick, niemand bemerkte ihn herannahen.

Vor einer kleinen Holzhütte tanzte eine ausgelassene Partygesellschaft, eine neunköpfige Band namens Cats and Dinosaurs spielte live dazu im Moos. Hier war nichts verkabelt und verstärkt. Kein Mikrofon, keine Boxen, die Stimmen kamen direkt aus den Kehlen, der Sound aus den Instrumenten, die da waren: Gitarre, Violine, Klarinette, Saxophon, Vibraphon, Marimba, Banjo, verschiedenste Percussion, ein Schlagzeug, ein Piano und ein Kontrabass.

Überhaupt kam das Fest gut ohne Strom aus. Fackeln und Kerzen erhellten die Lichtung, es brannte ein knisterndes Lagerfeuer. Daran wollte er sich so gern erwärmen. Etwa zweihundert Feiernde trugen aufwendige Kostüme mit riesigen Dinosaurier-Köpfen, gezackten Kroko-Schwänzen und Mäulern voller doppelter Zahnreihen. Spitze Eckzähne blitzten hell im Feuerschein auf. Ratte dachte dabei intuitiv an Katzen. Doch seine Furcht vor dem Fressfeinde wich der Faszination, keine Katzen sichtbar.

Bei der Blockhütte fand er eine übriggebliebene Karnevalsverkleidung: Ein viel zu enges, rosarotes Tyrannosaurier-Outfit. „Perfekte Mimikry für die Party!“, flötete er aufgeregt und wirbelte mit ausgedehnten Tanzschritten zum Maskenball.

Staunend bewunderte er die Swing-Combo und die abwechselnd Singenden. Er begriff: “Eine Karaoke Party!“ Im nächsten Moment sah der ausgehungerte Ratte das überbordende Buffet. „Wahnsinn, ich muss im Schlarattenland sein!“, frohlockte er.  Doch weit gefehlt, auf der Tafel fand sich alles, was das Katzen-Herz begehrte. Korn-Bier-Schnaps-Wein-Taurin-Bowle, Whiskey Schlabbermatsche, Shema Opferlamm in Soße, Go Crazy Katzenminze Leckerlies, Catstazy Tomatenfisch-Muffins und vieles mehr… Die Wanderratte als Allesfresser hatte Sternchen in den Augen.

„Nix wie hin da!“ Natürlich wollte er straight zur Kredenz, aber das Glück blieb aus. Hart wurde er am Ärmel zur Band gezerrt, der Partymob schrie drohend übermütig: „Singen, singen, singen!“ Das Publikum aus feierwütigen Fetensauriern wollte ihn, er war als einziger noch nicht beim Karaoke angetreten. „Nein, nein, lasst mal gut sein…“, versuchte er sich zaghaft zu wehren. Da hörte er in seiner Nähe eine böse Stimme schmatzend fauchen: „Ich rieche Rattenschweiss!“ Eine andere gurgelte geifernd: „Hört, hört, es ist eine Ratte unter uns!“, und die Dritte sabberte: „Mhhh, lecker, Frischfleisch!“

Panik übernahm die Steuerung, Rattes Puls hämmerte im Hals. Doch er wollte sich wehren, es ihnen mutig entgegen schreien: Mach kaputt, was dich kaputt macht! Unsicher krächzend begann er seinen Ton Steine Scherben Mutmacher-Song: „..Drum braucht er was zu fressen, bitte sehr…“ Zweihundert gierige Augenpaare hinter Masken starrten ihn an. Ratte stockte das Blut. Warum war er in die Mittelzeile des Lieds gerutscht, hatte den Auftritt verpatzt? Seine Kehle schnürte sich zu, er wollte nicht gefressen werden. Nein! Mit all seiner Kraft schmetterte er den Monstren plötzlich den entfesselten Refrain entgegen: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ Das hatte gesessen. Einsatz der Band: Mit schnellem Rhythmus fing sie die Blicke ein, befahl den Füßen zu tanzen, den Körpern sich zu schütteln. Die Band ließ in Armstrong-Manier das Publikum ausflippen, wie die Affenbande um King Louie. Sie fesselte das Publikum an sich mit ihrer explosiven Swing-Punk-Attitüde, ließ keinen Raum mehr für andere Gedanken. Ratte sang um sein Leben, reduzierte gekonnt den Song auf die Kern-Message:

Ideen kommen, Ideen geh’n,
doch diese Taktik bleibt besteh’n:
Macht kaputt was euch kaputt macht
Macht kaputt was euch kaputt macht 
Macht kaputt was euch kaputt macht
(Macht kaputt was euch kaputt macht, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs) 

Die Partygesellschaft war längst nicht mehr nüchtern, die Feier ersoff in Aggressionen & Taurin. Gefährlich aufgekratzte Egos am Limit. Eine Figur trat wem im Gerangel auf die Pfoten. Ergebnis: unkontrollierbare Kettenreaktion! Die Dinomaskerade wurde heruntergezerrt, eine hasserfüllte Langhaarkatzenfratze mit leimiger Dutt-Frisur kam zum Vorschein. Sie zog ihre blau lackierten Krallen quer durchs Gesicht ihres Gegenübers und betrachtete voll Genugtuung das rot hervorquellende Blut. Der Verletzte schlug erbarmungslos zurück, rempelte weitere Partygängerinnen an. Dies wurde sogleich als Angriff gewertet. Vergeltungsschlag, prompter Rundumschwinger traf weitere Unbeteiligte, Chaos brach aus. Die Opfer begannen zu attackieren, forderten weitere Opfer, die wiederum zur Tat schritten.

Cats and Dinosaurs - Sabotage - Artwork by © Crizzl
Cats and Dinosaurs – Sabotage – Artwork by © Crizzl

Binnen weniger Sekunden eskalierte ein Kampf um Leben und Tod. Fetzen flogen durch die Waldidylle, heruntergerissene, zerfledderte Verkleidungen, rausgerupfte Fellbüschel, ausgeschlagene Zähne. Überall Katzen! Alarmstufe rot für Ratte. Flucht oder Kampf? Er entschied sich für Tanz! Die Swingband spielte euphorisch mitten im zügellosen Mob ein Sabotage-Konzert, dessen Beats Ratte beflügelten zu choreographischer Charlston-Akrobatik. Sabotage auf der richtigen Seite, die Band hielt zu ihm. 

We've been playing it nice for all these years
Stickin' to the rules even though the end is near
But Mr Fossil Capital won't do what it takes
You better start right now or we'll have to raise the stakes
sabotage...
sabotage...
sabotage... 
(Übersetzung: Wir haben uns all die Jahre gut benommen, Halten uns an die Regeln, obwohl das Ende naht, Aber Mr Fossil Capital wird nicht tun, was nötig ist, Du fängst besser gleich an oder wir müssen die Einsätze erhöhen, Sabotage…Sabotage...Sabotage...)
Sabotage, A-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Ratte tat Bocksprünge über Katzenbuckel, drehte Pirouetten vor Reisszähnen, tänzelte eingehakt im Kreis, duckte sich weg und flutschte erschöpft an fremder Kralle durch Hinterläufe. Er war entkommen.

Doch weit kam er nicht. Der Fressalientisch! Was sprach dagegen, sich heimlich eine Henkersmahlzeit zu gönnen? „Man muss feste feiern und fallen,“ phlegmatisch nickend stopfte er sich Unmengen KultiFit Smack-Up-Kaustangen mit Cat-Scratch-Fever Beer hinein. Die Mischung quoll in seinem Magen auf, überfressen ließ er sich plumpsen. Er hatte keine Power mehr, die Speisen nährten gefährliche Gleichgültigkeit, machten träge. „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Qual“, quäkte er. Es verließ ihn das Bewusstsein, zu groß war die Anstrengung, zu voll der Bauch.

Du är döden, du är livet
Den stora finalen, det första klivet
Din aska är den bästa jorden
Där kommer kärleken växa igen
Apokalypsen, min vän
Ge mig dina hetaste lågor
Jag vill svepas iväg av dina vågor
Apokalypsen, min vän
(Übersetzung: Du bist der Tod, du bist das Leben, Das große Finale, der erste Schritt, Deine Asche ist der beste Boden, Dort wird die Liebe wieder wachsen, Die Apokalypse, mein Freund, Gib mir deine heißesten Flammen, Ich möchte von deinen Wellen mitgerissen werden, Apokalypse, mein Freund)
Apokalyso, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Die Stimmung im umgebauten Schulbus war wie ausgewechselt, seitdem Hamster die rosarote Vinyl von Cats and Dinosaurs auf den Plattenteller der Soundmaschine gelegt hatte. Hamster und Opi waren lustig, fast wie zwei Freundinnen. Rattes Stief-Oma Opi sang fröhlichschief zum Calypso-Swing, denn sie kannte alle Texte und Akkorde vom Lyric Sheet auswendig. Diese Musik wollte nicht nur gehört, sondern erlebt werden! Hamster vermisste zwar Ratte extrem, doch die freudige Musik machte sie leicht. 

Die zwei bemerkten vor lauter guter Emotion gar nicht, wie des Opossums Kamikaze-Fahrstil sie auf einen holprigen Waldweg führte. „He! Pass doch auf, Opi!“, meckerte Hamster das alte Opossum in der blauen Arbeitslatzhose an, als der Bus schunkelnd durch ein Schlagloch bumste und die Nadel mehrfach über das Vinyl hopste. Doch statt vorsichtiger zu fahren, machte Opi eine abrupte Vollbremsung, die Nadel kratze laut krachend quer übers Vinyl. „Sorry, muss sein!“, rief sie und setzte fort: “Ich bin zwar völlig altersblind, aber ich schätze, am Wegesrand liegt ein Mofa.“ Sie blickten in das schummrige Licht des Waldes. „Huch, das ist Rattes Babetta!“, rief Hamster und war mit einem Satz aus dem Bus gesprungen.

Da hörte sie den Swing-Sound durchsetzt vom Geschrei der Prügelei. Vorsichtig pirschte sich Hamster an das seltsame Fest heran. „Das ist das neue Spiel, es heißt: Alle gegen alle“, stellte sie kopfschüttelnd fest.

Plötzlich bemerkte sie den zu klein geratenen Tyrannosaurus Rex, der etwas abseits allein vorm Buffet lag. Plumper Körper, merkwürdig saurierfremde Borsten, rosige Schnauze mit zwei Löchern. „Faktisch ein Schweinosaurus,“ sagte Hamster grinsend. Ein zweiter Schwanz plus der Zipfel eines grünen Mantels schauten aus der rosa Dinohülle heraus. „Das sind doch Rattenlatscher!“, entfuhr es Hamster, als sie die nackten, krummen Rattenpfötchen unter dem Mummenschanz hervorlugen sah. Ohne lange zu überlegen tapste sie zum Buffetbereich. „Hey, ho, let’s go!“, weckte sie Ratte unsanft.

Misstrauisch schauten die ersten Katzen zu ihnen herüber, als Rattes Hirn schaltete und er sich stöhnend erhob. Gehetzt eilten sie durch die Bäume, das Faschingskostüm zerriss, die Tarnung war passé. Als Beutetiere entlarvt, stifteten sie unfreiwillig Frieden im Krieg, ein Lynchmob formierte sich und die neue Allianz machte Jagd auf sie.

Da tauchte zwischen den Bäumen rettendes Scheinwerferlicht auf, ein Motor brummte. Im gelben Schulbus saß die betagte Beutelratte fahrbereit am Steuer des Fluchtfahrzeugs. Hamster und Ratte stürzten in den Oldtimer, die Türen schlossen sich zischend und Opi fuhr mit Vollgas ab. Im Spiegel tauchten im rötlichen Schein der Rückleuchten wilde Gestalten auf, die vergeblich versuchten, Rattes Mofa zu starten.

Leise hörten sie die letzten Musikfetzen im Dunkeln hinter sich verklingen:

„…Det är renovräkningsdags idag, 
Ert omräde har verkligen potential, 
Om vi fär hit ett helt annat klientell…“
(Übersetzung: ...Heute ist Renovierungszeit, Ihr Gebiet hat echtes Potential, Wenn wir eine ganz andere Klientel anlocken…)
Renovräkningsdags, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Die Lichter des Busses streiften über graues Gestrüpp am Strassenrand, der dürre Sichelmond glitt an ihren Fenstern vorüber, schien bleich durch kahle Äste voll verstohlener Knospen, als sie abgekämpft in die Nacht hinaus fuhren.

Wie der Roadtrip weitergeht und wer die nächste Folge illustriert, erfährst du mit frischem Soundtrack, wenn es wieder heißt: Hamster und Ratte hören gerne Platte!

Hier kommt, wie versprochen, die Lösung für die beiden mega bekannten Punk-Songzitate:

Songzitat 1: „Das ist das neue Spiel, es heißt: Alle gegen alle“* Slime – Alle gegen alle

Songzitat 2:„Hey, ho, let’s go!“** Ramones – Blitzkrieg Bop 

Das Album von Cats and Dinosaurs kaufen kannst du hier

 

Video: Cats and Dinosaurs – Macht kaputt, was euch kaputt macht 

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Wizrd – Elements | vinyl-keks.eu

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Wizrd -Elements

Irgendwie hatte ich mir etwas völlig anderes vorgestellt und nun liegt die Scheibe auf dem Teller. Ja nu. Ich hätte es ja eigentlich wissen müssen, dass es sich bei Platten aus dem Hause Karisma Records eher nicht um Musik des Genre Party Pop oder Neoklassik handelt. Irgendwie hatte ich mir mehr Jazz und weniger Progressiv Rock vorgestellt. Tatsächlich findet beides auf dem Album „Elements“ der Norwegischen Band Wizrd statt. Der Jazzanteil kommt hier aber vor allem durch die Spielfreude der Band zum Ausdruck. Die musikalische Oberfläche ist schon sehr Progressiv -/ Alternative -Rock geprägt, hier und da ein wenig Psychodelic und in seiner Umsetzung dann zum Teil Jazzy . Und ich hau direkt mal raus, genau das sind mir die liebsten Momente des Albums, aber das wird an mir liegen.

Mit „Elements“ hat Wizrd ordentlich nachgelegt. Das Debüt „Seasons“ erschien 2022 und seit dem hat sich das Gefälle Prog-Rock zu Jazz dann doch nochmal ein wenig verschoben, zu Ungunsten des Jazz. Wenn Wizrd mit jedem Album eine neue ihrer vielen Musikrichtungen in den Vordergrund stellen, dann würde es mich nicht wundern in 2-3 Jahren eine Indie Platte von ihnen vorliegen zu haben. Und ich bin mir sicher sie wäre gut. Denn Wizrd zeichnen sich nicht nur durch eine Spielfreude, die ich glaube auf der Platte herauszuhören ist, sondern auch durch Können. Sie beherrschen die komplette Bandbreite der Genres, die sie da einfließen lassen und vereinen sie zu ihrem eigenen Sound. Sie schaffen es in einem Song mit Leichtigkeit zwischen den Genre zu oszillieren, wo ich als Hörende zum Teil kaum mitkomme. Als würde eine Person im Gespräch, in einem Satz zwischen Deutsch, Swahili und Englisch flippen, völlig Problemlos. Es gibt Menschen die können das, Ich gehöre nicht dazu. 

Die schon mehrfach erwähnte Spielfreude kommt besonders in langen Instrumentals zum Ausdruck, wie zum Beispiel bei „The Void“. Der Gesang hingegen ist meistens chörisch, ja hat schon fast etwas sakrales. Dem wirken E-Gitarren und Schlagzeug mit aller Wucht entgegen und diese Mischung macht’s. 

 

Einer meiner liebsten Tracks ist aber anderer Art. „Fylkesvei 33“ hat eine Grundierung aus Elektro-Jazz meets Psychodelic. Der Gesang bleibt Choral. Worum es inhaltlich geht, keine Ahnung. Ich verstehe kein Norwegisch und die Texte sind nicht abgedruckt und wenn wäre es interessant wie ein Übersetzungsprogramm mit Lyrics arbeitet. Ich vermut die Brauchbarkeit der Übersetzung wäre geht so. Obwohl ich natürlich prinzipiell es sehr mag, wenn die Lyrics abgedruckt sind, Sprache hin, Barriere her. Hier wirkt der Gesang und wie er eingesetzt ist jedoch wie ein Teil der Instrumentierung. 

Auch wenn ich anderes erwartet hatte, kann ich euch Wizrd und ihr zweites Album „Elements“ empfehlen. Das erste „Seasons“ übrigens auch. Erwerben könnt ihr es unter anderem direkt über den Shop von Karisma Records oder via Bandcamp

 

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CALI – cool | vinyl-keks.eu

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CALI - cool 1

Debutalben sind ja schon immer etwas sehr Besonderes.
Für den Debutanten*in, wie auch für uns Zuhörer*innen. 

CALI ist der Künstlername und steht für Caroline d’Orville, Wahl-Stuttgarterin, und so in Kontakt gekommen mit Julian Knoth, Drummer von Die Nerven
Und er hat ihr nun mit seinem minimalistischen, reduzierten Schlagzeugspiel bei der Verwirklichung des ersten Solo-Albums von CALI geholfen.

„cool“ ist ja schon mal ein Titel, der die Erwartungshaltung bei manchen vielleicht sehr hochschraubt. Da geh ich doch mal rein und horch mal, was da cool sein könnte.
Die Nadel liegt an und los geht es mit „zeit“. Abgehackt, klatsch, ha! ha!, uh!, zack.

die zeit steht still
die zeit steht nie
die zeit steht still

Lyrisch ist das auch etwas, was ich vorwegnehme, sich durchs ganze Album zieht. Das zieht sich auch durch die andern Sprachen, in denen sie singt, nämlich nicht nur deutsch sondern auch italienisch, französisch und englisch, dass sie Sätze nicht zuende formuliert und / oder erst beim zweiten Mal dann komplettiert. Durch ein Verb beispielsweise. Das hat etwas Dada-istisches, man merkt daran aber auch den Spaß an der (deutschen) Sprache: man kann durch kleine Veränderungen in Sätzen eine Stimmung oder gar den Inhalt verändern. Oder aus dem Poetry-Slam? Ist jedenfalls ziemlich schlau und spricht mich an.

ich liege heute und mag mich nicht mehr
ich mag mich nicht mehr hören

CALI hat sich einige weitere Künstler*innen an Bord geholt, um, gekonnt im Songwriting und Timing untergebracht, ihre Musik, die nur aus Bass, Drums und Vocals besteht, aufzufüllen.
Eine Trompete, Chor, Blockflöte, Windrohre, ein Roland SH 1500 (und einiges mehr) komplettieren die Soundwelt. 
Doch eins wird mir in den ersten Songs sehr schnell klar: es wird hier nicht sehr viel mehr geben als einen sehr betonten, nicht unbedingt rythmisch, eher minimalistisch, und klaren Bass. Der ist teilweise sehr locker, dann spielt sie ein New-Wave-Riff, manchmal aber auch etwas härter, fast schon Post-Hardcore.

„strada“ hat eine superschöne Hook und mit der italienischen Sprache wird das, in meinen Ohren, konterkariert, da diese Sprache schon etwas sehr poppiges hat.
Doch insgesamt würde ich sagen CALI ist No-Pop, ist Neue Neue Deutsche Welle, ist sehr vielfältiger Minimalismus.

Auf dem Cover die Künstlerin auf Zehenspitzen stehend in einer zackigen, steinigen Welt, die allerdings einen Horizont hat, an dem ein Vogel auffliegt. 

Schauen wir mal, was CALI in Zukunft musikalisch wie textlich noch zu erzählen hat.
Album gibt es direkt bei ihr:

  

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Goethes Erben – Das Ende ist da / The Arch – Babsi ist tot / Split Single

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Goethes Erben - Das Ende ist da / The Arch - Babsi ist tot / Split Single 1

Es gibt Dinge, die man machen muss und tatsächlich auch, weil man sie machen möchte. Dazu gehört definitiv die Picture Split aus dem Hause Dryland Records von Oswald Henkes Goethes Erben und den Belgiern von The Arch.

 

„Das Ende ist da“ ist eine Neuaufnahme des Klassikers „Das Ende 1989“ in der Henke eine Dystopie beschreibt, von der man seinerzeit nie gedacht hätte, dass diese einmal, zumindest in vielen Ansätzen, von der Realität eingeholt wird. Das dürfte zumindest einer der Gründe sein, warum dieser zeitlose Klassiker von Goethes Erben neu aufgenommen wurde.  Ein weiterer ist jedoch, dass sich beide Bands mit dieser Picture Vinyl auch einen Traum erfüllen wollten, denn in der heutigen Zeit ist es für relativ kleine Szene Acts nicht im Ansatz kostendeckend, Vinyl zu veröffentlichen. Leider ist die Vinylversion von „Das Ende ist da“ an einigen Stellen übersteuert. Vermutlich würde mich Oswald Henke an dieser Stelle mit „Das muss so!“ korrigieren.

 

„Babsi ist tot“ ist ein Szene Klassiker von The Arch aus dem Jahre 1986. Ich weiß nicht, wie oft ich zu diesem Industrial Sound in den 1990er und 00er Jahren auf den Tanzflächen zu finden war. Er ist einer meiner absoluten Lieblingssongs aus diesem Genre, vielleicht noch neben „Not Now, Not Here“ von The Fair Sex und zugegeben, ohne die zweite Seite hätte ich vermutlich nicht die aufgerufenen 18,- Euro für diese beiden Neuaufnahmen bezahlt. Zumindest den Versand habe ich mir gespart, da ich mir die Platte zu einer Veranstaltung von Oswald Henke habe mitbringen lasse. Und damit sind wir wieder bei den Dingen, die man machen möchte und muss. Ich habe die 2024 Version von „Babsi ist tot (Requiem in C minor)“ zunächst digital gehört und wollte danach unbedingt das Vinyl in meinen Händen halten und zudem muss ich diese Zeilen schreiben, damit noch mehr Musikverrückte einfach mal fünfe gerade sein lassen und sich die Platte bei Dryland Records oder direkt bei Oswald Henke bestellen. „Babsi ist tot“ handelt vom Tod von Babette Döge, der besten Freundin von Christiane F. und Halbschwester mütterlicherseits von Roger Cicero, die im Alter von 14 Jahren an einer Heroin-Überdosis starb. Der Song erinnert an ihren Tod und reflektiert über die Tragödie der Drogensucht in Berlin. Babette war zu ihrer Zeit die jüngste Drogentote in Berlin. Das Lied wurde von Christiane F.’s Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ inspiriert. Die 2024er Neuaufnahme geht direkt mit ihrer akkustischen und minimalistischen Version direkt ins Mark und man kann die Trauer und Hilflosigkeit über den sinnlosen Tod von Babsi geradezu spüren. 

Sowohl die erste als auch die zweite Seite haben ein gewisses Grundrauschen, was bei Pictures nicht ungewöhnlich ist, während der Lieder habe ich es jedoch auch nicht wahrgenommen. Es ist keine leichte Kost, die uns da geboten wird, aber das muss es ja auch nicht immer sein. Ich bereue es definitiv nicht, das Geld in diese Platte investiert zu haben. Gönnt euch! Von Herzen!

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