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Gong Wah – The Healing Volume

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Gong Wah - The Healing Volume

Gong Wah – The Healing Volume: Zwischen fuzzigem Weltschmerz und sphärischer Hoffnung

Mit „The Healing Volume“ veröffentlichen Gong Wah nicht nur ihr drittes Studioalbum – sie legen ein ebenso düsteres wie leuchtendes Manifest moderner Fuzzwave-Melancholie vor, das sich tief ins emotionale Unterbewusstsein seiner Hörer eingräbt. Was als Quintett begann, ist mittlerweile zu einem konzentrierten Trio (Inga Nelke (lead vocals, synthesizer, harmonica, percussion), Thorsten Dohle (guitar, bass, drums, synthesizer, vocals) und Felix Will (guitar, bass, synthesizer, percussion, vocals)) geschrumpft – aber wer glaubt, dass damit der Sound geschrumpft wäre, wird von Gong Wah auf denkbar stilvolle Weise eines Besseren belehrt. Im bandeigenen Studio aufgenommen, gemischt und gemastert, entstand in absoluter Eigenregie ein Werk, das Tiefe, Textur und Thematik gleichermaßen grandios vereint.

Fuzzwelle trifft Synthflut – Klanglandschaften mit Tiefgang

Schon beim Opener „Smile (Can’t Wait To Live Another Day)“ zeigen Gong Wah, wie man Kontraste in musikalisches Gold verwandelt: Auf wummerndem Bass und verhallten Gitarrenriffs schwebt Inga Nelkes Stimme mit einer Mischung aus heiterer Resignation und trotzigem Lebenshunger. Ein Soundtrack für jene, die ihre Dämonen umarmen und dennoch tanzen wollen.

Die Mischung aus 80er-Jahre-Synthpop, fuzzgeladenen Indie-Gitarren und untergründigem New-Wave-Flair bildet das Fundament für eine Sammlung von zehn Songs, die thematisch um Liebe, Angst, Freundschaft, Suizid und die Sehnsucht nach einer besseren Welt kreisen.

Diese emotionale Bandbreite verpackt Gong Wah in eine ebenso facettenreiche Klangwelt. Songs wie „Savage“ oder „Hallowed Ground“ pulsieren mit einer elektrisierenden Energie, die sich irgendwo zwischen Depeche Mode und The Cure verorten lässt, dabei aber nie in bloßer Nostalgie stecken bleibt. Vielmehr sind es die feinsinnig gesetzten Synths, der fauchende Fuzz der Gitarren und die markanten Bassläufe, die der Musik einen zeitlosen und dennoch gegenwärtigen Charakter verleihen. Es sind Songs, die auf Indie-Club-Tanzflächen genauso zünden wie bei nachdenklichen Spaziergängen im Regen.

Ein besonderes Highlight stellt „Innocent Smile“ dar – ein treibender Track mit Joy-Division-Bass, tanzbarer Wave-Dynamik und einer unvergesslichen Saxofon-Einlage von Felix Miles. Der Moment, in dem sich seine jazzig-verzerrten Holzblastöne in das elektronische Treiben einfügen, wirkt wie ein kurzer Blick ins Überirdische. Eine wundervoll schräge, beinahe sakrale Euphorie durchzieht diesen Song – und verdeutlicht, wie durchdacht und gleichzeitig verspielt Gong Wah ihre Arrangements aufbauen.

 

 

Zwischen Folk und Flimmern – leise Töne, große Wirkung

Dass das Trio auch zarte Töne beherrscht, beweist die fast folkig anmutende Single „Emily“. Reduziert auf akustische Gitarren und flüchtige Keyboard-Flächen, wirkt der Song wie eine intime Notiz, in der Nelkes Stimme verletzlich und stark zugleich klingt. Die Melancholie ist greifbar, aber nicht lähmend – vielmehr öffnet sie einen Raum, in dem Schmerz, Zärtlichkeit und Hoffnung koexistieren dürfen.

„Ashes“ ist ein weiteres Beispiel für die emotionale Tiefenschärfe der Platte. Von melancholischem Chorgesang eingeleitet, entwickelt sich die Ballade langsam zu einem Noise-inspirierten Epos, das sich Schicht für Schicht entfaltet, bis es in einem strahlenden Höhepunkt explodiert, nur um dann wieder in sich zusammenzusinken. Diese Dynamik – dieses Spiel mit Spannung und Erlösung – zieht sich durch viele Songs des Albums.

Heilen durch Sound – Freundschaft, Zweifel und elektronische Versöhnung

Gong Wah gelingt das Kunststück, einerseits in düsteren Themen zu wühlen und gleichzeitig immer wieder Momente des Lichts zu erzeugen. „The Healing Volume“ ist also nicht nur ein Titel, sondern ein Versprechen. Songs wie „We Are Friends“ oder der finale Track „Paranoia, Friends“ wirken wie seelische Flickenteppiche: zusammengefügt aus Fragmenten von Zweifeln, Trost, Entfremdung und dem Wunsch nach Nähe. Gerade „Paranoia, Friends“ schließt das Album mit einem bittersüßen Gefühl ab – schwermütig, aber nicht erdrückend; melancholisch, aber offen für Versöhnung.

Die Stimme von Inga Nelke ist dabei das emotionale Zentrum des Albums. Wandlungsfähig und eindringlich führt sie durch die unterschiedlichen Atmosphären – mal trotzig, mal sehnsüchtig, mal fast flüsternd. Ihre Präsenz erinnert nicht selten an Shirley Manson oder Siouxsie Sioux, bleibt dabei aber eigenständig und nahbar. In Verbindung mit dem grandiosen Songwriting entsteht eine fast schon cineastische Dichte, die das Album wie einen Soundtrack eines Films wirken lässt, den man immer wieder sehen – beziehungsweise hören – will.

 

 

Wo Noise auf Nostalgie trifft – ein Klang, der bleibt

Gong Wah zeigen  auf „The Healing Volume“, dass sie zu den wenigen Bands gehören, die musikalische Gegensätze nicht nur aushalten, sondern meisterlich zusammenführen. Zwischen schwebendem Wave, donnerndem Fuzzrock und subtilen Akustikmomenten entsteht ein spannungsgeladenes Mosaik, das nie beliebig oder überladen wirkt. Jeder Song erzählt eine eigene Geschichte, und doch fügen sich alle zu einem kohärenten Ganzen zusammen, das lange nachhallt.

Ein Soundtrack zum Überleben – düster, ehrlich, wunderschön

Fazit: „The Healing Volume“ ist ein eindrucksvolles Album voller Ambivalenzen, ein Kunstwerk zwischen Zärtlichkeit und Aufruhr, Rückzug und Tanzbarkeit. Wer mit Bands wie U2, The Cure, Garbage oder Joy Division groß geworden ist, findet hier eine moderne, eigenständige Antwort auf alte Sehnsüchte.

Gong Wah liefern keinen Eskapismus, sondern emotionale Ehrlichkeit mit musikalischer Raffinesse – und laden dazu ein, sich in ihrem klanglichen Kosmos zu verlieren. Die vielleicht schönste Erkenntnis: Trotz aller Schwermut glaubt man ihnen, dass am Ende alles gut werden könnte. Oder wie es im Rheinland heißt: Et hätt noch emmer joot jejange. Und mit Gong Wah in den Kopfhörern glaubt man das sogar noch ein bisschen mehr!

Live Daten:

06.06.2025: Köln_Odonien_Club

08.08.2025: Köln_Die Kantine_Open Air

09.10.2025: Köln_EDP_Open Air

Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.

Lagartija Nick.

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The Sensitives & WHAT With Higheels AganisT

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Patsy Stone spielt voll Eifer mit einer roten Gitarre auf einer Bühne

Bitte, what?! Was macht denn Patsy von Patsy Stone auf diesem Titelbild, wenn es doch ein Konzertbericht von The Sensitives und der Bernauer Band WHAT als Support vom 21.03.2025 ist?

Tja, wer es weiß, der weiß, kann ich da nur sagen. Wer es nicht weiß, weiß es in 3-2-1: Patsy steht jetzt ersatzweise für Susi fest bei WHAT an der Gitarre. Susi macht eine Pause und kommt dann vielleicht irgendwann zurück als dritte Gitarre. Auf jeden Fall gehört jetzt Patsy also nach Cut My Skin mit Patti Pattex und Patsy Stone fest zu WHAT. Die neue Besetzung funktioniert bestens und Patsy ist mit vollem Einsatz dabei. Wir hatten sie auch schon beim Vinyl-Keks zum Interview, das ihr hier nachlesen könnt.

WHAT 2025- Bernauer Vogelperspektive

Nächste Frage: Wieso spielt denn eine Gitarristin aus Berlin in Bernau im Schwarzwald? Wer es weiß, der weiß… dass es Bernau zweimal in Deutschland gibt. Nämlich im Schwarzwald und bei Berlin, im strandsandigen Brandenburg mit seinen Seen und hohen Kiefern. Unauffällig schmiegt es sich umgeben von Heidekraut, Heidelbeeren und Maronen-Pilzen im Speckgürtel an die Millionenmetropole und kocht sein ganz eigenes Punkrocksüppchen. Lecker, BNO-Festival und Bernau Punkrock League! Kurzes Namedropping an dieser Stelle: OXO86, Mona Reloaded und eben auch WHAT. Im Shop der Bernau Punkrock League könnt ihr hier die LPs von WHAT erstehen, oder ein T-Shirt, das auch Sängerin Laura anscheinend ganz gerne trägt.

 

Laura, die Sänergiern und Gitarristin von WHAT singt in das Mikrofon, sie hat eine weiße Gitarre
WHAT 2025- Laura mit Bernau Punkrock League Shirt

Bernau hat sogar eine massive, alte Stadtmauer und eben an jener auch den Klub am Steintor. Das wollte ich euch natürlich nicht vorenthalten.  Und deswegen habe ich mir dieses Konzert im Klub am Steintor vorgenommen und nicht das andere Konzi in der Hauptstadt. The Sensitives haben nämlich am Tag zuvor, den 20.03.25, ebenfalls mit WHAT zusammen gespielt, im Schokoladen in Berlin. Na klar, der Schokoladen! Wer kennt ihn nicht? Klein und – süß, wie der Name schon vermuten lässt. Dank der langen Haltbarkeit von Bitterschokolade ist diese in der Großstadt gelegene Punk-Location schon seit Jahrzehnten an unserer Seite.

Umso interessanter ist es aber, mal den Fokus auf das Berliner Umland zu setzen und zu erkennen, dass man dem auch in der angrenzenden Kleinstadt seit Jahrzehnten in nichts nachsteht. Hier zum Beispiel mit einem Konzert der schwedischen Punkband The Sensitives. Mit der Punkrockband WHAT aka With Higheels AganisT wird das sogar ein Heimspiel. Dezi, der Mann am Bass, macht Luftsprünge, das Publikum freut sich.

 

Der Bassist springt in die Luft, er hält eine türkisen Bassgitarre, die er dabei spielt
WHAT 2025 – Luftsprung

 

Trotzdem lässt sich die Nähe zur Hauptstadt, die in kurzer Fahrzeit und wenigen Stationen mit der S-Bahn erreicht wird, niemals wegwischen. Und so kommt es vor, dass die Einwohner:innen von Bernau der großen Stadt gerne zur Hilfe kommen wollen, wenn es zum Beispiel um eine Nazi-Demo am nächsten Tag dort geht. Der Song „Bunte Finger“ von WHAT, ist schon einige Jährchen alt. Darin wird mit deutschen Texten der Widerstand gegen rechte Demonstrationen besungen. Der Song hat nichts an Aktualität verloren.

 

WHAT 2025- Dezi, Laura, Patsy sind zu Sehne, Dezi am Bass steht ganz vorne, dahinter sieht man Laura und Patsy.
WHAT 2025- Dezi, Laura, Patsy

Deshalb gibt es auch die Empfehlung in der Ansage der Band, am nächsten Tag ins benachbarte Berlin-Friedrichshain zu fahren und Haltung zu zeigen. Wider den Nazi-Aufmarsch-Tourismus, der Berliner:innen und auch anderer Städte Menschen auf die Pelle rücken möchte.

Michelle, die Drummerein, haut auf die Trommel
WHAT 2025- Michelle

Wie auch immer, Berlin ist den Demo-Tourismus gewohnt, wird möglichst friedlich dagegen demonstrieren und es überleben. Die Teilnehmenden Neonazis sind inzwischen wohl leider vermehrt Minderjährige, teils nicht minder gewaltbereit allerdings. Ganze 100 Meter kam der Neonazi-Aufzug voran, bevor die Rückreise angetreten werden musste nach JWD (Berliner Scherz-Abkürzung für Janz Weit Draußen…)   Der RBB berichtete, es gab Festnahmen und Rangeleien auf beiden Seiten. 

Achtung: Kleiner Einschub von mir, in dem es nicht um das Konzert geht.

Wo kommt all der Hass her? Ich weiß es nicht, aber er ist auch nicht neu. Wenn ich mich allerdings in die Pandemie zurückversetze, denke ich an schlimme Dinge: Eine isolierte Kindheit, häusliche Gewalt, eingepfercht mit den Aggressoren auf engstem Raum. Statistisch sehen wir einen ständigen Anstieg von Gewalt gegen Kinder, um die es mir hier mal im kleinen Einschub geht. Manchmal frage ich mich: Wie viele Kinder und Jugendliche wurden in der Pandemie in einer lieblosen Familie ganz alleine gelassen in einer ausweglosen Situation? Das macht sich vielleicht irgendwann einmal gesellschaftlich bemerkbar. Andere wiederum haben es gut gehabt zuhause und die Liebe sowie Aufmerksamkeit erfahren, die sie brauchten zum Großwerden. Das Leben ist nicht fair. Gewalt ist keine Lösung, erst Recht nicht gegen Kinder. 

Es mag für manche schwer vorstellbar sein, woanders liebevoll angenommen zu werden, neue Freundschaften zu finden und wirklich stolz auf die eigenen Taten zu sein, zum Beispiel mit einem Ehrenamt, im Sportverein, einem Hobby oder im Beruf. Es gibt jedoch mehrere Adressen als Hilfe beim schwierigen Ausstieg, hier ist eine davon: Exit  Und für alle Fälle kommt hier noch das Kinder- und Jugendtelefon, die Nummer gegen Kummer. Entsprechende Hotline-Nummern stellen wir auch im Artikel bereit, wenn es zum Beispiel um Depressionen geht. Ich teile lieber einmal zu viel diese Nummern.

Zu den Lyrics von „Bunte Finger“ und den anderen Songs gibt es übrigens hier mit WHAT ein Interview beim Vinyl-Keks, wo noch mal ausführlich auf die verschiedenen Songs eingegangen wird, die teilweise auch heute Abend gespielt wurden. 

Dezi mit einer Türkisen Bassgitarre
WHAT 2025- Bass

Nach der Umbaupause schallt dann dann „Born To Lose“ von Johnny Cash durch die Boxen, es ist der Auftakt zum The Sensitives  Auftritt. Sie nehmen sich die Bühne, das Publikum tanzt ausgelassen!

The Sensitives spielen auf einer Bühne und sind aus der Vogelperspektive zu sehen.
The Sensitives – Bernauer Vogelperspektive

 

Für das Trio ist es klar, dass wir lieben und leben können und sollen, wie wir wollen. Das machen sie dann auch unmissverständlich in ihrer Ansage für den Song „God Knows nothing about us“ verständlich.

Paulina sing in ein Mikrofon, das Foto zeigt Lichtkreise als Bokeh-Effekte
The Sensitives 2025 – Paulina

Eine Ansage gegen Sexismus startet Paulina gerichtet an „mostly all of us, who are refusing…“, und dann wird aus ihrem normalen Tonfall bei der Vervollständigung ihres Satzes ein super wütender Schrei:„…to shut the fuck up!“. Danach beginnt augenblicklich der knallige Song „Raise my voice“.

Paulina singt expressiv ins Mikrofon
The Sensitives 2025- Paulina

Das Publikum tanzt und lässt sich mitreißen von den energischen Stimmen und den schnellen Beats.

Beim nächsten Song kommt eine Ansage für „Punch“ von Martin, die habe ich euch hier 1:1 in Englisch mitgebracht als kleines Zitat:

And I think we’re creating an environment where it’s okay for a man to ask for help and where a man offers help when somebody fucking needs it. We can create an environment where we can talk about things before things get out of hand and just act like decent, civilized human fucking beings. And I really think we can do this, and I think it’s our goddamn fucking obligation to do this. It’s not just that. It’s called punch.

Den Song „Punch“ zum Nachhören findet ihr hier. 

 

Sänger und Gitarrist Martin macht eine Ansage, im Hintergrund ist Paulina zu sehen
The Sensitives 2025 – Ansage von Martin 

Der Rock’n’Roll angehauchte Song von Martin zieht total mit und ist wie immer gut tanzbar, der Spaßfaktor groß geschrieben auch bei schweren Themen. In dem Song geht es letztlich um das Thema Gewalt, ähnlich wie ich es oben schon im Einschub  beschrieben habe. Vor allem, dass diese wiederum Gewalt auslöst.

Auch zum Song  „Learn from my mistakes“ hat Martin noch eine eindrückliche Ansage parat. Ich habe sie ebenfalls für euch mitgebracht, aber diese Mal aus dem Englischen übersetzt:

Und wenn diese verdammten Führer versuchen, uns dazu zu bringen, uns gegenseitig zu bekämpfen, anstatt die korrupte Macht zu bekämpfen, die sie selbst verkörpern, ist es wirklich verdammt wichtig, dass wir uns daran erinnern, uns niemals von ihnen auseinanderreißen zu lassen. Lasst sie uns niemals auseinanderreißen.

 

Der Drummer von The Sensitives sitzt vor dem Banner der Band am Schlagzeug und trommelt
The Sensitives 2025- Magnus

Man könnte meinen, ich habe mir die Ansagen heute mal richtig gut notiert. Yep, habe ich! Wie oft habe ich mich geärgert, dass ich das nicht getan hatte. Deswegen wird das jetzt eine Ansagensammlung. Hehe!

Was soll ich sagen, irgendwann zwischendurch kam dann auch die klassische Ansage, die „Alte weiße Männer“ betraf. Die sollten jetzt nämlich beim nächsten Song mal Platz machen und hinten bleiben, während alle anderen nach vorne kommen sollten. Welche Band das jetzt genau war, habe ich leider vergessen, obwohl ich mir die Ansage als solche immerhin notiert habe. Notizen mache ich mir nämlich grundsätzlich beim Konzi, nur war ich wohl abgelenkt(?) und habe es verplant den Namen mitzuschreiben. Es ist mir entfallen, verfluchte Schlamperei. Sorry, not sorry! Die Chance ist 100%, dass es WHAT oder The Sensitives waren -hehe- und es steht 50:50, dass ihr richtig liegt. Ich bemühe jetzt daher nicht den Telefonjoker und auch den Publikumsjoker lass ich in der Tasche. Ist schlussendlich auch nicht wichtig, wer’s genau war, weil erstens passt’s zu beiden und ist ja zweitens auch nichts neues. So!

Und deshalb, jawohl, tat sich auch einfach nichts im Publikum auf diese Ansage. Kaum jemand rührte sich mehr, alles blickte erwartungsvoll in die Runde, ob Bewegung in die Sache kommt. Kam es aber nicht! 

Paulina macht eine kurze Pause und fährt sich durch die Haare
The Sensitives 2025- Paulina

Und dann, als sich die Augen an die Dunkelheit im Zuschauerraum mit seinen ca. 150 Personen gewöhnt hatten, war klar, warum sich nichts tat. Die FLINTA waren eh schon vorne. Das braucht man den Leuten in Bernau nämlich nicht extra zu sagen, das wissen die auch so und stehen gut gemischt und nach Größe sortiert  😉 zusammen. Woanders kommt da nämlich sehr wohl noch richtig Bewegung rein, wie ich öfter erlebe, hier war es aber nicht so. Wenn das so weiter geht, werden eines Tages die armen „alten weißen Männer“ nach vorne humpeln sollen. Aber noch ist es nicht so weit, Männer. Geduld bitte, immer schön hinten anstellen, andere haben auch gewartet. Ihr kennt den Spruch von der Kassenschlange. Aber vielleicht funktioniert das ja auch einfach mal von ganz alleine ohne irgendwelche Ansagen, so wie hier, und alle sind froh und glücklich ohne Streit. <3

 

Rechts auf der Seite ist die Band WHAT zu Sehne, links ist das Publikum
WHAT 2025 – Publikum

Ja, weil die Ansage also überflüssig war, wurde diese kurzerhand umgewandelt und eingegrenzt auf einen einzelnen alten weißen Mann, auf den sich derzeit viele einigen können, mit den folgenden zwei Worten: „Fuck Trump!“ 

Zum Thema die Ansage von Martin:

Every morning we wake up with a strong cop of coffee, we have to see the stupid things that dumb (we) Trump is doing to the world with his hate.

 

Martin an der Gitarre ist zu Sehne, im Hintergrund links ist Magnus am Schlagzeug und das Banner der Band
The Sensitives 2025 – Martin, Gitarre und Vocals

Zum Abschluss habe ich noch für alle, die ganz genau wissen wollen, was heute Abend gespielt wurde, wieder die Set-List fotografiert. Cheers!

Das Bild zeigt die Setlist auf dem Bühnenboden, die von der Seite aus fotografiert wurde.
The Sensitives – Setlist

P.S.: Ein Nachteil an diesem Veranstaltungsort ist sicherlich, dass er nicht barrierearm ist. Es gibt verwinkelte Treppen und Stufen, ein WC für Rollstuhlfahrende sah ich auch nicht. Wenn nicht irgendwo noch ein geheimer Fahrstuhlschacht versteckt ist, den ich übersehen habe, muss ich leider sagen: Ein behindertengerechtes Gebäude ist das leider nicht und und so bleiben Menschen mit Rollstuhl / Rollator leider vom spontanen Besuch ausgeschlossen.

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Mars Mushrooms – Funerals and Carnivals

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Mars Mushrooms - Funerals and Carnivals 1

Mars Mushrooms gibt es schon einige Jahre. In diesen einigen Jahren haben sie sich eine kleine Fanbase erspielt, zu der ich nun auch zähle. Ich kannte die Band und ihre bereits veröffentlichten Alben und Live-Videos nicht. Da sie sich nun dazu entschieden haben, sich etwas aus der Komfortzone heraus zu bewegen, was sowohl als auch nicht unbedingt schlecht ist, kann ich euch nun über Album und Band und ihr umtriebiges Treiben drumherum berichten. 
Mars Mushrooms haben sich Ende der 90er gegründet. Bis heute haben sie unzählige Konzerte gespielt, haben eine Live-CD „Live in Japan“ und mehrere Live-Alben herausgebracht. Auch organisieren sie seit einigen Jahren das „Jam-Kraut„. Ein kleines Festival, das in Adelmannsdorf vom 26. bis 27.06.2025 stattfindet. Dieses Jahr unter anderem mit (natürlich) Mars Mushrooms, Embryo, Funky Times, Kapelle Bomhard und der Leif The Leeuw Band. Eine illustre Jam- und Prog-Band-Auswahl, handverlesen von den Mars Mushrooms, die es lohnt sich anzuschauen. Nebst tollen Künstler*innen schätzt man auch das familiäre Ambiente dieses Festivals. Wer also ein Ausflugsziel sucht und nebenbei gute Musik schätzt, der*die wird hier sicher fündig. 
Kommen wir aber zum wichtigen Punkt: das neue Album. Es hört auf den Namen „Funerals and Carnivals“ und fängt letztendlich da an, wo sie mit ihren anderen Alben aufgehört haben. Handgemachte Musik, die wie aus einem Guss klingt, ohne großen Schnickschnack und ohne groß nachzubessern. Es ist eigentlich ein Studio-Album, vergleichbar aber eher wie das Album, welches gerade live eingespielt wird. Der erste Track „Cabin“ fällt schon alleine dadurch auf, das am Anfang Didgeridoo – Einspieler sind. „Cabin“ ist in den bayrischen Alpen, passend zum Songnamen, in einer Hütte entstanden. Kurze Zeit später fühlt man sich allerdings nicht wie in den bayerischen Alpen, sondern in einer country-lastigen Umgebung wieder. Dem Text zu entnehmen, geht es um Dinge, die man einfach hinter sich lassen sollte; den Job zu kündigen, der einen möglicherweise nicht erfüllt. Außerdem sollte man auch Freundschaften kündigen, von denen man längere Zeit nichts gehört hat und sich selbst nicht melden. 
Über das countryeske geht es ins jammige hinein. Genau das, was die Band so auszeichnet. Von den 9:31 Minuten Spielzeit ist der überwiegende Teil rein instrumental mit allem, was die Band zu bieten hat.

 

 

Nebenbei bemerkt war „Cabin“ auch die erste Auskopplung aus „Funerals and Carnivals“ und ist der Grundpfeiler des Albums. Einer der kürzesten Tracks im Vergleich folgt auf dem Fuß mit „Clap Your Hands“. Vom Gesang her würde ich diesen Song auch wieder in die Country-Schiene stecken.
Besonderes Merkmal in diesem Song ist das „in die Hände klatschen“ nach jeder textlichen „Clap Your Hand“ – Aufforderung und der mehrstimmige Gesang zum Ende hin.  
Den letzten Track auf der A-Seite, und gleichzeitig auch der längste auf dem Album, bieten Mars Mushrooms uns mit „Soil“. Unterstützt wurden sie hier von Ilya Khenkin (Mitglied u.a. bei Kellerkommando) und Stefan Schalando. Der Track fließt so dahin. Wunderbare 9:46 Minuten, die sich sicherlich bei einem gemütlichen Käffchen mit Kuchen genießen lassen. Oder je nachdem auch auf den Konzerten. Kleiner Teaser: das Ende fetzt! 
Seite B bietet uns neben dem kürzesten Track „Whiskey and Tears“ auch einen Song ohne Gesang und gleichzeitig dem Namensgeber des Albums „Funerals and Carnivals“. „Whiskey and Tears“ ist wohl eher ein „Broken Love-Song“, in dem es darum geht, das egal was man macht, man immer wieder an die eine Person denkt und neben sich eben das Whiskey-Gläschen stehen hat mit dem salzigen Geschmack der Tränen, die man vergossen hat. Auch hier ist wieder der Fokus auf den Country neben dem eigentlichem Jam-Rock gelegt worden. 
Mit „Funerals and Carnivals“ folgt eine echt geniale Jam-Nummer. Mit Kopfwackeln inklusive!
Mehr brauch ich dazu einfach nicht schreiben. Der zieht euch sicher den Stecker raus. Mit dem Didgeridoo und dem allgemein orientalisch angehauchten Touch erinnert der Track auch etwas an Xavier Rudd, einem australischen Musiker, der sich in Europa großer Beliebtheit erfreut und seine Didgeridoo-Künste auf der Bühne zum Besten gibt. 
Und zu guter Letzt folgt „Arkansas“. Eine angenehme Jam-Nummer und ein Liebeslied an Arkansas. 

Das Album kommt am 19.05.2025 heraus. Zu erwerben ist das Album über die Bandcamp-Homepage der Band. 

Bereits bestätigte Konzerte und Auftritte:

15.05.2025 in München, Import Export

17.05.2025 in Immeldorf, Weißes Roß

21.06.2025 in Dornstadt (Auhausen), Wudzdog-Festival

27./28.06.2025 in Wolframs-Eschenbach, Jamkraut-Festival

05.12.2025 in Ingolstadt, Kap94

26.12.2026 in Immeldorf, Weißes Roß

 

Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

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The Horrors – Night Life

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The Horrors - Night Life 1

The Horrors melden sich zurück. Ihr insgesamt sechstes Album „Night Life“ erschien im März diesen Jahres bei Fiction Records. Der erste Eindruck? Naja, eher so ein: Geht so… Schwarzweißes Cover mit etwas Erotik versehen, Titel wie „Silent Sister“ klingt nach Gothic-Strickmuster, Rubrik melancholisch und böse. Doch wer The Horrors kennt, weiß: Die fünf Briten haben immer wieder Überraschungen im Ärmel und genau deshalb bleibt man dran.

 

Nach den Ausflügen in den Industrial der letzten EPs „Lout“ und „Against the Blade“ gehen The Horrors mit „Night Life“ einen Schritt zurück, ohne dabei einen Rückschritt zu begehen.  Stattdessen gibt es eine Rückbesinnung auf das, was sie mal so spannend gemacht hat, quasi ein Back To The Roots: düstere Atmosphäre, tiefe Bassläufe und Refrains, die mit Verzögerung zünden, aber dann nicht mehr aus dem Kopf wollen.

„Silent Sister“ lässt das früh durchblitzen.  Mein persönlicher Favorit: „The Feeling Is Gone“, absolute Empfehlung meinerseits. Eine ruhige gegensätzliche Synthie Ballade, die an die „Ultra“ Phase von Depeche Mode erinnert.

Wer also nach Innovation schreit, wird hier vielleicht die Stirn runzeln. Wer aber The Horrors für ihre düstere Eleganz liebt, bekommt ein Album, das tief im eigenen Kosmos schürft – und dort erstaunlich viele neue Funken schlägt. 

Wer Nick Cave, The Mission und die Nine Inch Nails in einen Topf gibt und gut umrührt, bekommt heiß und düster The Horrors serviert.

Das schwarze Vinyl läuft sauber und ohne Knistern durch. Einer Plattenwäsche bedarf es nicht. Ein Highlight ist definitiv das beiliegende hochwertige Booklet mit den Texten der Songs.

Wer uns was gutes tun möchte, bestellt sich „Night Life“ versandkostenfrei über unseren Provisionslink von JPC. Wir freuen uns über eure Unterstützung und ihr nennt eine neue Platte eurer Eigen, also Win-win.

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