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Cats and Dinosaurs – Sabotage – Rattster Staffel 2 #3

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Ein Plattencover mit der Aufschrift "Cats and Dinosaurus" oben und "Sabotage" unten in grafischem Muster vorwiegend in rosa und schwarz. Das Album liegt auf Tannenzweigen.

Hamster und Ratte hören gerne Platte!

Hier kommt die neue Folge Rattster Review Story. Heute geht es passend zur Jahreszeit um Karneval, Fasching und Maskerade. Ich hoffe du hast die letzte Woche mit diesem Ereignis gut überlebt, falls es dir damit eventuell so ging, wie den plattensammelnden Nager-Nerds, aber lies selbst.

Ach ja, was bisher geschah, liest du nach in unserer Spezial-Rubrik Rattster Review Story (Staffel 1, Folge 1-8 und Staffel 2, Folge 1-2).

Für die heutige Folge wird der Soundtrack von Cats and Dinosaurs geliefert, der radikalen Swing Band aus Göteborg / Schweden,  von ihrem 2024er Album „Sabotage“, erschienen bei Pacaya Records

Dieses Mal kommt die Illustration wieder von Crizzl (Freischaffende Künstlerin und Oma gegen Rechts). Besten Dank dafür!

Klar hat Hamster auch wieder ihre Songzitat-Macke ausgelebt. Heute leicht zu erraten, mit zwei sehr bekannten Punkrock-Zeilen. Erkannt? Falls nicht, findest du die Lösung wie immer am Ende.

Viel Spaß!

Rattster Graffiti Titel Schrift Artwork by T10

Das Maul pappig, der Magen hohl, seine Pfoten krallten sich steif am Lenker der Babetta fest. Dehydriert mit Unterzucker fuhr er die nächste Kreiskurve. Der Fahrtwind war eiskalt und blies durch den Mantel hindurch tief in Rattes aufgeplustertes Fell hinein. „Auaaaaaa, mein Schädel!“, wimmerte er, als er über einen holprigen Feldweg rumpelte.

Er hatte heldenhaft am frühen Morgen zurück sein wollen bei Hamster im Oldschool-Bus, die Plattensammlung als Trophäe dabei. Doch stattdessen hatte ihn längst sein schlechter Orientierungssinn gestraft. „Aus welcher Richtung bin ich nur gekommen?“, brabbelte er irritiert, als er zum dritten Mal in denselben Kreisverkehr einfuhr. „Im Kreis, im Kreis, ich fahre im Kreis!“, hatte er aufgebracht gebrüllt, doch nützen tat es nichts. 

Da hörte er plötzlich lustige Banjotöne aus einem nahen Waldstück klingen. „Ohhh, hier gibt’s irgendwo eine Partyyyyy!“, jubelte er und drehte am Gasgriff der Möff. Das Mofa stotterte und würgte, bäumte sich noch einmal auf und blieb dann stehen. „Oh verdammt, Sprit alle!!“, schimpfte Ratte und musste wohl oder übel auf Pedalbetrieb umschalten.

Ausgezehrt strampelnd folgte er den fröhlichen Banjoklängen. Alsbald schien Licht zwischen Bäumen hindurch und er hielt an zum Lauschen. Ein hingebungsvoller Sänger begann einen verträumten Song, der zutiefst sein Gemüt berührte. Dann setzten die verschiedensten Instrumente ein. Ratte war überwältigt, wie viele Instrumente beteiligt sein mussten, denn er meinte auch einen Kontrabass, eine Geige, ein Vibraphon, ja sogar ein Piano und Schlaginstrumente zu hören. Dies leidenschaftlich vorgetragene Lied war nur für ihn bestimmt, es bestand kein Zweifel!

This song is for you
Who never grew to old to dream
This song is for you
Who never followed the stream
(Übersetzung: Dieses Lied ist für dich, Der nie zu alt wurde, um zu träumen, Dieses Lied ist für dich, Der nie dem Strom folgte)
This song is for you, A-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Magisch fühlte er sich vom schmelzenden Gesang und den vielfältigen Klängen mit freudigem Herzen angezogen. Er machte ein paar Wiegeschritte in Richtung der Musik. Ähnlich einer samtig schönen Singstimme über mehrere Oktaven erklang nun ein Klarinettensolo. Irgendetwas in seiner Ratten-DNA ließ sich durch dies Holzblasinstrument anlocken. „Genau wie in diesem Rattenfänger-Märchen“, dachte er kurz. Aber das war doch nur eine Geschichte! Mit der Pfote wischte er alle Bedenken weg, denn das Klarinettenspiel rief ihn zu sich, er wollte Spaß.

Warum sollte er nicht einfach mitfeiern? Ratte schob das verreckte Oldtimer-Mofa an den Wegesrand und versteckte es mehr schlecht als recht. Leicht zu entdecken, doch das bemerkte Ratte kaum.

Er schnappte sich einen herumliegenden Tannenzweig und hielt ihn zur Tarnung vor sich. „Mein grüner Wollmantel tut mir im Geäst guten Dienst“, kommentierte er sein nadeliges Feigenblatt, als er den wandelnden Baum gab. Sein alter Trick, niemand bemerkte ihn herannahen.

Vor einer kleinen Holzhütte tanzte eine ausgelassene Partygesellschaft, eine neunköpfige Band namens Cats and Dinosaurs spielte live dazu im Moos. Hier war nichts verkabelt und verstärkt. Kein Mikrofon, keine Boxen, die Stimmen kamen direkt aus den Kehlen, der Sound aus den Instrumenten, die da waren: Gitarre, Violine, Klarinette, Saxophon, Vibraphon, Marimba, Banjo, verschiedenste Percussion, ein Schlagzeug, ein Piano und ein Kontrabass.

Überhaupt kam das Fest gut ohne Strom aus. Fackeln und Kerzen erhellten die Lichtung, es brannte ein knisterndes Lagerfeuer. Daran wollte er sich so gern erwärmen. Etwa zweihundert Feiernde trugen aufwendige Kostüme mit riesigen Dinosaurier-Köpfen, gezackten Kroko-Schwänzen und Mäulern voller doppelter Zahnreihen. Spitze Eckzähne blitzten hell im Feuerschein auf. Ratte dachte dabei intuitiv an Katzen. Doch seine Furcht vor dem Fressfeinde wich der Faszination, keine Katzen sichtbar.

Bei der Blockhütte fand er eine übriggebliebene Karnevalsverkleidung: Ein viel zu enges, rosarotes Tyrannosaurier-Outfit. „Perfekte Mimikry für die Party!“, flötete er aufgeregt und wirbelte mit ausgedehnten Tanzschritten zum Maskenball.

Staunend bewunderte er die Swing-Combo und die abwechselnd Singenden. Er begriff: “Eine Karaoke Party!“ Im nächsten Moment sah der ausgehungerte Ratte das überbordende Buffet. „Wahnsinn, ich muss im Schlarattenland sein!“, frohlockte er.  Doch weit gefehlt, auf der Tafel fand sich alles, was das Katzen-Herz begehrte. Korn-Bier-Schnaps-Wein-Taurin-Bowle, Whiskey Schlabbermatsche, Shema Opferlamm in Soße, Go Crazy Katzenminze Leckerlies, Catstazy Tomatenfisch-Muffins und vieles mehr… Die Wanderratte als Allesfresser hatte Sternchen in den Augen.

„Nix wie hin da!“ Natürlich wollte er straight zur Kredenz, aber das Glück blieb aus. Hart wurde er am Ärmel zur Band gezerrt, der Partymob schrie drohend übermütig: „Singen, singen, singen!“ Das Publikum aus feierwütigen Fetensauriern wollte ihn, er war als einziger noch nicht beim Karaoke angetreten. „Nein, nein, lasst mal gut sein…“, versuchte er sich zaghaft zu wehren. Da hörte er in seiner Nähe eine böse Stimme schmatzend fauchen: „Ich rieche Rattenschweiss!“ Eine andere gurgelte geifernd: „Hört, hört, es ist eine Ratte unter uns!“, und die Dritte sabberte: „Mhhh, lecker, Frischfleisch!“

Panik übernahm die Steuerung, Rattes Puls hämmerte im Hals. Doch er wollte sich wehren, es ihnen mutig entgegen schreien: Mach kaputt, was dich kaputt macht! Unsicher krächzend begann er seinen Ton Steine Scherben Mutmacher-Song: „..Drum braucht er was zu fressen, bitte sehr…“ Zweihundert gierige Augenpaare hinter Masken starrten ihn an. Ratte stockte das Blut. Warum war er in die Mittelzeile des Lieds gerutscht, hatte den Auftritt verpatzt? Seine Kehle schnürte sich zu, er wollte nicht gefressen werden. Nein! Mit all seiner Kraft schmetterte er den Monstren plötzlich den entfesselten Refrain entgegen: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ Das hatte gesessen. Einsatz der Band: Mit schnellem Rhythmus fing sie die Blicke ein, befahl den Füßen zu tanzen, den Körpern sich zu schütteln. Die Band ließ in Armstrong-Manier das Publikum ausflippen, wie die Affenbande um King Louie. Sie fesselte das Publikum an sich mit ihrer explosiven Swing-Punk-Attitüde, ließ keinen Raum mehr für andere Gedanken. Ratte sang um sein Leben, reduzierte gekonnt den Song auf die Kern-Message:

Ideen kommen, Ideen geh’n,
doch diese Taktik bleibt besteh’n:
Macht kaputt was euch kaputt macht
Macht kaputt was euch kaputt macht 
Macht kaputt was euch kaputt macht
(Macht kaputt was euch kaputt macht, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs) 

Die Partygesellschaft war längst nicht mehr nüchtern, die Feier ersoff in Aggressionen & Taurin. Gefährlich aufgekratzte Egos am Limit. Eine Figur trat wem im Gerangel auf die Pfoten. Ergebnis: unkontrollierbare Kettenreaktion! Die Dinomaskerade wurde heruntergezerrt, eine hasserfüllte Langhaarkatzenfratze mit leimiger Dutt-Frisur kam zum Vorschein. Sie zog ihre blau lackierten Krallen quer durchs Gesicht ihres Gegenübers und betrachtete voll Genugtuung das rot hervorquellende Blut. Der Verletzte schlug erbarmungslos zurück, rempelte weitere Partygängerinnen an. Dies wurde sogleich als Angriff gewertet. Vergeltungsschlag, prompter Rundumschwinger traf weitere Unbeteiligte, Chaos brach aus. Die Opfer begannen zu attackieren, forderten weitere Opfer, die wiederum zur Tat schritten.

Cats and Dinosaurs - Sabotage - Artwork by © Crizzl
Cats and Dinosaurs – Sabotage – Artwork by © Crizzl

Binnen weniger Sekunden eskalierte ein Kampf um Leben und Tod. Fetzen flogen durch die Waldidylle, heruntergerissene, zerfledderte Verkleidungen, rausgerupfte Fellbüschel, ausgeschlagene Zähne. Überall Katzen! Alarmstufe rot für Ratte. Flucht oder Kampf? Er entschied sich für Tanz! Die Swingband spielte euphorisch mitten im zügellosen Mob ein Sabotage-Konzert, dessen Beats Ratte beflügelten zu choreographischer Charlston-Akrobatik. Sabotage auf der richtigen Seite, die Band hielt zu ihm. 

We've been playing it nice for all these years
Stickin' to the rules even though the end is near
But Mr Fossil Capital won't do what it takes
You better start right now or we'll have to raise the stakes
sabotage...
sabotage...
sabotage... 
(Übersetzung: Wir haben uns all die Jahre gut benommen, Halten uns an die Regeln, obwohl das Ende naht, Aber Mr Fossil Capital wird nicht tun, was nötig ist, Du fängst besser gleich an oder wir müssen die Einsätze erhöhen, Sabotage…Sabotage...Sabotage...)
Sabotage, A-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Ratte tat Bocksprünge über Katzenbuckel, drehte Pirouetten vor Reisszähnen, tänzelte eingehakt im Kreis, duckte sich weg und flutschte erschöpft an fremder Kralle durch Hinterläufe. Er war entkommen.

Doch weit kam er nicht. Der Fressalientisch! Was sprach dagegen, sich heimlich eine Henkersmahlzeit zu gönnen? „Man muss feste feiern und fallen,“ phlegmatisch nickend stopfte er sich Unmengen KultiFit Smack-Up-Kaustangen mit Cat-Scratch-Fever Beer hinein. Die Mischung quoll in seinem Magen auf, überfressen ließ er sich plumpsen. Er hatte keine Power mehr, die Speisen nährten gefährliche Gleichgültigkeit, machten träge. „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Qual“, quäkte er. Es verließ ihn das Bewusstsein, zu groß war die Anstrengung, zu voll der Bauch.

Du är döden, du är livet
Den stora finalen, det första klivet
Din aska är den bästa jorden
Där kommer kärleken växa igen
Apokalypsen, min vän
Ge mig dina hetaste lågor
Jag vill svepas iväg av dina vågor
Apokalypsen, min vän
(Übersetzung: Du bist der Tod, du bist das Leben, Das große Finale, der erste Schritt, Deine Asche ist der beste Boden, Dort wird die Liebe wieder wachsen, Die Apokalypse, mein Freund, Gib mir deine heißesten Flammen, Ich möchte von deinen Wellen mitgerissen werden, Apokalypse, mein Freund)
Apokalyso, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Die Stimmung im umgebauten Schulbus war wie ausgewechselt, seitdem Hamster die rosarote Vinyl von Cats and Dinosaurs auf den Plattenteller der Soundmaschine gelegt hatte. Hamster und Opi waren lustig, fast wie zwei Freundinnen. Rattes Stief-Oma Opi sang fröhlichschief zum Calypso-Swing, denn sie kannte alle Texte und Akkorde vom Lyric Sheet auswendig. Diese Musik wollte nicht nur gehört, sondern erlebt werden! Hamster vermisste zwar Ratte extrem, doch die freudige Musik machte sie leicht. 

Die zwei bemerkten vor lauter guter Emotion gar nicht, wie des Opossums Kamikaze-Fahrstil sie auf einen holprigen Waldweg führte. „He! Pass doch auf, Opi!“, meckerte Hamster das alte Opossum in der blauen Arbeitslatzhose an, als der Bus schunkelnd durch ein Schlagloch bumste und die Nadel mehrfach über das Vinyl hopste. Doch statt vorsichtiger zu fahren, machte Opi eine abrupte Vollbremsung, die Nadel kratze laut krachend quer übers Vinyl. „Sorry, muss sein!“, rief sie und setzte fort: “Ich bin zwar völlig altersblind, aber ich schätze, am Wegesrand liegt ein Mofa.“ Sie blickten in das schummrige Licht des Waldes. „Huch, das ist Rattes Babetta!“, rief Hamster und war mit einem Satz aus dem Bus gesprungen.

Da hörte sie den Swing-Sound durchsetzt vom Geschrei der Prügelei. Vorsichtig pirschte sich Hamster an das seltsame Fest heran. „Das ist das neue Spiel, es heißt: Alle gegen alle“, stellte sie kopfschüttelnd fest.

Plötzlich bemerkte sie den zu klein geratenen Tyrannosaurus Rex, der etwas abseits allein vorm Buffet lag. Plumper Körper, merkwürdig saurierfremde Borsten, rosige Schnauze mit zwei Löchern. „Faktisch ein Schweinosaurus,“ sagte Hamster grinsend. Ein zweiter Schwanz plus der Zipfel eines grünen Mantels schauten aus der rosa Dinohülle heraus. „Das sind doch Rattenlatscher!“, entfuhr es Hamster, als sie die nackten, krummen Rattenpfötchen unter dem Mummenschanz hervorlugen sah. Ohne lange zu überlegen tapste sie zum Buffetbereich. „Hey, ho, let’s go!“, weckte sie Ratte unsanft.

Misstrauisch schauten die ersten Katzen zu ihnen herüber, als Rattes Hirn schaltete und er sich stöhnend erhob. Gehetzt eilten sie durch die Bäume, das Faschingskostüm zerriss, die Tarnung war passé. Als Beutetiere entlarvt, stifteten sie unfreiwillig Frieden im Krieg, ein Lynchmob formierte sich und die neue Allianz machte Jagd auf sie.

Da tauchte zwischen den Bäumen rettendes Scheinwerferlicht auf, ein Motor brummte. Im gelben Schulbus saß die betagte Beutelratte fahrbereit am Steuer des Fluchtfahrzeugs. Hamster und Ratte stürzten in den Oldtimer, die Türen schlossen sich zischend und Opi fuhr mit Vollgas ab. Im Spiegel tauchten im rötlichen Schein der Rückleuchten wilde Gestalten auf, die vergeblich versuchten, Rattes Mofa zu starten.

Leise hörten sie die letzten Musikfetzen im Dunkeln hinter sich verklingen:

„…Det är renovräkningsdags idag, 
Ert omräde har verkligen potential, 
Om vi fär hit ett helt annat klientell…“
(Übersetzung: ...Heute ist Renovierungszeit, Ihr Gebiet hat echtes Potential, Wenn wir eine ganz andere Klientel anlocken…)
Renovräkningsdags, B-Seite Sabotage, Cats and Dinosaurs

Die Lichter des Busses streiften über graues Gestrüpp am Strassenrand, der dürre Sichelmond glitt an ihren Fenstern vorüber, schien bleich durch kahle Äste voll verstohlener Knospen, als sie abgekämpft in die Nacht hinaus fuhren.

Wie der Roadtrip weitergeht und wer die nächste Folge illustriert, erfährst du mit frischem Soundtrack, wenn es wieder heißt: Hamster und Ratte hören gerne Platte!

Hier kommt, wie versprochen, die Lösung für die beiden mega bekannten Punk-Songzitate:

Songzitat 1: „Das ist das neue Spiel, es heißt: Alle gegen alle“* Slime – Alle gegen alle

Songzitat 2:„Hey, ho, let’s go!“** Ramones – Blitzkrieg Bop 

Das Album von Cats and Dinosaurs kaufen kannst du hier

 

Video: Cats and Dinosaurs – Macht kaputt, was euch kaputt macht 

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Corrective Measure – Not For You, Not For Anyone

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CORRECTIVE MEASURE

Acht Jahre sind eine Ewigkeit im Hardcore-Kosmos. Bands kommen, brennen kurz auf und verglühen – doch Corrective Measure aus Bangor, Maine, trotzen diesem Trend mit einem Comeback, das wie ein Rammbock durch die Szene kracht. Nach ihrem explosiven Demo 2015 und der selbstbetitelten 7-Inch ein Jahr später, melden sie sich 2024 mit „Not For You, Not For Anyone“ zurück – einer Platte, die kompromisslos an das Fundament des klassischen US-Hardcore anknüpft und dabei dennoch ein aktuelles, politisches Statement setzt.

Schon der Opener schlägt ein wie ein Tritt in die Magengrube. Das Album ist eine kompromisslose Abrissbirne: neun Tracks, die kaum die Zwei-Minuten-Marke knacken, aber dennoch mehr transportieren, als manch konzeptverliebtes Langformat. Tight, roh, schnell – so klingt Hardcore, wenn er keine Gefangenen macht.


Bangor: Zwischen Gothic-Grusel und Hardcore-Wut

Bangor, Maine – eine Stadt, die vielen eher wegen eines gewissen Stephen King ein Begriff sein dürfte. Der weltberühmte Horrorautor ließ sich nicht nur dort nieder, sondern nutzte die Stadt auch als Vorlage für sein fiktives Derry – Schauplatz von Albträumen, innerer Zerrissenheit und übernatürlichem Grauen. In gewisser Weise ist es kaum verwunderlich, dass auch Corrective Measure aus dieser Stadt stammen, denn auch sie transportieren eine Form von Dunkelheit – keine fiktive, sondern eine, die in der Realität wurzelt.

Doch anstelle von Geistern oder Clowns in der Kanalisation kämpfen Corrective Measure gegen ganz reale Dämonen: systemische Gewalt, soziale Ignoranz und persönliche Zerrissenheit. Wo King literarisch verstört, feuert die Band mit musikalischer Brutalität zurück. Ihre Songs sind wie Horror-Geschichten ohne übernatürlichen Trost – kurz, schockierend und verstörend real. Bangor hat also nicht nur literarischen Schrecken hervorgebracht, sondern auch eine Band, die mit ihrem kompromisslosen Hardcore den Finger in die Wunde legt.


Old-School-Abriss mit Haltung

Musikalisch bewegt sich die Platte irgendwo zwischen der rohen Energie von Youth Of Today, der Aggression von No Tolerance und dem urbanen Punch von 80s NYHC. Was dabei herauskommt, ist ein Sound, der ebenso direkt wie durchdacht ist – eine pfeilschnelle Mischung aus Boston-Tradition und moderner Wut, die weder ausbremst noch beschönigt.

Aber „Not For You, Not For Anyone“ ist mehr als nur musikalisches Geknüppel. Lyrisch zeigen sich Corrective Measure nachdenklich, fokussiert und deutlich politischer als zuvor. Die Band richtet sich mit einer klaren Anti-Gewalt-Haltung gegen toxische Männlichkeit, Szene-Heuchelei und soziale Kälte. Die Texte sind keine kryptischen Andeutungen, sondern gezielte Nadelstiche ins Fleisch der Gesellschaft – direkt, unbequem, aber notwendig.


Track für Track – Reflexion in der Eskalation

„The Show“ nimmt das Phänomen des performativen Aktivismus auseinander. Keine Floskeln, keine Likes – echte Veränderung braucht Handeln, nicht Haltung. In „N.F.Y.N.F.A.“ wird die Doppelmoral innerhalb der Szene seziert: ein wütender Rundumschlag gegen leere Posen und falsche Solidarität.

Mit „Attitude Adjustment“ liefert die Band ein Manifest innerer Klarheit – ein Song über Selbstbehauptung und das Loslassen destruktiver Gedankenmuster. „Control/Confine“ wiederum ist ein Aufschrei gegen soziale Zwänge und mentale Fesseln. Hier brüllt die Band: Raus aus der Rolle, rein in die Selbstermächtigung.

„Everybody Knows“ konfrontiert die persönliche Seite von Unsichtbarkeit und Depression – ein Song, der zwischen Resignation und Hoffnung pendelt, ohne ins Sentimentale abzudriften. Besonders eindrücklich ist „Two Sides Same Coin“, das mit schonungsloser Ehrlichkeit die gesellschaftliche Gleichgültigkeit gegenüber Armut und Obdachlosigkeit thematisiert. Was hier wütend klingt, ist tief empfundene Empathie – das Politische wird persönlich, das Persönliche politisch.

 


Designated Moshers Only: Für Fans, die’s ernst meinen

Veröffentlicht wurde das Album digital über Bandcamp sowie auf Tape von der Designated Moshers Unit aus Atlanta – ein passender Schulterschluss, denn „Not For You, Not For Anyone“ ist Hardcore, der nicht auf Airplay, sondern auf Authentizität setzt. Ein Sound für verschwitzte Kellerräume, für Circle Pits mit Sinn und Inhalt.

Corrective Measure verzichten auf modischen Schnickschnack, auf überproduzierte Glätte oder austauschbare Breakdowns. Stattdessen liefern sie ein Statement, das sich tief in die Gehörgänge und noch tiefer ins Gewissen brennt. Hier geht es nicht nur um Musik, sondern um Haltung – laut, unbequem und bitter nötig.


Pflichtprogramm für Hardcore-Puristen

„Not For You, Not For Anyone“ ist mehr als ein nostalgischer Rückgriff auf die Hardcore-Ästhetik der 80er. Es ist ein Weckruf, ein Soundtrack zum Widerstand, ein Befreiungsschlag gegen Gleichgültigkeit und Szene-Heuchelei. Corrective Measure liefern keinen Wohlfühl-Hardcore für Festivalbühnen, sondern ein raues, ehrliches Brett für alle, die noch wissen, woher dieser Sound kommt – und wohin er gehen muss.

Wer etwas mit dem Begriff Hardcorepunk, rage like fuck anfangen kann, wird dieses Album lieben. Wer nichts damit anfangen kann – der/die sollte es sich umso dringlicher anhören.

Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.

Lagartija Nick.

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The Interlaken Tapes – 1 & 2

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The Interlaken Tapes - 1 & 2 1

Manches Mal fuchtel ich in diversen Meta – Gruppen herum, um mich insbesondere über Musik und Schallplatten auf dem Laufenden zu halten, aber auch damit unser Vinyl-Keks noch etwas „präsenter“ dort erscheint, auch wenn Meta mittlerweile sehr anstrengend geworden ist. 
Interessant wird es aber, wenn es dann die ein oder anderen „Ich habe Platte XYZ von meiner Band hier ….“! So habe ich zum Beispiel auch Kontakt mit Gorden gehabt. Ich hatte ihn gefragt, ob es möglich sei uns ein Exemplar der Interlaken Tapes – Vinyl für Reviewzwecke zu überlassen. Gott sei Dank hatte er dann doch noch ein Exemplar gefunden! Danke nochmal Dir an dieser Stelle, das Du dein privates Exemplar zur Verfügung gestellt hast. Ich werde es in Ehren behalten!
Hinter The Interlaken Tapes verbirgt sich Gorden Spangardt, der auch bereits bei der Band Kirmes mitgewirkt hat. Wer noch tiefer in der Materie steckt, dem*der dürfte auch GRDN. ein Begriff sein. Unter diesem Namen ist er Produzent für Electronica. 

Aber nun zum eigentlichen: Ich hatte bereits vor kurzem schon eine Vinyl mit 2 EPs in den Händen. Nun habe ich hier die nächste Vinyl mit zwei EPs in den Händen. Und zwar kurz und knapp: EP 1 & EP 2 wurden zusammengefasst auf eine Vinyl gepresst und dann auch noch in zwei verschiedenen Versionen. Es gibt die Vinyl in einer weißen Sleeve-Variante, und auch in einer schwarzen Sleeve-Variante, die allerdings bereits ausverkauft ist. Ist aber nicht schlimm – es geht ja um die Musik!

Wir bekommen von The Interlaken Tapes richtig coole Electronica – Mucke zu hören, die aufgrund des Gesangs nicht nur in den Kopf geht, sondern auch in die Beine. Der Kopf wackelt aber als Nebeneffekt auch noch mit. 

 

 

 

Musikalisch bewegt sich die erste EP, die bereits im Sommer 2024 veröffentlicht wurde, eher im Post-Punk / Indie-Pop / Krautgaze – Bereich, wobei da sicherlich auch Streitpotential vorhanden ist, denn Post-Punk erscheint mir da doch eher fehl am Platz. Erschienen ist die EP auf dem Münsteraner Label Platiruma!!!. Die Tracks bewegen sich alle irgendwo zwischen Joy Division (da haben wir ja dann doch wieder Post-Punk der alten Schule), der Mülheimer Band International Music (sehr zu empfehlen im Übrigen) und Curtis Mayfield
The Interlaken Tapes‘ zweite EP, die auf den Namen „2“ hört und Anfang 2025 herausgekommen ist, wird krautrockiger und es eröffnen sich nun shoegazesche Horizonte. Referenzen zu Neu! und My Bloody Valentine gesellen sich zu den bereits genannten, was eine Hülle und Fülle an musikalischem Spielraum hinterlässt. 
Neben den beiden genannten EPs bekommen wir außerdem noch einen netten Remix zu hören. 

Live wird Gorden von Björn Schmidt (Zeng, laer, Wellensittichsalat) an der Gitarre und von Matthias Glass (Daily Thompson, Jag Electric, Voodoo Pulp Experience) am Schlagzeug unterstützt. 

Und weil Konzerte so eine tolle und spannende Sache sind, werden The Interlaken Tapes dieses Jahr auch ein paar Konzerte spielen.

12.09.2025 in Dortmund im SUBROSA
15.11.2025 in Brilon im KUMP
18.12.2025 in Bochum in der GOLDKANTE. 

Als Bochumer bin ich natürlich in Bochum dabei – wen sieht man also dort? Es wird bestimmt richtig gut und richtig trippy! 

Erwerben könnt ihr das Album natürlich direkt auf der The Interlaken Tapes – Bandcamp – Seite

Viel Spaß beim Hören und Entdecken! 

 

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Neat Mentals / Concrete Lipstick – Schweiztour 2025

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Neat Mentals / Concrete Lipstick - Schweiztour 2025 1

Azzurro dadadadaaa dadadadaaa… Eigentlich sollte uns unsere gemeinsame Tour ja gen Italien führen. Doch ganz so einfach, wie es uns Die Toten Hosen einst in ihrem Video vorgaukeln wollten, ist das leider gar nicht. Zumindest nicht mehr. Nachdem wir alle zur Verfügung stehenden Fühler ausgestreckt hatten, mussten wir ernüchtert zur Kenntnis nehmen, dass man auf dem Stiefel nichts zu suchen hat, wenn man nicht mindestens AC/DC oder so ist. Oder halt wenigstens irgendeine Profiband. Unser über Ecken Kontakt Gianni, der sich wirklich für uns ins Zeug gelegt hat, hat das Scheitern der Mission final in etwa so begründet: die Profiläden dort arbeiten auch nur mit Profis zusammen, die DIY-Leute und Läden sind mehr damit beschäftigt, sich und ihr Inventar vor Übergriffen von irgendwelchen Faschowichsern zu schützen. Da bleibe schlicht und einfach kaum mehr Zeit und Energie übrig, um dann auch noch Shows für irgendwelche Krautbands zu veranstalten. Schade und eine echt traurige Entwicklung, die sich im Meloni-Land da gerade abzuspielen scheint.

So wurde halt aus der Not eine Tugend gemacht und auf die Schweiz umdisponiert. Hach Leute! War das scheen! Das Wetter wäre wohl an der Adria auch nicht viel besser gewesen und bei Fahrtzeiten von durchschnittlich 1,5 Stunden am Tag kann man wohl kaum von Tourstress sprechen. Und was die da für Seen haben. Einer schöner als der andere! Die, bzw. einen Bruchteil davon, musste man schon antesten. Und somit war die gemeinsame Tour der Neat Mentals und von Concrete Lipstick Ende April/Anfang Mai doch schon eher so was wie Urlaub mit etwas Krach am Abend. Bier dann noch, ein wenig…

Wir haben zwar schon des öfteren in der Schweiz gespielt, aber da war dann halt meistens rein, spielen, raus. Mal für eine Woche dort zu sein, war mir bisher noch nie vergönnt und es war so schön, dieses kleine aber feine Land durch den längeren Aufenthalt etwas intensiver wahrzunehmen und kennen zu lernen. V.a. die Zentralschweiz hat mich komplett in ihren Bann gezogen. Ein kleines Paradies, auch wenn die Schweizer*Innen das auch gerne mal dementieren von wegen: „auch hierrr gibt es Problääme.“ Ja, wo gibt’s die nicht, doch für uns verwöhnte Touribengel war das alles dufte. Saubere Betten in sauberen Hotels, überhaupt Hotels(!!), gutes Essen Hauf zu Hauf und man traut sich da ja kaum, ’ne Kippe auf den Boden zu schnippen. Wie unser Franco also folgerichtig beim Blick auf das ortsansässige vierbeinige Fleckvieh bemerkte: „In der Schweiz sind sogar die Kühe sauber!“ 

So viel vorneweg. Ach nee, eins noch: dieser Bericht ist natürlich rein meiner subjektiven Wahrnehmung des Spektakels entsprungen und er erhebt in gar keinster Weise den Anspruch der vollständigen Berichterstattung. Mag sein, dass die restlichen sechs direkt involvierten Menschen sowie die unzähligen, ebenfalls direkt beteiligten, sprich all die tollen Veranstalter*Innen, Konzertgänger*Innen und auch die Kühe das anders erlebt haben.

Na dann mal: Abfaaahrt!! 

 

 

25.04. Schweinfurt – Stattbahnhof

Ja logisch! Schweinfurt liegt nicht in der Schweiz. Weiß ich auch! Liegt aber ideal zwischen Stuttgart und Dresden und ist deshalb bestens geeignet für ’nen Tourauftakt von Bands aus eben Stuttgart und Dresden. Außerdem war’s da letztes Jahr schon supidupi und Angie und Tilly haben sich auch dieses Jahr wieder alle Mühe gegeben. Mit Erection aus Regensburg haben sie zudem einen tollen Headliner für den Abend organisiert, der sich bei ernsten Themen selbst nicht allzu ernst nahm und auf zwischenmenschlicher Ebene auf ganz hohem Niveau einnivelliert war. Also kurz: tolle Typen und Typinnen, tolle Band! Hat sehr viel Spaß gemacht mit euch!

Der Abend war gemessen an unserer Erwartungshaltung gut besucht, die Leute hatten Spaß, auch der Daddy, der mit seinen zwei heranwachsenden Lümmeln angereist war. Spitzensound once again und da auch nochmal ein dickes Merci aus der Ferne an, ich glaube, Gregor hieß der fähige Mann?! Paar nette Gespräche, viel gelernt über Vorwerk Staubsauger, mit einem Bier zuviel das Wissen aber auch schon wieder in die Enge getrieben; ein rundum gelungener Abend und Tourauftakt. Am nächsten Tag dann noch ein kurzer Stadtrundgang… überhaupt stand Kultur dieses Jahr ja gaaanz hoch im Kurs…

Weiter nach Winterthur und dickes Dankeschön an Angie und Tilly. An alle Vom Stattbahnhof, an alle Gäste und an Erection!

Am Morgen danach, mitten in der Nacht und: Concrete Lipstick haben tatsächlich gespielt!

26.04. Winterthur – Gaswerk

Wo sich Angie und Tilly in Schweinfurt mächtig ins Zeug legen, steht dem v.a. Ina in Winterthur in nichts nach! Kaum zu glauben, was sie da alles alleine gewuppt hat, um zwei kleine Popelbands aus Schland am Start zu haben. Na gut, ein paar Sachen haben dann schon auch andere Menschen im Gaswerk übernommen. Meine Wahrnehmung: wohl eines der besten Teams der Welt dort in Winthi!

Ich selber bin aber irgendwie komisch drauf an dem Abend. Irgendwie so eine Art leichte Panikattacke und entsprechend ein unwohles Gefühl beim Konzert. Mhm, hatte ich noch nie, brauch‘ ich auch nicht mehr. Sorry Leute, war heute nicht mein bester Auftritt. Danach aber wieder alles beim Alten, sprich: das Bier hat geschmeckt und auch schön, dass mein alter Kumpel Paddie aus dem fernen Heimatkaff, jetzt hier in der Gegend wohnhaft, da war. Nach so vielen Jahren gegenseitiger Abstinenz hatten wir uns viel zu sagen und entsprechend ging’s auch lang in Gaswerks opulentem Hinterzimmer. Zwei Drittel Concrete Lipstick sind noch in ’ner Karaokebar versumpft, Felix blieb schön brav bei uns. Der Hasu von den Peacocks war noch da und hat gerne geraucht. 

Es war sicherlich das bestbesuchte Konzert des Schweizer Touranteils und somit unterm Strich ein absolut gelungener Abend, auch wenn ich kurzfristig etwas neben der Spur war. 

Tausend Dank an Ina und das (mit) weltbeste Team vom Gasi!

Gerade mal den zweiten Suff hinter sich, da sehen unsere tapferen Recken doch noch recht frisch aus, findet ihr nicht?!

27.04. Bern – Cafete Reitschule

Was gestern noch komisch war, ist heute dafür umso besser! Zumindest wir Neat Mentals waren uns retrospektiv einig: das war heute unser bester Gig auf der Tour, vielleicht sogar ever! Die geschätzt 40 Leute wussten das mit viel Tanz und Geschrei auch zu honorieren – und das, obwohl unser guter alter Freund Flo LeBeau eines lauen Sonntags würdig eine Matinée-Show in der Cafete Reitschule auf die Beine gestellt hat. Wir also um ca. 21:00 Uhr schon durch, davor gab es aber schon den begnadet geilen Alleinunterhalter Greg Rekus aus Winnipeg, dann Concrete Lipstick sowie eine spontan eingesprungene lokale Band mit einem Sound wie einst Silverchair (sorry guys, ich hab‘ tatsächlich vergessen, wie eure Band hieß?!)

Auch Concrete Lipstick waren bestimmt zufrieden mit ihrem Gig, falls nicht, so konnten sie das trotzdem sein. Der eigentliche Star des Tages aber war Greg Rekus. Unbedingt mal Augen und Ohren aufhalten; er will in zwei Jahren wieder nach Europa kommen! 

Hoher Besuch (Tille von den Pestpocken) war auch da, der Mann hat hier inzwischen seine Base gefunden. Arbeit sei am nächsten Tag aber nicht so geil gewesen. Kein Wunder, denn der Nachteil bei so ’ner Matinée-Geschichte ist halt nun mal, dass man schon mittags um 4 anfängt zu saufen, anstatt abends gediegen. Und da bringt ja auch die beste Matinée-Idee nix, wenn danach im Laden gegenüber noch ’ne geile englische Psychedelicband abräumt (sorry, auch deren Namen habe ich vergessen!) und die Paardieee dann halt trotzdem bis in die frühen Morgenstunden geht.

Sehr geiler, sehr musikalischer Tag und dank dem geringen Aktionsradius auch was für die Faulsten unter uns. Faul war der Typ, der alle Bands in der ersten Reihe mitgenommen hat beileibe nicht. Aber aus Bern, das war der schon. Und da ist man ja gemeinhin recht gemütlich. Und deshalb auch seine postwendende Korrektur der eigenen Aussage nachts um 2: „Jetzt muss ich aber so langsam mal nach Hause laufen… Ähh! ich meine: gehen!“ Hach ja, die Situationskomik, die ihr jetzt nicht verstehen müsst. Ich hab mich jedenfalls so ziemlich zum Abschluss des Abends fast bepisst vor Lachen.

Toller Tag, toller Abend, viele nette Gespräche, ein paar Selters Medium: Bern war richtig geil! Nächster Tag noch bisschen Touriprogramm mit Greg und Flo, Pizza rein und ab dafür nach Chur.

Besten dank an Flo LeBeau und alle, die da waren!

Greg Rekus oben links, Flo LeBeau unten rechts, der Rest sind als Rockmusikanten getarnte Touristen

Greg Rekus und Pete in Bern als, als Rockmusikanten getarnte Touristen

28.04. Chur – Toms Beer Box

Heieiei, drei Stunden Fahrt heute, Wie soll das nur werden?! Stress pur hier. Ihr versteht die Spitze, oder? Und außerdem hat sich die laaange Reise mehr als gelohnt! Toms Beer Box steht auf dem Plan und der Name ist Programm. 130 verschiedene Biersorten aus aller Welt warten in sechs prall gefüllten Kühlschränken auf uns. Und der gute, nein, der beste Roger hat auch allen Ernstes vor, uns die alle einzuflößen! Oder wie er sagen würde: „zu degustieren“. 

Show ging in Ordnung und das würden die rund 15-20 anwesenden Gäste euch wahrscheinlich auch bestätigen. Das wahre Highlight des Abends sollte aber zu fortgeschrittener Stunde im so was wie dem Backstagebereich auf uns warten. Keine Ahnung wie das zustande kam, ob von langer Hand geplant, oder doch eher Zufallsprodukt? Jedenfalls landen wir, die Bands, Roger, der Käpt’n und ein stockbesoffener Berufskraftfahrer, der um 6:00 MEZ wieder auf die Strasse müsse, im eigentlichen Herzen von Toms Beer Box, nämlich Toms Beer Lager! Glückselig und umringt von tonnenweise Bier sowie verdächtigen Rauchschwaden, die in diesem Land eigentlich illegal sind, sind wir endlich mal unter uns und können ein paar nette Gespräche führen. Jedenfalls, so lange die Promillegrenze das noch zulässt. Der Rest ist wohl die geilste Aftershowparty seit Erfindung der Aftershowparty und der Roger scheint fast schon en wenig geknickt, als wir morgens um 3 das ca. 27ste Bier, das er uns da noch unbedingt degustieren wolle, ausschlagen müssen. Wir kommen aber wieder, wir müssen sogar! Schließlich hat der gute Roger den Pegelstand auf der CL/NM-Schnapsbuddel eingeritzt und diesen gilt es unbedingt und irgendwann wieder weiter zu senken.

Jetzt aber ab in die Ausnüchterungszelle im ehemaligen Stadtgefängnis, heute die wohl sauberste JuHe des Landes. Am nächsten Morgen nochmal den Roger geherzt, Hoffen und Bangen, dass der Besoffski-LKWler von letzter Nacht heute nicht zufällig unsere Route fährt und dann sowieso erst mal am Walensee ausnüchtern. Etwas befremdlich zwar, das Manöver der Schweizer Armee da direkt am Ufer, aber ansonsten jetzt genau das Richtige!

Tausend Dank an Roger für’s Degustieren und geil sein und an alle, die da waren!

Vorher! – 2mal Nachher! (Der geile Typ da in der Mitte, das ist übrigens der für uns über Nacht zur degustierenden Legende gewordene Roger!)

 

Das Chur’sche Stoßgebet, der Walensee in schön und dann noch mit Felix

29.04. Salavaux – Le Trou

Scheiße Mann! Die Strecke von gestern müssen wir ja heute wieder zurück. Und zu allem Überfluss kommt noch eine halbe Stunde on top! Ist aber alles für einen guten Zweck. Schließlich geht’s zum César ins Le Trou. Das war letztes Mal schon geil. Bis auf das eigentlich vermeidbare Spuckerle. 

Ein freudiges Wiedersehen und Hallo und erst mal rein in die gute Stube. Es scheint trotz leicht pochendem Schmerz direkt hinter der Stirn auch heute wieder ein geiler Abend zu werden. Das Le Trou ist gut voll, was in etwa 20 anwesenden Personen entspricht. Auch schön, Theo von den Mamba Bites wieder zu sehen. Zu später Stunde dann noch ein Songratequiz, das uns allerdings vor große Herausforderungen stellt. „Spiel‘ doch mal Maiden, Mann!“ Sorry, aber bei französischsprachigen Popchansons sind wir Krauts irgendwie und allesamt raus. Und als der Kenny dann noch den Bubatz und der Pete dann auch… 

Jedenfalls, heute geht’s mal ne halbe Stunde früher ins Bett, damit wir morgen auch schön fit für’n Strand sind, gell! Das Wetter weiterhin Bombe, nur der See in Salavaux ist eher was für Fische und Wasservögel. Dann halt mal nur den kleinen Zeh reingehängt und danach ab in den Süden. 

Den César geherzt. Merci beaucoup à toi, mon ami! Und weiter geht’s nach Lugano. 

Der Typ da ganz rechts, das ist der Chef: César. Und jaja, richtig! Das Häusle da im Hintergrund, das ist das Le Trou. Ich würd’s auch nicht glauben, wäre ich nicht dort gewesen!

30.04. Lugano – Bar Oops

Eigentlich ist das hier ja schon Italien. Das Flair, die Leute, das Wetter, die Landschaft. Paar Meter weiter tummeln sich doch die Tourideppen am Lago Maggiore unter exakt gleichen Bedingungen, um dann auf die Postkarte so was wie „herzliche Grüße aus Bella Italia“ schreiben zu können, in der Hoffnung, dass der/die Empfänger*In zuhause ganz schön neidisch wird, die Grüße also gar nicht so herzlich sind und die Karte auch sowieso erst im Briefkasten in Fürstenfeldbruck landet, wenn die Irmgard und der Hansi schon längst wieder ihre Büroplätze bei der örtlichen AOK-Dependance eingenommen haben, um dort zu darben und wieder fast ein Jahr auf den nächsten Jahreshöhepunkt in Bella Italia warten müssen. 

Aber: mit uns nicht! Wir bleiben brav in Bella Schweiz, auf Tuchfühlung mit dem (Stink)stiefel und feiern heute in der Bar Oops ab. Der gute Zeb, die lebende Lugano-Skateboardlegende und Besitzer dieses geilen Ladens zwar zunächst etwas skeptisch, ob wir da heute Abend seine Gäste nicht eher fernhalten, denn anlocken, wird im weiteren Verlauf des Abends auch lockerer. Leider war’s wohl aber schon so, dass der Großteil der Meute erst eintrudelt, als wir Bands schon wieder Feierabend haben. So hat er’s wohl gemeint, der gute Zeb. Sei’s drum, die die da waren, haben durchaus zwei gute Punkrockshows erleben dürfen und das auch entsprechend mit Applaus honoriert und ich glaube, auch dem Zeb hat das im Nachhinein besser gefallen, als er es am Anfang zugeben wollte. Na also! Mission completed.

Halt! Noch nicht ganz. Ist ja schließlich Urlaub und wir ziehen noch mit den Locals um die Häuser. Das Ganze auch des Nachtens in kurzen Hosen. Wäre eigentlich der Moment für die Neidpostkarte, aber Bier retten – sprich saufen – aus löchrigen Plastikbechern ist eine weitaus wichtigere und sinnstiftendere Aufgabe!

Am nächsten Tag bisschen Pizza, bisschen Gelati, bisschen Lago. Urlaub halt! Und dann ab nach Schwyz in die Kultbar Tübli

Grazie mille caro Zeb!

Luuugaaanooo, oh ooh oh ohhh!

01.05. Schwyz – Kultbar Tübli

1. Mai also und Hoshi’s Gäste sitzen schon am Nachmittag bestens gelaunt und bei Hochprozentigem und Gerstensaft in der prallen Nachmittagssonne vor der Kultbar Tübli. Na das kann ja heiter werden. Soeben erfahren, dass mein Sohnemann irgendwelche Knöpfe am Opel gedrückt hat und der jetzt in die Werkstatt muss. Da ist man einmal nicht zuhause und der Kurze ist doch auch erst 3! Ein Grund mehr also, es den Gästen hier gleich zu tun! 

Der Hoshi hatte ja schon im Vorfeld angekündigt, dass seine Bar nur Platz für ca. vier Gäste biete und die plus rund 20 weitere sind dann auch da, womit die Kultbar Tübli somit auch als überfüllt gilt. Unschlagbar die kurzen Wege von der improvisierten Bühne bis zum Zapfhahn. Trocken geht hier keiner ins Hotel. Aus irgendeinem Grund nötige ich den Hoshi auch noch via Mikrophonansage zur Herausgabe einer hochprozentigen Lokalrunde, was den guten Mann in die Enge treibt und die Gäste zum Grölen animiert. Sorry Hoshi, aber ich bilde mir auch ein, du hast das gern getan?!

Spitzenmäßiger Abend, beide Bands in so was wie Topform und jede Menge interkultureller Austausch mit den Einheimischen. Ein wirklich nettes Völkchen, diese Schweizer*Innen. Am nächsten Tag dann erst mal die Kehrseite der Medaille und ein Großteil der Gage verschwindet zugunsten eines Bagels und ’nem Kaffee pro Mann auf einem Zürch’er Nummernkonto, oder so. Jaja, schön hier… und schön teuer, aber jeden Rappen wert!

Ab zum Urnersee, der aus rein faulen Gründen das Rennen gegen all die anderen geilen Seen in der Gegend gemacht hat. Sagte ich schon, gell? Es war halt einfach Urlaub!

Dann kurz den Motor angeschmissen, um umme Ecke zu fahren. Na gut, bisschen hat’s schon gedauert, weil quer durch die Wallachei (mit atemberaubenden Aussichten) nach Langnau im Emmental.

Danke lieber Hoshi! Wir kommen gerne wieder!

So schön kann Urlaub, ähh ’ne Tour sein!

02.05. Langnau i.E. – AuWaSa

Der Simon nebst Adjutant dann auch schon etwas ungeduldig vor dem Laden rumlümmelnd. Oh oh, hoffentlich haben wir es heute mit unserem Larifari-Touriverhalten nicht überstrapaziert? So ein Stündchen zu spät passiert dann halt mal, wenn’s am Urnersee gerade so gemütlich ist. Es stellt sich aber heraus, dass alles easy ist und wir die ganze Sache gemütlich angehen lassen können. So sieht’s final auch der gute Simon

Leider sehen es aber auch viele Leute hier so und außerdem ist das Wetter einfach zu gut, um im absolut geil aufgemachten AuWaSa abzuhängen. Ganze acht(!) Leute verirren sich in die Katakomben. Die aber machen Party samt Crowdsurfen für 18, ach was sag ich, für 80! Vier Leute verirren sich zum Merch, was einer Kundenquote von 50% entspricht. Positiv formuliert und betrachtet: so ’ne gute Käufer*Innenquote hatten wir wahrlich noch nie!

und sicherlich ist diese Quote auch ein Indiz dafür, dass auch heute beide Bands auf echt hohem Niveau unterwegs sind. Darf dann auch mal so sein, am achten Tag der Tour!

So schön der Abend dann irgendwie doch war, so schnell ist er dann aber auch rum und heute kommen wir wirklich mal richtig früh ins Bett. Dieses hat der gute Simon uns in seiner richtig schicken und urigen Bude hergerichtet. Nochmal so ein bisschen Urlaub, die Nacht in so einem original Schweizer Holzhaus. Er selbst räumt das Feld, man sieht sich am nächsten Morgen und hat sich nochmal lieb, ehe es dann zur letzten Station, ins legendäre Quarterdeck zu Basel geht. Kurzer Umweg über Luzern. Ihr wisst schon, wegen dem Touriprogramm und so…

Danke, lieber Simon und liebes Team vom AuWaSa!

Heute hatte der Fotograf seinen Off-Day!

03.05. Basel – Quarterdeck

Tja, und was soll ich jetzt noch sagen? Das dürfte heute so ca. unser fünftes Gastspiel beim Mitch in seiner selbstgebauten Baywatch-Gedächtnisbude, dem Quarterdeck, direkt am Rheinufer sein. Wir wissen also nur zu gut, worauf wir uns hier einlassen – und tun es trotzdem wieder! Concrete Lipstick auch gleich ganz happy. Klar, ist halt einfach geil hier und der Mitch wird sich auch heute wieder nicht lumpen lassen.

Wir hatten wirklich eine geile Zeit, aber ich glaube, alle meine sechs Weggefährten auf dieser Safari stimmen mir zu, wenn ich behaupte, die Party heute ist einfach die beste gewesen! Mucke, Kleinstgetränke, Partypeople und morgen ist eh alles rum! Ein mehr als würdiger Abschluss für die gemeinsame Tour von Neat Mentals und Concrete Lipstick!

Schöön waart ihrr da! 

Tausend Küsse an dich, Mitch, du geiler Siach!

Aus Partygründen ist vom heutigen Abend kein Fotomaterial vorhanden. Wer aber spitzfindig genug ist, der/die hat sicherlich schon entdeckt, dass im obigen Videoclip das ein oder andere Bewegtbild aus Basel integriert ist!

Pünktlich am nächsten Morgen dann auch das erste Mal Regen seit keine Ahnung wie lang. Zeit also, nach Hause zu fahren, wie immer nach so einer Tour mit gemischten Gefühlen, weil so: „Waas? Schon rum??“. Auf jeden Fall aber mit dem Erleben einer geilen Zeit im Gepäck! 

Bleibt mir nur noch ein letztes Mal und frei nach Scooter: ABFAAAHRT!!! zu schreiben. Vielen Dank, an Concrete Lipstick für’s geil sein, an alle, die uns haben spielen lassen, uns beherbergt haben, uns bekocht und abgefüllt haben, unseren Krach ertragen haben und zum Dank dafür auch noch unseren Merch gekauft haben und an euch, werte Leserschaft, für’s Lesen…

 

 

 

 

 

 

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