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Bundestag: Zwischen Emotionen und Beschimpfungen.

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Bundestag: Zwischen Emotionen und Beschimpfungen.

Irgendwo zwischen Tragödie, Drama und Krimi bewegen sich die Ereignisse an diesem erneut denkwürdigen Tag im Bundestag. Mit einem überraschendem Ausgang am Ende.

Was war am Freitag los? Das „Zustrombegrenzungsgesetz“ der Union steht zur Abstimmung. Am Mittwoch hatte die Union mit Hilfe der AfD einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik durchgesetzt. Der Antrag hatte nur Appellcharakter, die Empörung über das Vorgehen ist dennoch groß. Zum ersten Mal gab es eine Mehrheit durch die Zustimmung der AfD. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz steht seitdem stark unter Druck. Er hatte dennoch angekündigt, am Freitag ebenfalls die Stimmen der AfD in Kauf zu nehmen.

FDP macht überraschenden Vorschlag

Der Tag beginnt mit einer großen Überraschung: Christian Dürr, FDP-Fraktionschef, macht den Vorschlag, das Gesetz zurück in den Innenausschuss zu schicken, um eine Abstimmung und eine Mehrheit durch AfD-Stimmen zu vermeiden. Die anderen Fraktionen werden davon überrumpelt. Grüne und SPD sind einverstanden. Doch ganz so leicht ist es nicht.

Im Büro von Unionsfraktionschef Merz findet sich dann am Mittag eine Runde auf Spitzenebene ein – mit den Fraktionschefinnen der Grünen, Britta Haßelmann und Katharina Dröge, SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sowie FDP-Chef Christian Lindner. Die Gespräche enden ergebnislos. Trotz weiterer intensiver Pendeldiplomatie der Fraktionsspitzen unter der Reichstagskuppel, die von einer Heerschar an Journalisten und Dutzenden Kamerateams begleitet wird, gelingt über Stunden keine Einigung.

Beratung hinter verschlossenen Türen

Hinter verschlossenen Türen wird weiter beraten, gerungen, nach einem Ausweg aus dem Dilemma gesucht. Aber die Positionen sind verfahren. Merz sagt seinen Abgeordneten in der Fraktion, die SPD wolle mit der Union nicht über eine Änderung des Gesetzes sprechen. Die Grünen auch nicht. Merz betont demnach zwar, dass die Gespräche in einer vernünftigen Atmosphäre stattgefunden hätten. Dann sagt er einen entscheidenden Satz: „Wir müssen heute entscheiden.” Deshalb werde es die Abstimmung geben. „Es liegt an uns“, ruft Merz noch. Teilnehmer berichten von langem Applaus und Standing Ovations.

Beim Verlassen des Sitzungssaals der Union blickt man in angespannte Gesichter der Abgeordneten. Wohl ist dabei nicht jedem. Wie verfahren die Lage ist, belegt auch ein Zitat von SPD-Fraktionschef Mützenich, das die Runde macht und das er laut Teilnehmern in der Sitzung der SPD-Fraktion gesagt haben soll: Friedrich Merz müsse sich entschuldigen für das gemeinsame Abstimmen mit der AfD am Mittwoch. Für Merz kommt das nicht in Frage. Alle Gespräche gescheitert.

Am Nachmittag geht es dann weiter im Bundestag. Als der SPD-Fraktionschef als Erster an das Rednerpult im Bundestag tritt, ist ihm anzusehen, wie aufgebracht er ist. Zunächst beginnt er seine Rede ruhig und mit einer Entschuldigung für die Verzögerung, weist aber zugleich die Verantwortung dafür von sich. Und dann dreht er immer mehr auf und nimmt Merz ins Visier. Der sei nicht zu Beratungen auf Augenhöhe bereit gewesen, sagt Mützenich. „Immerzu wollen Sie mit dem Kopf durch die Wand“, ruft er dem Oppositionsführer zu.

Mützenich macht noch einmal deutlich, dass seine Fraktion bereit gewesen wäre, das Zustrombegrenzungsgesetz zurück in den Innenausschuss zu überweisen. Aber nicht unter der Voraussetzung, dem dort auch zustimmen zu müssen. Der CDU-Chef wolle nur zu seinen Bedingungen verhandeln. Angesichts der Abstimmung von Mittwoch mit einer durch die AfD erreichten Mehrheit für Unionsanträge endet Mützenich dramatisch: „Der Sündenfall wird Sie für immer begleiten. Aber das Tor zur Hölle, ja, ich sage es, das Tor zur Hölle können wir noch gemeinsam schließen.“ Er bekommt stehenden Applaus von den SPD-Abgeordneten, als er zu seinem Platz zurückkehrt.

Merz: „Zusammenarbeit der CDU/CSU mit der AfD wurde konstruiert“

Dann tritt Merz nach vorne, für ihn kommt es jetzt darauf an, die Sachpolitik und das Thema Migration wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Das gelingt ihm deutlich besser als am Mittwoch, hier liegen seine stärksten Argumente. Er wirft SPD und Grünen vor, sich nicht einigen zu wollen, obwohl – im Gegensatz zu den Anträgen vom Mittwoch – nicht drinstünde, was nicht auch zumindest mit der SPD vereinbar sei. Da hat er inhaltlich nicht unrecht, aber man will sich bei Rot-Grün keine Zustimmung abpressen lassen. „Von meiner Partei aus reicht niemand der AfD die Hand“, das müsse er nüchtern klarstellen. „Es gibt keine tieferen Gräben als zwischen uns und dieser Fraktion.“ Er betont: „Diese Partei ist in großen Teilen eine rechtsextremen Partei, sie untergräbt die Demokratie.“ Er betont auch, es sei „eine Zusammenarbeit der CDU/CSU mit der AfD konstruiert worden“.

Auf eine Frage des Grünen-Chefs Felix Banaszak, ob er es ausschließe, sich mit den Stimmen der AfD zum Bundeskanzler wählen zu lassen oder eine Minderheitsregierung zu bilden, die von den Stimmen der AfD abhängig wäre, sagt Merz: „Es ist und bleibt klar, dass wir uns von dieser Fraktion hier nicht in eine Mehrheit oder in eine Bundesregierung bringen lassen.“ Bei der Union gibt es keinen, der nicht für Merz klatscht, auch für ihn stehen die Abgeordneten seiner Fraktion auf.

Emotionale und kämpferische Reden

Dann kommt es zu einem heftigen Wortgefecht zwischen Außenministerin Annalena Baerbock und dem Unions-Geschäftsführer Thorsten Frei. Die beiden werfen sich gegenseitig vor, nicht ernsthaft an Lösungen zum Thema Migration gearbeitet zu haben. Man merkt allen Rednerinnen und Rednern an, wie sehr sie die Gemengelage aufwühlt. Die Reden sind emotional und kämpferisch und es wird weiter appelliert, die Abstimmung nicht abzuhalten. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt hat Mühe, die Debatte unter Kontrolle zu halten. Dann eine weitere Überraschung bei der Abstimmung: Der Gesetzentwurf der Unionsfraktion scheitert im Bundestag. Die Regelung erhält in namentlicher Abstimmung keine Mehrheit. Man blickt in Gesichter von erschöpften Abgeordneten. War das nötig?

Am Ende bleibt: Die Gräben zwischen den demokratischen Parteien in Deutschland sind noch tiefer geworden. Wie es nach einer Bundestagswahl weiter gehen soll – diese Frage ist am Freitag offen geblieben.

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Konflikte: Bericht: Neun Soldaten bei Kämpfen in Kolumbien getötet

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Hinter dem Angriff dürfte eine Splittergruppe der Farc-Rebellen stecken. (Archivbild) Foto: Juan B Diaz/AP

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Bericht: Neun Soldaten bei Kämpfen in Kolumbien getötet






Trotz des Friedensvertrags mit der größten Guerillaorganisation kontrollieren Splittergruppen noch immer Teile Kolumbiens. In den vergangenen Wochen griffen sie gezielt Soldaten und Polizisten an.

Bei Gefechten zwischen mutmaßlichen Rebellen sind Medienberichten zufolge im Südosten von Kolumbien mindestens neun Soldaten ums Leben gekommen. Rund zehn weitere Militärs seien nach den Kämpfen im Department Guaviare von den Guerilleros verschleppt worden, berichtete der Fernsehsender RCN unter Berufung auf die Streitkräfte.

In der Region sind verschiedene Splittergruppen der ehemaligen Guerillaorganisation Farc aktiv, die den Friedensvertrag 2016 nicht mittrugen und im Untergrund blieben. Sie sind häufig in Drogenhandel, illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt. 

“Ich trage die Verantwortung für das Leben jedes jungen Menschen in den Sicherheitskräften, und ich möchte, dass sie alle gesund und munter zu ihren Familien zurückkehren. In Kolumbien sollte niemand durch die Hand eines anderen sterben”, schrieb Präsident Gustavo Petro, der als junger Mann selbst einer Rebellenorganisation angehörte, auf der Nachrichtenplattform X. “Ich setze mich dafür ein, dass keine kolumbianische Mutter jemals wieder ein totes Kind entgegennehmen muss. Dieser Schmerz, der ein nationaler Schmerz ist, muss aufhören.”

In zwei Wochen 18 tote Soldaten und Polizisten in Kolumbien

In den vergangenen zwei Wochen wurden laut einem Bericht des Rundfunksenders Caracol bei verschiedenen Angriffen in dem südamerikanischen Land insgesamt 18 Soldaten und Polizisten getötet. “Wir verurteilen aufs Schärfste die gezielte Ermordung unserer Polizei- und Militärangehörigen, die sogar angegriffen werden, wenn sie außer Dienst und wehrlos sind”, schrieb Verteidigungsminister Pedro Sánchez auf der Nachrichtenplattform X.

Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Zwar hat sich die Sicherheitslage nach dem 2016 zwischen der Regierung und der damals größten Rebellengruppe Farc geschlossenen Friedensabkommen verbessert, allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert.

dpa

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Zahl der Toten nach Explosion im Iran steigt auf 14

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Zahl der Toten nach Explosion im Iran steigt auf 14

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Fairness Agreement Reached Among Six Parties Ahead of 2025 Bundestag Elections

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Trump Advocates for Death Penalty Reinforcement Amid Biden's Policy Changes

Mon 23rd Dec, 2024

In anticipation of a potentially contentious election campaign for the Bundestag in 2025, six political parties in Germany have established a Fairness Agreement aimed at promoting respectful discourse and minimizing personal attacks during the campaign period. The parties involved in this agreement include the SPD, CDU, CSU, Greens, FDP, and the Left Party, while the AfD and BSW have opted not to participate.

The agreement comes in response to escalating tensions highlighted by recent heated exchanges regarding Chancellor Olaf Scholz’s leadership. Concerns arose over the potential for fierce confrontations during the upcoming campaign, particularly following statements made by Scholz and his CDU challenger, Friedrich Merz, which included derogatory remarks and accusations.

Under the terms of the Fairness Agreement, signatory parties have committed to avoiding personal insults and derogatory comments directed at one another, focusing instead on constructive debate. The agreement explicitly prohibits the dissemination of misinformation, affirming that parties will refrain from utilizing false information for campaign purposes, regardless of its origin.

Furthermore, the parties have vowed to maintain a peaceful atmosphere during the campaign, promising not to resort to violence against campaigners or damage competitors’ campaign materials. The protection of political posters and campaign sites is emphasized, with a clear directive against the destruction or alteration of such materials.

As part of their commitment to a fair election process, the parties have also agreed to ensure that their digital campaigning adheres to ethical standards. This includes a ban on the use of deepfake technology to misrepresent opponents’ statements and a requirement for clear identification of any content generated using artificial intelligence.

The Fairness Agreement seeks to foster an environment of accountability and transparency as parties gear up for the upcoming election. By eliminating the potential for misleading narratives and encouraging respectful competition, the signatories aim to uphold democratic principles throughout the electoral process.

As the political landscape evolves, the adherence to such agreements will play a critical role in shaping the tone and integrity of the election campaign leading up to the Bundestag elections.

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