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ASTRAL KOMPAKT – Goldader | vinyl-keks.eu

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Astral Kompakt: Stoner Rock aus dem Frischeregal

Astral Kompakt aus Köln zeigen mit ihrem neuen, ihrem zweiten Album „Goldader“, dass Stoner Rock nicht immer staubig und rau sein muss – er kann auch erhaben, atmosphärisch und vielschichtig klingen. Die rein instrumentale Band, bestehend aus Roniel Müller (Gitarre), Julian Wolff (Schlagzeug) und Marc Faßbender (Bass/Synth), verzichtet bewusst auf Gesang und stellt stattdessen die Kraft ihrer Instrumentierung in den Vordergrund. Mit einem subtileren und strukturierteren Ansatz hebt sich „Goldader“ von anderen Veröffentlichungen des Genres ab und erweitert das Repertoire des Labels Tonzonen Records mit einem eigenständigen Stil.

 

 

Musikalische Vielseitigkeit und Präzision

Astral Kompakt pendeln musikalisch zwischen Doom, Prog und Psychedelic Rock, inspiriert von Genregrößen wie Sleep und Electric Wizard. Diese Einflüsse werden jedoch durch clevere Arrangements und einen minimalistischen Ansatz gänzlich neu interpretiert. Statt in endlosen Jams oder lautem Lärm zu verweilen, legen sie höchsten Wert auf Präzision und den bewussten Einsatz von Raum, um ihre Musik klar und strukturiert zu gestalten.

Die Tracks: Von dynamisch bis atmosphärisch

Der Opener „Pirsch“ startet mit sanften, mystischen Tönen, bevor das Stück durch kantiges Riffing und rhythmische Verschiebungen sich über die Zeit von sechseinhalb Minuten entwickelt. Der Titeltrack „Goldader“ kombiniert sommerliche Indie-Vibes mit Metal-Elementen und überrascht mit Blastbeats und Tempowechseln. Fast scheint es, als ob die Gitarre immer wieder von den Mitmusikern eingefangen werden muss.

„Welwitschie“ glänzt als atmosphärisches Meisterwerk mit subtilen Polyrhythmen, das zwischen sphärischen Momenten und massiven Klangwänden pendelt. Der Song über eine Pflanze, die seit über 100 Millionen Jahren existiert, schillert in majestätischem Doom und glänzt wie der Vorgänger mit dem Spiel der Gegensätze. Wundersam verspielte Melodien bilden mit donnernden Riffs ein Ganzes.

Ein besonderes Highlight ist das zweiteilige Stück „Batavische Träne I & II“. Der erste Teil überzeugt als langsamer, schwerer Aufbau, während der zweite Teil mit intensiven Rhythmen und gesteigerter Dynamik abschließt. 

Mit „Ruin“ liefert die Band einen düsteren, doomlastigen Track, geprägt von dröhnenden Riffs und einer fast zeremoniellen Atmosphäre. Der Abschluss „Levitas“ vereint alle Elemente des Albums und schließt mit einer monumentalen Klangwand, die nachhallt und die Hörenden beeindruckt zurücklässt.

Nach knapp 40 Minuten ist das Album zu Ende und hat die Hörenden mit Sounds aus dem Prog und Stoner Rock ebenso wie mit stilistischen Elementen aus dem Metal-Genre verwöhnt. Der Mix aus Wärme und Transparenz läßt trotzdem jederzeit die Instrumente ausmachen. Es ist die ausgezeichnete Dynamik zwischen den ruhigen und lauten Passagen, die für Dramatik sorgen.

 

 

Meisterhafte Produktion für maximale Wirkung

Die Produktion von „Goldader“ durch Jan Oberg (Hidden Planet) in Berlin hebt das Album auf ein neues Niveau. Jan Oberg hat mittlerweile einen Namen in der Szene, an dem man schwer vorbeikommt. Roniel Müller und Jan Oberg kennen sich vom Hoflärm und der Berliner Olberg hat auch schon andere Kölner Bands betreut. Vor diesem Hintergrund ist es nicht so erstaunlich, dass der Sound von „Goldader“ von allererster Güte ist: klar und präzise, mit einer meisterhaften Balance zwischen Rohheit und Nuancen. So kommen sowohl die schweren Riffs als auch die feineren Details perfekt zur Geltung. Diese technische Qualität unterstützt die musikalische Vision der Band und macht das Hörerlebnis besonders intensiv.

Mutige Entscheidung: Stoner Rock ohne Gesang

Die Entscheidung von Astral Kompakt, auf Gesang zu verzichten, ist ein mutiger Schritt, der die instrumentalen Fähigkeiten der Band automatisch in den Mittelpunkt rückt. Während manche Hörer*innen vielleicht eine erzählende Stimme vermissen, bietet die Musik dennoch genug Tiefe und Struktur, um zu fesseln. Astral Kompakt beweisen, dass Stoner Rock auch ohne Vocals spannend und mitreißend sein kann.

 

 

Fazit: ein Nugget in der Stoner-Szene

„Goldader“ ist ein emotionales und vielschichtiges Werk, das Kopf und Herz gleichermaßen anspricht. Es ist komplex, ohne verkopft zu wirken, und atmosphärisch, ohne erdrückend zu sein. Es perfektioniert die Kunst, die Ausdifferenzierung und die klangliche Brutalität sehr verfeinert erscheinen zu lassen. Dabei wird die Schwere – die Heaviness – ein Teil der neuen Konversation.

Astral Kompakt schaffen ein Album, das sich durch musikalische Tiefe, Präzision und experimentelle Ansätze auszeichnet. Mit „Goldader“ etablieren sie sich endgültig als feste Größe in der deutschen Stoner-Szene und setzen neue Maßstäbe für das Genre.

Das Album ist im letzten November in zwei Varianten erschienen: 150 Stück als Label Edition in Rotgold und 350 Stück als Standard Edition in dunkelgrün (noch im Handel erhältlich). 

Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.

Lagartija Nick.

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