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Bedroom June – s/t | vinyl-keks.eu

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Sie hat es als Gitarristin in der Indieband Deep Dyed und als Studiobassistin für Shitney Beers getan, jetzt tut sie es solo. Und zwar so was von. Die Hamburger Musikerin Bedroom June veröffentlicht auf ihrer selbstbetitelten Debüt-EP vier wunderschöne Indiepop-Songs auf ihrem eigenen Label Lazy Angel Records (vertrieben von La Pochette Surprise Records). Das nenne ich mal DIY. Dabei macht dies auch selten so viel Sinn wie hier, sämtliche Zügel selbst in der Hand zu halten. Anders wären solch absolut intime Songs doch gar nicht möglich.

Als Tochter einer türkischen Gastarbeiterfamilie schreibt Bedroom June laut Pressetext u.A. über die Situation, sich im eigenen Familienverbund als „Alien“ zu fühlen. Beim Lesen von Textzeilen wie „Talking every day to the same old strangers I’ve known for so long…“ aus „Socialising To Meet The Expectations“ zeichnet ein inneres Bild das folgende Szenario: Bedroom June steht im Vakuum zwischen kultureller Tradition und „westlilchem“ Lifestyle, in welchen sie hineingeboren wurde. Das eine erlaubt das andere nicht, zum anderen fühlt sie sich aber hingezogen. Wie gesagt, meine Vorstellung, gespeist aus verschiedenen Erzählungen anderer Personen, die in vergleichbaren Kontexten verhaftet sind. Streng unter Vorbehalt also. Und dennoch (für mich zumindest) so vorstellbar. 

 

Musikalisch setzt Bedroom June derlei strenge Themen zunächst einmal äußerst gelassen um. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, sie ist im Reinen mit der Sache. Lediglich die kreischenden, fast wehleidig klingenden Gitarrenbendings in „How Much I Wanted You“ zeugen (noch) davon, dass Bedroom June ihre Themen hat(te) und der flotte, punkige und mit den geblockten Gitarren gespielte Charakter von „Distracted By You“ zeigt uns, dass sie durchaus dagegen angehen, wenn nicht gar aufbegehren will. Vielleicht würden das Wir Sind Helden in vergleichbaren Situationen ja ganz ähnlich tun, nur halt auf Deutsch?!

Ansonsten sind das aber in ihrer Grundstruktur vier wunderbar verträumt-poppige Songs, die hier auf einer einseitig bespielten, roten 12″ angeboten werden. Elektronisch und elektronisch verstärkt. Gitarren, die erden und Gitarren, die ausbrechen. Flöte und Stimme sorgen für den restlichen Zauber, der in dieser Musik steckt. Portishead hör ich da raus, Tina Dico auch, wenn sich Bedroom June im finalen „Socialising To Meet The Expectations“ on top als richtig gute Singer/Songwriterin präsentiert.

Ein aufgrund der (leider) nur vier Songs sehr kompaktes, gleichzeitig sehr vielseitiges und toll arrangiertes Musikwerk, das ich euch wärmstens ans Herz legen mag, auf dass es auch euer Herz erwärmen möge. Wie gesagt, vertrieben über La Pochette Surprise Records, erhältlich aber auch z.B. bei jpc

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