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City Speak – Holding Water

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Hier kocht der Chef persönlich. City Speak, das ist die Band, die Cornelius neben seinen Tätigkeiten als Labelbetreiber von Keep It A Secret Records und reger Konzertveranstalterei zusammen mit Anna und Doni (der kam erst etwas später dazu) zu Coronazeiten aus dem Boden gestampft hat. Ich kenn‘ den Mann bisher nur als Email-Kontakt, aber vermutlich bastelt er da selbst schon ungewollt an seinem Legendenstatus – zumindest im Rhein-Main-Gebiet – bei so viel Szenetätigkeit in und um Mainz und Wiesbaden? Ob der auch mal schlafen muss? Oder hält ihn die Ananas auf der Pizza „Bon Jovi“ („The best of friends forever. But was it meant to be? I put pineapple on pizza. Now I’m the enemy.“ – „Every Day Is A Good Day For A Pizza Bon Jovi“ – hahaha, herrlich!) vor lauter Ekelhaftigkeit dauerhaft wach? 

Geschmäcker sind jedenfalls verschieden. Und Definitionen womöglich auch. So beschreibt ein gewisser Torben Müller City Speak als eine Mischung aus „’77 Punk with a bit of TSOL„. Dem stimme ich nur bedingt zu. Für ’77 brezeln mir die Gitarren auf „Holding Water“ ein bisschen zu arg. Ich bin so frech und drehe die Uhr etwas vor, sagen wir mal nach ca. ’94/’95. Der Opener „Heavy Heart“ lässt mich so was von direkt an ein längst vergessenes FatWreck-Juwel denken: Screw 32 wussten zwischen ’92 und ’97 schon, dass man das ROCK in Punk ROCK groß schreiben kann. Guter Einstieg, der Lust auf mehr macht. 

 

„Four In, Four Out“ auf Position 2 entdeckt dank der schrägen Akkorde so ein klein wenig die Experimentierfreude. Vielleicht Beatsteaks oder so? Ihr seht schon, hier kann sich mit den Großen gemessen werden. Mit denen machen wir auch gleich munter weiter. Poppig wie Screeching Weasel und über allem hängt ein bissi fröhlicher Streetpunk-Charakter wie bei den Bouncing Souls oder den Bombshell Rocks. Das mit TSOL lassen wir dann auch noch gelten. Sollte es für den Punk Rock-Olymp dennoch nicht ganz reichen, so kann man City Speak auch absolut guten Gewissens mit meinen Freunden Concrete Lipstick aus Dresden auf die Strasse schicken.

Cool dann auch, die Wechsel von male und female Vocals in Songs wie „Daydream League“ und dem heimlichen Hit des Albums „Coffee Is Free“. Eh geil ist „Burn It Down“, der dank der starken und beinahe schon hyperventilierenden Gesangsleistung an Tilt denken lässt. Genau damit setzt der Song auch nochmal einen guten Kontrast auf dem Album. Und wo wir gerade von Kontrasten sprechen, „Doing It Wrong“ läutet leise ein und fadet leise aus, und lässt quasi Alpha/Omega-mäßig Vergleiche zu den Pixies zu. 

Heieiei, was man mit drei bis vier Akkorden doch so alles lostreten kann. An der ein oder anderen Stelle vielleicht etwas zu lang für ein Punksong-Sammelsurium (sechs der zwölf Songs überschreiten dezent bis deutlich die Drei-Minuten-Grenze), dürften City Speak mit „Holding Water“ bildlich gesprochen dennoch locker den Hügel da vorne drauf besteigen (ist schon irgend so ein 8000er, oder?). Passend dazu – und alles andere wäre auch geradezu doof – das Ice Ice Baby-Vinyl. Bereits seit so ziemlich genau einem Jahr draußen, solltet ihr mal schleunigst und ohne Umwege über steile Bergpassagen z.B. direkt bei Keep It A Secret Records nach „Holding Water“ schauen. 

 

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