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Diversity Dive #14 meets MusInclusion #33 – Total Chaos & Rumkicks & Agrotóxico

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Beim Konzert mit Bands von drei Kontinenten, waren im Publikum viele jüngere Leute mit aufgestellten Spikes und voller Punkrock-Montur. Die Mischung an Leuten war echt gut! Da waren welche mit lateinamerikanischen, asiatischen oder europäischen Wurzeln, Punks, Normalos und neben den Youngstern auch ein paar ältere Semester.  Total Chaos und Agrotóxico stehen schließlich auch schon einige Jahrzehnte auf den Bühnen dieser Welt.

Die unterschiedlichen Generationen kamen dann auch im Publikum gut zum Vorschein. Die Älteren haben sich’s gerne hinten gemütlich gemacht, die jungen Fans haben dafür vorne richtig abgetanzt! So war jedenfalls eher die Tendenz. Die Show war nicht ausverkauft, aber gut gefüllt, ohne dass es übermäßig drängelig war. Zwischen den Songs ging es teilweise ordentlich zur Sache, mit kurzen Rangeleien und Jumps von der Bühne herunter. Insgesamt war es eine spaßige Veranstaltung, die mich bestens unterhalten hat.

Am Merchandising-Stand gab’s Gelegenheit, handgefertigte Patches und andere coole handmade Artikel wie Caps und T-Shirts zu kaufen. Bei Interesse und falls ihr Instagram habt, könnt ihr hier bei Jacob vorbeischauen, der alles selbst näht.

DIY – Merch, Bild © arnica montana

Besonders die Rumkicks-Designs waren witzig cartoonmäßig und mit schrillen Farben statt dem üblichen Schwarz-Weiß-Style. Die Sängerin von Rumkicks erzählte mir, dass eine Freundin von ihr diese Designs entwirft. Es ergab sich nämlich auch die Möglichkeit, noch kurz mit den Rumkicks zu quatschen, die im Juli gerade auf ihrer Europatournee unterwegs waren. Seit vier Wochen waren sie bereits auf Tour und erzählten mir, dass sie noch etwa 16 weitere Shows vor sich hätten, bevor sie nach Hause zurückkehren könnten. Sie waren schon ziemlich erschöpft.
Aber trotz der Müdigkeit haben sie durchweg einen starken Auftritt hingelegt und dabei auch klare feministische Statements gesetzt – ein Aspekt, der mir besonders gefallen hat.

Rumkicks Merch, Bild © arnica montana

Super fand ich auch die Ansagen der Rumkicks zum Thema persönliche Grenzen. Die Aufforderung, vorher zu fragen, bevor man ihre Haare berührt, empfand ich schon ziemlich krass – schließlich wirkt es ziemlich befremdlich, dass so etwas überhaupt nötig wurde. 

Rumkicks Ansage, Bild © arnica montana

Das Konzert der Rumkicks aus Seoul, Südkorea, war eine Mischung aus purer Energie und guter Laune. Die Band sorgte mit ihrem humorvollen und mitreißenden Streetpunk und Oi für eine ausgelassene Stimmung im Publikum.

Rumkicks Konzert, Bild © arnica montana

Nach den Rumkicks traten Agrotóxico aus Brasilien auf, 1993 in São Paulo gegründet. Ihr Sound war deutlich härter, geprägt von donnernden Hardcore Beats, einem rauen Klang und intensiver musikalischer Energie. Die Bühnenshow war eher geprägt von weniger Eskapaden und Moves. Tatsächlich wirkte ihr Stil teilweise etwas monoton auf mich, dennoch schien das einige im Publikum richtig fett zu begeistern. Wer auf hartes Geknüppel und Hardcore-Punk steht, wird hier ganz sicher glücklich. Der Tanzmob hat‘s bewiesen.

Agrotoxico Konzert, Bild © arnica montana
Agrotoxico Sänger, Bild © arnica montana
Agrotoxico Gitarrist, Bild © arnica montana

Danach kam der Auftritt von Total Chaos, gegründet 1989 in Pamona Valley, Kalifornien. Die Atmosphäre war super, und die Band hat sich wirklich Mühe gegeben, den Saal zum überkochen zu bringen! Besonders der Bassist hat mit Energie-Output nicht gegeizt, ist ständig nach vorne gesprungen und ist mit seinem Bass auf den Monitoren herumgeturnt. Oft gibt es immer einen, der besonders aus sich herausgeht, in diesem Fall war es der Bassist. Außerdem gab es einen Circle Pit auf Zuruf. Die Band animierte das Publikum immer wieder zum Mitsingen und Mitmachen, was viele dann auch lauthals und sportlich getan haben. Schlussendlich kamen dann noch die Rumkicks mit auf die Bühne und rockten die Show gemeinsam mit Total Chaos. Alles in allem war es ein feiner Abend!

Total Chaos & Rumkicks, Bild © arnica montana
Total Chaos Bassist, Bild © arnica montana
Total Chaos Bassist, Bild © arnica montana
Total Chaos Sänger, Bild © arnica montana

Neben tollen Designs und einer tollen Show gab es also auch die Begegnungen abseits der Bühne: Von einem Shirt-Kauf am Merch-Stand über Gespräche mit der Sängerin und der Bassistin von Rumkicks bis hin zu einem spontanen Treffen mit Joergi, der im Fediverse einen kleinen Pixelfed-Server für Punkfotos bereitstellt. Das war eine nette Überraschung und es war schön, ihn mal persönlich kennenzulernen.

Wer nun vielleicht Bock bekommen hat, mal ins Fediverse zu schnuppern: Hier ist unser öffentlich zugänglicher Vinyl-Keks.eu Mastodon-Account. Eine vorherige Anmeldung bei Mastodon ist nicht nötig, das Aufrufen funktioniert über den Browser und wird im Gegensatz zu Meta nicht beschnitten.

Am Rande, oder besser mitten im Gewühl, habe ich dann noch Basti mit seinem Kumpel Kevin getroffen. Basti ist mit seinem Rollstuhl gekommen und hatte sogar Lust, auf ein spontanes **MusInclusion Mini-Interview** mit guten Insider-Tipps für Veranstaltungsbesucher*innen mit Rollstuhl.

Basti, Bild © arnica montana

Er ist aus Bremen hierher gezogen und hat viel überregional Konzerte besucht, wodurch er zahlreiche Locations kennenlernen konnte. Sein Favorit ist das SO36, wo er regelmäßig hingeht. Die Tickets besorgt er entweder bei KoKa36 oder Coretex; es gibt spezielle Rollitickets mit Begleitung.

Er empfiehlt dazu noch das Archiv Potsdam. Es ist selbstverwaltet, barrierefrei und bietet eine DIY-Rampe, die auch für E-Rollstühle geeignet ist. Für Veranstalter, die sich mal anschauen wollen, wie sowas geht, ist es ein hervorragendes Beispiel.

Auch der Schlachthof Wiesbaden wurde von ihm getestet und gefällt ihm sehr gut. 

Er geht ebefalls gerne ins Wild at Heart. Dort sind alle sehr engagiert, allerdings gibt es Treppen, und nur schmale Rollstühle passen durch. Daher ist es nicht für alle barrierefrei. Für diejenigen, die noch Treppen steigen können, ist es jedoch sehr schön, da alle hilfsbereit sind. 

Auch die Køpi oben ist eine tolle Location (mit Begleitung von Kevin).

Merkt euch diese Locations gleich für den nächsten Beinbruch oder einen geilen Abend für Freund:innen mit Mobilitätshilfen am Start.

**Zum Abschluss gibt’s von Basti noch ein Statement:** Stay Punk, stay real!!!!

Basti & Kevin, Bild © arnica montana

Außerdem habe ich eine Frau mit einem Begleithund getroffen. Sie sind manchmal eine wichtige Hilfe z.B. für Menschen mit mobiler Einschränkung, Sehbehinderte, Gehörlose, Zuckerkranke oder als emotionale Unterstützung bei Angstzuständen etc.

Die Vierbeiner sind manchmal eine wichtige Hilfe z.B. für Menschen mit mobiler Einschränkung, Sehbehinderte, Gehörlose, Zuckerkranke oder als emotionale Unterstützung (bei Angstzuständen etc.).

Der Hund war total entspannt in dem ganzen Gewühl – ein echter Profi! Er hatte jederzeit die Möglichkeit, unter der Absperrung zum Backstage-Bereich zu verschwinden und dem Gedränge zu entkommen. Leider wurde die Hundebesitzerin von einigen Leuten lautstark angepampt, sie solle ihren Hund gefälligst zuhause lassen. Wahrscheinlich konnten sie nicht lesen, was groß und deutlich auf dem Geschirr stand: „Servicedog“. Manchmal wäre es besser, einfach mal die Klappe zu halten und nicht irgendwelche Leute anzupöbeln, ohne ihre Situation wirklich zu kennen…

Servicedog, Bild © arnica montana

Das war heute also die volle Packung Diversity Dive mit FLINTA and Friends von vielen Kontinenten. Leitkultur: Punkrock! Ich finde besonders den Inklusions-Aspekt im SO36 und die damit verbundene Sichtbarkeit wichtig und finde es passt zu Vinyl-Keks.eu, der bei diesem Thema schon seit Jahren aktiv ist. Hier gehts zur gesamten Interview-Reihe MusInclusion. Ausserdem gibt es im Fediverse einen neuen separaten MusInclusion Account, bei Instagram wurde dieser gelöscht. Es kommen tatsächlich mehr Menschen mit Behinderungen zu Konzerten, als ich früher gedacht hätte. Oft wird das einfach ignoriert, und es wird nicht über die Barrierefreiheit vor Ort informiert. Behinderungen werden häufig getrennt behandelt. Wenn ihr mich auf dem Konzert seht und eine sichtbare oder unsichtbare Behinderung habt, sprecht mich ruhig an für ein Location Feedback zum Beispiel! Ich finde es oft spannend, mit Leuten zu plaudern und ein kleines Spontan-Interview zu führen. Dadurch lässt sich kontinuierlich ein Bewusstsein schaffen, warum und vor allem wo es gut ist. Ich freue mich schon auf das nächste Konzert im SO36 Club, Berlin!

Publikum filmt Total Chaos Show, Bild © arnica montana

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