Entertainment
For I Am – The Righteous & The Wicked
Es ist schon länge her, dass ich hier eine Band aus der Punkszene besprochen habe, dabei ist das eigentlich genau meine Musikrichtung. Es wurde also mal wieder Zeit. Umso besser, dass das belgische Quintett For I Am vor knapp einem Jahr erst neue Musik veröffentlicht hat. „The Righteous & The Wicked“ heißt das vierte Studioalbum der Belgier*innen, welches nicht nur mit einer Menge Leidenschaft und Energie, sondern vor allem auch mit einem starken politischen und sozialen Statement daherkommt.
„Power Behind the Throne“ heißt der erste Track und direkt wird klar, was einen auf dieser Platte alles erwartet. Der treibende, wenn nicht sogar mitreißende Rhythmus sowie die markanten Gitarrenriffs erzeugen eine kämpferische Energie, welche sich auf dem gesamten Album wiederfinden lässt. So auch beim zweiten Titel. „Game On“ ist noch geprägt von der Power des Openers und punktet gerade im Refrain so richtig, wo es durch die gesangliche Vielfalt von Hanne Terweduwe zum ersten Mal auch deutlich melodischer wird. Garantierte Ohrwurmgefahr.
Ab hier war ich dann auch endgültig überzeugt, dass sich hinter dieser mir bis dato noch unbekannten Band genau die Art von Musik verbirgt, die ich in der Art und Weise schon lange nicht mehr gehört hatte. Mir kamen direkt Bands wie Rise Against, Sum 41, Paramore oder auch The Pretty Reckless in den Kopf und ich war gespannt darauf, was mich auf dem Rest der Platte noch so alles erwartet.
Was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Jeder einzelne Track hat seinen ganz eigenen Charme und erzeugt eine individuelle Atmosphäre. Bemerkenswert finde ich dabei die dynamische Balance zwischen den einzelnen Songs. Mal geht es bei For I Am etwas härter zu wie zum Beispiel bei „Devil Undercover“ oder „The Storyteller’s Tale“. Und dann gibt es eben auch die ruhigeren melodischen Hymnen wie „My Little Princess“ oder „Bonnie“. Wobei „ruhig“ hier tatsächlich eher relativ ist und vor allem im Kontext zum Rest des Albums gemeint ist. Aber genau diese Dynamik macht das Album so lebhaft und sorgt definitiv für die ein oder andere Überraschung. Im Kern bleibt es immer der Skate Punk aus den frühen 2000er-Jahren gemischt mit Facetten aus ganz unterschiedlichen Bereichen.
In der Mitte des Albums nehmen For I Am das Tempo etwas heraus und präsentieren mit „Pity Party“ und anderen Tracks eine gediegenere Seite, bevor sie gegen Ende mit „Sorry For Karen So Much“ und „The Wicked Witch“ wieder härtere Töne anschlagen. Hier kommen auch mal Metal-Einflüsse zum Vorschein, die dem Album noch mehr Tiefe geben.
Die Texte sind teils politisch und gesellschaftskritisch, was dem Album eine zusätzliche Ebene verleiht. Die Band spricht Missstände an, ohne dabei den typischen For I Am-Optimismus zu verlieren. Es ist diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Lebensfreude, die das Album so besonders macht.
Auch nach mehrmaligem Hören dieser Platte war ich immer wieder positiv überrascht, was sich hier alles verbirgt. Mit 13 Songs werden auf diesem Album so einige Einflüsse vereint und zu einem Gesamtwerk verpackt, welches mich noch mal in die Hochzeiten der großen 2000er-Punkbands katapultiert hat und definitiv alles bietet, was das Punkherz höherschlagen lässt. Wem diese Zeit noch in guter Erinnerung geblieben ist, der/die sollte hier definitiv mal reinhören. Alles in allem ein tolles Album und definitiv ein Beweis dafür, dass Punkrock auch 2025 noch so einiges zu bieten hat. Veröffentlicht wurde das Album über Bearded Punk Records und wer mag, kann sein/ihr eigenes Exemplar auf Bandcamp erwerben.
Viel Spaß beim Hören!
Jan