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FRAUPAUL – Hol mir die Sterne zurück

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Zugegeben, beim Titel des ersten Full Length-Albums der Hamburgerinnen FRAUPAUL denk‘ ich zuallererst an was ganz Fürchterliches wie Schlager, denn an anständige Musik. Glücklicherweise durfte ich das sympathische Trio nicht nur schon bei einem gemeinsamen Festivalauftritt in Hessen kennen lernen, sondern es bei dieser Gelegenheit logischerweise auch live erleben und somit kann ich euch Entwarnung geben: FRAUPAUL machen KEINEN Schlager. Was aber dann? Höre ich mir die elf Stücke vom Album an, tut sich mir der alte leidvolle Gedanke auf. Für Punk zu poppig, für Pop zu punkig. Es hilft nichts, wir müssen uns „Hol mir die Sterne zurück“ etwas genauer anhören. Das hat die Platte, das haben FRAUPAUL aber auch verdient.

Klingt der Albumtitel noch nach Schmachtfetzen, so kann ich euch aber auch bezüglich der Lyrics, zum Beispiel zum kurz „Sterne“ betitelten Song Entwarnung geben. Ganz im Gegenteil. Anstatt oberflächlicher Schmonzetten, wie sie am Ballermann gerne konsumiert werden, lässt uns Texterin, Gitarristin und Sängerin Lisa auf geradezu entwaffnend intime Weise teilhaben an dem, was im Innersten ihrer Seele geschieht, was in Form dieses tollen Songs auch raus muss. FRAUPAUL schaffen es hier, per Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Augenzwinkern elf Geschichten zu erzählen, wie sie persönlicher nicht sein könnten, wie sie aber auch uns alle was angehen könnten, nein sollten. Großes Kino und der irreführende Albumtitel ist schnell wett gemacht. 

Denkt man jetzt so ein klitzekleines Bisschen in die andere Richtung, nämlich dass der Titel „Hol Mir Die Sterne Zurück“ auch aus einer anderen Welt deutschsprachiger Musik stammen könnte, so kommt man mutmaßlich dem Sound von FRAUPAUL schon quantensprungmäßig näher. Jawohl, werte Leserschaft, Popsongs, bzw. Popalben in deutscher Sprache heißen doch ganz gerne mal so oder so ähnlich. Und FRAUPAUL sind Pop. Und Rock. Basta!

 

 

 

Mein Favorit auf „Hol Mir Die Sterne Zurück“ ist direkt der Opener. „Streichholz“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie man einen guten Song schreibt und aufbaut. Quasi reif für den Duden. Die Gitarre gibt ein paar simple, molllastige Akkorde vor, der Gesang setzt ein, dann der Bass von Mary und um uns dann endgültig zum Durchdrehen zu bringen, kommt Drummerin Linda final dazu und puncht auf ihr Set ein, als gebe es kein Morgen mehr. Die Musik umrahmt nahezu perfekt den Text, der irgendwie sehr direkt und auch irgendwie durch die Seitentür kommend den aktuellen weltpolitischen Zeitgeist rund um Krieg und Rechtspopulismus zum Thema macht und auch hier eine sehr persönliche Note von Lisa angeheftet bekommt. Man bekommt direkt das Gefühl, dass FRAUPAUL für uns musizieren, für uns da sein wollen, ja uns zu einem part of it machen wollen.

Und so ist es einerseits sehr schön, dass Dackelton Records uns bereits seit dem 28.02. dieses tolle Album in ebenso toller Gatefold-Aufmachung samt bedruckter Innenhülle anbieten (am besten schaut ihr auch direkt bei Dackelton Records danach). Andererseits entfalten FRAUPAUL für mich, der ich nun beide Seiten erleben durfte, ihre wahre Kraft auf der Bühne. Ihr habt Glück! Das Trio ist äußerst eifrig unterwegs und spielt bestimmt auch demnächst in eurer Nähe. Googelt das mal. Ich würde an eurer Stelle hingehen. Vorher noch Platte reinziehen!

 

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