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GRIND – UNCONTAMINATED BY DUST OF OLD

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GRIND & Vinyl-Keks – Mehr als nur ein paar fette Riffs

GRIND und das Online-Magazin Vinyl-Keks – das ist keine einmalige Begegnung, sondern eine dauerhafte Allianz. Die Band war schon mehrfach Thema im Magazin: ob in Reviews, Interviews oder Features – GRIND sind präsent.

Doch die Verbindung geht tiefer als bloß Musikjournalismus. Zwei Menschen, eine gemeinsame Vision: René Michalski, Gitarrist von GRIND, und Nathalie Savinov, Musikerin, Aktivistin und mit Vinyl-Keks verbunden, treiben gemeinsam ein Projekt voran, das seinesgleichen sucht: MusInclusion, eine Initiative, die sich seit 2021 mit dem Thema Inklusion und Barrierefreiheit auf Konzerten beschäftigt.

MusInclusion – Wenn Musik Mauern einreißt

MusInclusion ist kein Hashtag, kein PR-Stunt – es ist ein echtes Herzensprojekt. Die Idee: Inklusion durch Musik leben. Nicht darüber reden, sondern machen. Nathalie kam der Gedanke, als sie sich fragte, ob sie mit ihrer Tochter – die mit Spina bifida lebt – überhaupt jemals auf ein Konzert gehen kann. Eine einfache Frage mit komplexer Realität. Viele Veranstaltungsorte sind für Menschen mit Behinderungen nicht oder nur eingeschränkt zugänglich, sowohl räumlich als auch strukturell. Und oft fehlt es nicht an gutem Willen, sondern an Know-how, Bereitschaft und schlicht an Sichtbarkeit der Problematik.

Zur gleichen Zeit kämpft René Michalski seinen ganz eigenen Kampf. Seit über 20 Jahren lebt er mit Multipler Sklerose. Der Rollstuhl ist für ihn längst Alltag – ebenso wie unsichtbare Einschränkungen, die man ihm auf den ersten Blick nicht ansieht. Doch auf Konzerten, stößt er immer wieder auf Barrieren: „Pragmatische Lösungen treffen oft auf strukturelle Diskriminierung. Ich bin damit nicht allein.“

Die beiden trafen im Rahmen von Nathalies Arbeit bei Vinyl-Keks aufeinander – und die Chemie stimmte sofort. Gemeinsam bringen sie seither MusInclusion voran: Radiobeiträge, öffentliche Diskussionen, inklusive Bandworkshops. Ein Highlight war der zweite Workshop im Juni 2025 in Marbach – Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung machten gemeinsam Musik, laut, roh, ehrlich. GRINDs Philosophie wurde zur gelebten Realität: Musik kennt keine Barrieren.

 

 

UNCONTAMINATED BY DUST OF OLD – Drei Songs, ein Statement

Und genau das schlägt sich auch in GRINDs neuer EP nieder: „UNCONTAMINATED BY DUST OF OLD“ ist mehr als nur ein Release. Es ist ein Spiegelbild des inneren Aufruhrs, eine Kombination aus brachialer Energie und tief persönlichem Ausdruck.

Die EP enthält zwei Stücke aus der kreativen Phase zum letzten Album „GRACE AND MISERY“:
„Raw Living“ und „Shame“ wurden 2024 bereits digital veröffentlicht, jetzt kommen sie endlich auch physisch auf Vinyl. Der dritte Track, „Capital Letters“, entstand in enger Kooperation mit Nathalie Savinov – sie schrieb den Text und performte gemeinsam mit ihrem Ehemann Alexei die zusätzlichen Vocals.

Track by Track: Wut, Liebe, Real Talk

„RAW LIVING“ beschäftigt sich mit dem Leviathan – einem Konzept von Thomas Hobbes. Der Mensch als Wolf, getrieben von Instinkten, ohne Regeln, ohne Moral. Das Stück ist ein ungeschöntes Klanggewitter, das diese düstere Welt real werden lässt.

„CAPITAL LETTERS“ schließlich ist ein roher, schonungsloser Text über das Aufwachsen mit Behinderung. Man spürt in jeder Zeile Nathalies Liebe zu ihrer Tochter – aber auch die Wut auf eine Gesellschaft, die immer noch zu oft wegschaut. Ein Song wie eine offene Wunde, aber auch ein Akt der Hoffnung und Stärke. Gänsehaut pur.

„SHAME“ geht noch tiefer: Scham – ein Gefühl, das lähmt, das uns kleinmacht. GRIND verwandeln es in einen kathartischen Sound. Es ist der Soundtrack zur inneren Zerreißprobe. 

 

 

Kunst trifft Haltung – Das physische Release

Die EP erscheint bei 7degrees Records auf Vinyl – in einer limitierten Auflage von nur 200 Stück. Das Cover-Artwork stammt von Sandra Hoitz und wurde per aufwendigem Siebdruckverfahren umgesetzt. Die Platte selbst ist einseitig gepresst – die Rückseite ziert ein edler Siebdruck des GRIND-Bandlogos. Ein Sammlerstück, das visuell genauso viel bietet wie musikalisch.

Soundtechnisch? Erste Liga. Die Platte klingt druckvoll, transparent, brutal ehrlich – genau das, was diese Songs brauchen. Die Dynamik erinnert an eine düstere Oper, ohne jemals kitschig zu wirken. Stattdessen: authentisch, roh, eindringlich.

Fazit: Mehr als Musik – ein Manifest

GRIND  bewegen sich im Fahrwasser von „GRACE AND MISERY“. Somit ist die musikalische Richtung klar: Wagemut & Purismus. Die Flensburger interpretieren das mit ihrer überladenden Kreativität, dem mutigen Überschreiten von Genregrenzen und der kontrollierten Zurücknahme bei der Technik. Von dieser Vorgehensweise profitiert die EP ebenfalls. Die beiden GRIND-Songs hätten es ohne Zweifel auf das Album geschafft. Schön, dass man diese Verlängerung auf Vinyl zu hören bekommt. 

Mit „UNCONTAMINATED BY DUST OF OLD“ beweisen GRIND einmal mehr, dass sie keine Band für die breite Masse sind – sondern für die, die zuhören wollen. Für die, die hinter die Oberfläche blicken. Für die, die Musik nicht nur konsumieren, sondern fühlen.

Und das Beste: das Release ist verknüpft mit Spendenaktion für MusInclusion. Also: Kaufen, hören, weiterdenken.

GRIND liefern Sound mit Seele – und Haltung, die bleibt.

 

 

Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis. Lagartija Nick.

 

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