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Idlewild – Idlewild | vinyl-keks.eu
30 Jahre Band und immer noch so frisch? Nach sechs Jahren langen Wartens sind die schottischen Indie-Rocker Idlewild zurück und beschenken sich selbst, aber auch uns zum runden Geburtstag mit ihrem zehnten Studioalbum. Keines der neun vorherigen hätte treffender selbstbetitelt sein können. Vielmehr führen Idlewild hier zusammen, was sie sich über 30 Jahre hinweg selbst erarbeitet haben, wofür sie seit 30 Jahren stehen, was sie nach 30 Jahren immer noch auszeichnet und zu dieser bemerkenswerten Band im Indiekosmos macht.
Metaphorisch betrachtet kann man Idlewild mit dem Leben eines/einer Dreißigjährigen vergleichen. In den jungen Jahren erprobt sich ein Mensch, entwickelt und entdeckt seine Fähigkeiten und Interessen, lässt in der Pubertät dann die Sau raus, begehrt auf, definiert sich selbst. Womöglich entwickelt er dann folgend eine gewisse Ernsthaftigkeit, ergo findet sich im Ernst des Lebens wieder, geht studieren, dann arbeiten, gründet eine Familie und schafft dieser ein Heim. Die Prioritäten ändern sich. Und mit ihr der Tagesablauf, ja der Ablauf des ganzen Lebens. Er/sie ist nun 30 und das Leben ist wahrscheinlich ein anderes geworden.
Idlewild waren wild in ihren Anfangstagen. Sie haben sich entwickelt und ausprobiert, haben Neues für sich entdeckt, vielleicht Altes wieder verworfen. Sie haben es ins Vorprogramm von U2 und Pearl Jam geschafft, haben die Welt (für sich) entdeckt. Und nun bieten sie uns „Idlewild“, ein Album, welches die Quintessenz des bisherigen „Lebens“ der Band darstellt. Ein Rückblick auf das bisherige Dasein, gleichzeitig womöglich ein Blick in die Zukunft der Band.
„Stay Out Of Place“ eröffnet wild, laut und ungestüm. Hallo wach! Bevor der Song melancholischer, nachdenklicher wird. Dabei dieses feine Gespür für Melodien, auch ohne großen Zauber. „Like I Had Before“ könnte dafür sorgen, dass Idlewild es auch noch ins Vorprogramm von The Cure schaffen werden. „The Mirror Still“ schafft’s dann in das von Placebo. Aber eigentlich müssen Idlewild eh niemandens Vorband mehr sein, sind sie doch längst etabliert.
„Make It Happen“ eröffnet die B-Seite dann ähnlich krachend wie „Stay Out Of Place“ vorhin die A-Seite. Mit seiner angegrungten Fender Gitarre gefällt mir persönlich dieser Song am besten. Ansonsten feinste Rockmusik, die auch den Popfaktor nicht vernachlässigt und sich am Ende von „End With Sunrise“ zum Finale Grande aufputscht.
„Idlewild“ ist das Werk einer Band, die mitten im Leben steht. Gefestigt, selbstbewusst und erfahren. Und wenn der Promozettel dann davon spricht, dass „Idlewild“ die Neugier von „Kids, die sich für Fugazi und R.E.M. begeistern“, wecken könne, dann möchte ich dem ebenfalls zustimmen. Ich setz‘ auch gern noch einen oben drauf und stelle die Frage in den Raum, ob die Affinität zwischen den Artworks von „Idlewild“ und Hüsker Dü’s Meisterwerk „Warehouse: Songs And Stories“ nun Zufall ist, oder eher doch nicht. Findet es bitte selber raus und schreibt uns eure Meinung!
„Idlewild“ ist seit dem 3. Oktober auf V2 Records und auf schwarzem oder blauem Vinyl z.B. bei jpc erhältlich.