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Ink Bomb – Saudade | vinyl-keks.eu
7 Seconds! Ganz klar. Diese lebensbejahenden Oh Oh Oh’s, die Drums voll auf die Zwölf, die simplen Akkorde, die ohne was Besonderes können zu müssen in die fröhliche Stimmung mit einstimmen. So mein erster Gedanke schon nach wenigen Sekunden des Openers „Pressure Cooker“. Da ich aber noch nicht komplett verblödet bin und deshalb weiß, was ich da aufgelegt habe, sind es eben nicht die (womöglich immer noch) aktiven HC-Legenden aus Reno, sondern Ink Bomb aus Nijmegen mit ihrem bereits im April 2024 (keine Ahnung, warum die Platte erst jetzt bei uns gelandet ist?!) unter der Schirmherrschaft von Keep It A Secret Records und Horn & Hoof Records veröffentlichten, zweiten Full Length-Album „Saudade“.
Deutlich düstere Töne schlägt „Human Remains“ an zweiter Stelle an und erst jetzt fällt mir die Stimmverwandtschaft von Ink Bomb’s Sänger Joost Hoedemaeckers und Dicky Barrett von den Mighty Mighty Bosstones auf. Den fand‘ ich ja schon immer klasse und so find‘ ich auch seinen holländischen Zwillingsbruder. Und das ist dann wohl Psychologie, oder Voodoo oder so, denn von nun an bleibe ich gedanklich bei den Bosstones hängen, obwohl Ink Bomb – zwar Punk – musikalisch doch ganz anders sind. Nach Kalifornien gehören die jedenfalls eher, denn nach Massachusetts.
Auch wenn ich mit mir selbst noch nicht so ganz im Reinen bin, ob ich diesen wiedererstarkten Melodycore-Hype einfach so mittragen will, sind Ink Bomb auf jeden Fall eine der besseren „neuen“ Bands dieses Genres. Wohl auch, weil sie teilweise fast schon atonale, auf jeden Fall aber sehr interessante Gitarrenparts in ihren Sound einfließen lassen, wie z.B. bei „Frankenstein“. Na gut, klar. Bei dem Titel.
Beeindruckend dann „Sum Of All Parts“. Wie schnell kann man eine Gitarre eigentlich anschlagen?? Da wird ja selbst Riffmaster Hetfield neidisch. Dann der für mich beste Song des Albums, „Get Your Kicks“. Bester Song deshalb, weil er mutmaßlich all das unter einen Hut bringt, wofür Ink Bomb stehen (wollen). Ein No Use For A Name-Gedächtnisriff als Grundlage, schöne Chöre und Singalongs und so ein klitzeklein wenig B-Movie Horrorfilm-Feeling.
Und nun zur Kehrseite der Medaille. „Count To Ten“ wird mit Akuklampfe vorgetragen. Sorry, aber das wirkt auf mich leider zu pathetisch und deswegen überflüssig. Bisher hat die Platte doch ganz gut funktioniert. Aber klar, ich versteh‘ das schon. Schließlich haben doch all die Joey Cape’s, Tony Sly’s (R.I.P.) und Chuck Ragan’s dieser Welt das irgendwann auch mal so gemacht. Wem auch immer sei Dank, kommt mit „Make It Rain“ nochmal ein versöhnlicher Abschluss, zeigt der Song doch nochmal all die auf „Saudade“ kennengelernten Markenzeichen von Ink Bomb in Bravour.
Das Artwork. Na ja, das üben wir nochmal, oder? Geht künstlerisch bestimmt anspruchsvoller und passt für mich stilistisch auch nicht so wirklich zum Inhalt. Ihr wisst ja: das Auge isst mit. Letztlich geht’s aber um’s satt sein und dafür sorgen Ink Bomb auch! Auch ohne Beilagen, dafür aber auf blauem Vinyl und 45rpm. Kuckt wohl am besten bei Keep It A Secret Records nach eurem Exemplar, falls nicht eh schon geschehen.