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John Butler – Prism | vinyl-keks.eu
John Butler zählt seit vielen Jahren zur festen Größe im Folk-/Roots-Bereich. Er startete als Straßenmusiker, gründete später das John Butler Trio, welches mir zwar namentlich ein Begriff war, aber ich nie wirklich wahrgenommen habe und hat sich durch handwerklich sichere Gitarrenarbeit, seine grandiosen Live-Performances und emotionale Texte einen Namen gemacht. Er betreibt sein eigenes Label Jarrah Records, auf dem „PRISM“ auch veröffentlicht wurde und in seiner Musik finden sich neben den gitarristischen Fähigkeiten auch Interesse an Themen wie Umwelt und soziales Engagement.
„PRISM“ ist sein aktuelles Solo-Album und der dritte Teil eines größeren Vier-Jahreszeiten-Projekts. Anders als viele früheren Veröffentlichungen wendet er sich stärker nach innen: Er verarbeitet Verlust, Umbrüche und Selbstreflexion. Die Entscheidung, nicht nur als Trio, sondern mehr als Einzelperson aufzutreten, unterstreicht diese persönlichere Ausrichtung.
Das Album beginnt mit „Going Solo“, einem Titel, der schon im Namen signalisiert, worum es geht: Soloarbeit, Eigenständigkeit. Gleich danach folgt „King of California“, ein Lied, das die Komplexität einer längeren Partnerschaft reflektiert — nicht romantisierend, sondern mit Augen für Kompromisse und Wachstum. Beide Songs offenbaren die klare Stimme von John Butler und eine Produktion, die modern, aber nicht überladen wirkt. Bei Tracks wie „Gets No Better“ und „The Way Back“ zeigt John Butler, dass er auch bei längeren Songs die Spannung halten kann: Beide Lieder öffnen Räume, in denen Gitarre und Rhythmus sich verweben und schaffen einen gewissen Drive, der über denselben folkigen Rahmen hinausgeht. „Doing Just Fine“ gehört ebenso dazu und bietet einen Moment, in dem John Butler nicht auf große Effekte setzt, sondern auf ruhige Reflexion.
Die Ballade „So Sorry“ arbeitet mit Texten über Reue und über das, was zurückbleibt, wenn man sich verändert oder Fehler gemacht hat. In „Hand In Mine“ findet man ein Gefühl von Vertrautheit, fast wie eine Geste des Festhaltens, während „Trippin On You“ leichter wirkt, sonniger — ein Liebeslied mit Honky-Tonk-Schlag, das aber nicht naiv ist.
Bei „Outta My Head“ stellt John Butler gesellschaftliche Themen direkt zur Debatte — Fake News und post-truth spielen eine Rolle, der Song ist lauter, fordernder. „Let Yourself Go“ ist einer der längeren, emotional intensiveren Tracks: Hier verarbeitet er persönliche Verluste und lädt zum Loslassen ein. Den Abschluss bildet „Wings To Fly“, ein Stück, das sowohl Hoffnung vermittelt als auch eine kritische Sicht auf die Welt nicht verschweigt.
In der Gesamtbetrachtung ist „PRISM“ kein Durchbruch, aber ein solides Album mit klarer Handschrift. Für Fans von John Butler bietet es genug Vertrautes und neue Klangfarben, um gefallen zu können. Wer Entwicklung und Gefühle in Musik schätzt, wird hier einiges finden; wer hingegen radikale Neuerungen sucht, könnte mit einigen Songs unzufrieden sein.
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JOHN BUTLER – PRISM
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!