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Ogrom Circus – The World Barely Makes A Sound
Nach einem A**** voll Single-Releases war es im August endlich so weit und das Psychedelic-Pop-Quintett Ogrom Circus aus Berlin veröffentlichte seinen ersten Longplayer „The World Barely Makes A Sound“ auf Dynamite Platten. Aufgenommen wurden die Songs in zwei Live-Sessions auf einer Tascam Bandmaschine aus den ’90ern. Alles andere wäre auch komisch gewesen und selbst eine Bandmaschine aus den ’90ern scheint fast noch zu jung zu sein, hört man sich den Sound der Band zwischen Beatmusik, Psychedelic Rock, Herz-Schmerz-Blues und Pop an.
Der Opener und Quasi-Instrumental-Song „Synth Major“ macht seinem Namen wahrlich alle Ehre. Ein wunderbar melodiös wabernder Synthieteppich erinnert mich an die Turntable Rockers (also an was eher Untypisches im Vergleich zu Ogrom Circus) und bildet die Grundlage für das, was dann als Beatmusik mit Gitarrentwäng und dazu synchronen Chören zu hören ist. Vielleicht die Beatles zu ihren psychedelischen Zeiten? Selbst wenn nicht, als Überleitung zum anderen Sound auf „The World Barely Makes A Sound“ taugt der Vergleich allemal. Der lässt sich dann am treffendsten mit den Worten „Psychedelic“ und „Pop“ zusammenfassen.
Und dass sich Musik für Spezialist*Innen und Mainstream-Fans nicht gegenseitig ausschließen muss, beweisen Ogrom Circus hier auf eindrucksvolle Weise. Vielmehr schlagen sie einen spannenden, weil ungewöhnlichen Spagat zwischen dem Soundtrack eures LSD-Trips und dem Vormittagsprogramm auf SWR 1. Gitarrenpop zwischen Chris Isaak und Edwyn Collins wie in „Ancient Bed“ oder „We Were Tonight“ trifft auf Hippietum und Orgel. Und dann ist da noch der Blues. Der ist nicht nur stimmungsmäßig vorhanden, sondern zeigt sich vor allem in den intelligent eingestreuten Gitarrensoli wie in „Silence Around“. Sicherlich nicht ganz so ausufernd, aber dennoch in Richtung schnulzigem Garry Moore gehen die. Und bevor hier ein böser Verdacht aufkommen sollte: ich liebe den schnulzigen Garry Moore!
Was oben mit „dem Namen alle Ehre machen“ beschrieben wurde, findet auf „I Felt So Happy“ nur mit ganz viel Fantasie Anwendung. Es sei denn, ihr geht zum Lachen in den Keller. Der Titel ist im Vergleich zur Musik allenfalls als Sarkasmus oder so was zu verstehen. Leider liegen der Platte keine Texte bei, sonst könnte ich euch eventuell ein paar klärende Worte bieten. Jedenfalls weht hier viel zu viel Herzweh durch die Boxen, um sich so richtig happy zu fühlen. Deshalb wohl die Vergangenheit im Titel und außerdem ist auch hier so eine feine, kaum wahrnehmbare und doch vorhandene Popnote mit eingeflochten, die auch in schlechten Zeiten bewirken kann, wenigstens den Takt mitzuwippen.
Schöne Songs sind das allesamt. Zwar nur sieben davon und beim nächsten Mal, liebe Ogrom Circus, dürfen es auch gerne ein paar mehr sein, aber wir lassen das mal als „ganzes“ Album durchgehen. Dieses wiederum ist auf gerade einmal schlappe 100 handnummerierte Stück limitiert und wurde auf Recycling-Vinyl gepresst. „Produkt klimaneutral durch CO₂-Ausgleich“ steht da hinten drauf. Auch das lassen wir jetzt mal so durchgehen. Ihr könnt die Platte aber dank ihres großartigen Inhalts so oder so ohne schlechtes Gewissen kaufen. Am besten wohl direkt bei Dynamite Platten. Viel Spaß!