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Point Of No Return – The Language Of Refusal

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Totgesagte leben länger. Klingt irgendwie morbide, der Spruch, ist doch aber eigentlich durch und durch positiv gemeint. Sie leben noch, Point Of No Return aus São Paulo. Tatsächlich erschien 2024 via Refuse Records nach rund 22 (!) Jahren ein neues Album der Band, die Wikipedia igitterweise als Metalcore führt. „The Language Of Refusal“ heißt das gute Stück und ja, es hat zwei, drei Durchläufe gedauert, bis die Platte bei mir gezündet hat. Da kann man mal sehen, was für Folgen eine solch fatale Fehlbeschreibung haben kann. Bei Metalcore dreht sich dem ollen Riedinger nämlich für gewöhnlich der Magen rum und somit ging ich da zunächst mit der Angst vor Brechreiz ran.

„The Language Of Refusal“ ist aber viel, viel mehr als Metalcore. Hab aber eben ein paar Runden gebraucht, um das zu realisieren. Klar sind da entsprechende abstoßende Elemente drin, die wiederum die Windmühlen vor den Bühnen dieser Welt ordentlich zum Rotieren bringen könnten. Point Of No Return können aber auch ganz gut: Death Metal, Old School-HC, uralt Thrashmetal (da geht mir das Herz am meisten auf) und irgendwie auch ein bisschen Grindcore. Alter Lachs! Sind die gut!

„Sind die nicht aus Brasilien? Da kennen die doch bestimmt auch Sepultura?“ „Klar, Mann! Sepultura kennt man aber auch außerhalb Brasiliens überall!“ Aber ja, sicherlich ist der wohl größte musikalische Exportschlager des Landes auch auf „The Language Of Refusal“ rauszuhören. „Guile“ zum Beispiel klingt wie eine Mischung aus Sepultura zu „Arise“-Zeiten und Biohazard. Ha! Da habt ihr’s! Ist doch beides viel zu alt für Metalcore!

 

Und noch viel mehr steckt da drin. Ich höre das (an)klagende Element eines Ice T’s im Zuge seiner Tätigkeit bei Body Count samt deren musikalischer Herangehensweise in richtig harten Momenten heraus. Kein Wunder, sind Point Of No Return schließlich eine Vegan Straight Edge-Band. Dass da – frech formuliert – auch gepöbelt wird, bedarf eigentlich nicht unbedingt einer extra Erwähnung. Jede Menge Chuck Schuldiner (R.I.P., Death) Gedächtnisriffs sind auch verbastelt. Das sind dann übrigens neben den Thrash-Bausteinen, gemixt aus dem Schmutz von Whiplash und dem Terror von, na wem wohl, von Slayer, die geilsten Momente auf dieser geilen Platte. Ihr seht schon, Point Of No Return bieten so ziemlich alles, was fies, verzerrt und irrsinnig schnell ist. Geballer at it’s best!

Doch nicht die stilistische Vielfalt finde ich das beachtenswerteste, sondern die Kompaktheit der Platte. Dazu muss man wissen – und  so steht’s auch auf dem beiliegenden Inlay beschrieben – dass die Songs bereits zwischen 2002 und 2005 geschrieben wurden und sich die einzelnen Aufnahmen von „The Language Of Refusal“ auf die Jahre 2017 und 2024 verteilt haben. ich mein, ich wüsste heute nicht mehr, was ich mir vor 20 Jahren bei gedacht habe, hätte ich damals einen Song geschrieben. Point Of No Return aber treten hier auf, als wären sie erst gestern gemeinsam im Studio gewesen, mit dem festen Vorhaben, euch mächtig Feuer unterm Allerwertesten zu machen. 

Gute bis sehr gute Platte und für meine Begriffe glücklicherweise (relativ) weit entfernt von Killswitch Engage oder Hatebreed und sehr viel näher dran an den oben genannten Referenzen. Schaut mal bei Refuse Records, sicherlich aber auch bei gut sortierten Plattenläden in eurer Gegend nach. A propos Gegend: solltet ihr in oder um Berlin leben, so gehört ihr zu den Glücklichen, die von Point Of No Return’s Europatour im Oktober gestreift werden, nämlich am 15.10. in der Neuen Zukunft. Ich würd‘ ja hingehen, aber…  

 

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