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SCHOOL OF X – Seventh Heaven
Ein Album voller sanfter Melancholie
Das Cover von SCHOOL OF X aktuellem „Seventh Heaven“ könnte eine kraftvolle, moderne Rock-Explosion erwarten lassen – doch stattdessen entfaltet sich ein Album voller zarter, träumerischer Klänge. SCHOOL OF X, das Projekt des dänischen Musikers Rasmus Littauer, taucht ein, in eine betörende Welt aus sanften Akustikgitarren, schimmernden elektronischen Nuancen und seiner melancholisch-samtigen Stimme. Jeder Song fühlt sich an wie eine sanfte Brise, die durch ein warmes, verregnetes Fenster weht.
Musikalische Vielfalt mit einem roten Faden
Auch wenn einige Songs wie „Where Is The Magic“ mit etwas mehr Schwung daherkommen, bleibt die melancholische Grundstimmung stets erhalten. Ein besonderes Highlight ist „Angel“, ein inniges Duett mit Helena Gao das durch schlichte, schillernde Klänge besticht und fast schwerelos wirkt. Ein anderer spannender Moment ist „Few Changes“, das sich zunächst verträumt gibt, bevor Noah Carter mit seinem Sprechgesang für einen kraftvollen Kontrast sorgt.
Ein musikalischer Ausreißer ist die erste Single „Caroline“, die mit ihrem lebendigen Indie-Rock-Pop-Stil aus dem Albumrahmen fällt. Doch Littauers unverwechselbare Stimme hält alles zusammen. Besonders faszinierend sind die Stücke, in denen sich SCHOOL OF X auf analoge Instrumente konzentriert – etwa in „Takes Some Time“, das mit sanften Gitarren, perlenden Percussions und einem Hauch karibischer Leichtigkeit bezaubert.
Neustart nach einer kreativen Krise
Nach zwei veröffentlichten Alben geriet Rasmus Littauer, das einstige Juwel der Kopenhagener Underground-Szene, in eine kreative Sackgasse. Um sich nicht zu wiederholen, verwarf er bereits geschriebenes Material und entschied sich für einen radikalen Neuanfang. Nachdem Littauer fünf Wochen in Palermo verbracht hatte, entschloss er sich, das bereits fertige Material komplett zu verwerfen und neu anzufangen. Er holte mit Søren Buhl Lassen einen neuen Produzenten ins Boot, ließ sich von einer Live-Band begleiten und suchte bewusst nach mehr Spontaneität in seiner Musik. „Seventh Heaven“ markiert einen wichtigen Wendepunkt in der Karriere von SCHOOL OF X.
Auch thematisch ist „Seventh Heaven“ ein Neuanfang: Das Album befasst sich mit der Frage, ob vollkommenes Glück überhaupt existiert und wie es zu erreichen ist. Diese Sehnsucht zieht sich durch viele der Songs, mal euphorisch, mal nachdenklich, aber stets mit emotionaler Tiefe.
Die Schlüsseltracks des Albums
Ein herausragendes Beispiel für Littauers neue musikalische Herangehensweise ist „Bad Design“. Die Kombination aus locker gezupfter Gitarre und einem Hip-Hop-inspirierten Beat verleiht dem Song eine unerwartete Frische. Littauer reflektiert über die Vergänglichkeit schöner Momente, während ein aufbrausender Refrain diese Erkenntnis noch verstärkt.
„Few Changes“ beginnt mit sanften, fast ätherischen Klängen, bevor NOAH CARTER mit seinem Rap-Part das Tempo anzieht und dem Song eine zweite, energetischere Ebene verleiht. HELENA GAO sorgt mit „Angel“ für einen weiteren Höhepunkt, indem sie sich mit Littauer zu einem schwebenden, fast märchenhaften Duett verbindet. „Bleak House“ setzt auf eine federleichte Instrumentierung und eine späte Bass-Einführung, die dem Song eine fast hypnotische Qualität verleiht.
Im Kontrast dazu steht das ausgelassene „Caroline“, das mit einem an Darkwave erinnernden pulsierenden Beat beginnt und sich in einen bittersüssen alt-pop Track mit ordentlichem Tempo wandelt. Sich Hals über Kopf in jemanden verlieben, der/die einem das Herz bricht und plötzlich komplett im eigenen Leben fehlt – davon handelt der Song. Er thematisiert das herzzerreisende Gefühl, eine geliebte Person mit jemand anderem zu sehen und malt dabei eine düstere Szene mit starkem Regen und goldenem Mondlicht. Romantik pur.
Den siebten Himmel für einen Augenblick berühren
Mit „Seventh Heaven“ wagt SCHOOL OF X eine behutsame, aber wirkungsvolle Weiterentwicklung. Das Album wirkt luftiger, verspielter und experimenteller als seine Vorgänger, ohne den charakteristischen Sound zu verlieren. Littauer jongliert meisterhaft mit großen Ideen, kleinen musikalischen Juwelen und der ständigen Suche nach dem perfekten Moment.
Das Album gibt es rezeptfrei und vertreibt verlässlich schlechte Laune und Gedanken. Daher sollte dieses musikalische Arzneimittel in keinem Medizinschrank fehlen. Negative Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten, obwohl ein gewisser Suchtfaktor besteht.
Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.
Lagartija Nick.