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Julia Bassenger – Schuhfabrik bleibt!
Julia Bassengers Debüt „Schuhfabrik bleibt!“, herausgekommen bei Glitzer & Grind, ist kein gewöhnlicher Roman – es ist ein sprachgewaltiges, schonungsloses und oft komisch-abgründiges Porträt einer Welt, die in der Literatur oft übersehen wird: Die der Wiener Subkultur, der Hausbesetzer*innen, Musiker*innen, Queers, Verletzten und Widerständigen.
Im Zentrum steht Marianne, eine junge Frau, die sich aus der toxischen Umklammerung ihrer Familie in Dornkirchen befreit. Der Ort ist kleinbürgerlich, konservativ, voller unausgesprochener Gewalt und Tabus. In Wien, genauer gesagt in der „Schuhfabrik“, einer besetzten Kulturstätte, sucht sie nicht nur Zuflucht, sondern auch eine neue Identität.
Der dreihundertseitige Roman lebt von seinen Figuren. Klaus, Mariannes Bruder, ist drogensüchtig, aggressiv – und steht als Symbol für die Schatten, die sich nicht einfach abschütteln lassen. Dimitri, ein stiller Künstler, trägt eine dunkle Wahrheit aus der Vergangenheit in sich. Glautsch (auch als Dösi bekannt), Frontfrau der Band Kotzfleck, steht zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit – besonders im Zusammenspiel mit dem impulsiven Tom, der an den eigenen Emotionen scheitert. Doris, die Sexarbeiterin, träumt mit klarem Blick und wachem Geist vom Aufbau eines Fair-Trade-Bordells – eine Utopie der Würde und Selbstbestimmung im Schatten patriarchaler Strukturen.
Was „Schuhfabrik bleibt!“ so besonders macht, ist neben der Vielstimmigkeit der Figuren die Sprache selbst. Immer wieder fließen österreichische Dialektausdrücke ein – kraftvoll, pointiert, oft scharfzüngig. Man fühlt sich sofort in einen Proberaum, eine WG-Küche oder ein besetztes Haus in Wien versetzt. Ich erwischte mich auch oft dabei, das ich beim Lesen den österreichischen Dialekt in mich hinein gesprochen habe, als sei ich selbst der Österreicher.
Julia Bassenger schreibt nah an der gesprochenen Realität, unverstellt, rotzig und poetisch zugleich. Dabei verliert sie nie die Haltung – auch dort, wo es weh tut.
Skurrile Elemente wie die blaue Punkratte Lenin oder der entrückte Peter Fanta sorgen für surreale Unterbrechungen im Realismus, die aber niemals beliebig wirken. Sie sind Ausdruck einer Überlebensstrategie in einer Welt, in der sich Realität oft nur mit einer Portion Wahnsinn ertragen lässt.
„Schuhfabrik bleibt!“ ist ein Roman über Ausbrüche, Zusammenbrüche und Aufbrüche – ehrlich, wild, feministisch, solidarisch. Er erzählt von einer Gesellschaft, die kaputt ist, und von Menschen, die trotzdem weiterleben, lieben, streiten und träumen. Ein mutiger literarischer Erstling – geschrieben mit Haltung, Herz und Haltung. Mir persönlich war es oftmals manchmal etwas zu durchgedreht, dann ist in der Geschichte aber wieder was passiert, was dem Wahnsinn entgegengewirkt hat. Das Buch ist ein Auf und Ab und letztendlich war ich froh, es auch irgendwann mal gelesen zu haben, nachdem ich hier und da das Buch nur noch in die Ecke fliegen lassen wollte.
Erwerben könnt ihr das Buch in jedem gut sortierten Buchhandel – ISBN-10: 3950567909 / ISBN-13: 978-3950567908.
Auch wird es eine kleine Sonderauflage von 100 Stück geben, mit Siebdruck-Schutzumschlag, schwarzem Farbschnitt und blauem Leseband. Diese sind aber ausschließlich per Mail an Glitzer & Grind oder bei den Buchpräsentationen erhältlich. Ansonsten lasst euch das Buch gerne bestellen oder schenken!
Wo es Buchpräsentationen gibt, erfahrt ihr hier.
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!